Wolfram Jehne (* 15. Februar 1926 in Berlin; † 9. Juni 2018)[1] war ein deutscher Mathematiker, der sich mit Algebraischer Zahlentheorie befasste. Er war Professor an der Universität zu Köln.

Wolfram Jehne, Erlangen 1976

Leben Bearbeiten

Jehne studierte bei Helmut Hasse an der Humboldt-Universität Berlin.[2] Als Hasse 1950 nach Hamburg ging, folgte er ihm wie viele andere Hasse-Schüler auch. In seiner Diplomarbeit von 1952,[3] löste er ein von Hasse gestelltes Problem zur Charakterisierung abelscher Erweiterungen von Zahlkörpern durch Elemente der Kohomologiegruppe der zur Erweiterung gehörigen Galoisgruppe. Jehne löste den globalen Fall (wie auch unabhängig Gerhard Hochschild, Tadashi Nakayama),[4][5] für p-adische Zahlkörper, also den lokalen Fall, wurde das schon von Igor Schafarewitsch 1949 gelöst, was aber im Hasse-Umkreis damals nicht bekannt war. 1954 wurde er bei Hasse in Hamburg promoviert (Zur modernen Klassenkörpertheorie).[6] Für die Neuauflage der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften bei Teubner gab er 1953 mit Hasse den Teilband Algebraische Zahlentheorie von Philipp Furtwängler in bearbeiteter Form heraus. Im Umkreis von Hasse galt er damals als Experte für die damals neuen kohomologischen Methoden in der Klassenkörpertheorie. 1958/59 war er am Institute for Advanced Study (auf Empfehlung von Emil Artin, den Hasse darum bat).[7] Von 1965 bis 1991 lehrte er dann als Professor an der Kölner Universität.

Er war unter anderem Ko-Autor eines Buches über die Mathematik von Sudoku. Der Althistoriker Martin Jehne ist sein Sohn.

Schriften Bearbeiten

  • Zur modernen Klassenkörpertheorie, Sitzungsberichte Deutsche Akad. Wiss. Berlin, Nr. 3, 1954
  • Die Struktur der symplektischen Gruppe über lokalen und dedekindschen Ringen, Sitzungsberichte Heidelberger Akademie der Wissenschaften 1964
  • mit Gabriele Dankert, Arnt Volkenborn: Seminar p-adische Funktionentheorie, Universität zu Köln 1967
  • On knots in algebraic number theory, J. Reine Angew. Math., Band 311/312, 1979, 214–254,[8]Online
  • mit Herbert Wingen: Eine mathematische Theorie der Sudokus, De Gruyter 2013

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Todesanzeige vom 16. Juni 2018, Zeitungsgruppe Köln
  2. Jehne berichtet über die Zeit bei Hasse in Berlin in Wolfram Jehne, Erich Lamprecht: Helmut Hasse and Hermann Ludwig Schmid and their students in Berlin, in: Begehr u. a. Mathematics in Berlin 1998, S. 143–149
  3. Jehne, Idelklassenfaktorensysteme und verallgemeinerte Theorie der verschränkten Produkte, Abh. Math. Sem. Universität Hamburg, Band 18, 1952, S. 70–98
  4. Hochschild, Nakayama Cohomology in class field theory, Annals of Mathematics, Serie 2, Band 55, 1952, S. 348–366
  5. Helmut Koch, The history of the theorem of Shafarevich in the theory of class formations, in Miyake, Class field theory - its centenary and prospect, Tokio: Mathematical Society of Japan, Adv. Stud. Pure Math. 30, 2001, S. 87–105
  6. Wolfram Jehne im Mathematics Genealogy Project (englisch) Vorlage:MathGenealogyProject/Wartung/id verwendet
  7. Günter Frei, Franz Lemmermeyer, Peter Roquette, Emil Artin and Helmut Hasse: The correspondence 1923–1958, 2014, S. 440–441
  8. Der Artikel greift mit dem Zahlen-Knoten ein Konzept von Arnold Scholz auf