Wolfgang Büchel

deutscher Philosoph

Wolfgang Büchel (* 23. März 1920 in Trier; † 1990 in Münstermaifeld)[1] war ein deutscher Philosoph, der sich insbesondere mit Philosophie der Physik (Naturphilosophie) befasste.

Büchel studierte Physik und Philosophie und wurde 1954 an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert (Die Relationalität des materiellen Seins). Er war Jesuit und lehrte Naturphilosophie an der Philosophischen Hochschule (Berchmanskolleg) der Jesuiten in Pullach bei München, an der er seit 1956 außerplanmäßiger Professor war. Ab 1969 war er auch Professor für Naturphilosophie an der Ruhr-Universität Bochum, an die er dann ganz wechselte. Sein Nachfolger wurde 1986 Michael Drieschner.[2]

Bei der jährlichen Festakademie der Hochschule zu Ehren von Thomas von Aquin referierte Büchel 1968 in Anwesenheit von Werner Heisenberg über Materie und Geist, wobei er sich stark auf neuere Einsichten der physikalischen Forschung stützte. Die Zeitschrift Spiegel stufte Büchels Referat als Angriff auf die traditionelle kirchliche Philosophie mit ihrer Überordnung des Geistes gegenüber der Materie ein.[3] Büchel meinte (sich unter anderem auf das Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon beziehend), „daß die Materie ebenso wie der Geist über die meßbare Zeit erhaben ist, daß sie gleichwertig ist mit dem von Raum und Zeit unabhängigen Geist.“ Büchel befasste sich später auch mit Parapsychologie[4][5][6]

Er war Mitglied des Instituts der Görres-Gesellschaft Begegnung mit den Naturwissenschaften.

Schriften Bearbeiten

  • Philosophische Probleme der Physik, Herder 1965 (und Berchmanskolleg 1957, 1962)
  • Wille, Wunder, Welt: Physikalisches Weltbild und christlicher Glaube, Kevelaer: Butzon und Bercker 1956, 1962 (auch 1966 in Spanisch erschienen)
  • Gesellschaftliche Bedingungen der Naturwissenschaft, C. H. Beck, Becksche Schwarze Reihe, 1975
  • Die Macht des Fortschritts: Plädoyer für Technik und Wissenschaft, München: Langen-Müller/Herbig 1981
  • mit Friedrich Asselmayer, Bruno Huber u. a.: Philosophische Fragen zum naturwissenschaftlichen Verständnis von Welt und Leben, Studien und Berichte der katholischen Akademie in Bayern, München 1958
  • Herausgeber mit Ulrich Hoyer, Holm Tetens: Relativitätstheorie und Philosophie, Veröffentlichungen der Katholischen Akademie Schwerte, 1986

Einige Online zugängliche Aufsätze:

Weblinks Bearbeiten

  • Wo ist der Chef?, Bericht des Spiegel über einen Vortrag von Büchel an der Jesuitenhochschule Pullach in Anwesenheit von Heisenberg, 1968, Nr. 12.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lebensdaten nach Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie (Memento vom 16. Mai 2013 im Internet Archive), Jahrgang 32, 1990, Heft 1/2. Geburtsdatum und Karrieredaten nach Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 1976
  2. Gemäß Michael Drieschner: Naturphilosophie. Eine notwendige Ergänzung der Naturwissenschaft. In: Burkhard Mojsisch, Orrin F. Summerell (Hrsg.): Die Philosophie in ihren Disziplinen. Eine Einführung. Bochumer Ringvorlesung Wintersemester 1999/2000 (= Bochumer Studien zur Philosophie; 35). Amsterdam, Philadelphia 2002, S. 119–138, dort 119, hat Büchel das Fach Naturphilosophie bei der Gründung der Ruhr-Universität Bochum mitgebracht (also ca. 1969).
  3. Spiegel 12/1968, 18. März 1968
  4. Büchel, Naturauffassung und Parapsychologie, in E. Bauer, Walter v. Lucadou (Hrsg.), Spektrum der Parapsychologie, Aurum, Freiburg 1983, 86–93 (auch in Z. f. Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie, Band 24, 1982, Nr. 1/2)
  5. Büchel, Parapsychologie und Physik, Z. f. Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie, Band 32, Nr. 1/2, 1990
  6. Büchel, Zur Kritik an der Parapsychologie, Z. f. Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie, Band 18, 1976, Nr. 3