Carl Wilhelm Friederich Schaus, anglisiert William Schaus (* 4. Juli 1821 in Nassau bei Offenberg, Bezirk Deggendorf, Königreich Bayern; † 29. Dezember 1892 in New York City), war ein deutschamerikanischer Kunsthändler, Galerist und Kunstsammler.

Schaus begann seine Karriere bei Adolphe Goupil in dem Kunstverlag Goupil, Vibert & Cie. in Paris. Von Goupil wurde er 1847 nach New York City geschickt, um dort eine Zweigstelle des Pariser Kunstverlags zu führen.[1] Im Februar 1848 eröffnete Schaus am Broadway (Nr. 289) Goupils Filiale. Ihre Aufgabe war zunächst der Vertrieb von Kunstdrucken aus Europa. Als die American Art-Union, ein in New York gegründeter Kunstverein nach europäischem Vorbild, zunehmend das Geschäft mit bedeutenden Künstlern der Stadt an sich band, versuchte er durch Gründung der International Art Union eine Konkurrenz aufzubauen. Als Goupil Probleme mit Angestellten und Kunden bekannt wurden, löste Goupils ältester Sohn Leon (1830–1855) Schaus in der Filialleitung ab.[2] Nachdem der ebenfalls von Goupil nach New York entsandte Mitarbeiter Michael Knoedler 1852 zunächst die Filialleitung und 1857 die Filiale als neuer Eigentümer übernommen hatte, gründete Schaus in den 1860er Jahren sein eigenes Unternehmen am Broadway (Nr. 629), mit dem er sich zunächst auf Reproduktionsgrafik (Karten, Ansichten, Kunstdrucke und Illustrationen), dann auf französische und amerikanische Kunst spezialisierte, ehe er in das Geschäft mit Alten Meistern einstieg. Bereits Ende der 1860er Jahre galt er als der mächtigste Kunsthändler der Stadt.[3] Als erster importierte er ein Original von Rembrandt van Rijn in die Vereinigten Staaten. Als er sich 1886 aus dem Geschäft zurückzog, übernahmen die Schaus Galleries sein Neffe Hermann Schaus (1850–1911) sowie sein Partner und Schwager Augustus W. Conover.[4]

Schaus war seit 1851 verheiratet mit Margaret Schenck Conover (1826–1878). Aus der Ehe gingen der Sohn William Schaus und vier Töchter hervor. Die Tochter Mabel Schaus (1866–1901) war in einen Gesellschaftsskandal verwickelt, als sie mit einem verheirateten Mann „durchbrannte“. Schaus, der bei seinem Tod ein Vermögen von 1,2 Millionen Dollar in Eisenbahn-Aktien hinterließ, wurde auf der Green-Wood Cemetery in Brooklyn bestattet. 1896 ließen die Erben seine bedeutende Kunstsammlung versteigern, nachdem er noch kurz vor seinem Tod eine erste Auktion moderner Malerei aus seiner Sammlung veranlasst hatte.[5]

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Einzelnachweise

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  1. Malcolm Goldstein: Landscape with Figures: A History of Art Dealing in the United States. Oxford University Press, 2000, ISBN 978-0-19-513673-X, S. 38
  2. Agnès Penot: The Perils and Perks of Trading Art Overseas: Goupil’s New York Branch. In: Nineteenth-Century Art Worldwide. Band 16, Heft 1 (Frühjahr 2017)
  3. Democrat and Chronicle, Ausgabe vom 7. Januar 1893
  4. Malcolm Goldstein, S. 56 (Google Books)
  5. Catalogue of the Schaus Collection on Modern Paintings. Fifth Avenue Art Galleries, New York, 8. März 1892 (Digitalisat)