Volker Bartsch

deutscher Maler und Bildhauer

Volker Bartsch (* 13. März 1953 in Goslar) ist ein deutscher Maler und Bildhauer.

Volker Bartsch (2013)

Biografie Bearbeiten

Volker Bartsch studierte von 1973 bis 1979 Bildhauerei an der Universität der Künste Berlin bei Hans Nagel und Joseph H. Lonas und wurde 1979 zum Meisterschüler ernannt. 1988 erhielt er das Goslaer Kaiserring-Stipendium[1] und gewann 1990 den Kunstpreis der Darmstädter Sezession. Seit 1983 lebt Bartsch als freischaffender Künstler überwiegend in Berlin und hat seit 1996 ein Atelier in Wildenbruch bei Potsdam. Neben längeren Arbeitsaufenthalten in Nordafrika, Portugal, der Toskana, in Rom und London[2] führten ihn mehr als 50 Einzel- und zahlreiche Gruppenausstellungen durch Europa.[3]

Werk Bearbeiten

 
Perspektiven (2007), vor dem Henry Ford Bau der Freien Universität Berlin

Von 1980 bis 1982 lebte Bartsch in der Toskana und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Landschafts- und Portraitmalerei.[4] Sein erster Auftrag für den öffentlichen Raum war die künstlerische Gestaltung des Ammonitenbrunnens auf dem Olof-Palme-Platz in Berlin nach einer Idee der Architekten Pit Achatzi/Rolf Backmann in den Jahren 1985-1987.[4] Im Mai 1987 wurde die Brunnenanlage durch Königin Elisabeth II. eingeweiht. Durch den Tod eines engen Freundes entstand eine intensive malerische Auseinandersetzung mit dem gerade erst öffentlich werdenden Thema AIDS.[5] Hauptthemen der 1990er Jahre waren das Tor als Symbol der Passage sowie das Hindernis in ihrer kulturellen und philosophischen Bedeutungsvielfalt. Neben begehbaren Portalen und Toren oder solchen, die nur eine Sichtöffnung freilassen, entstanden blockhafte Kompositionen, die sogar den Durchblick verwehren.[6] Ab 2001 wurde der Raum zum beherrschenden Thema in Skulptur, Malerei und Grafik. Wichtigstes Zeugnis dieser Schaffensperiode ist die 5,5 × 5 × 7,5 m große Außenskulptur „Brückenschlag“ in Frankfurt am Main.[7]

In den Jahren 2006/2007 konzipierte und baute er die Bronzeskulptur „Perspektiven“, die mit ihren 8 × 9 × 12 m bislang als größte und komplexeste Bronzeskulptur Europas gilt.[8] Sie steht vor dem Henry-Ford-Bau der Freien Universität in Berlin-Dahlem ist eine Schenkung des Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie. an die Freie Universität Berlin[9] und Studenten gewidmet, die in der Gründungsphase der Universität wegen ihres Einsatzes für die akademische und politische Freiheit ermordet wurden.[10] Weitere von ihm geschaffene Gedenkmonumente sind die T4-Gedenkplatte zur Erinnerung an Euthanasie-Verbrechen im Nationalsozialismus (1933 bis 1945) in Berlin-Tiergarten[11] sowie die Bronzeplastik an der Universität Potsdam (Standort Golm) zur Erinnerung an Opfer der Staatssicherheit der DDR.[12]

2008/2009 erfolgte eine intensive Beschäftigung mit den „Sieben Todsünden“ und die Verlegung des Lebens- und Arbeitsmittelpunktes nach Rom. Die skurrilen Auswüchse des Jugendlichkeitswahns sowie der Schönheitschirurgie führten 2009–2011 zum in Malerei, Grafik und Skulptur umgesetzten Komplex „Fluch der Schönheit – Von Botox-Horror bis Silikon-Desaster“.[13] 2012/2013 untersuchte Volker Bartsch von seinem Atelier im Berliner Techno-Club Kater Holzig aus das Thema „Berliner Clubszene – die härteste der Welt?“.[13] Mit der Verlegung seines Lebens- und Arbeitsmittelpunktes nach London (2013/2014) begann die Arbeit am Komplex „Weg damit! Zwischen Moderne und Gentrifizierung[14] 2015 entwickelte Bartsch ein spezielles Prägedruckverfahren zur dreidimensionalen Darstellung von Farbradierungen.[15] 2017 bis 2019 entstand an historischen Orten eine Serie von Car Paintings und Car Prints.[16] Auf eine malerische und grafische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Kunst, Kultur und Gemeinschaft folgt seit 2022 die Umsetzung von Narrativen der Leere in Form von Lochismen. Dabei werden die Bildträger gezielt verletzt und durchbohrt.[17]

Weitere Werke im öffentlichen Raum (Auswahl) Bearbeiten

Zu Bartschs weiteren Arbeiten im öffentlichen Raum zählen unter anderem:

Sonderausstellungen Bearbeiten

Fotogalerie Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Volker Bartsch. 1979 – 1981 (Ausst.-katalog), Berlin 1982
  • Paul Corazolla, Hermann Wiesler, Wolfgang Winkler: Volker Bartsch – Arbeiten von 1976 bis 1987 (Ausst.-katalog), Berlin 1988
  • Volker Bartsch – Transformationen (Ausst.-katalog), Haus am Lützowplatz/Obere Galerie (Hrsg.), Berlin 1990
  • Lothar Romain, Annett Klingner; Volker Bartsch. CuSn6 – WSt/37, Berlin 2000
  • Mönchehaus-Museum für Moderne Kunst Goslar (Hrsg.); Volker Bartsch. Skulpturen – Malerei – Graphik von 1984 - 2001, Katalog zur Ausstellung vom 3. Februar-2. Juni 2002, Goslar 2002
  • Annett Klingner, Hans-Thomas Bender: „Freiraum“, Frankfurt 2003
  • „Brückenschlag“. Skulpturenprojekt der BHF-Bank, Frankfurt 2005
  • Präsident der Freien Universität (Hrsg.); „Perspektiven“. Zur Bronzeskulptur von Volker Bartsch, Berlin 2007
  • Alexander Bastek; Volker Bartsch – Bildhauer – Maler – Graphiker (anlässlich der Ausstellung im Museum Giersch vom 13. November 2008 bis zum 1. Februar 2009), Petersberg 2008
  • Karl Joachim Meyer; Fluch der Schönheit. Volker Bartsch: Malerei – Skulptur – Grafik, Berlin 2011
  • Georg Kolbe Museum (Hrsg.); Volker Bartsch. Der Berliner Bildhauer zu seinem 60. Geburtstag, Berlin 2013
  • Galerie Ruhnke (Hrsg.); Weg damit! Zwischen Ausgedientem, Neuem und Gentrifizierung, Potsdam 2015
  • Kunst- und Kulturkreis Rastede e.V.(Hrsg.); Gemeinsam einsam, Oldenburg 2016
  • Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte (Hrsg.); Die wilden 80er Jahre in der deutsch-deutschen Malerei, Petersberg 2017, passim
  • Galerie Ruhnke (Hrsg.); Alles geritzt. Volker Bartsch: Druckgrafik aus vier Jahrzehnten, Potsdam 2017
  • Holzmarkt 25 Stiftung (Hrsg.): Reflektionen. Volker Bartsch 2012-2022, Berlin 2022, ISBN 978-3-910444-02-7

Weblinks Bearbeiten

Commons: Volker Bartsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kaiserringstipendium (Memento vom 18. September 2009 im Internet Archive) - Förderung junger Kunst durch den Verein zur Förderung moderner Kunst (VFK), Goslar
  2. Georg Kolbe Museum (Hrsg.): Volker Bartsch. Der Berliner Bildhauer zu seinem 60. Geburtstag, Berlin 2013, S. 103–106
  3. Alexander Bastek; Volker Bartsch – Bildhauer – Maler – Graphiker (anlässlich der Ausstellung im Museum Giersch vom 13. November 2008 bis zum 1. Februar 2009), Petersberg 2008, S. 291f.
  4. a b Bastek, Alexander (Hrsg.): Volker Bartsch. Bildhauer - Maler - Grafiker, Frankfurt/M. 2009, S. 13
  5. Georg Kolbe Museum (Hrsg.): Volker Bartsch. Der Berliner Bildhauer zu seinem 60. Geburtstag, Berlin 2013, S. 105
  6. Bastek 2008, S. 262–268
  7. Georg Kolbe Museum 2013, S. 106
  8. a b Freiheit und Perspektive für Generationen, Freie Universität Berlin, Pressemitteilung Nr. 193/2007 vom 6. September 2007.
  9. Konstantin Sakkas: Denkmal für die Freiheit. Der Tagesspiegel, 6. September 2007
  10. Freiheit und Perspektive für Generationen Pressemitteilung der FU-Berlin, Nr. 193/2007 vom 6. September 2007
  11. http://gedenkort-t4.eu/de/zukunft/erinnerungsformen-t4
  12. Tagesspiegel-Nachrichten aus Potsdam und Brandenburg. In: pnn.de. Abgerufen am 9. März 2024.
  13. a b Georg Kolbe Museum 2013, S. 106
  14. Galerie Ruhnke (Hrsg.): Weg damit! Zwischen Ausgedientem, Neuem und Gentrifizierung, Potsdam 2015
  15. Kunst- und Kulturkreis Rastede e.V.(Hrsg.); Gemeinsam einsam, Oldenburg 2016, S. 43
  16. Jäger, Heidi: Spurensicherung, in: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 30. September 2017, online abrufbar: [1]
  17. Holzmarkt 25 Stiftung (Hrsg.): Reflektionen. Volker Bartsch 2012-2022, Berlin 2022
  18. Bronzeskulptur von Matthäikirchplatz gestohlen (Memento vom 4. November 2013 im Internet Archive). BerlinOnline, 3. August 2012
  19. Georg Kolbe Museum: Volker Bartsch. Der Berliner Bildhauer zu seinem 60. Geburtstag, abgerufen am 10. August 2013