Vaughans Identität ist eine Formel aus der analytischen Zahlentheorie für die Mangoldt-Funktion . Die Identität wurde 1977 von Robert Charles Vaughan veröffentlicht.[1]

Es existieren leicht verschiedene Formen der Identität, die aber allesamt gleichwertig sind. 1982 erschien eine Verallgemeinerung von Roger Heath-Brown.[2]

Einführung

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In vielen Problemstellungen der Zahlentheorie muss man Summen der Form

 

abschätzen, wobei   die Mangoldt-Funktion ist und   oft eine zahlentheoretische Funktion. Es gibt hierfür drei klassische Methoden[2]

  1. Winogradows Methode.[3]
  2. Null-Dichte-Methoden für Dirichletsche L-Funktionen   (englisch zero density methods).[4]
  3. Vaughans Identität.

Winogradows Methode: Winogradow studierte trigonometrische Summen

 

und fand dabei eine Methode diese abzuschätzen. Er bewies damit seinen Satz von Winogradow. Seine Methode lässt sich auch auf summatorische Funktionen mit der Mangoldt-Funktion übertragen, jedoch ist sie nicht-trivial und schwieriger als die anderen beiden Methoden.

Null-Dichte-Methoden: Die zweite Methode behandelt Schranken für die Null-Dichte, dies sind obere Schranken für die Funktion  , welche die Anzahl der Nullstellen   der Funktion   in der Region   zählt. Solche Schranken wiederum können aus den Ungleichungen des großen Siebs hergeleitet werden.

Vaughans Identität

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Seien   zwei positive Schranken und  , dann lässt sich die Mangoldt-Funktion in vier Funktionen aufteilen[5][6]

 

wobei

 

und

 

  bezeichnet die Möbius-Funktion, welche für natürliche Zahlen definiert ist.

Erläuterungen

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Man unterscheidet zwei Fälle, für den ersten Fall   ist nur   relevant

 

Man kann zeigen, dass in diesem Fall   und offensichtlich auch  .

Im zweiten Fall   sind hingegen nur die drei Summen relevant

 

Herleitung

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Wir führen folgende Hilfsfunktionen ein[7]

 

Die Dirichletreihe mit der Mangoldt-Funktion lässt sich mit der logarithmischen Ableitung des Euler-Produkts als Zeta-Funktion schreiben

 

Die rechte Seite formt man nun mit Hilfe von   und   etwas um (durch ausmultiplizieren sieht man, dass beide Seiten äquivalent sind)

 

Jedes der   kann als Dirichlet-Reihe dargestellt werden und somit

 

wobei   der Koeffizient von   in   ist.

Als Nächstes schreiben wir die Mangoldt-Funktion um

 

wobei sich die rechte Seite daraus erklärt, dass wir über alle Kombinationen der Form   summieren (da   summiert man über alle Teiler) und  . Teilen wir diese Summe in   und   auf, so ist ersteres  . Die Summe mit   schreiben wir um, indem wir den Logarithmus als summatorische Mangoldt-Funktion darstellen, und dann bringen wir sie durch ein kombinatorisches Argument auf die Menge   mit einem Vorzeichenwechsel

 

Die rechte Seite lässt sich dann nochmals umschreiben und in   und   aufteilen, dann erhält man   und  .

Heath-Browns Identität

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Definiere für   die Hilfsfunktion

 

Für   gilt[8]

 

Einzelnachweise

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  1. Robert C. Vaughan: Sommes trigonométriques sur les nombres premiers. In: Comptes Rendus de l'Académie des Sciences, Série A. Band 285, Nr. 16, 1977, S. 981–983 (französisch).
  2. a b D. R. Heath-Brown: Prime Numbers in Short Intervals and a Generalized Vaughan Identity. In: Canadian Journal of Mathematics. Band 34, Nr. 6, 1982, S. 1365–1377, doi:10.4153/CJM-1982-095-9.
  3. Iwan Matwejewitsch Winogradow: The Method Of Trigonometric Sums In The Theory Of Numbers. 1954, Kap. 9 (archive.org).
  4. Hugh L. Montgomery: Topics in multiplicative number theory. Hrsg.: Springer. Berlin 1971 (Kapitel 15 und 16).
  5. Alisa Sedunova: Points on algebraic curves over function fields, primes in arithmetic progressions : beyond Bombieri-Pila and Bombieri-Vinogradov theorems. Hrsg.: Universität Paris-Saclay. 2017, S. 56 (archives-ouvertes.fr – Doktorarbeit).
  6. Glyn Harman: Prime-Detecting Sieves. In: London Mathematical Society Monographs. Band 1, S. 25.
  7. Robert C. Vaughan: The Bombieri-Vinogradov Theorem. S. 19 (Lectures Notes).
  8. D. R. Heath-Brown: Prime Numbers in Short Intervals and a Generalized Vaughan Identity. In: Canadian Journal of Mathematics. Band 34, Nr. 6, 1982, S. 1367, doi:10.4153/CJM-1982-095-9.