Trisubstituierte Benzole

organische Chemie

Die trisubstituierten Benzole bilden eine große Stoffgruppe aromatischer Verbindungen. Die Struktur besteht aus einem Benzolring mit drei angefügten Substituenten, die sowohl gleich als auch verschieden sein können. Durch deren unterschiedliche Anordnung ergeben sich drei Substitutionsmuster mit gleicher Summenformel. Je nach Anordnung spricht man vom vic.-, asym.- oder sym.-Isomer.

2-Amino-1-methoxy-4-methylbenzol
(p-Kresidin), ein trisubstituiertes Benzol

Bei gleichen Substituenten bilden sich drei Konstitutionsisomere, bei zwei verschiedenen sechs und bei drei verschiedenen zehn.[1]

Namensgebung Bearbeiten

Betrachtet man die Substituentenkombinationen an Aromaten am Beispiel der Methylgruppe (–CH3) und der Hydroxygruppe (–OH), so kann man schon sehr unterschiedliche Namenskombinationen und Entstehungsformen feststellen. In allen Fällen tragen die Verbindungen Trivialnamen.[2]

  • Die drei Trimethylbenzole besitzen keinen gemeinsamen Stammnamen. Die drei Isomere besitzen drei völlig eigenständige und unterschiedliche Namen – Hemellitol, Pseudocumol und Mesitylen –, die sich auf deren Herkunft und Entdeckung beziehen.
  • Die drei Trihydroxybenzole besitzen ebenfalls keinen gemeinsamen Stammnamen. Die drei Isomere besitzen auch drei völlig eigenständige und unterschiedliche Namen – Pyrogallol, Hydroxyhydrochinon und Phloroglucin –, die sich auch auf deren Herkunft und Entdeckung beziehen.
  • Im dritten Fall der Kombination beider Substituenten gibt es zwei Verbindungsgruppen mit je sechs Konstitutionsisomeren:
    • mit zwei Methylgruppen und einer Hydroxygruppe: Man kann sie als Dimethylphenole oder Hydroxyxylole bezeichnen. Hier hat sich der gemeinsame Trivialname Xylenole entwickelt.
    • mit zwei Hydroxygruppen und einer Methylgruppe: Man kann sie als Methylderivate des Brenzcatechins (2 Isomere), des Resorcins (3 Isomere) und des Hydrochinons (1 Isomer) auffassen. Eine einheitliche Namensgebung auf diesem Weg ist erschwert, da die Dihydroxybenzole keinen gemeinsamen Trivialnamen bilden. Sie werden daher als Dihydroxytoluole bezeichnet, da nur mit -toluol ein gemeinsamer neuer Trivialstammname gebildet wird. Einen gemeinsamen Trivialnamen wie bei den Xylenolen gibt es nicht. Einzelne Stoffe haben individuelle Namen, wie z. B. das Orcin (3,5-Dihydroxytoluol).
Benzol
(–H)
2× (–CH3) 2× (–OH)
Toluol
(–CH3)
Trimethylbenzole
     
vic.Hemellitol asym.Pseudocumol sym.Mesitylen
Dihydroxytoluole
     
     
Orcin
Phenol
(–OH)
(Dimethylphenole / Hydroxyxylole)
Xylenole
     
     
Trihydroxybenzole
     
vic.Pyrogallol asym.Hydroxyhydrochinon sym.Phloroglucin

Gleiche Substituenten Bearbeiten

Trisubstituierte Benzole
Name vic. asym. sym.
gleiche
Substituenten
     

Zwei verschiedene Substituenten Bearbeiten

Trisubstituierte Benzole
Name vic. asym. asym. vic. asym. sym.
zwei verschiedene
Substituenten
           
Benzol
(–H)
2× (–CH3) 2× (–OH) 2× (–OCH3) 2× (–NH2) 2× (–NO2) 2× (–F/–Cl/–Br/–I)
Toluol
(–CH3)
Trimethylbenzole
vic.Hemellitol,
asym.Pseudocumol,
sym.Mesitylen
Dihydroxytoluole
3,5-Dihydroxytoluol: Orcin
Dimethoxytoluole Diaminotoluole
(Methylphenylendiamine)
Dinitrotoluole Difluortoluole
Dichlortoluole
Dibromtoluole
Diiodtoluole
Phenol
(–OH)
(Dimethylphenole)
(Hydroxyxylole)
Xylenole
Trihydroxybenzole
vic.Pyrogallol,
asym.Hydroxyhydrochinon,
sym.Phloroglucin
Dimethoxyphenole Diaminophenole
(Hydroxyphenylendiamine)
Dinitrophenole Difluorphenole
Dichlorphenole
Dibromphenole
Diiodphenole
Anisol
(–OCH3)
Dimethylanisole
(Methoxyxylole)
Dihydroxyanisole Trimethoxybenzole Diaminoanisole
(Methoxyphenylendiamine)
Dinitroanisole Difluoranisole
Dichloranisole
Dibromanisole
Diiodanisole
Anilin
(–NH2)
(Dimethylaniline)
(Aminoxylole)
Xylidine
Dihydroxyaniline Dimethoxyaniline Triaminobenzole Dinitroaniline Difluoraniline
Dichloraniline
Dibromaniline
Diiodaniline
Nitrobenzol
(–NO2)
Nitroxylole Nitrodihydroxybenzole Dimethoxynitrobenzole Diaminonitrobenzole
(Nitrophenylendiamine)
Trinitrobenzole Difluornitrobenzole
Dichlornitrobenzole
Dibromnitrobenzole
Diiodnitrobenzole
Halogenbenzol
(–F/–Cl/–Br/–I)
Fluorxylole
Chlorxylole
Bromxylole
Iodxylole
Fluordihydroxybenzole
Chlordihydroxybenzole
Bromdihydroxybenzole
Ioddihydroxybenzole
Dimethoxyfluorbenzole
Dimethoxychlorbenzole
Dimethoxybrombenzole
Dimethoxyiodbenzole
Diaminofluorbenzole
(Fluorphenylendiamine)
Diaminochlorbenzole
(Chlorphenylendiamine)
Diaminobrombenzole
(Bromphenylendiamine)
Diaminoiodbenzole
(Iodphenylendiamine)
Dinitrofluorbenzole
Dinitrochlorbenzole
Dinitrobrombenzole
Dinitroiodbenzole
Trifluorbenzole
Trichlorbenzole
Tribrombenzole
Triiodbenzole
Benzoesäure
(–COOH)
Dimethylbenzoesäuren Dihydroxybenzoesäuren Dimethoxybenzoesäuren Diaminobenzoesäuren Dinitrobenzoesäuren Difluorbenzoesäuren
Dichlorbenzoesäuren
Dibrombenzoesäuren
Diiodbenzoesäuren

Drei verschiedene Substituenten Bearbeiten

Trisubstituierte Benzole
Name vic. asym. asym. vic. vic. asym. sym. asym. asym. asym.
drei verschiedene
Substituenten
                   

Gewinnung und Darstellung Bearbeiten

Trisubstituierte Benzole können durch Substitutionsreaktion aus disubstituierten Benzolen gewonnen werden. Wenn ein zweifach substituiertes Benzolderivat eine elektrophile aromatische Substitution eingeht, müssen für das entstehende Reaktionsprodukt die dirigierenden Einflüsse beider Substituenten in Betracht gezogen werden.[3] Auch aus mono bzw. disubstituierten Alkinen können symmetrisch (1,3,5- u. 2,4,6-)- oder asymmetrisch (1,2,4- u. 3,5,6-)-trisubstituierte Benzole gewonnen werden.[4]

Literatur Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. István Hargittai: Symmetry: Unifying Human Understanding. Elsevier, 2014, ISBN 978-1-4831-4952-3, S. 1006 (books.google.com).
  2. Charles S. Gibson: Essential Principles of Organic Chemistry. Cambridge University Press, 2016, ISBN 978-1-316-60386-4, S. 67 (books.google.com).
  3. Paula Yurkanis Bruice: Organische Chemie Studieren kompakt. Pearson Deutschland GmbH, 2011, ISBN 978-3-86894-102-9, S. 638 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Christoph Grundmann, Helmut Blome: Arene und Arine. Thieme, 1981, ISBN 978-3-13-202704-6, S. 41.