Der Tiefseehafen Lekki ist ein seit dem 22. Januar 2023 in Betrieb befindlicher Hafen in Nigeria, circa 50 km östlich von Lagos. Er kann Super-Post-Panamax-Containerschiffe abfertigen und verfünffacht Nigerias Hafenkapazitäten.

Tiefseehafen Lekki
Daten
UN/LOCODE NGLKK
Eigentümer Bundesrepublik Nigeria
Betreiber Lekki Port LFTZ Enterprise Limited
Eröffnung 2023
Hafentyp Tidehafen
Tägliche Schiffskapazität 4 Mio. Tonnen Trockenmassengut pro Jahr
Gesamtfläche des Hafens 400 Hektar
Piers/Kais Containerterminal, Flüssiggutterminal, Massengutterminal
Umgeschlagene Güter Container, Flüssiggut, Massengut
Umschlagsmenge 85.000 DWT (Post-Panama-Schiffe)
Container (TEU) 2,5 Mio. TEU (Schätzung)
Webseite lekkiport.com
Geografische Informationen
Ort Lagos
Bundesstaat Lagos (Bundesstaat)
Staat Nigeria
Lagos und der Tiefseehafen Lekki
Lagos und der Tiefseehafen Lekki
Koordinaten 6° 25′ 11″ N, 4° 0′ 41″ OKoordinaten: 6° 25′ 11″ N, 4° 0′ 41″ O
Tiefseehafen Lekki (Nigeria)
Tiefseehafen Lekki (Nigeria)
Lagekarte

Vorgeschichte

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Nigeria hat in den Jahren vor 2022 aufgrund zahlreicher Engpässe in den Häfen Einnahmen aus dem Frachtverkehr und Investitionen an die Nachbarländer verloren. Die schlechte Infrastruktur und die schwerfälligen Abfertigungsprozesse haben dazu geführt, dass Nigeria Umlade- und Transitladungen an die Nachbarländer verloren hat. Während die benachbarten Häfen ein Schiff mit einem Tiefgang von 16 Metern aufnehmen können, konnte keiner der nigerianischen Seehäfen ein solches Schiff aufnehmen, da der Tiefgang des Landes nicht mehr als 13 Meter beträgt. Lomé (Togo) hatte Nigeria mittlerweile überholt und war nun der führende Hafen in Westafrika.[1]

Die nigerianische Bundesregierung griff darum das Konzept eines Tiefseehafens und Umschlagzentrums auf, um große Schiffe der E-Klasse[2] (Megaschiffe von 8.000 bis 20.000 Zwanzig-Fuß-Standardcontainer) aufzunehmen, was ihrer Meinung nach die einzige Lösung für die Umleitung von Waren in benachbarte Häfen ist. Später unterzeichneten die Bundesregierung und Lekki Port LFTZ Enterprise Limited eine 45-jährige Konzession für die Entwicklung eines Tiefsee-/Mehrzweckhafens im Bundesstaat Lagos.[1]

Zielsetzung

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Mit einem Tiefgang von 16,5 Metern, einer Kaimauer von 1.523 Metern Länge und einem Wendekreis von 600 Metern sollte der Hafen von Lekki einer der modernsten Tiefseehäfen Westafrikas werden, der den aufkeimenden Handel in ganz Nigeria erheblich unterstützen und das Land als maritime Drehscheibe der Region neu positionieren wird. Der Wettbewerbsvorteil des Hafens würde in der Fähigkeit liegen, größere Schiffe aufzunehmen und Schiffe doppelt so schnell zu entladen, wodurch die Gesamtaufenthaltsdauer eines Schiffes im Hafen sowie die Kosten für Importeure und Exporteure auf ein Minimum reduziert würden. Der nigerianischen Regierung sollten hierdurch innerhalb von 45 Jahren über 201 Milliarden Dollar an Steuern, Lizenzgebühren und Abgaben zufließen und 169.972 Arbeitsplätze geschaffen werden.[1]

Der Hafen von Lekki wird mit den automatisierten Infrastrukturen die größten (Post-Panamax-)Schiffe[2] aufnehmen können. Die Betreiber würden über ein stärker integriertes Terminalbetriebssystem verfügen, das nicht nur die Funktionalität des Hafens, sondern auch den elektronischen Handel fördert. Im Tiefseehafen werden alle Abläufe automatisiert sein. Die Container würden durch Scanner laufen und nicht mehr physisch untersucht. Dies ist in Nigeria einzigartig.[1]

Ein eigenes Kraftwerk mit einer Leistung von 16 Megawatt wird den Hafen vom unzuverlässigen Stromnetz Nigerias unabhängig machen.[1]

Dank der hervorragenden Ausrüstung kann der Tiefseehafen jährlich 2,5 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainer bewältigen.[1] Dies ist mehr als das Vierfache des Volumens, das derzeit von nigerianischen Häfen abgefertigt werden kann. (Zur Orientierung: Der Hamburger Hafen schlägt jährlich ca. 8,7 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainer um.[3])

Beschreibung

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Nach seiner Fertigstellung wird der Hafen über drei Betriebskonzessionen für das Containerterminal, das Flüssigkeits-Terminal und das Terminal für trockenes Massengut verfügen.[4]

Containerterminal

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Zulässige Größen für Containerschiffe im Tiefseehafen Lekki, STS-Kran

Das Containerterminal verfügt über einen 1.200 m langen Kai, drei Container-Liegeplätze und einen Lagerplatz mit mehr als 15.000 Stellplätzen. Die allgemeine Anordnung der Containerlager- und -umschlagsfläche besteht aus einer gestapelten Containeranordnung. Der Terminal ist für einen Umschlag von 2,5 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainer pro Jahr ausgelegt.[4] Der Tiefseehafen Lekki ist der erste Hafen in Nigeria mit Ship-to-Shore-Kränen. Er besitzt drei dieser Containerbrücken; sie gehören in die Gruppe „Post-Panamax“ - dies bedeutet, dass sie auch dann die hinterste Containerreihe erreichen und entladen können, wenn das Containerschiff breiter als der Panamakanal ist (also über 49 m Breite-über-alles).[5][6] Das EDV-System des Hafens ermöglicht die Containeridentifikation und Abfertigung vom Büro aus, die menschliche Interaktion wird bei den physischen Abläufen minimal sein. Dennoch werden durch den Hafen laut dem geschäftsführenden Direktor, Du Ruogang, 169.972 Arbeitsplätze geschaffen werden. Die zusätzlichen Einkünfte für den nigerianischen Staat durch Steuern, Abgaben und Lizenzgebühren werden auf 201 Milliarden USD geschätzt.[7]

Flüssiggut-Terminal

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Der für den Lekki Deep Sea Port geplante Flüssiggut-Liegeplatz wird anfangs Schiffe bis zu einer Größe von 45.000 DWT (dead weight tonnage) abfertigen können, wobei er flexibel für Erweiterungen ausgelegt ist, um eine Kapazität von 160.000 DWT zu erreichen. Flüssigkeiten wie Fertigprodukte (Benzin, Diesel) könnten in einem Tanklager umgeschlagen werden, das sich ebenfalls in der Freihandelszone von Lagos in der Nähe des Hafengeländes befindet. Der Liegeplatz wird mit Verladearmen ausgestattet und durch Rohrleitungen entlang des Wellenbrechers verbunden, um die Ladungen zwischen dem Tanklager und den Schiffen zu transportieren.[4]

Im Dezember 2022 nahm der Chief Operating Officer von Lekki Port LFTZ Enterprise Limited, Laurence Smith, Gespräche mit potenziellen Betreibern der Flüssiggut-Terminals auf. Dies wäre entscheidend für den Beginn des Baus von Phase 2 des Hafens.[8]

Massengutterminal

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Das Massengutterminal befindet sich auf der Westseite der Containerliegeplätze und wird in der Nähe des Wendekreises liegen. Die verfügbare Kailänge von ca. 300 m reicht aus, um einen Liegeplatz für ein Schiff der Panamax-Klasse[2] (75.000 DWT) zu schaffen. Das Spektrum der umzuschlagenden Produkte reicht von trockenen bis zu hygroskopischen Erzeugnissen wie Getreide, Rohzucker und Düngemittel. Die Beförderung der Schüttgüter zu den Lagerbereichen, wie Silos und Lagerhäuser, erfolgt über überdachte Fördersysteme entlang eines Korridors von etwa 25 m Länge. Die Anlage ist für einen Umschlag von rund 4 Mio. Tonnen Trockenmassengut pro Jahr ausgelegt.[4]

Schienenanbindung

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Eine Anweisung des im Mai 2023 aus dem Amt geschiedenen Präsidenten Buhari sieht vor, dass der Tiefseehafen eine Normalspurverbindung mit dem nigerianischen Schienennetz erhält.[5][6] Am 29. Dezember 2022 kündigte Lekki Port Enterprises an, dass es eine 800 Mio. USD teure Eisenbahnlinie vom Hafen nach Ijebu-Ode finanzieren wird, wo sie an die geplante Eisenbahnlinie Lagos - Benin-City-Calabar (Ostbahnlinie) anschließen soll.[9][10]

Aktueller Stand

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Am 27. Mai 2022 vermeldete die Betreiberwebseite eine Fertigstellung zu knapp 85 %.[11]

Laut Mohammed Bello-Koko, dem geschäftsführenden Direktor der nigerianischen Hafenbehörde NPA, werden ab dem 16. September 2022 am Tiefseehafen Tests und Trockenübungen laufen. Die Rekrutierungen wurden bereits durchgeführt. Die notwendigen Schulungen mit den Kränen, dem EDV-System und dem Abfertigungssystem finden statt, benötigen aber noch etwas Zeit.[5][6]

Andere westafrikanische Länder, wie Tschad, Mali, Niger und Kamerun, haben bereits Interesse gezeigt, ihre Ein- und Ausfuhr über den Tiefseehafen Lekki abzuwickeln.[6]

Am 31. Oktober 2022 wurde der Hafen an die Eigentümer übergeben. Die Inbetriebnahme wird "im nächsten Monat" beginnen.[12][13] Der Gouverneur des Staates Lagos, Sanwo-Olu, versprach bei dieser Gelegenheit, die Straßen zum Hafen zu sechsspurigen Autobahnen auszubauen.[12]

Am 22. Januar 2023, wenige Stunden vor der offiziellen Einweihung durch Staatspräsident Buhari, dockte das erste kommerzielle Schiff, der Containerfrachter CMA CGM MOZART, im Hafen an.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Lekki deep seaport: FG’s quest to regain transshipment hub status. In: The Guardian Nigeria News - Nigeria and World News. 13. Mai 2022, abgerufen am 27. Mai 2022 (amerikanisches Englisch).
  2. a b c The most common types of large cargo ships, explained. Abgerufen am 27. Mai 2022 (amerikanisches Englisch).
  3. Containerumschlag. Abgerufen am 27. Mai 2022.
  4. a b c d Nigeria ICRC PPP Platform. Abgerufen am 27. Mai 2022.
  5. a b c Yusuf Babalola: Lekki Deep Seaport: Cameroonian Shippers Begin Cargo Import Through Nigeria. 12. September 2022, abgerufen am 15. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  6. a b c d Rapheal: Mali, Chad, Niger to transit cargoes through Lekki deep seaport. In: The Sun Nigeria. 13. September 2022, abgerufen am 15. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  7. Taofeek Adekunle Olashile: Lekki Deep Seaport to Commence Operations on 16th of September, 2022. In: Investors King. 14. September 2022, abgerufen am 15. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  8. Lekki Port begins talks on liquid berth terminal. In: Punch Newspapers. 29. Dezember 2022, abgerufen am 29. Dezember 2022 (amerikanisches Englisch).
  9. Staff Writer, ZAWYA: Nigeria’s Lekki Port to fund $800mln rail line. Abgerufen am 29. Dezember 2022 (englisch).
  10. $800m rail will ease cargo movement – Lekki Port. In: Punch Newspapers. 26. Dezember 2022, abgerufen am 29. Dezember 2022 (amerikanisches Englisch).
  11. Nigeria’s Deepest Sea Port | Lekki Port. Abgerufen am 27. Mai 2022 (amerikanisches Englisch).
  12. a b Nwafor: Contractors hand over completed $1.5bn Lekki Port to owners. 31. Oktober 2022, abgerufen am 1. November 2022 (britisches Englisch).
  13. Lekki Deep Seaport Finally Completes and Handed Over; Biggest Deep Seaport in West Africa. Abgerufen am 1. November 2022 (deutsch).