Sven von Storch

deutsch-chilenischer Rechtsextremist

Sven Andreas von Storch[1] (in Chile von Storch Krüger; * 23. Dezember 1970 in Osorno, Chile) ist ein deutsch-chilenischer Kaufmann. Mit seiner Ehefrau Beatrix von Storch leitet er verschiedene der Alternative für Deutschland (AfD) nahestehende Politiknetzwerke.

Leben Bearbeiten

Svens Vater Berndt Detlev von Storch (1930–2004) kam 1945 zusammen mit dem Großvater Jürgen Detlev von Storch (1908–1955) nach Westdeutschland, nachdem das Landgut der Familie von Storch in Parchow, Kreis Rostock in Mecklenburg, in der damaligen sowjetischen Besatzungszone (SBZ) enteignet worden war. 1952 wanderte Berndt von Storch nach Chile aus, wo er auf dem Weingut eines Onkels im Valle de Casablanca arbeitete.[2] Er lernte seine deutschstämmige[3] Ehefrau Antje Krüger kennen und baute sich in Osorno eine Existenz als Landwirt auf. Sven von Storch Krüger wuchs als jüngster der vier Söhne des Paars in Chile auf. In der elften Klasse verbrachte er ein Schuljahr in Deutschland. Nach dem Abitur in Chile siedelte Sven von Storch nach Deutschland über, wo er Betriebswirtschaft studierte und sich als Diplom-Kaufmann niederließ. Nach der Wende in der DDR kaufte sein Bruder Thomas den vormals großelterlichen Besitz in Mecklenburg vom deutschen Staat zurück. Thomas von Storch Krüger kam 2004 bei einem Flugzeugunglück ums Leben.[4][5][6]

Während des Studiums lernte Sven von Storch um 1993 seine spätere Ehefrau Beatrix Herzogin von Oldenburg kennen. Beide einte das Interesse am Kampf deutscher Adeliger für die Entschädigung des in der SBZ enteigneten Familienbesitzes.[1] Sie heirateten im Oktober 2010 auf Schloss Eutin[1][4] und leben gemeinsam in Berlin.

Politische Aktivitäten Bearbeiten

Das erste Projekt zusammen mit seiner späteren Ehefrau war die Gründung des Vereins Göttinger Studenten für den Rechtsstaat. Dieser protestierte gegen die Weigerung der Regierung Kohl, den zwischen 1945 und 1949 in der sowjetischen Besatzungszone enteigneten Grundbesitzern ihre Güter wiederzugeben.[7] Die beiden gründeten später auch den Verein „Allianz für den Rechtsstaat“, welcher sich gegen eine Anerkennung der Enteignungen durch die in der Sowjetischen Besatzungszone erfolgte Bodenreform durch die damalige Bundesregierung unter Helmut Kohl einsetzte.[8]

Laut Alexander Häusler leiten Beatrix und Sven von Storch ein Kampagnen-Netzwerk im Hintergrund der AfD, das über einen Pool von Vereinen und Internetseiten verfügt, für die Sven von Storch verantwortlich ist:[9][10][11]

  • Der Verein Zivile Koalition e. V.
  • Der Verein Zivile Allianz e. V.[12]
  • Das Institut für Strategische Studien Berlin (ISSB) e. V.
  • Die Internetseite „Demo für Alle“, die gegen Sexualpädagogik und die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mobilisiert.[13]
  • Die Internetseite „Familien-Schutz“, die u. a. eine Schmutzkampagne gegen die Grünen im Bundestags-Wahlkampf 2021 geführt hat.[14]

Der Verein Zivile Koalition betreibt die Projekte eurocheck.de (mittlerweile entfernt), abgeordneten-check.de, „Initiative Familienschutz“ und „Entscheidung fürs Leben“, die ebenfalls von Sven von Storch geführt werden. Diese dienen der Darstellung von politischen Positionen der AfD, wie beispielsweise die Ablehnung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und des Gender-Mainstreamings, geben sich aber nicht als direkt mit der Partei verbunden aus.[7] Sven von Storch ist Herausgeber des Internetblogs Die Freie Welt.

Medienberichte Bearbeiten

Medien wie Die Welt und Der Spiegel berichteten, von Storch werde vorgeworfen, insgesamt 98.000 Euro für private Zwecke vom Vereinskonto der Zivilen Koalition abgehoben zu haben. Das Ehepaar von Storch erklärte, das Geld liege in einem Bankschließfach der Zivilen Koalition in Berlin, um die Liquidität des Vereines auch bei einem Bank Run zu sichern.[10]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Melanie Amann, Sven Röbel: Gaben für die Familie. In: Der Spiegel 18/2016, S. 24–28 (online).
  2. Victor Herrero A., Ute Löhning: Beatrix und Sven von Storch netzwerken mit Bolsonaro. In: Stimmen aus Lateinamerika, 5. Oktober 2021, abgerufen am 3. September 2022.
  3. Victor Herrero A.: El empresario chileno detrás de las redes activistas del AfD, el partido de ultraderecha alemán. In: Interferencia. 19. September 2021, abgerufen am 5. September 2022 (spanisch).
  4. a b Dorthe Arendt: Hochzeit in Eutin: Die Herzogin heißt jetzt von Storch. In: shz.de (Ostholsteiner Anzeiger). Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag (shz), 25. Oktober 2010, abgerufen am 27. März 2016.
  5. Constantin Magnis: AfD-Kandidatin Beatrix von Storch. Ihr Hauptberuf ist Protest. In: cicero.de. 13. Juni 2013, abgerufen am 28. März 2016.
  6. Markus Wehner: Beatrix von Storch. Die Protestunternehmerin. In: FAZ.net. 29. August 2015, abgerufen am 28. März 2016.
  7. a b Frankfurter Allgemeine Zeitung, Markus Wehner: Die Protestunternehmerin, 29. August 2015.
  8. Cicero, Ihr Hauptberuf ist Protest, Juni 2013.
  9. Alexander Häusler: Die Alternative für Deutschland, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-10638-6, S. 83.
  10. a b Die Welt, Das Rätsel um ein Schließfach mit 98.000 Euro, 15. September 2013.
  11. Handelsblatt, Désirée Linde: Das Meinungs-Imperium der AfD, 24. November 2014.
  12. Zivile Allianz e. V.: Impressum Zivile Allianz e. V. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.zivileallianz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  13. in: Sabine Hark, Paula-Irene Villa (Hrsg.): Anti-Genderismus. Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen, Transcript Verlag 2015, ISBN 978-3-8376-3144-9, S. 94–125.
  14. Familien-Schutz. Abgerufen am 15. September 2021 (deutsch).