Steinfurt (Külsheim)

Stadtteil von Külsheim, Baden-Württemberg, Deutschland

Steinfurt ist ein Stadtteil von Külsheim im Main-Tauber-Kreis im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs.[1]

Steinfurt
Stadt Külsheim
Wappen von Steinfurt
Koordinaten: 49° 39′ N, 9° 29′ OKoordinaten: 49° 38′ 54″ N, 9° 29′ 2″ O
Einwohner: 125 (2019)
Postleitzahl: 97900
Vorwahl: 09345

Geographie Bearbeiten

 
Die Gemarkung von Steinfurt nach einer Vermessung aus dem Jahre 1880

Das kleine Dorf liegt auf einer Buntsandstein-Hochfläche am Oberlauf des Katzenbachs, eines rechten Zuflusses der dort Erfa genannten Erf. Zur Gemarkung von Steinfurt gehört außer dem Dorf Steinfurt () kein weiterer Wohnplatz. Das Dorf ist über die L 508 zu erreichen und hat seit 1977 im Gewann Untere Hofgärten ein Neubaugebiet.[1] Es besteht ein kleiner See.

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter Bearbeiten

Das Dorf wurde im Jahre 1245 erstmals urkundlich als Steinvurt erwähnt, als der Ort dem Kloster Bronnbach in einer Urkunde des Papstes Innozenz IV. als Grangie, das heißt als Getreidespeicher bzw. Vorratshaus, bestätigt wurde.[1][2] Bei Steinfurt handelt sich um eine Hochmittelalterliche Siedlung an einer steinernen Furt der Straße von Miltenberg nach Tauberbischofsheim.[1] Der gezahnte Querbalken im Ortswappen soll den Ortsnamen („bei der steinernen Furt“) erklären.[3]

Fast hundert Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung, am 27. Oktober 1323, wurde ein Hof in Steinfurt von den Grafen von Wertheim an das Kloster Bronnbach verkauft.[2] Im ausgehenden Mittelalter gehörte Steinfurt herrschaftlich und kirchlich als Ortsteil von Hardheim zum Bistum Würzburg.[1][2]

Neuzeit Bearbeiten

Gemeinsam mit Hardheim unterstand der Weiler Steinfurt bis 1803 dem bischöflich-würzburgischen Amt Hardheim.[2] Im Jahre 1803 fiel der Ort im Zuge der Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss vom Bistum Würzburg an das Fürstentum Leiningen, bevor er im Jahre 1806 durch die Bestimmung der Rheinbundakte badisch wurde. Nach dem Übergang zum Großherzogtum Baden gehörte Steinfurt von 1807 bis 1810 dem Amt Walldürn, ab 1810 dem vorübergehend vereinigten Amt Külsheim-Hardheim sowie von 1811 bis 1813 dem standesherrlichen Amt Hardheim und von 1813 bis 1872 dem Bezirksamt Walldürn. Von 1872 bis 1879 gehörte der Ort zum Bezirksamt Wertheim und von 1879 bis 1884 zum Bezirksamt Buchen.[1][2]

Bereits seit 1823 bemühte sich der unter einem Stabhalter stehende Ortsteil Steinfurt um Loslösung von Hardheim.[2] Erst am 11. März 1882 wurde der Nebenort von der Gemeinde Hardheim getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben. Durch eine landesherrliche Verordnung vom 8. März 1884 wechselte die Zuständigkeit wieder zum Bezirksamt Wertheim, bevor der Ort nach dessen Aufhebung durch das Gesetz über die Neueinteilung der inneren Verwaltung vom 30. Juni 1936 zum Bezirksamt und ab dem 1. Januar 1939 zum Landkreis Tauberbischofsheim gehörte.[1][2][4]

Die Eingemeindung von Steinfurt in die Stadt Külsheim erfolgte zusammen mit der Gemeinde Steinbach am 1. Januar 1975.[2][5]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Die Steinfurter Bevölkerung entwickelte sich wie folgt:

Jahr Bevölkerung
1852 178[6]
1871 184[7]
1880 189[7]
1890 170[7]
1900 161[7]
1910 170[7]
1925 171[7]
1933 164[7]
1939 150[7]
1950 238[7]
1956 163[7]
1961 152[8]
1970 136[9]
2019 125[10]

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

Im Külsheimer Gemeinderat, der für fünf Jahre gewählt wird, wird durch Unechte Teilortswahl mindestens ein Sitz an einen Gemeinderat aus Steinfurt vergeben.[11]

Partnerschaften Bearbeiten

Es besteht eine Partnerschaft mit der gleichnamigen Ortschaft und Katastralgemeinde Steinfurt im Burgenland in Österreich.[3]

Religion Bearbeiten

Die katholischen Gläubigen gehören kirchlich zu Hardheim und die evangelischen Gläubigen neuerdings zu Külsheim.[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Kulturdenkmale Bearbeiten

Heilig-Kreuz-Kapelle Bearbeiten

Mitten im Ort befindet sich die Heilig-Kreuz-Kapelle mit Dachreiter und polygonalem Chor, die im Jahre 1901 errichtet wurde.[12]

Bildstöcke und Steinkreuze Bearbeiten

Auf der Steinfurter Gemarkung befinden sich etwa ein halbes Dutzend Kleindenkmale, darunter ein Friedhofs-Kruzifix, eine Mariengrotte, ein Missionskreuz und ein Pietà-Bildstock.

Friedhof Bearbeiten

Im Süden des Dorfes befindet sich ein Friedhof, auf dem sich unter anderem eine Mariengrotte und ein großes Kruzifix aus Stein befindet.

Sportanlagen Bearbeiten

In der Nähe der Feuerwehr befindet sich ein Sportplatz.

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Tourismus Bearbeiten

In Steinfurt besteht die Gaststätte Grüner Baum mit Hotel.[13]

Verkehr Bearbeiten

Steinfurt ist über die L 508 aus Richtung Külsheim oder Schweinberg erreichbar. Diese führt als Durchgangsstraße durch Steinfurt und wird im Ortsbereich als Rüdentaler Straße bezeichnet.

Eine Buslinie führt durch Steinfurt mit einer Haltestelle.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Elmar Weiss, Irmtraut Edelmann, Helmuth Lauf (Autoren): Geschichte der Brunnenstadt Külsheim. Zwei Bände. Stadt Külsheim (Hrsg.). Tauberbischofsheim, FN Druck 1992.
    • Band 1. Mit Beiträgen von Dieter Frank, Walter Dietz, Pfarrer Franz Gehrig, Herwig John, Fritz Krug.
    • Band 2. Mit Beiträgen von Pfarrer Gehrig, Herwig John, Günther Kuhn.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Steinfurt (Külsheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Steinfurt auf der Website der Stadt Külsheim unter www.kuelsheim.de
  • Steinfurt auf der Website www.taubertal.de

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h LEO-BW.de: Steinfurt – Altgemeinde~Teilort. Online unter www.leo-bw.de. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  2. a b c d e f g h Landesarchiv Baden-Württemberg: Vorwort zum Inventar des Gemeindearchivs Steinfurt Band 1, 1977. Online unter landesarchiv-bw.de. Abgerufen am 9. Dezember 2019.
  3. a b Stadt Külsheim: "bei der steinernen Furt". Online unter www.kuelsheim.de. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  4. Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9, S. 85–88.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 453.
  6. Beiträge zur Statistik der Inneren Verwaltung des Großherzogthums Baden, hg. v. Statistischen Landesamt, 1. Heft (Die Volkszählung im Dezember 1852), Tabelle I, Karlsruhe 1855, S. 1–6, S. 7–239; Volkszählung in Württemberg (CD), Zollvereinsstatistik 1852. Aufnahme der Bevölkerung für Zwecke des Zollvereins in den Obervogteiämtern Achberg und Trochtelfingen sowie in den Oberamtsbezirken Glatt, Straßberg, Gammertingen, Haigerloch, Hechingen, Ostrach, Sigmaringen, und Wald; StA Sigmaringen Ho 235 T 4-5 Pr. Reg. Sigmaringen, Nr. 460-469.
  7. a b c d e f g h i j LeoGraph-BW.de: Bevölkerungsentwicklung: Steinfurt. Online unter www.leograph-bw.de. Abgerufen am 10. Dezember 2019.
  8. Volks-, Berufs- und Arbeitsstättenzählungen in Westdeutschland vom 6. Juni 1961 (Gemeindeverzeichnis)
  9. Volks-, Berufs- und Arbeitsstättenzählungen in Westdeutschland vom 27. Mai 1970 (Gemeindeverzeichnis)
  10. Fortgeschriebene Daten der Stadt Külsheim anhand der Volkszählung in der Europäischen Union 2011 (Zensus)
  11. vgl. Stadt Külsheim: Sitzverteilung Gemeinderatswahl 2019; abgerufen 6. Dezember 2019.
  12. LEO-BW.de: Hl. Kreuz-Kapelle (Mönchwaldstraße 3, Külsheim). Online unter www.leo-bw.de. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  13. Landgasthof Grüner Baum | Restaurant Hotel Külsheim-Steinfurt. Abgerufen am 19. Mai 2020 (deutsch).