Beyendorf-Sohlen

Stadtteil von Magdeburg, Sachsen-Anhalt, Deutschland
(Weitergeleitet von Sohlen)

Beyendorf-Sohlen ist ein Stadtteil im Süden der Stadt Magdeburg.

Wappen von Magdeburg
Wappen von Magdeburg
Beyendorf-Sohlen
Stadtteil von Magdeburg
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Koordinaten 52° 3′ 9″ N, 11° 38′ 2″ OKoordinaten: 52° 3′ 9″ N, 11° 38′ 2″ O
Fläche 8,143.5 km²
Einwohner 1262 (31. Dez. 2021)
Bevölkerungsdichte 155 Einwohner/km²
Postleitzahlen 39120
39122
Gliederung
Ortsteile/Bezirke

Beyendorf
Sohlen
Anker

Verkehrsanbindung
Buslinien 66 (MVB)
659 (BördeBus)
Petrikirche in Beyendorf
Kirche in Sohlen
Sohlener Mühle
Blick vom Kreuzberg in Richtung Sohlen, links die Sohlener Berge, im Hintergrund Magdeburg
Blick von Beyendorf in Richtung Sohlener Berge
Gutshaus Sohlen
Salzkrug

Einwohner und Fläche Bearbeiten

Der dörflich strukturierte, in einiger räumlicher Entfernung zur Kernstadt gelegene Stadtteil erstreckt sich über 8,1435 km² und hat 1262 Einwohner (Stand 31. Dezember 2021).[1]

Lage und Verkehr Bearbeiten

Beyendorf-Sohlen besteht aus den Ortsteilen Anker, Beyendorf und Sohlen. Während die kleine Ansiedlung Anker direkt an der Landesstraße L50 liegt, liegen die ein in Nord-Süd-Richtung ausgerichtetes Doppeldorf bildenden Ortsteile Beyendorf und Sohlen abseits des Durchgangsverkehrs. Direkt östlich der Ortslage erhebt sich die bewaldete Hügelkette der Sohlener Berge, die jedoch bereits zur Gemarkung des Stadtteils Salbke gehören. Südlich befindet sich der Kreuzberg. Durch den Ort fließt die Sülze. In Beyendorf befindet sich der kleine Beyendorfer Teich. Westlich am Ort vorbei führt die Bundesautobahn 14. Der Haltepunkt Beyendorf liegt an der Bahnstrecke Magdeburg–Halberstadt–Thale. Es halten die Regionalbahnen von Magdeburg nach Oschersleben im Zweistundentakt. Betreiber ist Abellio Rail Mitteldeutschland. Der nächstgelegene Fernbahnhof ist Magdeburg Hauptbahnhof.

Geschichte Bearbeiten

Die erste urkundliche Erwähnung stammt von 936. Am 13. September dieses Jahres schenkte Otto I. unter anderem auch Beiendorpe dem St. Servatiuskloster in Quedlinburg. Die erste Erwähnung des südlich von Beyendorf gelegenen Sohlen datiert aus dem Jahr 964. Markgraf Gero erwähnt in einer Aufstellung über die von ihm dem von ihm gegründeten Nonnenkloster Gernrode vermachten Stiftungen auch eine Hufe Acker in Sohlen.

Beide Orte erlangten im Mittelalter und der frühen Neuzeit eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung, da hier Salzgewinnung betrieben wurde. Sohlen führte die Bezeichnung Flecken, was eine gegenüber Dörfern herausgehobene Stellung verdeutlicht. Von 1299 bis 1726 existierten in beiden Orten Salzwerke. 1601 hatten die Brüder Mathias und Paulus Meth in Sohlen ein Gradierwerk errichtet. Um 1670 werden für Sohlen 11 Siedehäuser und ein Solebrunnen erwähnt. Mit dem Ende der Salzwirtschaft dominierte in beiden Dörfern dann die Landwirtschaft.

Mitte des 19. Jahrhunderts setzte in den östlich an der Elbe gelegenen Dörfern Buckau, Fermersleben, Salbke und Westerhüsen eine zunehmende Industrialisierung ein. Durch den Bau einer noch heute bestehenden Eisenbahnlinie mit einem Bahnhof in Beyendorf wurden die Dörfer an die später nach Magdeburg eingemeindeten Industriegebiet angeschlossen. Viele Einwohner arbeiteten nun in der Industrie. Im nördlichen Teil Beyendorfs entstanden in überschaubarer Zahl Mietshäuser.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde der Vorsitzende der Beyendorfer SPD, Gustav Dietz, verhaftet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte auch in Beyendorf und Sohlen eine Bodenreform. Die bisher beherrschenden Gutshöfe Maikath und Schäper wurden enteignet. Das Gut Maikath wurde zunächst Stadtgut und ab 1949 Volkseigenes Gut. Das Gut Schäper wurde unter Kleinbauern, Industrie- und Landarbeitern aufgeteilt. Im Sommer 1945 kam es in Beyendorf zu einem Achtfach-Mord an der Familie Mittag, den Besitzern der Beyendorfer Wassermühle an der Sülze. Der Fall war später im Jahr 1984 Vorbild für die Doppelfolge Schwere Jahre des Polizeirufs 110. Autor und Regisseur der Folge war der aus Lüttgen-Salbke stammende Hans Joachim Hildebrandt, der nach Bekanntwerden des Verbrechens als Jugendlicher selbst zum Tatort gelaufen war.

Am 20. Juli 1950 wurde Sohlen nach Beyendorf eingemeindet.[2] Einige Sohlener Kleinbauern gründeten am 18. Februar 1953 die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft LPG Freies Volk. 1960 entstand hier die LPG Sülzetal und in Beyendorf die LPG Rieseberg.

Nach der Wende von 1989 und der deutschen Wiedervereinigung wurden die LPGen aufgelöst. Die Landwirtschaft wird jedoch von Wiedereinrichtern fortgeführt. Ende des 20. Jahrhunderts stieg die Einwohnerzahl aufgrund neu ausgewiesener Baugebiete um mehr als ein Drittel an.

Am 1. April 2001 erfolgte die Eingemeindung Beyendorfs nach Magdeburg.[3] Die bis dahin noch getrennt bestehenden Freiwilligen Feuerwehren wurden vereinigt und ein neues Feuerwehrhaus an der Grenze der beiden Ortsteile errichtet.

Bauten, Denkmäler, Grünanlagen Bearbeiten

Die im Stadtteil vorhandenen Kulturdenkmale sind im örtlichen Denkmalverzeichnis aufgeführt.

Besonders bemerkenswerte Anlagen sind:

Beyendorf Bearbeiten

Sohlen Bearbeiten

Wirtschaft Bearbeiten

Die Wirtschaft des Dorfes ist noch landwirtschaftlich geprägt. Es bestehen (Stand 2003) 8 Mitgliedsbetriebe der IHK und 17 der Handwerkskammer. Im Ortsteil Anker bestehen entlang der Landesstraße Beherbergungsbetriebe. Auch in Sohlen gibt es ein Hotel sowie eine Gaststätte.

Persönlichkeiten Bearbeiten

In Beyendorf geboren wurden:

Sonst mit Beyendorf verbunden war:

  • Wilhelm Weitling (1808–1871). Der bekannte Arbeiterführer besuchte seine in Beyendorf lebende Mutter. Er traf hier um 1844 mit Magdeburger Mitgliedern des Bundes der Gerechten zusammen.

In Sohlen geboren wurde:

Sonst mit Sohlen verbunden war:

  • Franz Rekowski (1891–1945), deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er arbeitete bis 1926 beim Bauern Eilendorf.

Mit Sohlen verbunden ist:

Politik Bearbeiten

Der Ortschaftsrat Beyendorf-Sohlen besteht aus 9 Mitgliedern. Zurzeit sind 7 Sitze besetzt.

Zusammensetzung des Ortschaftsrates, Ergebnisse laut den Kommunalwahlen vom 26. Mai 2019[4] und der Ergängzungswahl am 1. Dezember 2019[5]:

  • Ulrich Schrader – Einzelbewerber (492 Stimmen)
  • Niko Zenker – SPD (322 Stimmen)
  • Frank Thiel – DIE LINKE (321 Stimmen)
  • Anja Maahs – Heimatverein Beyendorf-Sohlen (281 Stimmen)
  • Christa Brandstetter – Einzelbewerberin (305 Stimmen)
  • Cindy Reichert – Einzelbewerberin (286 Stimmen)
  • Evelyn Könnecke – Einzelbewerberin (275 Stimmen)

Am 22. Juli 2019 wurde durch den Ortschaftsrat Niko Zenker zum Ortsbürgermeister gewählt. Der am 26. Mai 2019 gewählte Einzelbewerber Jürgen Tiedge verstarb im Dezember 2019.

Übersicht Ortsbürgermeister:

  • Siegfried Geue von 2001 bis 2009
  • Otto Preuß von 2009 bis 2011
  • Siegfried Geue von 2010 bis 2019
  • Niko Zenker seit 2019

Literatur Bearbeiten

  • Clemens Schmidt: 40 Viertel im großen Test. Magdeburg 2003, S. 24 ff.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Magdeburg-Beyendorf-Sohlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stadtteilkatalog des Amtes für Statistik
  2. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  4. Wahlen zu den Ortschaftsräten in Pechau, Randau-Calenberge und Beyendorf-Sohlen. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 3. August 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/service.magdeburg.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Ergänzungswahl 1. Dezember 2019. Abgerufen am 16. August 2021.