Seraphine Franziska zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen

Gräfin zu Leiningen, Standesherrin, Mitglied der Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Herzogtums Nassau, Stiftsdame

Seraphine Franziska Barbara zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (* 4. Oktober 1810 in Klagenfurt; † 11. November 1874 in Innsbruck) war eine Gräfin zu Leiningen, Standesherrin von Westerburg und Schadeck, sowie Stiftsdame des Kaiserlichen Damenstifts Innsbruck.[1]

Gräfin Seraphine Franziska Barbara zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen, als Innsbrucker Stiftsdame, Porträt von Johann Georg Weinhold

Sie war die Tochter des in der Leininger Residenz Grünstadt, Pfalz geborenen, österreichischen Offiziers Graf Christian Ludwig zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (1771–1819) und seiner Gattin, Gräfin Seraphina Franziska von Porcia (1788–1817) aus Venedig.[2]

Als die Eltern frühzeitig starben, blieb sie mit ihrem Bruder, dem späteren Feldmarschall-Leutnant Christian Franz Seraph (1812–1856), als Vollwaise zurück. Beide Kinder kamen in die Obhut ihres Onkels (Bruder des Vaters) Graf August Georg zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (1770–1849). Während Vater und Onkel Lutheraner waren, gehörten die Kinder, durch ihre italienische Mutter, der katholischen Konfession an.

Seraphine Franziska wurde vom Onkel in das Internat der Kongregation Notre Dame in Bratislava gegeben. 1826 kehrte sie zu ihm nach Graz zurück, ging jedoch schon 1827 zu ihren Großeltern nach Venedig. Kurze Zeit später starb der Großvater, Fürst Franz Seraphin von Porcia, ein sehr frommer und wohltätiger Mann.[3]

Mit 27 Jahren entschied sie sich zur Ehelosigkeit und trat am 12. Juli 1838 als Stiftsdame in das adelige Damenstift Innsbruck, in der dortigen Hofburg ein.

Nach dem Tod des Onkels August Georg zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen (1849) war ihr Bruder Christian Franz Seraph in dessen standesherrschaftlichen Rechte zu Westerburg und Schadeck eingetreten. Als dieser 1856 starb, folgte ihm Gräfin Seraphine Franziska Barbara in dieser Stellung nach. 1860 verließ sie das Stift[4] und übersiedelte auf die Westerburg, kehrte jedoch von Zeit zu Zeit nach Innsbruck zurück. Auf der Westerburg residierte sie als Standesherrin, Wohltäterin der katholischen Kirchengemeinde und politikinteressierte, resolute „Landesmutter“. Wie viele andere deutsche Kleinfürsten hatten die Leininger ihre tatsächlichen Herrschaften verloren, blieben aber dennoch als Standesherren – ohne Regierungsgewalt – den regierenden Fürsten nahezu gleichgestellt. Als Standesherrin gehörte Gräfin Seraphine Franziska automatisch auch der 1. Kammer der Landstände des Herzogtums Nassau an. Kaiserin Karoline Auguste nahm sie in den hohen Sternkreuzorden auf, Kaiser Franz Joseph verlieh ihr 1861 die Würde einer Ehrenstiftsdame des Damenstiftes Brünn.[5] Herzog Adolph von Nassau schätzte sie sehr, mit dem durch den Kulturkampf bedrängten Limburger Bischof Peter Joseph Blum war sie befreundet. Ihr bevollmächtigter Beauftragter in der Abgeordnetenkammer war bis 1860 zunächst Regierungspräsident Georg Möller,[6] dann der Kriminalrichter Adam Emmerich (1808–1869) aus Wehrheim.[7][8] Ihre Wohltätigkeit für die Armen war weithin bekannt, noch heute finden sich im Stadtarchiv Westerburg Briefe zahlreicher Bittsteller an sie, die fast nie abschlägig beantwortet wurden.

Als Gräfin Seraphine Franziska ihr Ende nahen fühlte, verließ sie Ende September 1874 die Westerburg und begab sich wieder nach Innsbruck, wo sie knapp sechs Wochen später verstarb. Sie war die letzte Angehörige des regulären Neuleininger Familienzweiges und ihre Güter und Rechte fielen an die Linie Altleiningen. Sie wurde auf dem Friedhof St. Nikolaus in Innsbruck beigesetzt.

Im Museum im Alten Rathaus Grünstadt befindet sich ein Porträt der Gräfin in Kleidung und mit Ordenszeichen des Damenstiftes Innsbruck. Es stammt von der Westerburg und ist ein signiertes Werk des zeitgenössischen Historienmalers Johann Georg Weinhold.

Literatur

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  • Georg Hilpisch: Franziska Seraphine zu Neu-Leingen-Westerburg: Eine Zierde des katholischen Adels, Würzburg, 1876; (Digitalansicht)
  • Armin Tille: Deutsche Geschichtsblätter, Band 15, 1914, Perthes Verlag, Gotha, S. 263; Ausschnittscan
  • Nachruf mit Lebenslauf, in: Neue Tiroler Stimmen, Innsbruck, Nr. 266, vom 20. November 1874; Digitalansicht
  • Rüdiger Klees: Die Wohltätigkeit der Gräfin Seraphine zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen, in: Wäller Heimat – Jahrbuch des Westerwaldkreises (2021), Kreisverwaltung Westerwaldkreis, Montabaur, 2020, S. 107–110
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Commons: Seraphine Franziska zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Webseite zur Geschichte des Damenstifts Innsbruck
  2. Constantin von Wurzbach: Leiningen-Westerburg, Christian Ludwig Graf. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 14. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1865, S. 331–333 (Digitalisat).
  3. Constantin von Wurzbach: Porcia, Franz Seraphin Fürst. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 23. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1872, S. 117 (Digitalisat).
  4. Ellinor Langer: Die Geschichte des Adeligen Damenstiftes zu Innsbruck, Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 1950, S. 133; Ausschnittscan
  5. Salzburger Zeitung, Nr. 195, vom 27. August 1861; Digitalansicht
  6. Verhandlungen der Ständeversammlung des Herzogthums Nassau 1858, Wiesbaden, 1858, S. 15; Digitalansicht
  7. Nachruf auf die Gräfin in: Bote für Tirol und Vorarlberg, Nr. 267, Innsbruck, 21. November 1874, S. 2016 des Jahrgangs Digitalansicht
  8. Jochen Lengemann: MdL Hessen 1808–1996: biographischer Index, S. 117, ISBN 3770810716, Historische Kommission für Hessen, 1996; Ausschnittscan mit Daten zu Adam Emmerich