Satz von Cramér (Normalverteilung)

mathematischer Satz

Der Satz von Cramér (nach dem schwedischen Mathematiker Harald Cramér) ist die Umkehrung der bekannten Aussage, dass die Summe unabhängiger normalverteilter Zufallsvariablen wieder normalverteilt ist.

Satz von Cramér Bearbeiten

Ist eine normalverteilte Zufallsvariable   die Summe von zwei unabhängigen Zufallsvariablen   und  , dann sind die Summanden   und   ebenfalls normalverteilt. Eine normalverteilte Zufallsvariable lässt sich also nur in normalverteilte unabhängige Summanden zerlegen.

Man beachte dazu auch die „Gegenaussage“ des zentralen Grenzwertsatzes, nach dem die Summe einer großen Anzahl von unabhängigen nicht notwendig normalverteilten Summanden annähernd normalverteilt ist.

Der Satz von Cramér hat eine gewisse Stabilität gegenüber kleinen Abweichungen: Ist die Summe   (in einem bestimmten Sinne) annähernd normalverteilt, dann sind es auch die Summanden.

Der Satz wurde ursprünglich von Paul Lévy formuliert,[1] aber erst kurz danach von Harald Cramér bewiesen.[2] Er wird deshalb manchmal auch als Satz von Lévy-Cramér bezeichnet, was aber zu Verwechslungen mit anderen Sätzen dieses Namens führen kann.

Beweisskizze Bearbeiten

Der Beweis lässt sich elegant durch Anwendung analytischer Eigenschaften charakteristischer Funktionen führen: Aus der Zerlegung   folgt für die zugehörigen charakteristischen Funktionen  . Die Funktion   ist eine ganze Funktion der Wachstumsordnung 2 ohne Nullstellen, deshalb sind die Faktoren   ebenfalls ganze Funktionen mit einer Wachstumsordnung höchstens 2. Daraus folgt (am Beispiel des ersten Faktors) die Darstellung  . Aus elementaren Eigenschaften charakteristischer Funktionen folgt daraus schließlich die Darstellung  , so dass   die charakteristische Funktion einer normalverteilten Zufallsvariablen mit Parametern   und   ist.

Diese Beweisskizze demonstriert das Zusammenwirken unterschiedlicher mathematischer Disziplinen, hier der Stochastik und der klassischen Funktionentheorie.

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Paul Lévy: Propriétés asymptotiques des sommes de variables aléatoires indépendantes ou enchaînées. In: J. Math. Pures Appl. 14, 1935, S. 347–402.
  2. Harald Cramér: Ueber eine Eigenschaft der normalen Verteilungsfunktion. In: Math. Z. 41, 1936, S. 405–414.