Sarcocornia

Gattung der Familie Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)

Sarcocornia ist eine Pflanzengattung in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Es sind ausdauernde Salzpflanzen mit fleischigen, gegliedert erscheinenden Sprossachsen und stark reduzierten Blättern und Blüten. Sie besiedeln weltweit Meeresküsten oder Salzstellen im Inland, vor allem in wintermilden gemäßigten und subtropischen Gebieten.

Sarcocornia

Sarcocornia perennis

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Salicornioideae
Tribus: Salicornieae
Gattung: Sarcocornia
Wissenschaftlicher Name
Sarcocornia
A.J.Scott

Beschreibung Bearbeiten

 
Illustration von Sarcocornia perennis
 
Blütenstände von Sarcocornia pacifica
 
Sarcocornia fruticosa in den Salinas de Marchamalo (Spanien)
 
Sarcocornia neei in Los Vilos (Chile)
 
Sarcocornia quinqueflora in Australien

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Die Sarcocornia-Arten sind kahle, ausdauernde krautige Pflanzen, Halbsträucher und Sträucher. Die Wuchsform kann aufrecht, niederliegend und mattenartig oder kissenförmig sein. Die jungen Sprossachsen wirken durch Berindung mit den Blättern scheinbar gegliedert. Ältere Achsen sind verholzt und ungegliedert. Die fleischigen Laubblätter sind gegenständig, an der Basis verbunden und am Stängel herablaufend und bewirken die Segmentierung der Pflanzen. Die Blattspitzen bilden kleine dreieckige Schuppen und sind schmal hautrandig.

Blütenstände und Blüten Bearbeiten

Einige Stängel tragen end- oder seitenständige ährenartige Blütenstände. Diese sind scheinbar gegliedert, jedes Glied besteht aus zwei gegenständigen, meist drei-, selten bis fünfblütigen Zymen, die völlig zwischen einem fleischigen Tragblatt und der Achse eingebettet sind. Die Einzelblüten jeder Zyme sind annähernd gleich groß und in einer horizontalen Reihe angeordnet, die seitlichen Blüten berühren sich nicht. Die Blüten sind zwittrig oder eingeschlechtlich, annähernd radiärsymmetrisch, mit drei bis vier fleischigen Tepalen, die fast bis zur Spitze verwachsen sind und auch zur Fruchtzeit erhalten bleiben. Die Blüten enthalten ein bis zwei Staubblätter und zwei bis drei Narben.

Früchte und Samen Bearbeiten

Die Früchte sind ellipsenförmig mit häutiger Fruchtwand. Die Samen stehen vertikal, sind ellipsoid, mit hellbrauner, häutiger, behaarter Samenschale. Die Samenhaare können kurvig, hakig, konisch oder gerade sein. Der Embryo ist hufeisenförmig, ein Nährgewebe ist nicht vorhanden.

Chromosomenzahl Bearbeiten

Die Chromosomengrundzahl beträgt x=9. Die Arten haben diploide (18), tetraploide (36), hexaploide (54) und octoploide (72) Chromosomenzahlen.

Standorte Bearbeiten

Sarcocornia-Arten gedeihen besonders in warm-gemäßigten Regionen (Mittelmeerklima), in geringerem Umfang auch in subtropischen Klimazonen.

Als typische Salzpflanzen (Halophyten) wachsen sie an den Meeresküsten in Salzmarschen, in lehmigen Gezeitenmulden und an Küstenklippen, oder im Binnenland an Salzpfannen und am Ufer von Salzseen. Eine Ausnahme bildet Sarcocornia xerophila, die bei geringerem Salzgehalt in Halbwüsten auf Quarz vorkommt.

Entstehungsgeschichte Bearbeiten

Die Gattung Sarcocornia begann sich seit dem mittleren Miozän aus eurasischen Vorfahren zu entfalten. Es entstanden vier Abstammungsgemeinschaften: zunächst die eurasische Sarcocornia-Klade, von dieser ausgehend die amerikanische Sarcocornia-Klade, die Salicornia-Klade (mit den einjährigen Arten der Gattung Salicornia) sowie die südafrikanisch-australische Sarcocornia-Klade. Da die Gattung Salicornia sich mitten aus Sarcocornia heraus entwickelt hat, ist Sarcocornia paraphyletisch. Die Wuchsform als niederliegende Matten entstand mehrmals unabhängig voneinander und wird als Anpassung an Wuchsorte mit verlängerter Überflutungsdauer, Gezeitenbewegung und Frost betrachtet.

Systematik und Verbreitung Bearbeiten

Die Erstbeschreibung der Gattung Sarcocornia erfolgte 1978 durch Andrew John Scott, der damit die ausdauernden Arten von den einjährigen Formen der nah verwandten Gattung Queller (Salicornia) abtrennte.[1] Die Typusart ist Sarcocornia perennis.[2]

Sarcocornia ist weltweit verbreitet, besonders in warm-gemäßigten Regionen (Mittelmeerklima), in geringerem Umfang auch in subtropischen Klimazonen. In Europa kommt sie im Mittelmeerraum und an den wintermilden Atlantikküsten vor, außerdem in Nord- und Südamerika, im südlichen Afrika und in Australien.

Zur Gattung Sarcocornia zählen nach Fuente 2016 etwa 30 Arten, deren Diversitätszentrum (Zentrum der Artenvielfalt) im südlichen Afrika liegt:

Bei Piirainen et al. 2017 gab es taxonomische Änderungen, beispielsweise im Rang von Taxon|Taxa. Beispielsweise der Rang einer Unterart Salicornia alpini subsp. carinata (Fuente, Rufo & Sánchez Mata) Piirainen & G.Kadereit für davor Rang einer Art Sarcocornia carinata (Fuente, Rufo & Sánchez Mata) Fuente, Rufo & Sánchez Mata oder Neukombination Salicornia decumbens (Toelken) Piirainen & G.Kadereit, Salicornia decussata (S.Steffen, Mucina & G.Kadereit) Piirainen & G.Kadereit oder die Klarstellung von Sarcocornia terminalis (Toelken) Piirainen & G.Kadereit.[6]

Literatur Bearbeiten

  • Peter W. Ball: Sarcocornia. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2003, ISBN 0-19-517389-9, S. 321 (englisch). (für den Abschnitt Beschreibung)
  • Simone Steffen, Peter Ball, Ladislav Mucina, Gudrun Kadereit: Phylogeny, biogeography and ecological diversification of Sarcocornia (Salicornioideae, Amaranthaceae). In: Annals of Botany, Volume 115, Issue 3, 2015, S. 353–368. (für die Abschnitte Chromosomenzahl, Verbreitung und Standort, Entstehungsgeschichte und Systematik)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Andrew John Scott: Reinstatement and revision of Salicorniaceae J. Agardh (Caryophyllales). In: Botanical journal of the Linnean Society, Volume 75, Issue 4, 1978, S. 366–367.
  2. Sarcocornia bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 25. Juli 2016.
  3. Mikko Piirainen, 2009: Sarcocornia. In: P. Uotila, (Hrsg.): Chenopodiaceae. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  4. a b V. de la Fuente, L. Rufo, N. Rodriguez, D. Sánchez-Mata, A. Franco, R. Amils: A study of Sarcocornia A.J. Scott (Chenopodiaceae) from Western Mediterranean Europe. In: Plant Biosystems, Volume 150, Issue 2, 2016, S. 353.
  5. Ahmet Emre Yaprak: Sarcocornia obclavata (Amaranthaceae) a new species from Turkey. In: Phytotaxa, Volume 49, 3(bis), 2012, S. 2–6.
  6. a b Mikko Piirainen, Oskar Liebisch, Gudrun Kadereit: Phylogeny, biogeography, systematics and taxonomy of Salicornioideae (Amaranthaceae / Chenopodiaceae) – A cosmopolitan, highly specialized hygrohalophyte lineage dating back to the Oligocene. In: Taxon, Volume 66, Issue 1, Februar 2017, S. 109–132. JSTOR:90010914 doi:10.12705/661.6

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sarcocornia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikispecies: Sarcocornia – Artenverzeichnis