Sand (Bad Emstal)

Ortsteil von Bad Emstal

Sand ein Ortsteil der Gemeinde Bad Emstal im nordhessischen Landkreis Kassel Und Sitz der Gemeindeverwaltung.

Sand
Gemeinde Bad Emstal
Koordinaten: 51° 15′ N, 9° 16′ OKoordinaten: 51° 14′ 38″ N, 9° 15′ 33″ O
Höhe: 278 (274–318) m ü. NHN
Fläche: 15,24 km²[1]
Einwohner: 3674 (30. Jun. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 241 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1967
Postleitzahl: 34308
Vorwahl: 05624

Geographische Lage Bearbeiten

Sand liegt im südlichen Ausläufer des Naturparks Habichtswald und wird von der Ems und deren Nebenflüssen Fischbach und Salzbach durchflossen. Der bis auf den südlichen Talausgang nahezu vollständig von bewaldeten Bergen umgebene Ort liegt auf den Ausläufern der Berge Erzeberg und Emser Berg, die zum Naturraum der Hinterhabichtswälder Kuppen gehören. Westlich des Ortes verläuft die Bundesstraße 450 und östlich die Landesstraße 3220.

Geschichte Bearbeiten

Im Gebiet der heutigen Ortschaft Sand gab es im Mittelalter eine Anzahl von Siedlungen, deren Namen 1209 im Zinsregister des Stiftes St. Petri zu Fritzlar genannt werden, u. a. die Siedlungen „Mutslar“, „Offenhusen“ und „Visbach“. Das vermutlich im 8. Jahrhundert gegründete Mutslar wurde unter dem Namen „Moteslari“ 1074 in Urkunden des Klosters Hasungen erwähnt und ist damit die älteste urkundlich erwähnte Siedlung im Gebiet der heutigen Ortschaft.

Während des Spätmittelalters kam es zu einer Konzentration der Siedlungsbemühungen auf nur eine Ortschaft, die bereits im Jahre 1354 als „tzum Sande Mutzlar“ in Urkunden des Klosters Breitenau erwähnt wird, während die anderen Siedlungen wüst fielen. Ihre Namen sind teilweise noch bis heute in Flurnamen erhalten geblieben (z. B. Hof Offenhausen).[3]

1448 musste Reinhard von Dalwigk nach erneutem Landfriedensbruch zur Strafe das dann bereits nur noch „Sand“ genannte Dorf, mitsamt weiterem Lehnsbesitz, wieder an die Hessischen Landgrafen abtreten. 1732 erhielt Sand das Braurecht, ein Brauhaus wurde 1738 eröffnet. Die Bierbrauerei wurde 1905 eingestellt, Straßennamen wie „Am Hopfenberg“ und „Braugasse“ zeugen noch heute von diesem Gewerbe.

Im Jahr 1904 wurde Sand durch die neugebaute Bahnstrecke Kassel–Naumburg der Kassel-Naumburger Eisenbahn erschlossen, und das leitete einen wirtschaftlicher Aufschwung des Ortes ein. Ende der 1960er Jahre wurde im Rahmen einer Dorferneuerung das Bild des Ortskerns maßgeblich verändert. Durch den Abriss zahlreicher Fachwerkhäuser und landwirtschaftlich genutzter Höfe wurde Platz für die Erweiterung und Begradigung der Hauptverkehrsstraßen sowie für den Neubau von öffentlichen Gebäuden (u. a. Post und Rathaus) geschaffen.

Zum 1. Januar 1967 entstand die neue Gemeinde Emstal durch den Zusammenschluss der bisher selbständigen Gemeinden Merxhausen (Bürgermeister Günter Werner) und Sand (Bürgermeister Willi Heinemann).[1] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde der Ortsteil Sand.

Im Jahr 1976 wurde erfolgreich nach Thermalwasser gebohrt und es entstand ein erstes provisorisches Thermalbad. 1979 wurde der Neubau des Kurzentrums in Betrieb genommen. Seit 1992 trägt die Gemeinde Emstal den Zusatz Bad.

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Sand 3588 Einwohner. Darunter waren keine 102 (2,8 %). Nach dem Lebensalter waren 537 Einwohner unter 18 Jahren, 1338 zwischen 18 und 49, 876 zwischen 50 und 64 und 174 Einwohner waren 792 und älter.[4] Die Einwohner lebten in 1650 Haushalten. Davon waren 540 Singlehaushalte, 444 Paare ohne Kinder und 507 Paare mit Kindern, sowie 141 Alleinerziehende und 18 Wohngemeinschaften. In 336 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 1098 Haushaltungen lebten keine Senioren.[4]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1585: 68 Haushaltungen
• 1747: 68 Haushaltungen
Sand: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
  
827
1840
  
955
1846
  
965
1852
  
987
1858
  
956
1864
  
1.017
1871
  
951
1875
  
987
1885
  
966
1895
  
1.030
1905
  
1.188
1910
  
1.212
1925
  
1.288
1939
  
1.373
1946
  
2.096
1950
  
2.054
1956
  
1.973
1961
  
1.990
1970
  
2.153
1987
  
2.923
1990
  
3.460
1995
  
3.792
2000
  
3.811
2011
  
3.588
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Bad Emstal;[2]; Zensus 2011[4]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: 965 evangelische (= 99,90 %), ein katholischer (= 0,10 %) Einwohner
• 1961: 1748 evangelische (= 87,84 %), 117 katholische (= 8,59 %) Einwohner

Kirche Bearbeiten

 
evang. Kirche in Sand

Die evangelische Kirche in Sand wurde um 1510 erbaut, eine urkundliche Erwähnung als „Capella zum Sande“ findet sich 1519. Der Turmunterbau von etwa 1510 trägt einen neuen Oberbau. 1779 wurde die Kapelle bis auf das untere Turmdrittel abgerissen und ein weit größeres Kirchenschiff erstellt. 1910 wurde die Kirche umgebaut und erweitert. Die Orgel wurde im Jahr 1970 als Neubau und einmanualiges Instrument mit zehn Registern gefertigt; im Jahre 2002 wurde sie um ein zweites Manual und sechs zusätzliche Register erweitert.[5] Im Chor der Kirche befindet sich ein Fenster mit Glasmalerei von 1910.[6]

Das Kirchenpatronat war bis zur Reformation im Besitz des Klosters Merxhausen, ab 1526 hatte es die Landgrafschaft Hessen inne.

Sand ist einer der Hauptorte der evangelischen Althessischen Kirche.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Am nördlichen Ortsrand liegt der Bahnhof Sand (Kr Kassel) der Bahnstrecke Kassel–Naumburg, auf deren Strecke heute der Verein Hessencourrier eine regelmäßig verkehrende Museumseisenbahn betreibt.
  • In der Nähe der Ortschaft liegen die Burgruine Falkenstein und die Altenburg.
  • Entlang der Ems führt ein historischer Wanderweg, der an mehreren Stationen Abbildungen und erläuternde Texte zu geschichtsreichen Gebäuden und Orten bereitstellt.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Unternehmen Bearbeiten

Größte Arbeitgeber im Ort sind zwei ansässige Unternehmen des Maschinenbaus mit zusammen über 200 Mitarbeitern. Weitere Arbeitsplätze bestehen u. a. im Einzelhandel, in der Altenpflege sowie in örtlichen Hotel- und Gastronomiebetrieben. Sand übt für die umliegenden Ortschaften Funktionen eines Unterzentrums aus und bietet mit Einkaufsmöglichkeiten, Apotheke, Arztpraxen etc. entsprechende Voraussetzungen.

Bildung und Sport Bearbeiten

In Sand besteht eine kooperative Gesamtschule mit Grundstufe (Christine-Brückner-Schule) sowie zwei Kindergärten.

Sportmöglichkeiten im Ort bestehenden mit der Sportplatzanlage „Auf der Höhe“, einer Sporthalle, Freibad, Reithalle, Tennishalle und -plätzen, Fitnessparcour im Kurpark, Nordic Walking Strecken sowie zahlreichen Rundwanderwegen. Die Ortschaft liegt an den (Fern-)Wanderwegen Herkulesweg, Ederseeweg und dem Märchenlandweg.

Kureinrichtungen Bearbeiten

 
Rosengarten Kunst und Kultur

Im Jahr 1976 wurde in Sand in einer 800 Meter tiefen Bohrung ein fluoridhaltiges Calcium-Natrium-Sulfat-Chlorid-Thermalwasser erschlossen. Ein zunächst eingerichtetes Bad wurde in Ende der 1970er Jahre durch einen Thermalbad-Neubau mit Bewegungsbecken mit Innen- und Außenbereich ersetzt. Das Thermalbad wurde 2016 wegen Baufälligkeit geschlossen und soll abgerissen werden.[7] An das Thermalbad schließen ein Kräutergarten sowie die Kurparkpromenade an, die in ihrem nördlichen Ende in den "Rosengarten Kunst und Kultur" übergeht, in dem Skulpturen regionaler Künstler ausgestellt sind. Der Ort ist als Heilbad und Luftkurort staatlich anerkannt.[8]

Verkehr Bearbeiten

Der Bahnhof Sand (Kr Kassel) liegt an der Bahnstrecke Kassel–Naumburg, auf deren Strecke heute der Verein Hessencourrier eine regelmäßig verkehrende Museumseisenbahn betreibt.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Sand, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. April 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Entwicklung der Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Emstal, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20170116; abgerufen im Juni 2012.
  3. J. Dittrich: Sand und seine Wüstungen. Kassel, 1966.
  4. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 24 und 80, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  5. Kirchengemeinde Bad Emstal – Sand mit dem Vikariat Bad Emstal – Merxhausen (Memento vom 9. Oktober 2010 im Internet Archive)
  6. Götz J. Pfeiffer: Das Christus-Fenster von 1910 in der ev. Kirche zu Sand, in: Landkreis Kassel. Jahrbuch, 2011, S. 119–122.
  7. https://www.ardmediathek.de/video/hessenschau/weitergedreht-thermalbad-in-bad-emsbach/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xMzI3Njk/
  8. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 81. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 13. Oktober 2015. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2016 Seite 218

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien