Rudolf Leichtweiß

deutscher Kriminalpolizist und SS-Führer

Rudolf Johannes Jacob Leichtweiß, genannt Rudi (* 26. Februar 1908 in Mainz[1]; † 21. Juni 1987[2] in Wiesbaden[3]) war ein deutscher Kriminalpolizist und SS-Führer zur Zeit des Nationalsozialismus. In der Bundesrepublik Deutschland war er beim Bundeskriminalamt im Kriminalistischen Institut tätig.

Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten

Leichtweiß begann nach dem Ende seiner Schulzeit ein Studium der Rechtswissenschaft. Im Zuge der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er noch während seiner Studienzeit Mitte März 1933 Mitglied der SS (SS-Nr. 116.187) und erreichte später in dieser NS-Organisation den Rang eines SS-Hauptsturmführers. Nachdem er sein Jurastudium abgebrochen hatte, trat er stattdessen 1936 in den Dienst der Kriminalpolizei in Darmstadt ein. Der NSDAP (Mitgliedsnummer 5.117.871) trat er im Mai 1937 bei.[2] Er absolvierte 1937/38 erfolgreich den Lehrgang zum Kriminalkommissar an der Führerschule der Sicherheitspolizei in Berlin-Charlottenburg. Danach war er als Kriminalkommissar bei der Kriminalpolizei in Darmstadt und Frankfurt am Main tätig.[2] Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wechselte er zur Kriminalpolizei nach Braunschweig, wo er ab 1940 das I. Kommissariat (Kapitalverbrechen) leitete und bis 1945 tätig war. In Personalunion war er stellvertretender Leiter der Kriminalpolizei Braunschweig und Personalsachbearbeiter der SD-Dienststelle. Des Weiteren schulte er auf Weisung des örtlichen Polizeipräsidenten Verwaltungsfachkräfte in „weltanschaulichen“ Fragen.[4]

Nachkriegszeit Bearbeiten

Nach Kriegsende befand sich Leichtweiß für ein Jahr in alliierter Internierung und war nach seiner Entlassung in Lüneburg als Stadtangestellter und Mitarbeiter am örtlichen Theater beschäftigt. 1954 konnte er in den polizeilichen Dienst beim Bundeskriminalamt zurückkehren.[2] Er wurde im Referat Forschung und Auswertung des Kriminalistischen Instituts unter der Leitung Bernhard Niggemeyers tätig. Zu seinem Forschungsfeld gehörte auch die Bekämpfung von „Berufs- und Gewohnheitsverbrechern“. Gemeinsam mit dem BKA-Beamten Eberhard Eschenbach veröffentlichte er 1955 im Band 3 der Schriftenreihe des Bundeskriminalamts einen Beitrag zur Vorbeugenden Verbrechensbekämpfung, in dem die zur Zeit des Nationalsozialismus praktizierten Maßnahmen zur planmäßigen polizeilichen Überwachung als sinnhaft bewertet werden.[4] 1955 wurde er zum Kriminalrat befördert. Wahrscheinlich aufgrund seines frühen Eintritts in die SS wurde er im Zuge der Abordnung von elf NS-belasteten BKA-Beamten in andere Behörden Anfang April 1964 zum Institut für Angewandte Geodäsie in Frankfurt am Main abgeordnet. Kurz nach seiner Beförderung zum Regierungskriminalrat im Dezember 1967 (trotz Abordnung noch BKA-Beamter) wurde er mit Erreichen der Altersgrenze im Februar 1968 pensioniert.[2]

Zur Person von Leichtweiß führt Dieter Schenk folgendes aus: „Der für einen Polizeibeamten mit einer Körpergröße von 1,69 m klein gewachsene Mann benutzte damals im BKA noch immer seine alten Visitenkarten aus dem Dritten Reich mit dem Dienstgrad Kriminaldirektor. Damals hieß es amtsintern, dass alte Visitenkarten aufgebraucht werden dürfen, was deutlich unterstrich, in welcher Tradition man sich sah. Von Leichtweiß war jedoch bekannt, dass er die alten Visitenkarten nachdrucken ließ. Er war immer lustig, galt aber auch als listig und verschlagen – und schwieg an den richtigen Stellen. Nur einmal entfuhr ihm eine gehässige Äußerung, dass er 1941 seinen jüdischen Studienrat, den er hasste, zum Bahnhof begleitet hätte. Die Fahrt sei nach Minsk gegangen“.[4]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Geburtsdatum nach: Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8., S. 364.
  2. a b c d e Imanuel Baumann, Herbert Reinke, Andrej Stephan, Patrick Wagner: Schatten der Vergangenheit - Das BKA und seine Gründungsgeneration in der frühen Bundesrepublik. Hrsg.: Kriminalistisches Institut des Bundeskriminalamtes (= Polizei + Forschung. Sonderband). Luchterhand, Köln 2012, ISBN 978-3-472-08067-1, S. 114 f. (bka.de [PDF; 5,5 MB; abgerufen am 12. September 2021]).
  3. Sterberegister des Standesamtes Wiesbaden Nr. 1193/1987.
  4. a b c Dieter Schenk: Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 198 f.