Rudolf Enderlein

deutscher Bildhauer

Rudolf Enderlein (* 21. Februar 1908 in Dresden; † 10. September 1985 in Bautzen) war ein deutscher Bildhauer.

Sitzender Bär, o. J. Bautzen, Wallstraße

Rudolf Enderlein verbrachte seine Kindheit und Jugend in Dresden und ab 1915 in Gnaschwitz bei Bautzen.

Schon frühzeitig begann Enderlein Tierskulpturen aus Holz zu schnitzen, Beispiele stammen bereits aus der Zeit um 1917. Seine künstlerische Begabung auch zum Beruf zu machen, darauf musste er zunächst jedoch verzichten. Auf Wunsch seiner Eltern ließ er sich ab 1922 zum Schlosser ausbilden, und im Anschluss daran begann er 1925 in Bautzen eine Lehre als Holzschnitzer.

 
Grabstätte auf dem Protschenberg in Bautzen

Von 1930 bis 1931 nahm Enderlein Unterricht an der Holzschnitzschule Bad Warmbrunn (Niederschlesien) bei Professor Cirillo Dell’Antonio. Ab 1932 hielt er sich in der Schweiz auf, besuchte ab 1933 für vier Semester die Kunstgewerbeschule Basel. Dort war er Schüler von Otto Meier (1901–1982) und arbeitete mit Beate Gasser, Josef Nauer und Paul Bay zusammen. Studienreisen führten ihn nach Paris, England, Holland, Belgien und Italien.

1935 kehrte Enderlein nach Deutschland zurück und arbeitete seitdem freischaffend als Bildhauer in Bautzen. In der Zeit des Nationalsozialismus war er obligatorisch Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Für diese Zeit ist seine Teilnahme an sechs großen Ausstellungen sicher belegt, darunter 1940 die Große Deutsche Kunstausstellung in München.[1]

Enderlein nahm als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft beteiligte er sich ab 1946 in Bautzen an der Beseitigung der Kriegsschäden, so restaurierte er in der Ortenburg etwa die Stuckdecke im Audienzsaal sowie am Turm das Matthias-Corvinus-Denkmal. Zudem nahm er Außenstuckergänzungen an Hausfassaden in der Altstadt vor. Enderlein war Mitglied der Künstlerischen Produktionsgenossenschaft Neue Form (KPG) in Seidewinkel,[2] die Auftragsarbeiten insbesondere für den öffentlichen Raum und für repräsentative Objekte machte.

Er war seit August 1940 mit der Schmuckdesignerin Charlotte Unterbeck († 1977) aus Leipzig verheiratet. Beide wurden auf dem Protschenbergfriedhof in Bautzen begraben.

Rudolf Enderlein schuf Büsten, Kleinplastiken und -skulpturen, insbesondere Tierdarstellungen, aus Steinguss, Bronze, Gipsguss, Holz und Ton. Zahlreiche seiner Werke bereichern das Straßenbild unter anderem in den Städten Bautzen, Görlitz, Hoyerswerda und Berlin.

Werkauswahl

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Geschwisterpaar, 1962. Bautzen, Wallstraße

Ausstellungen nach 1945 (unvollständig)

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  • 1948 und 1949: 2. Jahresausstellung Lausitzer Bildender Künstler in Bautzen[10] und an der 3. in Görlitz[11]
  • 1958: Einzelausstellung mit Marianne Britze im Museum Bautzen[12]
  • 1972: Dresden, Bezirkskunstausstellung

Literatur (chronologisch)

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  • Walter Starke: Bildhauer Rudolf Enderlein. In: Bautzener Kulturschau, 35. Jg., November 1985, S. 4–5
  • Bernd Seiffert: Rudolf Enderlein – Hommage zum 90. Geburtstag, Tierplastiken, Büsten und Bildhauerzeichnungen. In Jahresschrift 4, 1998, Stadtmuseum Bautzen, S. 50 ff.
  • Allgemeines Künstlerlexikon. Band 33: Eimer – Engehser, München [u. a.] : 2002. S. 537
  • Enderlein, Rudolf. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 186
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Commons: Rudolf Enderlein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Rudolf Enderlein (Memento vom 7. September 2013 im Webarchiv archive.today) im Biographischen Lexikon der Oberlausitz

Einzelnachweise

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  1. Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000.
  2. R. J. Jenkins: Picturing Socialism. Bloomsbury Publishing, London, S. 218.
  3. Streitende junge Bären. In: Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 12. Mai 2022.
  4. Rudolf Enderlein: Jungbäuerin. In: Deutsche Fotothek. 1952, abgerufen am 7. April 2024.
  5. Der Bildindex der Kunst und Architektur nennt die Arbeit als Exponat auf der Dritten Deutschen Kunstausstellung. Laut Katalog war Enderlein auf der Ausstellung jedoch nicht vertreten.
  6. Rudolf Enderlein; Kurt Heine (Fotografie): Porträtplastik von Rudolf Enderlein: Gotthold Schwele. In: Deutsche Fotothek. 1969, abgerufen am 7. April 2024.
  7. Rudolf Enderlein; Siegfried Krause (Fotografie): Schalenbrunnen mit Skulptur „Hygiena“. In: Deutsche Fotothek. 1956, abgerufen am 12. Mai 2022.
  8. Rudolf Enderlein; Kurt Heine (Fotografie): Porträtplastik von Rudolf Enderlein: Steinträger. In: Deutsche Fotothek. Abgerufen am 12. Mai 2022.
  9. Rudolf Enderlein; Kurt Heine (Fotografie): Einweihung des Denkmals für Dr. Maria Grollmuß vor der Schule in Radibor. Nahaufnahme der Porträtskulptur von Dr. Maria Grollmuß, gestaltet von Rudolf Enderlein. In: Deutsche Fotothek. 1968, abgerufen am 12. Mai 2022.
  10. 2. Jahresausstellung Lausitzer bildende Künstler. Abgerufen am 6. August 2021 (Digitalisat der SLUB Dresden).
  11. 3. Jahresausstellung Lausitzer Bildender Künstler, Görlitz. Abgerufen am 4. Juni 2024 (Digitalisat der SLUB Dresden).
  12. 75 Jahre Marianne Britze, Rudolf Enderlein 50 Jahre. Abgerufen am 7. April 2024 (Digitalisat der SLUB Dresden).