Riede und Gewässer bei Mengen und Pfullendorf

FFH-Schutzgebiet in Baden-Württemberg

Das FFH-Gebiet Riede und Gewässer bei Mengen und Pfullendorf liegt im Süden von Baden-Württemberg und ist Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Es wurde 2015 durch die Zusammenlegung von drei bereits bestehenden FFH-Gebieten durch das Regierungspräsidium Tübingen ausgewiesen.

FFH-Gebiet „Riede und Gewässer bei Mengen und Pfullendorf“
Im Taubenried (Juni 2015)

Im Taubenried (Juni 2015)

Lage Landkreis Sigmaringen, Baden-Württemberg, Deutschland
Fläche 5,4 km²
Kennung DE-8021-311
WDPA-ID 555623532
Natura-2000-ID DE8021311
Geographische Lage 47° 56′ N, 9° 17′ OKoordinaten: 47° 55′ 56″ N, 9° 17′ 27″ O
Riede und Gewässer bei Mengen und Pfullendorf (Baden-Württemberg)
Riede und Gewässer bei Mengen und Pfullendorf (Baden-Württemberg)
Einrichtungsdatum 31. Mai 2015
Verwaltung Regierungspräsidium Tübingen
Besonderheiten neun Teilgebiete

Lage Bearbeiten

Das rund 540 Hektar (ha) große Schutzgebiet „Riede und Gewässer bei Mengen und Pfullendorf“ gehört naturräumlich zum Oberschwäbischen Hügelland und den Donau-Ablach-Platten. Die neun Teilgebiete verteilen sich auf die acht Städte und Gemeinden Herdwangen-Schönach, Hohentengen, Mengen, Meßkirch, Ostrach, Pfullendorf, Sigmaringen und Wald.

Schutzzweck Bearbeiten

Wesentlicher Schutzzweck ist die Erhaltung mehrerer, überwiegend als Grünland genutzter Niedermoorkomplexe, kleinflächiger Übergangsmoore und teilweise mit Wald bestockter Streuwiesen sowie drei zwischen Sigmaringen und Meßkirch liegender Höhlen, eines bewaldeten Tals mit Felsen, drei von Wald umgebende Weihern, der Ortslage von Menningen, einer ehemaligen Kiesgrube und eines verlandeten Toteislochs.[1]

Lebensraumtypen Bearbeiten

Folgende Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie kommen im Gebiet vor:[2]

EU
Code
* Lebensraumtyp (offizielle Bezeichnung) Kurzbezeichnung
3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoëto-Nanojuncetea Nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer
3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions Natürliche nährstoffreiche Seen
3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion Fließgewässer mit flutender Wasservegetation
6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) Kalk-Magerrasen
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae) Pfeifengraswiesen
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe Feuchte Hochstaudenfluren
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis) Magere Flachland-Mähwiesen
7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore Übergangs- und Schwingrasenmoore
7230 Kalkreiche Niedermoore Kalkreiche Niedermoore
8210 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation
8310 Nicht touristisch erschlossene Höhlen Höhlen und Balmen
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) Waldmeister-Buchenwald
9180 * Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion) Schlucht- und Hangmischwälder
91E0 * Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) Auenwälder mit Erle, Esche, Weide

Lebensraumklassen Bearbeiten

Nichtwaldgebiete mit hölzernen Pflanzen, Gestrüpp usw.
  
1 %
Laubwald
  
5 %
Mischwald
  
17 %
Nadelwald
  
13 %
feuchtes und mesophiles Grünland
  
27 %
Binnengewässer, fließend und stehend
  
1 %
Moore, Sümpfe, Uferbewuchs
  
21 %
Trockengelegtes Grünland
  
4 %
Heide, Steppe, Trockenrasen
  
5 %
Binnenlandfelsen, Geröll- und Schutthalden, Sandflächen
  
3 %
Anderes Ackerland
  
3 %

Arteninventar Bearbeiten

Folgende Arten von gemeinschaftlichem Interesse kommen im Gebiet vor:[2]

Bild EU
Code
* Art wissenschaftlicher Name Artengruppe
  1014 Schmale Windelschnecke Vertigo angustior Schnecken
  1059 Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling Maculinea teleius Schmetterlinge
  1163 Groppe Cottus gobio Fische und Rundmäuler
  1166 Kammmolch Triturus cristatus Amphibien
  1193 Gelbbauchunke Bombina variegata Amphibien
  1324 Großes Mausohr Myotis myotis Säugetiere
  1337 Biber Castor fiber Säugetiere
  1381 Grünes Besenmoos Dicranum viride Moose
  1903 Sumpf-Glanzkraut Liparis loeselii Pflanzen

Bedeutung Bearbeiten

Die Teilgebiete sind Zeugnis der eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Landschaftsentwicklung im anstehenden Weißjura am südlichsten Rand der Schwäbischen Alb mit dem letzten Jura-Ausläufer inmitten von rißkaltzeitlichen Ablagerungen. Charakteristisch sind die heute überwiegend landwirtschaftlich genutzten Bereiche mit Relikten von Niedermoorlebensräumen, wie Pfeifengraswiesen, und Vorkommen des Hellen Wiesenknopfameisen-Bläulings, des Grünen Besenmooses, des Großen Mausohrs, des Kammmolchs und der Gelbbauchunke.

Geschichte Bearbeiten

Das Schutzgebiet entstand 2014/2015 durch die Zusammenfassung der drei ursprünglich an die Europäische Union gemeldeten FFH-Gebiete „Enzkofer Ried und Mengener Riedle“ (7922-341), „Gebiete zwischen Sigmaringen und Meßkirch“ (7920-341) sowie „Ruhestätter Ried, Egelseeried und Taubenried“ (8121-341).[3]

Zusammenhang mit anderen Schutzgebieten Bearbeiten

Mit dem FFH-Gebiet „Riede und Gewässer bei Mengen und Pfullendorf“ sind der „Naturpark Obere Donau“, die NaturschutzgebieteEgelsee-Ried“ (4.110), „Ruhestetter Ried“ (4.271) und „Taubenried“ (4.288), die LandschaftsschutzgebieteEnzkofer Ried“ (4.37.037), „Ruhestetter Ried“ (4.37.005 und 4.37.040) und „Taubenried“ (4.37.041) sowie das VogelschutzgebietBaggerseen Krauchenwies/Zielfingen“ (7921-401) als zusammenhängende Schutzgebiete ausgewiesen.

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Steckbrief des Schutzgebiets
  2. a b Regierungspräsidium Freiburg (Hrsg.): Managementplan für das FFH-Gebiet 8021-311 „Riede und Gewässer bei Mengen und Pfullendorf“ und für das Vogelschutzgebiet 7921-401 „Baggerseen Krauchenwies/Zielfingen“ -. bearbeitet von Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Singen. 13. Juli 2016 (274 S., baden-wuerttemberg.de [PDF]).
  3. Liste (Memento des Originals vom 8. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www4.lubw.baden-wuerttemberg.de der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Zusammengelegte FFH-Gebiete, Karlsruhe, Januar 2016; abgerufen am 8. Februar 2016

Weblinks Bearbeiten

Commons: FFH-Gebiet Riede und Gewässer bei Mengen und Pfullendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien