Przemków Aussprache/? (deutsch Primkenau) ist eine Stadt im Powiat Polkowicki der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit 8282 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020) und liegt etwa 25 Kilometer südwestlich der Kreisstadt Polkowice (Polkwitz).

Przemków
Wappen von Przemków
Przemków (Polen)
Przemków (Polen)
Przemków
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Polkowicki
Gmina: Przemków
Fläche: 5,67 km²
Geographische Lage: 51° 32′ N, 15° 47′ OKoordinaten: 51° 31′ 37″ N, 15° 47′ 14″ O
Höhe: 113 m n.p.m.
Einwohner: 6079 (31. Dezember 2020)
Postleitzahl: 59-170
Telefonvorwahl: (+48) 76
Kfz-Kennzeichen: DPL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: LesznoŻary
Nächster int. Flughafen: Breslau



Geschichte Bearbeiten

Das Gebiet des späteren Przemków/Primkenau gehörte zum Herzogtum Glogau und gelangte nach dem Tod des Herzogs Konrad II. 1273/74 an dessen jüngsten Sohn Primislaus/Primko I. Er errichtete vor 1289 eine Burg in einem slawischen Markt, den er nach deutschem Recht umsetzte. Vermutlich erst nach Primislaus/Primkos Tod, der 1289 bei Siewierz fiel, wurde dieser Markt von Primkos Brüdern zum Gedenken an ihn in Przemków/Primkenau umbenannt. Erstmals urkundlich erwähnt unter dieser Ortsbezeichnung wurde es im Jahre 1305. Für das Jahr 1387 sind vier Handwerksinnungen nachgewiesen sowie das Braurecht für 63 Bierhöfe. 1484 wurde Primkenau nach Magdeburger Recht umgesetzt.

Primkenau war Sitz einer großen Grundherrschaft, die spätestens 1391 an das Adelsgeschlecht Rechenberg gelangte. Deren in Schlawa ansässige Linie erhielt 1611 unter Melchior von Rechenberg den böhmischen Freiherrentitel mit dem Namenszusatz „von Klitschdorf und Primbkenau“. 1656 wurde die Herrschaft Primkenau vergrößert mit der angrenzenden Herrschaft Petersdorf[1]. Von 1737 bis 1752 war Carl Albert Graf von Roedern im Besitz von Primkenau und Petersdorf. Durch eine Besitzablösung des Dobrauer Schlosses zwischen den Familien von Roedern und Seherr von Thoss um 1750, kam es letztendlich 1781 zum Ankauf von Primkenau und dessen Dörfer durch v. Seherr-Thoß. Zwischenzeitlich ging der Besitz an Heinrich IX. Graf Reuß[2], der sich nach 1772 in Primkenau einen neuen Wohnsitz errichtete. Graf Reuß starb 1780 und seine Erben verkauften, wie erwähnt, Primkenau 1781 an Karl Ferdinand Siegmund Freiherr von Seherr-Thoß[3], der es bereits 1791 weiterverkaufte. Neuer Eigentümer wurde David Heinrich Freiherr von Bibran und Modlau, mit dessen Tod 1828 sein Geschlecht im Mannesstamm erlosch. Erbin wurde seine älteste Tochter Wilhelmine († 1850), verheiratet mit Benedikt von Block (Freiherr von Block-Bibran), der Primkenau 1853 dem Herzog Christian-August zu Schleswig-Holstein († 1869) verkaufte. Die Herzogsfamilie zog 1869 auf das Familienschloss Primkenau. Der Herzog kaufte von den Petersdorfer Bauern große zusammenliegende Wälder und Heideflächen, um repräsentative Jagden zwischen Primkenau und Sprottau zu veranstalten. Das Eisenhüttengewerbe baute und erweiterte der Herzog. Seine Enkelin Auguste Viktoria heiratete 1881 Prinz Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Wilhelm II. Der Schwager des Deutschen Kaisers, Herzog Ernst Günther († 1921), errichtete 1894/97 in Primkenau das neue Schloss nach einem Entwurf des Hofbaumeisters Ernst von Ihne. 1931 gelangte die Herrschaft Primkenau durch Erbschaft an Kronprinz Wilhelm von Preußen auf Oels, der 1945 enteignet wurde.

Bereits 1742, nach dem Ersten Schlesischen Krieg, fiel Primkenau wie fast ganz Schlesien an Preußen. 1793 wurde die sogenannte Schlossgemeinde anstelle der Weinbergsiedlung errichtet; 1798 entstand die Glogauer Vorstadt und 1806 das Rathaus. Nach der Neugliederung Preußens gehörte Primkenau ab 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1816 dem Landkreis Sprottau eingegliedert. 1874 wurde der Amtsbezirk Primkenau gebildet, zu dem die Landgemeinden Armadebrunn, Haselbach, Karpfreiß, Klein Gläsersdorf, Klein Heinzendorf, Krampf, Langen, Lauterbach, Neuvorwerk, Petersdorf, Primkenau, Schloßgemeinde, Weißig und Wolfersdorf und den Gutsbezirken Armadebrunn, Bruch Primkenau, Schloß und Oberwald, Haselbach, Klein Gläsersdorf, Klein Heinzendorf, Krampf, Langen, Lauterbach, Neuvorwerk, Petersdorf, Primkenau, Forst, Weißig und Wolfersdorf gehörten[4]. Im 19. Jahrhundert entstand eine Raseneisensteingewinnung in den Dörfern um Primkenau für die Eisengießerei und Verhüttung. Diese Hüttenindustriegründung wurde von dem Freiherr von Seherr-Thoß begonnen und dann weiter vom Herzog von Schleswig-Holstein zur Friedrich Christianshütte, der Dorotheenhütte und der Henriettenhütte ausgebaut.

Am 15. August 1904 kam es durch Funkenflug einer Dampflokomotive zu dem Waldbrand im Primkenauer Forst, bei dem das Dorf Neuvorwerk zerstört und weitere Dörfer teilweise zerstört wurden.

In den Wirren der Kriegsfolgen und der Inflation kam es im April 1919 (800 aufständische Hüttenarbeiter) und am 19. und 20. Oktober 1923 zu einer „Lebensmitteldemonstration“. Die hungernden Arbeiter durchsuchten Bauerngehöfte in Klein Gläsersdorf und Petersdorf nach Essbaren[5]. Der Bürgermeister wurde auf einem Stuhl stehend gezwungen die Internationale zu singen, durch massive Polizeigewalt aus Liegnitz wurde dieses Aufbegehren der Hüttenarbeiter niedergeschlagen.

Am 10. Februar 1945 wurde Primkenau von Truppen der Roten Armee erobert.[6] Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Primkenau 1945 an Polen und wurde in Przemków umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde, soweit sie nicht schon vorher geflohen war, vertrieben. Wegen der Kriegszerstörungen, die es bei Kriegsende erlitten hatte, verlor Przemków zunächst das Stadtrecht. Nach dem Ausbau der Metallindustrie wurde es 1954 zur stadtartigen Siedlung und 1959 wieder zur Stadt erhoben.[7]

Gemeinde Bearbeiten

Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Przemków mit einer Fläche von 108 km² gehören die Stadt selbst und zehn Dörfer mit Schulzenämtern.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Schloss Primkenau um 1860, Sammlung Alexander Duncker
 
Schloss Primkenau, Ansicht des 1894 bis 1897 gebauten Herrenhauses von Primkenau
  • Schloss Primkenau: Die Schlossansicht von 1860 zeigt das Vorgängerschloss im Tudorstil. Es erfüllte nicht die modernen Anforderungen der nach Primkenau gezogenen Holsteiner Herzogsfamilie, deshalb wurde es abgerissen. Dies diente auch als Arbeitsbeschaffung der Bevölkerung Primkenaus. Gemeinsam mit dem neuen Schloss wurde auch die Eisenhütte der Herzogsfamilie weiter ausgebaut. Im Park wurde noch ein kleines Gartenhaus für die landwirtschaftliche und gärtnerische Erziehung der Kinder des Herzogs aufgebaut. Zu Lehrzwecken wurde auch Kleinvieh gehalten. Das 1894/97 vom Hofbaumeister Ernst von Ihne errichtete Schloss ist bei Kriegsende 1945 ausgebrannt. Die Ruine wurde in den 1970er Jahren abgetragen.
  • Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt wurde erstmals 1418 erwähnt und nach einem Brand 1719 durch den Gmünder Baumeister Johann Blasius Peintner wiederaufgebaut. Den Hauptaltar schuf nach 1750 der Bildhauer Christian Grunwald, das Hauptaltargemälde der Maler Franz Urculario. Die Seitenaltäre sowie die Kanzel und den Taufbrunnen stammen vom Bildhauer Johann Christein Haberle.
  • Die ehemals evangelische Kirche (jetzt Polnisch-Orthodoxe Kirche St. Michael) wurde 1744/46 errichtet und 1774/76 umgebaut. 1871 erfolgte eine Umgestaltung durch den Glogauer Baumeister Eckner. Die reich geschmückte Kanzel stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
  • Wassermühlen: Lauterbach besaß 1728 eine Obere Mühle und eine Mittelmühle, es waren Papiermühlen. In Primkenau gab es die Georgenmühle. Die mit Forellen besetzten Mühlteiche wurden im 19. Jahrhundert zur Wasserhaltung der drei Eisenwerke ausgebaut.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Fußnoten Bearbeiten

  1. Helmut Sieber, Weidling: Schlösser und Herrensitze in Schlesien. Band 2, 1961, ISSN 0521-8144.
  2. Zeitgeschichte der Städte Schlesiens, Band 3, S. 74.
  3. Friedrich-Albert Zimmermann: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, Band 9. Abgerufen am 30. November 2019.
  4. Primkela.
  5. Die Lebensmitteldemonstrationen in Primkenau. primkenau.de, archiviert vom Original am 17. Juni 2018; abgerufen am 22. September 2019.
  6. S. 442.
  7. Historia. przemkow.pl, abgerufen am 22. September 2019 (polnisch).
  8. Bild des Schlosses auf Seite 127