Propiolsäure

organische Verbindung

Propiolsäure, auch Acetylencarbonsäure oder Propinsäure genannt, ist eine flüssige, nach Essigsäure riechende ungesättigte organische Säure. Metallsalze (z. B. das Silbersalz) der Verbindung sind explosiv. Die Salze werden allgemein Propiolate genannt.

Strukturformel
Strukturformel von Propiolsäure
Allgemeines
Name Propiolsäure
Andere Namen
  • Propinsäure (IUPAC)
  • Acetylencarbonsäure
  • Propargylsäure
Summenformel C3H2O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 471-25-0
EG-Nummer 207-437-8
ECHA-InfoCard 100.006.763
PubChem 10110
ChemSpider 9706
Wikidata Q257590
Eigenschaften
Molare Masse 70,05 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

1,1325 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

18 °C[2]

Siedepunkt
  • 102 °C (200 mmHg)[1]
  • 153–157 °C (1013 hPa) (Zersetzung)[3]
pKS-Wert

1,94 (25 °C)[4]

Brechungsindex

1,4315–1,4335[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 226​‐​301​‐​314​‐​335
P: 280​‐​301+330+331​‐​305+351+338​‐​304+340[3]
Toxikologische Daten

100 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[3]

Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−193,2 kJ·mol−1[5]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Gewinnung und Darstellung Bearbeiten

Die Synthese kann von der Maleinsäure ausgehen, wobei zunächst durch eine Bromierung die 2,3-Dibrombernsteinsäure erhalten wird. Eine doppelte Dehydrohalogenierung im basischen Medium führt zur Acetylendicarbonsäure, deren Decarboxylierung die Propiolsäure ergibt.[6]

 

Propiolsäure kann durch anodische Oxidation von Propargylalkohol hergestellt werden,[7] und wird daher auch Propargylsäure genannt.

Eigenschaften Bearbeiten

Physikalische Eigenschaften Bearbeiten

Wasserfreie Propiolsäure schmilzt bei 18 °C.[2] Im Phasendiagramm mit Wasser zeigen sich zwei stöchiometrische Hydrate. Das sind ein 1/3-Hydrat mit einem Schmelzpunkt von 10 °C und ein Monohydrat mit einem Schmelzpunkt von −0,3 °C.[2] Zwischen Anhydrat und 1/3-Hydrat, sowie zwischen 1/3-Hydrat und Monohydrat werden eutektische Gemische bei 96 Ma% Propiolsäure mit einer Schmelze bei 7 °C bzw. bei 79 Ma% Propiolsäure mit einer Schmelze bei −0,5 °C beobachtet.[2] Die Verbindung ist stark hygroskopisch. Ein geringer Wassergehalt bewirkt ein signifikantes Absinken des Schmelzpunkts. Propiolsäure ist eine relativ starke Säure. Der pKs-Wert beträgt in Wasser bei 25 °C 1,94[4] und ist vergleichbar mit Hydrogensulfat (pKs 1,92) oder Phosphorsäure (pKs 2,13).

Chemische Eigenschaften Bearbeiten

Durch die Umsetzung mit basischem Kupfer(II)-Hydroxid kann das Kupfer(II)-propiolat isoliert werden. Dieses ist nur etwa 24 Stunden stabil und decarboxyliert zu schwarzem, polymerem Kupfer(II)-acetylid.[2] In stark basischem Medium erfolgt eine Redoxreaktion unter Dimerisierung zum Kupfer(I)-Salz der Diacetylendicarbonsäure.[2]

Verwendung Bearbeiten

Propiolsäure sowie ihre Ester dienen als Edukte für organische Synthesen.[7]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Eintrag zu Propiolsäure bei ChemBlink, abgerufen am 25. Februar 2011.
  2. a b c d e f F. Straus, W. Heyn, E. Schwemer: Zur Kenntnis der Propiolsäure in Chem. Ber. 63 (1930), S. 1086–1092; doi:10.1002/cber.19300630513.
  3. a b c d Datenblatt Acetylencarbonsäure bei Merck, abgerufen am 22. April 2011.
  4. a b C. Laurence, J. Guillemé, B. Kirschleger: Ionization constants of 3-substituted propiolic acids in water in J. Chem. Soc., Perkin Trans. 2, 1981, S. 1341–1343, doi:10.1039/P29810001341.
  5. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances, S. 5-23.
  6. W. Lossen: Zur Kenntnis der zweifach gebromten Bernsteinsäuren in Justus Liebigs Annalen der Chemie 272 (1893), S. 127–139, doi:10.1002/jlac.18932720202.
  7. a b Eintrag zu Propiolsäure. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 14. Juni 2014.

Literatur Bearbeiten

  • Merck Index. 11th Edition. S. 7833.
  • Yasuo Iwanami, Seiko Isoyama, Yoshihisa Kenjo: Die Reaktion von Acetylencarbonsäure mit Aminen. XIII. Substituierte 2-Oxo-3-äthoxycarbonylmethylen-3,4-dihydro-2H-1,4-benzoxazine. In: Bulletin of the Chemical Society of Japan. 37, 1964, S. 1745–1747, doi:10.1246/bcsj.37.1745.