Philipp Kochheim

deutscher Regisseur, Autor und Bühnenbildner

Philipp Kochheim (* 4. Dezember 1970 in Hamburg) ist ein deutscher Regisseur, Autor und Bühnenbildner.

Leben Bearbeiten

Philipp Kochheim begann mit 7 Jahren, Klavier zu spielen. Als Jugendlicher besuchte er Inszenierungen von Peter Zadek, die sein Interesse am Theater weckten. Er studierte in München Kunstgeschichte, mit den Nebenfächern Neuere Deutsche Literatur und Theaterwissenschaften. In der Spielzeit 1992/93 besuchte er eine Aufführung von Verdis Maskenball und wandte danach seine Aufmerksamkeit verstärkt dem Musiktheater zu. Bei einer Hospitation am Theater Augsburg lernte er John Dew kennen und begleitete ihn gelegentlich als Assistent an die Wiener Staatsoper. 1995 schloss Kochheim das Studium mit dem Magister Artium ab und arbeitete anschließend fünf Jahre lang als Dews Assistent am Theater Dortmund.[1]

Ab 1997 wurde Kochheim durch eigene Inszenierungen und Bühnenbilder bekannt, zunächst während seiner Assistenz in Dortmund, wo er unter anderem Gogols Tagebuch eines Wahnsinnigen inszenierte. 2001 leitete er die Uraufführung von Erkki-Sven Tüürs Holocaust-Oper Wallenberg am Dortmunder Opernhaus.[2] Danach arbeitete er als freier Regisseur an verschiedenen Häusern. So inszenierte er 2003 am Staatstheater Oldenburg[3] (Offenbach: Hoffmanns Erzählungen; Donizetti: L’elisir d’amore; Bizet: Carmen) und am Heidelberger Theater (Mozart: Così fan tutte)[4]. Mediale Aufmerksamkeit erregte Kochheims vergeblicher Versuch im darauffolgenden Jahr, das Stück Warten auf Godot an der Landesbühne Niedersachsen Nord mit zwei Frauen zu besetzen. Der S. Fischer Verlag verbot die Aufführung entsprechend der Vorgabe des Autors Samuel Beckett, der nur Männer in den vier Rollen wünschte.[5]

2004 holte Intendant John Dew Kochheim als Oberspielleiter an die Oper am Staatstheater Darmstadt. Sie hatten jedoch künstlerische Differenzen und 2008 verließ Kochheim das Haus wieder.[6] Anschließend arbeitete er unter anderem 2009 am Staatstheater Kassel, 2010 am Theater Gera und seit 2011 am Theater Chemnitz, wo er Otto Nicolais Oper Die Heimkehr des Verbannten zur Aufführung brachte.[7] Seit 2009 inszeniert Kochheim neben klassischen Theaterstücken auch Musicals wie Hair, West Side Story und Evita. Letzteres kam im Februar 2012 am Theater Regensburg zur Aufführung.[8] Von März 2013 bis August 2017 war er als Operndirektor am Staatstheater Braunschweig engagiert und inszenierte hier u. a. Jenő Hubays Anna Karenina, Astor Piazzollas María de Buenos Aires, Bernard Herrmanns Sturmhöhe sowie das Musical Ragtime.[9]

Seit dem 1. Mai 2017 ist Kochheim Intendant der Den Jyske Opera (Dänische Nationaloper Aarhus).[10]

Am 24. Januar 2018 wurden Vorwürfe des „sexualisierten Machtmissbrauchs“ gegen Kochheim erhoben, der zuvor an der Oper Graz seine Musicalinszenierung Ragtime wiedereinstudiert hatte. Er habe, auch schon als Operndirektor in Braunschweig,[11] mehrere Darstellerinnen über Facebook kontaktiert, sexuell belästigt und dabei seine Position als Regisseur missbraucht.[12][13][14][15]

Zu Kochheims eigenen Stücken zählen C.Q.D. (Uraufführung in Dortmund 1998)[16] und Tschaikowsky (Uraufführung in Wilhelmshaven 2002). Er schrieb auch das Libretto zur Willy-Brandt-Oper Kniefall in Warschau (Musik: Gerhard Rosenfeld), die 1997 unter der Regie von Dew in Dortmund uraufgeführt wurde.[1] Er lebt in Berlin und Aarhus.

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • Kniefall in Warschau. Parthas-Verlag, Berlin 1998.
  • C.Q.D.. Hartmann und Stauffacher, Köln 1998.
  • TSCHAIKOWSKY. Hartmann und Stauffacher, Köln 2002.

Auszeichnungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Heinz Zietsch: „Mahagonny“ mitten unter uns. In: Darmstädter Echo, 20. Oktober 2004. Abgerufen am 25. November 2012.
  2. Erkki-Sven Tüürs Oper Wallenberg (Memento vom 29. Juli 2012 im Internet Archive) In: Edition Peters. Abgerufen am 25. November 2012.
  3. Ute Schalz-Laurenze: Putzen, bügeln, glotzen. In: TAZ, 18. Juni 2003. Abgerufen am 25. November 2012.
  4. Konstanze auf Shopping-Trip: Kochheim inszeniert Mozarts „Entführung“ In: FAZ, 23. Oktober 2005. Abgerufen am 25. November 2012.
  5. «Gralshüter» verhindern gemischtes Doppel beim «Warten auf Godot». In: Schwäbische Zeitung 25. Januar 2004. Abgerufen am 25. November 2012.
  6. Stefan Schickhaus: Darmstadt ist ein Einzelfall. (Memento vom 29. Mai 2012 im Internet Archive) In: Frankfurter Rundschau, 29. November 2011. Abgerufen am 25. November 2012.
  7. Philipp Kochheim (Memento vom 8. März 2013 im Internet Archive) theater-chemnitz.de, abgerufen am 25. November 2012.
  8. Bewegende "Evita". In: Donaukurier, 27. Februar 2012. Abgerufen am 25. November 2012.
  9. Philipp Kochheim, Staatstheater Braunschweig, abgerufen am 19. September 2015.
  10. Den Jyske Opera: Pressemitteilung Neuer Intendant. Den Jyske Opera, 11. Oktober 2016, abgerufen am 26. Januar 2018 (englisch).
  11. Von Florian Arnold und Andreas Berger: Flirtete Kochheim zu aufdringlich? (braunschweiger-zeitung.de [abgerufen am 10. Februar 2018]).
  12. "I love your legs" | dasbiber. Abgerufen am 26. Januar 2018.
  13. Sexismus-Skandal an der Grazer Oper. 24. Januar 2018 (oe24.at [abgerufen am 26. Januar 2018]).
  14. Nach Vorwürfen: Grazer Opern-Chefin: "Sexuelle Belästigung ist nicht tolerierbar". In: www.kleinezeitung.at. (kleinezeitung.at [abgerufen am 26. Januar 2018]).
  15. Belästigungsvorwürfe an der Grazer Oper - steiermark.ORF.at. Abgerufen am 26. Januar 2018.
  16. C.Q.D. Come Quick Danger von Philipp Kochheim (Memento vom 25. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) Theaterverlag Hartmann & Stauffacher, abgerufen am 25. November 2012.
  17. Otto-Kasten-Preis (Memento des Originals vom 23. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.theaterforschung.de theaterforschung.de, abgerufen am 25. November 2012.
  18. Philipp Kochheim goetz-friedrich-preis.de, abgerufen am 25. November 2012.
  19. Persönliche Mitglieder (Memento vom 18. Mai 2009 im Internet Archive) iti-germany.de, abgerufen am 25. November 2012.
  20. Preisträger (Memento des Originals vom 9. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rolf-mares-preis.de rolf-mares-preis.de, abgerufen am 22. Oktober 2013.