Panda-Diplomatie
Unter Panda-Diplomatie wird die Annäherung der Volksrepublik China an den Westen durch symbolische Gesten und Geschenke verstanden. Der Name leitet sich aus der Praxis ab, Pandabären zu verschenken, die ausschließlich in China vorkommen.[1]
Geschichte
BearbeitenBereits während des Zweiten Sino-Japanischen Krieges propagierte die englischsprachige Propaganda der Republik China 1941 ein geplantes Geschenk von zwei Pandas.[2] 1957 wurden dem Moskauer Zoo zwei Bären, 1965 fünf weitere an Nordkoreas Diktator Kim Il-sung geschenkt.[3] Das erste „Panda-Geschenk“ der Volksrepublik China wurde jedoch 1972 dem US-Präsidenten Richard Nixon gemacht. Er brachte von seinem Staatsbesuch bei Mao Zedong in China ein Pandabärenpaar für den Washingtoner Zoo mit. Die Tiere wurden von 75 Millionen Besuchern gesehen. Seither hat China 23 weitere Male Pandas verschenkt.[4]
1980 erhielt auch der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt zwei Pandas, die er für den Zoologischen Garten Berlin entgegennahm.[5]
Die Panda-Geschenke wurden nicht immer angenommen, zuletzt verweigerte Taiwan im Jahr 2005 zwei Bären, die „Tuan Tuan“ (团团) und „Yuan Yuan“ (圆圆) hießen, was zusammen das chinesische Wort für „Zusammenkunft“ (团圆 tuányuán) ergibt. Hintergrund ist die Weigerung Taiwans, dem chinesischen Wunsch nach Wiedervereinigung der beiden Staaten unter dem chinesischen Ein-China-Prinzip zu entsprechen.[6] Nach der Wahl des neuen Präsidenten Ma Ying-jeou wurden die beiden Panda im Jahr 2008 angenommen und erreichten Taiwan im Dezember 2008.[7]
Berichten zufolge werden Pandas seit 2007 nicht mehr verschenkt, sondern nur noch verliehen. Die Leihgebühr soll bei einer Million Euro pro Jahr liegen.[8] Im Juni 2017 hat der Berlin Zoo für rund 900.000 Euro Leihgebühr pro Jahr ein Pärchen erhalten.[9][10]
Literatur
Bearbeiten- Zhu Yong, Zhang Jingjing, Mai Er’si: Panda Diplomacy. 熊猫外交. Hrsg.: Zhang Jingjing. 1. Auflage. Foreign Languages Teaching & Research Press, Peking 2009, ISBN 978-7-5600-9159-4 (englisch).
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Marcus Heithecker, Johnny Erling: Ende der Panda-Diplomatie. (Die Welt vom 15. September 2007)
- China spielt den Trumpf mit der legendären Panda-Diplomatie. (Tages-Anzeiger vom 20. Januar 2011)
- "Panda-Diplomatie": Wien und Peking versöhnen sich. (Die Presse vom 6. September 2013)
- Wie China mit Pandas Politik macht (Süddeutsche Zeitung vom 5. Juli 2017)
- Wiener Pandababy – „Glücklicher Leopard“ ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) In: Ostasieninstitut – OAI, 29. November 2013, (mit Namensliste berühmter Pandabären)
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ Süddeutsche Online: Die Panda-Propaganda
- ↑ Two Live Pandas to America. In: China at War. Dezember 1941, S. 50–51.
- ↑ Amrai Coen, Stefan Willeke: Das Mistvieh. In: Die Zeit. 28. Juni 2017.
- ↑ Welt Online: Ende der Panda-Diplomatie
- ↑ Handelsblatt: Taiwan fürchtet Chinas Panda-Diplomatie
- ↑ Berliner Zeitung: Pekinger Panda-Diplomatie. ( vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) In: berliner-zeitung.de, 5. April 2008.
- ↑ Panda-mania grips Taiwan as Tuan Tuan and Yuan Yuan arrive. Abgerufen am 20. Mai 2019.
- ↑ Berliner Morgenpost: Ciao, Bao Bao vom 23. August 2012
- ↑ Thomas Breithaupt: Zoo Berlin erhält zwei Große Pandas aus China. In: berlinjournal.biz. Berlin Journal Inc., 29. April 2017, abgerufen am 11. April 2024 (deutsch, englisch).
- ↑ FAQ: Die Pandas kommen. Panorama → Thema → Neue Pandas für Berlin. In: rbb24.de. rbb Fernsehen, Rundfunk Berlin-Brandenburg – RBB, abgerufen am 11. April 2024.