Ottomar Sachse (* 15. April 1951 in Lützen; † 21. Dezember 2023[1]) war ein deutscher Boxer.

Ottomar Sachse Boxer
Daten
Geburtsname Ottomar Sachse
Geburtstag 15. April 1951
Geburtsort Lützen
Todestag 21. Dezember 2023
Nationalität Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Gewichtsklasse Halbschwergewicht
Stil Linksauslage
Größe 1,89 m
Medaillenspiegel
Weltmeisterschaften 0 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Europameisterschaften 0 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften
Bronze 1974 Havanna Halbschwergewicht
Europameisterschaften
Silber 1977 Halle Halbschwergewicht
Bronze 1975 Katowice Halbschwergewicht
Silber 1971 Madrid Halbschwergewicht

Werdegang Bearbeiten

Ottomar Sachse begann als Jugendlicher mit dem Boxen. Aufgrund seiner Erfolge wurde er bereits im Juniorenalter zum SC Chemie Halle delegiert. Sein Trainer war dort Jürgen Witte. Er besuchte auch die Kinder- und Jugendsportschule in Halle (Saale), wo er seine schulische Ausbildung mit seinen sportlichen Ambitionen bestens verbinden konnte.

Ottomar Sachse boxte im Halbschwergewicht, der Gewichtsklasse bis 81 kg Körpergewicht. 1970 wurde er in Miskolc Junioren-Europameister dieser Gewichtsklasse. Er besiegte dabei im Endkampf den Ungarn Imre Siklosi durch Abbruch in der zweiten Runde. Dieser Erfolg war der Anfang einer sehr erfolgreichen Karriere als Boxer, die bis 1977 dauerte.

1970 wurde Ottomar Sachse im Halbschwergewicht beim erstmals durchgeführten Chemiepokal in Halle (Saale) Turniersieger. Im Finale siegte er dabei über den bis dahin führenden DDR-Halbschwergewichtler Jürgen Schlegel. Bis zum Jahre 1975 gewann er dann dieses Turnier, das immer mit international hochrangigen Boxern besetzt war, noch fünfmal in Folge. Er war damit für lange Zeit Rekordhalter für dieses Turnier, bis er von seinem halleschen Boxkollegen Sven Küchler, der dieses Turnier siebenmal gewann, abgelöst wurde.

1971 wurde Ottomar Sachse erstmals DDR-Meister bei den Senioren. Er bezwang dabei Knut Anders vom TSC Berlin. Bis 1977 holte er sich diesen Titel noch weitere fünfmal. Besonders bemerkenswert war sein Sieg im Jahre 1977 über Bernd Wittenburg.

Im Jahre 1971 wurde Ottomar Sachse in Madrid Vize-Europameister im Halbschwergewicht. Im Finale unterlag er dabei der jugoslawischen Box-Legende Mate Parlov nach Punkten (0:5). Weniger erfolgreich verlief für ihn dann der Start bei den Olympischen Spielen 1972 in München, denn er unterlag dort gleich in seinem ersten Kampf gegen den weitgehend unbekannten Miguel Ángel Cuello aus Argentinien nach Punkten (1:4 Richterstimmen). Er schied damit aus und belegte zusammen mit allen anderen Verlierern seiner Runde nur den 17. Platz.

Bei der Europameisterschaft 1973 in Belgrad gewann er dann seine zweite Medaille bei einer internationalen Meisterschaft. Nach einem Freilos in der 1. Runde genügte ihm dazu ein Abbruch-Sieg in der 3. Runde im Viertelfinale über Georgi Stoimenow aus Bulgarien. Im Halbfinale unterlag er gegen Oleg Georgijewitsch Korotajew aus der UdSSR nach Punkten (1:4).

1974 feierte Ottomar Sachse beim Honved-Cup in Budapest einen großen Erfolg, denn er schlug im Endkampf dieses Turnieres den Olympiasieger von 1972 im Mittelgewicht Wjatscheslaw Iwanowitsch Lemeschew aus der UdSSR nach Punkten. Im gleichen Jahr gewann er bei der erstmals zur Austragung kommenden Weltmeisterschaft der Amateure in Havanna mit dem 3. Platz eine weitere Medaille. Er verlor dabei im Halbfinale erneut gegen Mate Parlov nach Punkten.

Bei der Europameisterschaft 1975 in Kattowitz errang Ottomar Sachse zwei kurzrundige Siege über Erich Prückler aus Österreich und Constantin Varan aus Rumänien. Im Halbfinale besiegte ihn aber der Russe Anatolij Klimanow, womit er wiederum mit einer Bronzemedaille vorliebnehmen musste. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal gelangen ihm dann zwei Siege über Louis Ngatchou aus Kamerun und Jean-Claude Montane aus Andorra. Im Viertelfinale war aber für ihn Endstation, denn er unterlag hier gegen den späteren Profi-Schwergewichts-Weltmeister Leon Spinks aus den Vereinigten Staaten nach Punkten (0:5). Er platzierte sich damit auf dem 5. Platz.

1977 schließlich kämpfte sich Ottomar Sachse bei der Europameisterschaft in Halle (Saale) mit drei Siegen bis in das Finale vor. Doch war es ihm wieder nicht vergönnt, einen großen internationalen Titel zu gewinnen, denn er unterlag in diesem Finale Dawit Kwatschadse aus der UdSSR und kam damit auf den 2. Platz.

Nach 1977 beendete Ottomar Sachse seine Boxerlaufbahn. Er beendete ein Studium und promovierte zum Dr. rer. nat. Er war selbständiger Unternehmer in Halle und engagierte sich ehrenamtlich auch bei verschiedenen Sportinstitutionen, wie z. B. der Deutschen Olympischen Gesellschaft.

Internationale Erfolge Bearbeiten

Jahr Platz Wettbewerb Gewichtsklasse
1969 1. Turnier der olympischen Hoffnungen in Łódź Halbschwer mit einem Punktsieg im Finale über Karoly Nagy, Ungarn
1970 1. Grand Prix in Ústí nad Labem Halbschwer mit einem Abbruch-Sieg i.d. 2. Runde über Frantisek Svoboda, CSSR
1970 1. 1. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Halbschwer mit einem Punktsieg im Finale über Jürgen Schlegel, DDR
1970 1. Junioren-EM in Miskolc/Ungarn Halbschwer mit Punktsiegen über Sjen Verstappen, Niederlande u. Z. Dikow, Bulgarien u. einem Abbruch-Sieg i.d. 2. Runde über Imre Siklosi, Ungarn
1971 1. 2. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Halbschwer
1971 2. EM in Madrid Halbschwer mit einem t.KO-Sieg i.d. 2. Runde über Fernando de Ruter, Niederlande, Punktsiegen über Jose Galvez, Spanien u. Ralf Jensen, Dänemark u. einer Punktniederlage gegen Mate Parlov, Jugoslawien (0:5)
1972 1. 3. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Halbschwer
1972 17. OS in München Halbschwer nach einer Punktniederlage in der Runde der letzten "32" gegen Miguel Angel Cuello, Argentinien (1:4)
1973 1. 4. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Halbschwer
1973 3. EM in Belgrad Halbschwer mit einem Abbruch-Sieg i.d. 3. Runde über Georgi Stoymenow, Bulgarien u. einer Punktniederlage gegen Oleg Georgijewitsch Korotajew, UdSSR (1:4)
1974 1. 5. Chemie-Pokal in Halle (Saale) Halbschwer mit einem t.KO-Sieg i.d. 2. Runde im Finale über Gabor Tari, Ungarn
1974 1. Honved-Cup in Budapest Halbschwer mit einem Punktsieg im Finale über Wjatscheslaw Lemeschew, UdSSR
1974 3. WM in Havanna Halbschwer mit Punktsiegen über Juan Domingo Suarez, Argentinien u. Ibrahim Mansaray, SLE u. einer Punktniederlage gegen Mate Parlov
1974 1. TSC-Turnier in Berlin Halbschwer
1975 1. 6. Chemier-Pokal in Halle (Saale) Halbschwer mit einem Punktsieg im Finale über Eckhard Hadler, DDR
1975 3. EM in Kattowitz Halbschwer mit einem t.KO-Sieg i.d. 3. Runde über Erich Prückler, Österreich u. einem t.KO-Sieg i.d. 1. Runde über Constantin Varan, Rumänien u. einer Punktniederlage gegen Anatoli Klimanow, UdSSR
1975 1. TSC-Turnier in Berlin Halbschwer mit einem t.KO-Sieg i.d. 2. Runde im Finale über Eckhard Hadler
1976 5. OS in Montreal Halbschwer mit einem kampflosen Sieg über Louis Ngatchou, Kamerun u. einem Abbruch-Sieg i.d. 3. Runde über Jean-Claude Montane, Andorra u. einer Punktniederlage gegen Leon Spinks, USA
1977 2. EM in Halle (Saale) Halbschwer mit Punktsiegenüber Chris Lawson, Wales (5:0), Dragomir Vujkovic, Jugoslawien (3:2) u. Ion Gyorffi, Rumänien (4:1) u. einer Punktniederlage gegen Dawit Kwatschadse, UdSSR (0:5)

Länderkämpfe Bearbeiten

Jahr Ort Begegnung Gewichtsklasse Ergebnis
1967 Potsdam DDR Junioren gegen Polen Junioren Halbschwer Punktniederlage gegen Erwin Zurek
1968 Erfurt DDR Junioren gegen Polen Junioren Halbschwer Punktsieger über Tadeusz Zielepucha
1969 Zielona Góra Polen Junioren gegen DDR Junioren Halbschwer Punktsieger über Jan Stolarz
1969 Żagań Polen gegen DDR Halbschwer Punktsieger über Zbigniew Krasuoki
1970 Pančevo Jugoslawien gegen DDR Halbschwer Punktniederlage gegen Jordan Obradovic
1971 Bukarest Rumänien gegen DDR Halbschwer Punktniederlage gegen Horst Stump
1971 Brăila Rumänien gegen DDR Halbschwer t.KO-Niederlage 1. Runde (Verletzung) gegen Marin Constantinescu
1971 London England gegen DDR Halbschwer Punktsieger über Johnny Banham
1971 Bournemouth England gegen DDR Halbschwer Punktsieger über Peter Parker
1972 Gera DDR gegen Rumänien Halbschwer Punktsieger über Petrea
1972 Erfurt DDR gegen Rumänien Halbschwer Punktsieger über Petrea
1973 ? DDR gegen Frankreich Halbschwer Punktsieger über Henri Moreau
1973 Berlin DDR gegen Polen Halbschwer KO-Niederlage 3. Runde gegen Janusz Gortat
1974 ? Frankreich gegen DDR Halbschwer Punktsieger über Gerald Bois
1974 Posen Polen gegen DDR Halbschwer Punktniederlage gegen Janusz Gortat
1974 Opole Polen gegen DDR Halbschwer Abbruch-Sieger 2. Runde über Piotr Musiolik
1975 Accra Ghana gegen DDR Halbschwer KO-Sieger 1. Runde über Lampety
1975 Karl-Marx-Stadt DDR gegen Polen Halbschwer Punktsieger über Janusz Gortat (2:1)
1975 Sofia Bulgarien gegen DDR Halbschwer Punktsieger über Georgi Stoymenow

DDR-Meisterschaften Bearbeiten

Jahr Platz Gewichtsklasse Ergebnis
1971 1. Halbschwer Sieger im Finale gegen Knut Anders, TSC Berlin
1972 1. Halbschwer Sieger im Finale gegen Knut Anders
1973 1. Halbschwer Sieger im Finale gegen Reinhard Fischer, SC Traktor Schwerin
1975 1. Halbschwer Sieger im Finale gegen Eckhard Hadler, SC Traktor Schwerin
1976 1. Halbschwer Punktsieger im Finale über Eckhard Hadler
1977 1. Halbschwer Punktsieger über Bernd Wittenburg, SC Dynamo Berlin (4:1)

Anm.: OS = Olympische Spiele, WM = Weltmeisterschaft, EM = Europameisterschaft, Halbschwergewicht, bis 81 kg Körpergewicht

Literatur Bearbeiten

  • Fachzeitschrift „Box Sport“

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Traueranzeigen für Ottomar Sachse, 13.01.2024, Halle/Saalkreis. 13. Januar 2024, abgerufen am 14. Januar 2024.