Offen (Adelsgeschlecht)

Adelsgeschlecht

Offen, historisch auch Offe, Ofen oder Offeln, ist der Name eines alten Adelsgeschlechts, das ursprünglich aus dem Lande Kehdingen herstammte und sich späterhin im Lippischen ausbreitete.

Wappen derer von Offen (Stamm Schölisch)
Wappen derer von Offen (Stamm Entrup)
Wappen der Anna Catharina von Offen am Doppelgrabstein mit ihrem Ehemann Christian Friedrich von Harling an der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover

Ob ein Zusammenhang besteht mit der mittelalterlichen Familie Offeln, die bereits im 13. Jahrhundert urkundlich auftrat und sich nach dem Gut Offelten nannte, wird zumindest angezweifelt.[1] Ebenfalls unbelegt ist der tatsächliche filiationsmäßige Zusammenhang der nachstehend ausgebreiteten beiden wappenverschiedenen lippischen Stämme Offen.

In der historischen Literatur kam es häufiger zu Verwechslungen und Vermischungen mit den ursprünglich hessischen von Offeln, welche neben dem ähnlichen Familiennamen ebenfalls dem Herzogtum Braunschweig Offiziere und Hofbeamte stellten, worin wohl die Ursache der falschen Zuordnungen zu suchen ist.

Geschichte Bearbeiten

Stamm Schölisch

Das Geschlecht erscheint zuerst mit Berthold von Offen und dessen Ehefrau Magaretha Brummers. Der gemeinsame Enkel Johann von Offen († 1607) wurde Erbherr auf Schölisch bei Stade, dem späteren Stammgut des Geschlechts.[2] Der schwedische Oberstleutnant Anton Hinrich von Offen, Erbherr auf Balje und Schölisch, Sohn von Lorenz Hermann von Offen und der Anna Margareta von Tettenborn, hat am 7. Oktober 1732 seinen Neffen den Quartalsverschlags-Kommissär Johann Hinrich von der Decken (1699–1788), aus der ältere Stellenflether Stammlinie, Erbherr auf Sande, Nienstedten und Schölisch, an Kindesstatt angenommen, so dass derselbe auch sein des adoptantis Wappen und Namen mitführen möge. Diese Namens- und Wappenvereinigung wurde noch 1732 durch Georg I. von Großbritannien, in seiner Funktion als Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg genehmigt. In Stade im Freilichtmuseum auf der Insel gibt es einen etwa zwei Meter langen Sandstein in Wannenform, mit der Inschrift: DER HOECHSTE SEI GEBENEDEIET – DER UNS VON KRIEG UND PEST – SO GNEIDIG HAT BEFREIET – ANTON HINRICH OFFE – SABINA MARGARETHE VON DER DECKEN – ANNO 1714 DEN 29 JUNIUS.[3] Zur Erklärung: 1712 wurde das schwedische Stade von den Dänen belagert und in der Stadt brach darauf die Pest aus.[4] Die Freiherren der Linie Decken-Offen sind 1941 im Mannesstamm erloschen.[5] Die Linie Decken-Offen ist 1993 im Mannesstamme erloschen.[6]

Stamm Entrup

Das Geschlecht erscheint im 16. Jahrhundert mit den Brüdern Johann und Peter von Offen, wobei ersterer vor 1577 bereits gestorben war, letzterer aber noch am Leben. Peter von Offen erwarb 1560 das Gut Papenhausen, verkaufte es aber bereits 1585 an Christoph von Donop.[7] Der lippische Hofmeister und Drost zu Sternberg, Johann von Offen († 1618/1619), Sohn des obigen Peter, bekam in Anerkennung geleisteter Dienste das 1532 errichtete Rittergut Entrup 1587 und 1614 verlehnt. Bevor dieses 1685 in den Besitz der Familie von Donop überging, war es das Stammgut der Familie.[8] Das Geschlecht ist zu Beginn des 18. Jahrhunderts erloschen.

Wappen Bearbeiten

Das Stammwappen (Schölisch) zeigt ein rotes Rad mit sechs Speichen auf silbernem Grund. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein gestürzter silberner Pfeil, zwischen zwei roten und silbernen Straußenfedern.

Das Stammwappen (Entrup) zeigt in Silber einen blauen Querbalken mit zwei schräglinks liegenden, rechts zweimal, links einmal gestummelten goldenen Ästen belegt. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken drei quergeteilte Straußenfedern, die äußeren unten Gold und oben Blau, die mittlere unten Blau und oben Gold.[9]

Angehörige Bearbeiten

Stamm Schölisch
  • Berthold von Offen, ⚭ Magaretha Brummers
    • Wilhard von Offen, ⚭ Mette Schwarten[10]
    • Köneke von Offen, ⚭ Stefan Dreves, Erbherr zu Hammelwürden[11]
Stamm Entrup
  • NN
    • Johann von Offen († vor 1577), 1553 belehnt mit einem Hof zu Wöbbel, ⚭ um 1500 Petronella von Milendorf († nach 1553)
      • Rabe von Offeln († 1629), belehnt mit je einem Hof zu Lüdershof (1587–1618), zu Wöbbel (1588–1614) und zu Lemgo (1593), ⚭ vor 1611 Maria von Campen a.d.H. Oldendorf
        • Bruno Friedrich von Offeln († nach 1662), 1625–1662 auf dem Hof zu Lemgo
      • Bernd von Offen, ⚭ Adelheid von Grüter a.d.H. Spyk
    • Peter von Offen († nach 1577), 1538 Herr auf Papenhausen, ⚭ vor 1552 Lutichard von Osterhofen
      • Johann von Offen († 1618/1619), bis 1577 Herr auf Papenhausen, 1579 Hofbesitzer in Detmold, 1576–1578 lippischer Hofmeister, 1583 Drost zu Sternberg, 1587 und 1614 mit Entrup belehnt, 1618 Herr auf einem Hof zu Bruntrup, ⚭ Catharina von Hagen († nach 1619)
        • Jobst Bernhard von Offen († 1654), Herr auf Entrup, 1629–1635 Herr zu Schieder, ⚭ Hedwig Werpup a.d.H. Ullenhausen († 1656)
        • Anna von Offen, ⚭ Christoph von Friesenhausen († 1637), Herr auf Maspe
        • Anna Lucia von Offen (1587–1666), ⚭ Heinrich von Grote († 1652), Herr auf Riedern-Talle, lippischer Landrat
        • Emgard von Offen, ⚭ Heinrich von Exterde
        • Catharina Usula von Offen, ⚭ Klaus von Post († 1622), Herr von Posteholz und Lügde[28][29]
        • NN von Offen, ⚭ NN von Klencke
        • Elisabeth von Offen († nach 1631), ⚭ Simon von Exterde

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Oeynhausen, 1872 (Lit.), S. 83.
  2. Luneburg Mushard: Monumenta nobilitatis antiquae familiarum illustrium, imprimis ordinis equestris in ducatibus Bremensi et Verdensi, i. e. Denkmahl der uhralten, berühmten hochadelichen Geschlechter, inbesonderheit der hochlöblichen Ritterschaft im Hertzogthum Bremen und Verden, Bremen 1708, S. 413ff, Stammbaum.
  3. Freilichtmuseum auf der Insel, Stade.
  4. Thassilo von der Decken: Anmerkungen zu den Stammtafeln der Familie von der Decken, 1998, 878 Seiten, S. 460.
  5. Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser. Reihe A, Band 6, Band 37 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1966, S. 66–68.
  6. Familienblatt von der Decken Nr. 61 1994, S. 5.
  7. Otto Preuß: Lippische Regesten, Band 3, S. 418, Nr. 2377.
  8. Wilhelm Gottlieb Levin von Donop: Historisch-geographische Beschreibung der Fürstlichen Lippeschen Lande in Westphalen, Lemgo 1790, S. 72.
  9. Wappenbuch des Westfälischen Adels, S. 96.
  10. Monumenta nobilitatis, S. 492, Eltern: Hinrich Schwarte, Erbherr zu Hammelwürden, und Anna von der Mehden.
  11. Monumenta nobilitatis, S. 199, Nachkommen.
  12. a b c d e Thassilo von der Decken und Claudia Bei der Wieden: Güter und Höfe der Familie von der Decken, Stade 1998 S. 339.
  13. Monumenta nobilitatis, S. 521 Vorfahren.
  14. Herwart und Thassilo von der Decken: Stammtafeln der Familie von der Decken, 1994, S. 70.
  15. Hamburgisches Magazin Band 9, S. 623, Vorfahren.
  16. Thassilo von der Decken: Anmerkungen zu den Stammtafeln der Familie von der Decken, 1998, 878 Seiten, S. 457.
  17. Monumenta nobilitatis, S. 412, Nachkommen.
  18. a b Anke Hufschmidt: Adlige Frauen im Weserraum Zwischen 1570 und 1700, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen 22 15, 2001, S. 75, ISBN 978-3-402-06798-7.
  19. Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674–1714, S. 407, Hofleben in Ostfriesland, Briefe an ihre frühere Hofmeisterin A.K. von Harling, geborene von Uffeln.
  20. Bernhard von Poten: Die Generale der Königlich Hannoverschen Armee und ihrer Stammtruppen (= Beiheft zum Militär-Wochenblatt, 1903, sechstes und siebentes Heft). Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1903, S. 243–334, insbesondere S. 253.
  21. Jens Kaestner: Stammreihen-Datenbank des deutschen Adels (Memento des Originals vom 14. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stammreihen.de
  22. Friedrich Albrecht von der Schulenburg: Die Herzogin von Ahlden Stammmutter der königlichen Häuser Hannover und Preussen, Leipzig 1852, S. 29 (Kurzbiographie).
  23. Carl Günther Ludovici: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, Band 28, Leipzig und Halle 1741, S. 337.
  24. Eduard Maria Oettinger: Moniteur des Dates: biographisch-genealogisch-historisches Welt-Register Band 2, Dresden 1867, S. 137.
  25. Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674–1714, S. 407.
  26. Der deutsche Herold: Zeitschrift für Wappen-, Siegel- u. Familienkunde, Band 3, Berlin 1872, S. 62.
  27. Karl Baron von Maydell: Das freiherrliche Geschlecht von Maydell. Helsingfors 1868, S. 190.
  28. Johann Diederich von Steinen: Westphälische Geschichte, Band 2, Lemgo 1755, S. 663.
  29. Anton Fahne: Geschichte der Westphälischen Geschlechter, 1858, S. 322.