Occupazione Avanzata Frontiera Nord

Großverband des Königlich-Italienischen Heeres

Occupazione Avanzata Frontiera Nord (italienisch für Vorgeschobene Besetzung Nordgrenze), kurz OAFN, war ein Großverband des Königlich-Italienischen Heeres. Er bestand von 1917 bis 1919 zum Schutz der italienisch-schweizerischen Grenze.

Occupazione Avanzata Frontiera Nord
OAFN

Aktiv März 1917 bis Januar 1919
Staat Italien 1861 Königreich Italien
Streitkräfte Forze armate italiane
Teilstreitkraft Regio Esercito
Typ Korps
Gliederung Gliederung
Aufstellungsort Varese
Einsätze Erster Weltkrieg
Frontiera Nord
Befehlshaber
Liste der Befehlshaber

Geschichte Bearbeiten

Der Verband wurde am 10. März 1917 in Varese aufgestellt.[1] Der Aufstellung war eine Neubewertung der Bedrohungslage an der Grenze zwischen Italien und der Schweiz durch den italienischen Generalstab vorausgegangen. Im Zuge der sogenannten Obersten-Affäre in der Schweizer Armee machten sich im Januar 1916 Stimmen breit,[2] dass das Deutsche Reich Pläne für eine Invasion Italiens unter Verletzung der Schweizer Neutralität vorbereite, worauf die Verteidigungsmaßnahmen an der Grenze intensiviert wurden. Im Juli 1916 wurde Generalleutnant Ettore Mambretti als designierter Kommandeur der 5. Armee vom Chef des Generalstabes Luigi Cadorna mit der Ausarbeitung eines Verteidigungsplanes betraut.[3]

Zu diesem Zweck wurde ein Kommando aus der nach der nach Einstellung der österreichisch-ungarischen Südtiroloffensive aufgelösten 5. Armee aufgestellt.[4] Noch vor der italienischen Kriegserklärung an das Deutsche Reich am 28. August 1916, stellte Mambretti im August einen ersten Plan vor. Für die Besetzung der Verteidigungslinie in unmittelbarer Grenznähe waren vier Armeekorps mit insgesamt zehn Infanterie-, zwei Kavalleriedivisionen und 50 Batterien mittleren Kalibers vorgesehen.[3] Als sich im November 1916 die Anzeichen für eine bevorstehende deutsche Invasion über die Schweiz häuften, ordnete Cadorna sein Heer im darauffolgenden Monat um. Neben der Aufstellung der 6. Armee wurden dabei auch die ersten Schritte zur Neuaufstellung der 5. Armee beschlossen.[5]

Am 1. Januar 1917 wurde der Stab der 5. Armee unter dem Oberbefehl von Generalleutnant Mambretti aufgestellt.[6] In der zweiten Januarhälfte wurden der 5. Armee einige Truppen von der Isonzofront unterstellt, die dort nach Beginn der winterlichen Kampfpause nicht mehr benötigt wurden. Zeitgleich wurde das Kommando Occupazione Avanzata unter dem Befehl von Generalleutnant Francesco Dabala gebildet und der 5. Armee unterstellt. Dem neuen Kommando wurden zunächst die Truppen zugewiesen, die bereits mit dem Bau der Verteidigungsanlagen an der Frontiera Nord beschäftigt waren sowie die im zuständigen Abschnitt stehenden Truppen der 5. Armee. Insgesamt waren dies zwölf Bataillone der 3. Brigade Territorialmiliz, die in reguläre Einheiten des Heeres umgewandelt werden sollten, fünf Marschkompanien der Alpini, vier Skifahrerabteilungen sowie acht Bataillone der Finanzwache. Des Weiteren standen zwölf aus der Front im Nordosten genommene Radfahrbataillone der Bersaglieri zur Verlegung an die Schweizer Grenze zur Verfügung.[7]

Am 8. März 1917 ordnete Cadorna die Aufstellung des OAFN in Form eines Armeekorps an, das mit 10. März seine volle Befehlsgewalt erhielt. Das Hauptquartier des OAFN lag in Varese und der erste Befehlshaber ad interim war Generalleutnant Giacomo Ponzio, zugleich Kommandeur der 58. Infanteriedivision. Dem neuen Verband wurde das Artilleriekommando und das Kommando der Genietruppen der 5. Armee abgestellt, der man unterstellt war. Zudem konnte als Korpsreserve auf die 3. Kavalleriedivision „Lombardia“ und die 4. Kavalleriedivision „Piemonte“ zurückgriffen werden,[8] auch wenn die beiden Kavalleriedivisionen weiterhin dem Oberkommando der Kavallerie unterstanden. In die Zuständigkeitsbereich des OAFN fielen die Grenzabschnitte zwischen dem Aostatal im Westen und dem Fluss Adda im Osten, die auf sechs Sektoren aufgeteilt waren.[9]

Nach der Aufstellung wurde die dem OAFN unterstellte Artillerie aufgestockt und umfasste schließlich 13 Batterien. Aber bereits im April 1917 wurden die ersten dringend benötigten Truppen in Vorbereitung auf die Zehnte Isonzoschlacht abgezogen. Das OAFN beschränkte sich fortan auf die Verbesserung der bereits bestehenden Verteidigungsanlagen und auf die Erstellung von Geländestudien. Bis Anfang Mai waren alle drei Infanterie-Brigaden an die Front verlegt und auch die schwere Artillerie, insgesamt sechs Batterien, abgezogen worden. Als im Juli 1917 der Stab der 5. Armee wieder aufgelöst wurde, unterstanden dem OAFN nur noch einige Batterien Feldartillerie, die Bataillone der Finanzwache, die Skifahrerabteilungen der Alpini und Einheiten der Carabinieri. Weitere Batterien der Feldartillerie wurden in den restlichen Monaten abgezogen.[10] Mit der Auflösung der 5. Armee wurde das OAFN direkt dem Armeeoberkommando unterstellt.[11]

Als Cadorna den in der Ortigaraschlacht erfolglosen Mambretti im August 1917 als neuen Befehlshaber einsetzte, standen dem OAFN keine größeren Kampfverbände mehr zur Verfügung. Nach der verheerenden Niederlage in der Zwölften Isonzoschlacht im Herbst 1917 verlegte sich die Aufmerksamkeit des italienischen Generalstabes vollends auf die neue Verteidigungslinie am Piave und Monte Grappa.[12] Im Oktober 1918 wurde der Stab auf die Größe eines Divisionsstabes verkleinert und am 5. Januar 1919 das OAFN endgültig aufgelöst.[13]

Befehlshaber Bearbeiten

  • Tenente Generale Giacomo Ponzio (März – April 1917) (ad interim)
  • Tenente Generale Clemente Lequio (April – August 1917)
  • Tenente Generale Ettore Mambretti (August 1917 – Mai 1918)
  • Maggior Generale Corrado Novelli (Mai 1918 – Januar 1919)

Unterstellung und Gliederung Bearbeiten

Unterstellung Bearbeiten

  • März – Juli 1917
  • ab Juli 1917
    • direkt dem Armeeoberkommando unterstellt

Gliederung Bearbeiten

  • 10. März 1917
    • 58. Infanterie-Division
      • Inf.-Brigade „Pallanza“ (249., 250. Inf.-Reg.)
      • Inf.-Brigade „Massa Carrara“ (251., 252. Inf.-Reg.)
      • Inf.-Brigade „Tortona“ (257., 258. Inf.-Reg.)
    • 12 Inf.-Bataillone
    • 12 Bersaglieri-Radfahrbataillone
    • 8 Bataillone G.F.
    • 5 Alpini-Marschkompanien
    • 4 Batterien Belagerungsartillerie
    • 53. Telegrafisten-Kompanie
    • 4 Skifahrerabteilungen

Quelle[6]

Literatur Bearbeiten

  • Ministero della Guerra – Stato Maggiore R. Esercito – Ufficio Storico (Hrsg.): Le grandi unità nella guerra italo-austriaca 1915–1918. Volume primo: Casa militare di S. M. il Re – Comando Supremo – Armate – Corpi d’Armata – Corpi Speciali – Corpi di Spedizione. Libreria dello Stato, Rom 1926, S. 91–93.
  • Ministero della Guerra – Comando del Corpo di Stato Maggiore – Ufficio Storico (Hrsg.): L’esercito italiano nella Grande Guerra (1915–1918). Volume IV: Le operazioni del 1917 Tomo 1° L’ampliamento dell’esercito nell’anno 1917. Gli avvenimenti dal gennaio al maggio (Narrazione). Istituto Poligrafico dello Stato, Rom 1940, S. 108–117.
  • Ministero della Guerra – Comando del Corpo di Stato Maggiore – Ufficio Storico (Hrsg.): L’esercito italiano nella Grande Guerra (1915–1918). Volume IV: Le operazioni del 1917 Tomo 1° bis L’ampliamento dell’esercito nell’anno 1917. Gli avvenimenti dal gennaio al maggio (Documenti). Istituto Poligrafico dello Stato, Rom 1940, Beilagen 108–110.
  • Ministero della Guerra – Comando del Corpo di Stato Maggiore – Ufficio Storico (Hrsg.): L’esercito italiano nella Grande Guerra (1915–1918). Volume IV: Le operazioni del 1917 Tomo 1° ter L’ampliamento dell’esercito nell’anno 1917. Gli avvenimenti dal gennaio al maggio (Cartine). Istituto Poligrafico dello Stato, Rom 1940, Tafel 14.
  • Ambrogio Viviani: La difesa del confine Italo-Svizzero. In: Ambrogio Viviani, Roberto Cordella: Tutta la Line Cadorna: Storia – Architettura – Armamenti. Itinerari di museo all’aperto. Macchione, Varese 2017, ISBN 978-88-6570-288-8, S. 10–18.
  • Ambrogio Viviani: La Linea Cadorna 1914–1918. In: Ambrogio Viviani, Roberto Cordella: Tutta la Line Cadorna: Storia – Architettura – Armamenti. Itinerari di museo all’aperto. Macchione, Varese 2017, ISBN 978-88-6570-288-8, S. 33–41.
  • Ambrogio Viviani: Le truppe e il loro schieramento. In: Ambrogio Viviani, Roberto Cordella: Tutta la Line Cadorna: Storia – Architettura – Armamenti. Itinerari di museo all’aperto. Macchione, Varese 2017, ISBN 978-88-6570-288-8, S. 49–63.
  • Marcello Ravaiolli: La Guardia di Finanza nella Grande Guerra – 1917. In: Stato Maggiore della Difesa (Hrsg.): Il 1917: l’anno della svolta. Congresso di studi storici internazionali: Roma 25–26 ottobre 2017, CASD, Centro alti studi per la difesa – Atti del Congresso. Ministero della Difesa, Rom 2018, ISBN 978-88-98185-34-4, S. 203–224.
  • Club Alpino Italiano Sezione Bergagmo, Club Alpino Italiano Sezione Alta Valle Brembana, Centro Storico Culturale Valle Brembana “Felice Riceputi” (Hrsg.): L’attacco che mai avvenne: Orobie 1915–18 La Linea Cadorna fra trincee, ambiente, natura, persone e fatti. Corponove, Bergamo 2022.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ministero della Guerra – Comando del Corpo di Stato Maggiore – Ufficio Storico (Hrsg.): L’esercito italiano nella Grande Guerra (1915–1918). Volume IV: Le operazioni del 1917 Tomo 1° bis L’ampliamento dell’esercito nell’anno 1917. Gli avvenimenti dal gennaio al maggio (Documenti). Beilage 109.
  2. Ambrogio Viviani: La difesa del confine Italo-Svizzero. S. 14–15.
  3. a b Ministero della Guerra – Comando del Corpo di Stato Maggiore – Ufficio Storico (Hrsg.): L’esercito italiano nella Grande Guerra (1915–1918). Volume IV: Le operazioni del 1917 Tomo 1° L’ampliamento dell’esercito nell’anno 1917. Gli avvenimenti dal gennaio al maggio (Narrazione). S. 111.
  4. Stato Maggiore dell’Esercito – Ufficio Storico (Hrsg.): Un secolo di relazioni militari tra Italia e Svizzera 1861–1961. Ufficio Storico SME, Rom 1987, S. 152–153.
  5. Ministero della Guerra – Comando del Corpo di Stato Maggiore – Ufficio Storico (Hrsg.): L’esercito italiano nella Grande Guerra (1915–1918). Volume IV: Le operazioni del 1917 Tomo 1° L’ampliamento dell’esercito nell’anno 1917. Gli avvenimenti dal gennaio al maggio (Narrazione). S. 112.
  6. a b Ministero della Guerra – Stato Maggiore R. Esercito – Ufficio Storico (Hrsg.): Le grandi unità nella guerra italo-austriaca 1915–1918. Volume primo: Casa militare di S. M. il Re – Comando Supremo – Armate – Corpi d’Armata – Corpi Speciali – Corpi di Spedizione. S. 93.
  7. Ministero della Guerra – Comando del Corpo di Stato Maggiore – Ufficio Storico (Hrsg.): L’esercito italiano nella Grande Guerra (1915–1918). Volume IV: Le operazioni del 1917 Tomo 1° L’ampliamento dell’esercito nell’anno 1917. Gli avvenimenti dal gennaio al maggio (Narrazione). S. 114.
  8. Ambrogio Viviani: La Linea Cadorna 1914–1918. S. 35.
  9. Ministero della Guerra – Comando del Corpo di Stato Maggiore – Ufficio Storico (Hrsg.): L’esercito italiano nella Grande Guerra (1915–1918). Volume IV: Le operazioni del 1917 Tomo 1° bis L’ampliamento dell’esercito nell’anno 1917. Gli avvenimenti dal gennaio al maggio (Documenti). Beilage 110.
  10. Ambrogio Viviani: Le truppe e il loro schieramento. S. 59–61.
  11. Ministero della Guerra – Comando del Corpo di Stato Maggiore – Ufficio Storico (Hrsg.): L’esercito italiano nella Grande Guerra (1915–1918). Volume IV: Le operazioni del 1917 Tomo 1° L’ampliamento dell’esercito nell’anno 1917. Gli avvenimenti dal gennaio al maggio (Narrazione). S. 69.
  12. Club Alpino Italiano Sezione Bergagmo, Club Alpino Italiano Sezione Alta Valle Brembana, Centro Storico Culturale Valle Brembana “Felice Riceputi” (Hrsg.): L’attacco che mai avvenne: Orobie 1915–18 La Linea Cadorna fra trincee, ambiente, natura, persone e fatti. S. 54.
  13. Ambrogio Viviani: Le truppe e il loro schieramento. S. 63.
  14. Marcello Ravaiolli: La Guardia di Finanza nella Grande Guerra – 1917. S. 206.