Varese
Varese (lombardisch: Varés) ist eine Gemeinde, Hauptstadt der Provinz Varese im Nordwesten der Lombardei und seit 1998 Universitätsstadt (Università d’Insubria).
Varese | ||
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Staat | Italien | |
Region | Lombardei | |
Provinz | Varese (VA) | |
Lokale Bezeichnung | Varés | |
Koordinaten | 45° 49′ N, 8° 50′ O | |
Höhe | 382 m s.l.m. | |
Fläche | 54 km² | |
Einwohner | 80.645 (31. Dez. 2019)[1] | |
Fraktionen | Avigno, Bizzozero, Biumo Inferiore, Biumo Superiore, Bobbiate, Bregazzana, Bustecche, Calcinate del Pesce, Calcinate degli Orrigoni, Campo dei Fiori, Capolago, Cartabbia, Casbeno, Lissago, Masnago, Prima Cappella, Rasa di Varese, San Fermo, Sangallo, Santa Maria del Monte, Sant’Ambrogio Olona, Schiranna, Velate | |
Postleitzahl | 21100 | |
Vorwahl | 0332 | |
ISTAT-Nummer | 012133 | |
Volksbezeichnung | varesini | |
Schutzpatron | Victor von Mailand (8. Mai) | |
Website | Varese |
GeografieBearbeiten
Die Stadt liegt östlich des Lago di Varese (lediglich die zu Varese gehörenden Orte Calcinate del Pesce und Schiranna liegen direkt am See auf 283 m ü. M.), nahe der Grenze zur Schweiz, zwischen Lago Maggiore und Comer See. Sie geht bis an den Fuß des Hausbergs Campo dei Fiori di Varese, der bis 1.227 m ü. M. hinaufreicht. Die Stadt bedeckt eine Fläche von 54 km² auf einer Höhe von 382 m ü. M. Sie befindet sich etwa 55 km nördlich von Mailand.
Die Nachbargemeinden sind Arcisate, Azzate, Biandronno, Bodio Lomnago, Brinzio, Orino, Buguggiate, Cantello, Casciago, Castello Cabiaglio, Cazzago Brabbia, Galliate Lombardo, Gavirate, Gazzada Schianno, Induno Olona, Lozza, Luvinate, Malnate und Vedano Olona.
GeschichteBearbeiten
Die Region ist seit etwa 3000 v. Chr. besiedelt. Der Name der Stadt leitet sich vermutlich von dem keltischen Wort vara (Wasser) her. Nacheinander herrschten hier Etrusker, Kelten, Römer und Langobarden, deren Reich 774 von Karl dem Großen erobert wurde.
Im Jahr 1859 fand im Zuge des Risorgimento und des Krieges zwischen Frankreich, Piemont und Österreich in der Nähe Vareses (deutsch veraltet: Väris) eine Schlacht zwischen den Truppen von Giuseppe Garibaldi und österreichischen Kräften unter Feldmarschall Karl von Urban statt. Nachdem die österreichischen Verbände dort geschlagen worden waren, stießen Garibaldis Freiwillige bis zum Gardasee vor. Dort kam es zu den entscheidenden Schlachten von Solferino und San Martino.
WirtschaftBearbeiten
Varese ist industriell geprägt; dazu gehörte früher vor allem Leder-, Textil- und Metallverarbeitung, heute insbesondere die Luftfahrt- und Elektroindustrie: die bedeutendsten Unternehmen sind Alenia Aermacchi (Flugzeugbau), AgustaWestland (Bau von Hubschraubern), Cagiva (Bau von Motorrädern) und die einstigen Ignis-Werke, gegenwärtig ein Tochterunternehmen von Whirlpool (elektrische Haushaltsgeräte).
Husqvarna, eine Tochter von KTM AG, baut sämtliche Motorräder an ihrem Standort in Varese ebenso wie der italienische Motorradhersteller MV Agusta.
VerkehrBearbeiten
Varese hat gute Bahnverbindungen nach Mailand und ist in das Mailänder S-Bahn-System (Linie S 5) mit dichtem Taktverkehr eingebunden. Seit Januar 2018 besteht eine zusätzliche Zugverbindung auf der Bahnstrecke Mendrisio–Varese in die Schweiz. Über die Autostrada A 8 besteht auch auf der Straße eine gute Anbindung an die lombardische Hauptstadt. Von 1895 bis 1950 verfügte Varese über ein eigenes Straßenbahnnetz, das in seinem größten Ausbauzustand bis weit in das Umland reichte.
Rund 10 Kilometer südöstlich befindet sich der Flugplatz Varese-Venegono, knapp 5 Kilometer westlich der kleine Flugplatz Varese-Calcinate del Pesce. Etwa 20 Kilometer (Luftlinie) südwestlich von Varese liegt der internationale Flughafen Mailand-Malpensa.
BildungBearbeiten
Varese verfügt zusammen mit Como über die Universität Insubria.
In Varese befindet sich auch eine Europäische Schule für die in Ispra gelegene Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission.
BevölkerungBearbeiten
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||||||
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Jahr | 1754 | 1805 | 1853 | 1861 | 1871 | 1881 | 1901 | 1921 | 1931 | 1951 | 1971 | 1991 | 2001 | 2011 | 2017 | 2018 |
Einwohner | 5743 | 6049 | 10676 | 11954 | 12605 | 14161 | 17666 | 23097 | 41889 | 53115 | 83239 | 85687 | 80511 | 79793 | 80634 | 80544 |
SehenswürdigkeitenBearbeiten
- Als sehenswert gelten die romanische Taufkirche aus dem 13. Jahrhundert und die um 1600 gebaute Basilika San Vittore.
- Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Schloss Castello di Masnago aus dem 15. Jahrhundert, in dem sich seit 1981 das städtische Museum der modernen Kunst befindet: Civico Museo d’Arte Moderna e Contemporanea - Castello di Masnago.
- In der Villa Mirabello aus dem 18. Jahrhundert befindet sich das Archäologische Museum.
- Sehenswert ist auch die Villa Menafoglio Litta Panza oder Museo Villa e Collezione Panza (bedeutendes Museum für Moderne Kunst (u. a. Minimal Art von Dan Flavin oder Robert Irwin), welches vom Sammler Giuseppe Graf Panza di Biumo in das Eigentum des FAI gestiftet wurde) und der dazugehörige Garten.
- Der Palast Palazzo d’Este und die Giardini estense, beide aus dem 18. Jahrhundert. Der Palazzo dient gegenwärtig als Rathaus der Stadt.
- Doch die Hauptsehenswürdigkeit dürfte wohl der Sacro Monte di Varese sein, der mit den anderen Sacri Monti (heilige Berge) der Lombardei und des Piemonte 2003 in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Der Sacro Monte di Varese feierte im Jahr 2004 sein 400-jähriges Bestehen und gehört so mit seinen 14 Kapellen und dem Wallfahrtsort Santa Maria del Monte in die Zeit der Barock. Die Kapellen sind reich mit illusionistischen Fresken und farbigen lebensgroßen Terrakottafiguren ausgestattet, welche die Geschichte Mariens von der Verkündigung bis zur Himmelfahrt zeigen.
- Campo dei Fiori di Varese (1.227 m ü. M.) ist der Hausberg im Norden der Stadt, Naturerholungsgebiet und seit 1984 ein Regionalpark. Zum 5.4 Quadratkilometer großen Park gehören die Punta Paradiso und der Monte Martica, die zweite Erhebung. Der Sitz des Parks befindet sich in Brinzio.[2][3]
- Villa Toeplitz: Die Villa wurde im Jahre 1901 erbaut und ist nach dem polnischen Bankier Giuseppe Toeplitz benannt, der sie 1914 erwarb. Seit 1972 ist die Villa im Besitz der Stadt Varese. In der Villa selbst sind Institute der Universität Insubrien untergebracht, der weitläufige Park mit Teichen, Springbrunnen, Gartenpavillons und vielen seltenen Baumarten ist öffentlich zugänglich.
BilderBearbeiten
StädtepartnerschaftenBearbeiten
Varese unterhält Partnerschaften seit 2003 zur rumänischen Stadt Alba Iulia in Siebenbürgen und seit 1957 zur französischen Stadt Romans-sur-Isère in der Region Auvergne-Rhône-Alpes.
EhrenbürgerBearbeiten
Am 6. Juni 2013 entschied der Gemeinderat von Varese mit der Mehrheit von Lega Nord und PdL dem ehemaligen Diktator Benito Mussolini die Ehrenbürgerschaft zu belassen.[4]
SportBearbeiten
2008 fanden, wie schon 1951, in Varese die UCI-Straßen-Weltmeisterschaft der Radrennfahrer statt. Pallacanestro Varese war in den 1970er-Jahren der dominierende Verein im europäischen Basketball und gewann fünfmal den Landesmeisterpokal. Seit 2009 spielt er wieder in der Serie A. Außerdem ist der Serie B-Fußballverein AS Varese 1910 hier ansässig. Die Ruder-Europameisterschaften 2012 fanden auf dem Lago di Varese statt.
Söhne und Töchter der StadtBearbeiten
- Carlo Buzzi (1585–1658), Architekt und Dombaumeister am Mailänder Dom
- Giovanni Bizzozero (* um 1760–nach 1817), Glockengießer[5]
- Tullio Dandolo (1801–1870), Politiker, Schriftsteller[6]
- Giuseppe Pelitti (1811–1865), Blechblasinstrumentenbauer
- Giulio Bizzozero (1846–1901), Pathologe
- Carlo Carcano (1891–1965), Fußballspieler und -trainer
- Franco Giorgetti (1902–1963), Radrennfahrer und Olympiasieger
- Flaminio Bertoni (1903–1964), Automobildesigner und Künstler
- Franco Ossola (1921–1949), Fußballspieler
- Osvaldo Langini (1922–2016), Filmregisseur und Drehbuchautor
- Dante Isella (1922–2007), Romanist und Literaturwissenschaftler
- Pasquale Macchi (1923–2006), römisch-katholischer Bischof, Sekretär Papst Pauls VI.
- Giuseppe Alberigo (1926–2007), Jurist und römisch-katholischer Kirchenhistoriker
- Attilio Nicora (1937–2017), Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche, Präsident der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls
- Emilio Patriarca (* 1937), Geistlicher und emeritierter Bischof von Monze
- Giovanni Giudici (* 1940), katholischer Geistlicher und Altbischof von Pavia
- Carlo Maria Viganò (* 1941), Geistlicher und emeritierter Diplomat des Heiligen Stuhls
- Mario Monti (* 1943), ehemaliger Ministerpräsident und EU-Kommissar
- Antonio Siccardi (* 1944), Immunologe und Virologe
- Carlo Scognamiglio Pasini (* 1944), Wirtschaftswissenschaftler, Hochschullehrer und Politiker
- Francesco Scardamaglia (1945–2010), Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmregisseur
- Antonio Lanzavecchia (* 1951), Immunologe
- Attilio Fontana (* 1952), Jurist und Politiker der Lega
- Roberto Maroni (* 1955), Politiker
- Lilli Carati (1956–2014), Filmschauspielerin
- Giuseppe Marotta (* 1957), Fußballmanager
- Giacomo Campiotti (* 1957), Drehbuchautor und Filmregisseur
- Renato De Maria (* 1958), Regisseur und Drehbuchautor
- Giovanni Bottoia (* 1962), Radrennfahrer
- Luca Pellegrini (* 1963), Fußballspieler
- Piergiorgio Bertoldi (* 1963), römisch-katholischer Erzbischof und Diplomat des Heiligen Stuhls
- Pier Paolo Pozzi (* 1964), Jazzmusiker
- Andrea Ghiurghi (* 1966), Beachvolleyballspieler
- Gianna Maria Garbelli (* 1967), Filmregisseurin und Drehbuchautorin
- Elena Conti (* 1967), Biochemikerin
- Stefano Zanini (* 1969), Radrennfahrer
- Gianluigi Paragone (* 1971), Politiker und Journalist
- Andrea Peron (* 1971), Radrennfahrer
- Gabriele Colombo (* 1972), Radrennfahrer
- Viola Valli (* 1972), Doppelweltmeisterin und Europameisterin im Langstreckenschwimmen
- Daniele Nardello (* 1972), Radrennfahrer
- Simona Bonafè (* 1973), Politikerin
- Stefano Garzelli (* 1973), Radrennfahrer
- Gabriele Ambrosetti (* 1973), Fußballspieler
- Davide Frattini (* 1978), Cyclocross- und Straßen-Radrennfahrer
- Laura Bono (* 1979), Musikerin und Komponistin
- Noemi Cantele (* 1981), ehemalige Radrennfahrerin
- Paride Grillo (* 1982), Radrennfahrer
- Lia Quartapelle (* 1982), Ökonomin und Politikerin
- Marco Crugnola (* 1983), ehemaliger Tennisspieler
- Pierpaolo Frattini (* 1984), Ruderer
- Giuseppe De Maria (* 1984), ehemaliger Radrennfahrer
- David Witteveen (* 1985), österreichischer Fußballspieler
- Marco Illbruck (* 1986), deutscher Unternehmer und ehemaliger Springreiter
- Federico Leo (* 1988), Automobil-Rennfahrer
- Renzo Bossi (* 1988), Politiker
- Tommaso Goi (* 1990), Eishockeyspieler
- Giacomo Beretta (* 1992), Fußballspieler
LiteraturBearbeiten
- Silvano Colombo: Profilo dell’architettura religiosa del Seicento. Varese e il suo territorio. Bramante Editrice, Milano 1970; Idem: Tesori d’arte nel territorio della Provincia di Varese. Bramante Editrice, Milano 1971; Idem: Varese: vicende e protagonisti. Edison, Bologna 1977; Idem: In giro per Varese. Editrice Lativa, Varese 1979; Idem: Il Sacro Monte di Varese. Lativa, Varese 1985.
- Celestino Trezzini: Varese. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 7, Ungelt – Villardvolard., Attinger, Neuenburg 1921, S. 197 (Digitalisat).
- Marino Viganò: Varese. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. Juni 2015.
WeblinksBearbeiten
- Website der Stadt
- Varese (italienisch) auf tuttitalia.it/lombardia/
- Varese (italienisch) auf lombardia.indettaglio.it/ita/comuni/va
- Varese (italienisch) auf comuni-italiani.it
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
- ↑ Parco Regionale del Campo dei Fiori, Website lagomaggiore.net
- ↑ Der Regionalpark Campo dei Fiori, Website vareselandoftourism.com
- ↑ Lucia Landoni: Mussolini resta cittadino onorario. La Repubblica, 7. Juni 2013, abgerufen am 7. Juni 2013.
- ↑ Giovanni Bizzozero auf archive.org/stream (abgerufen am 30. Dezember 2016).
- ↑ Daniela Vaj: Tullio Dandolo. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 6. Juli 2001, abgerufen am 16. März 2020.