Varese
Varese (lombardisch: Varés, deutsch (veraltet): Väris) ist eine Gemeinde, Hauptstadt der Provinz Varese im Nordwesten der Lombardei und seit 1998 Universitätsstadt (Università d’Insubria).
Varese | ||
---|---|---|
![]() |
||
Staat | Italien | |
Region | Lombardei | |
Provinz | Varese (VA) | |
Lokale Bezeichnung | Varés | |
Koordinaten | 45° 49′ N, 8° 50′ O | |
Höhe | 382 m s.l.m. | |
Fläche | 54 km² | |
Einwohner | 80.544 (31. Dez. 2017)[1] | |
Bevölkerungsdichte | 1.492 Einw./km² | |
Stadtviertel | Avigno, Bizzozero, Biumo Inferiore, Biumo Superiore, Bobbiate, Bregazzana, Bustecche, Calcinate del Pesce, Calcinate degli Orrigoni, Campo dei Fiori, Capolago, Cartabbia, Casbeno, Lissago, Masnago, Prima Cappella, Rasa di Varese, San Fermo, Sangallo, Santa Maria del Monte, Sant’Ambrogio Olona, Schiranna, Velate | |
Angrenzende Gemeinden | Arcisate, Azzate, Biandronno, Bodio Lomnago, Brinzio, Orino, Buguggiate, Cantello, Casciago, Castello Cabiaglio, Cazzago Brabbia, Galliate Lombardo, Gavirate, Gazzada Schianno, Induno Olona, Lozza, Luvinate, Malnate, Vedano Olona | |
Postleitzahl | 21100 | |
Vorwahl | 0332 | |
ISTAT-Nummer | 012133 | |
Volksbezeichnung | varesini | |
Schutzpatron | Victor von Mailand (8. Mai) | |
Website | Varese |
GeografieBearbeiten
Die Stadt liegt östlich des Lago di Varese (lediglich die zu Varese gehörenden Orte Calcinate del Pesce und Schiranna liegen direkt am See), nahe der Grenze zur Schweiz, zwischen Lago Maggiore und Comer See. Die Stadt bedeckt eine Fläche von 54 km² auf einer Höhe von 382 m ü. M. Sie befindet sich etwa 55 km nördlich von Mailand.
Die Nachbargemeinden sind Arcisate, Azzate, Biandronno, Bodio Lomnago, Brinzio, Orino, Buguggiate, Cantello, Casciago, Castello Cabiaglio, Cazzago Brabbia, Galliate Lombardo, Gavirate, Gazzada Schianno, Induno Olona, Lozza, Luvinate, Malnate und Vedano Olona.
GeschichteBearbeiten
Im Jahr 1859 fand im Zuge des Risorgimento und des Krieges zwischen Frankreich, Piemont und Österreich in der Nähe Vareses (deutsch veraltet: Väris) eine Schlacht zwischen den Truppen von Giuseppe Garibaldi und österreichischen Kräften unter Feldmarschall Karl von Urban statt. Nachdem die österreichischen Verbände dort geschlagen worden waren, stießen Garibaldis Freiwillige bis zum Gardasee vor. Dort kam es zu den entscheidenden Schlachten von Solferino und San Martino.
WirtschaftBearbeiten
Varese ist industriell geprägt; dazu gehörte früher vor allem Leder-, Textil- und Metallverarbeitung, heute insbesondere die Luftfahrt- und Elektroindustrie: die bedeutendsten Unternehmen sind Alenia Aermacchi (Flugzeugbau), AgustaWestland (Bau von Hubschraubern), Cagiva (Bau von Motorrädern) und die einstigen Ignis-Werke, gegenwärtig ein Tochterunternehmen von Whirlpool (elektrische Haushaltsgeräte).
Husqvarna, eine Tochter von KTM AG, baut sämtliche Motorräder an ihrem Standort in Varese ebenso wie der italienische Motorradhersteller MV Agusta.
VerkehrBearbeiten
Varese hat gute Bahnverbindungen nach Mailand und ist in das Mailänder S-Bahn-System (Linie S 5) mit dichtem Taktverkehr eingebunden. Seit Januar 2018 besteht eine zusätzliche Zugverbindung auf der Bahnstrecke Mendrisio–Varese in die Schweiz. Über die Autostrada A 8 besteht auch auf der Straße eine gute Anbindung an die lombardische Hauptstadt. Von 1895 bis 1950 verfügte Varese über ein eigenes Straßenbahnnetz, das in seinem größten Ausbauzustand bis weit in das Umland reichte.
Rund 10 Kilometer südöstlich befindet sich der Flugplatz Varese-Venegono, knapp 5 Kilometer westlich der kleine Flugplatz Varese-Calcinate del Pesce. Etwa 20 Kilometer (Luftlinie) südwestlich von Varese liegt der internationale Flughafen Mailand-Malpensa.
BildungBearbeiten
Varese verfügt zusammen mit Como über die Universität Insubria.
In Varese befindet sich auch eine Europäische Schule für die in Ispra gelegene Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission.
BevölkerungBearbeiten
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | 1754 | 1805 | 1853 | 1861 | 1871 | 1881 | 1901 | 1921 | 1931 | 1951 | 1971 | 1991 | 2001 | 2011 | 2017 | 2018 |
Einwohner | 5743 | 6049 | 10676 | 11954 | 12605 | 14161 | 17666 | 23097 | 41889 | 53115 | 83239 | 85687 | 80511 | 79793 | 80634 | 80544 |
SehenswürdigkeitenBearbeiten
- Als sehenswert gelten die romanische Taufkirche aus dem 13. Jahrhundert und die um 1600 gebaute Basilica San Vittore.
- Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Schloss Castello di Masnago aus dem 15. Jahrhundert, in dem sich seit 1981 das städtische Museum der modernen Kunst befindet: Civico Museo d’Arte Moderna e Contemporanea - Castello di Masnago.
- In der Villa Mirabello aus dem 18. Jahrhundert befindet sich das Archäologische Museum.
- Sehenswert ist auch die Villa Menafoglio Litta Panza oder Museo Villa e Collezione Panza (bedeutendes Museum für Moderne Kunst (u. a. Minimal Art von Dan Flavin oder Robert Irwin), welches vom Sammler Giuseppe Graf Panza di Biumo in das Eigentum des FAI gestiftet wurde) und der dazugehörige Garten.
- Der Palast Palazzo d’Este und die Giardini estene, beide aus dem 18. Jahrhundert. Der Palazzo dient gegenwärtig als Rathaus der Stadt.
- Doch die Hauptsehenswürdigkeit dürfte wohl der Sacro Monte di Varese sein, der mit den anderen Sacri Monti (heilige Berge) der Lombardei und des Piemonte 2003 in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Der Sacro Monte di Varese feierte im Jahr 2004 sein 400-jähriges Bestehen und gehört so mit seinen 14 Kapellen und dem Wallfahrtsort Santa Maria del Monte in die Zeit der Barock. Die Kapellen sind reich mit illusionistischen Fresken und farbigen lebensgroßen Terrakottafiguren ausgestattet, welche die Geschichte Mariens von der Verkündigung bis zur Himmelfahrt zeigen.
- Villa Toeplitz, Die Villa wurde im Jahre 1901 erbaut und ist nach dem polnischen Bankier Giuseppe Toeplitz benannt, der sie 1914 erwarb. Seit 1972 ist die Villa im Besitz der Stadt Varese. In der Villa selbst sind Institute der Universität Insubrien untergebracht, der weitläufige Park mit Teichen, Springbrunnen, Gartenpavillons und vielen seltenen Baumarten ist öffentlich zugänglich.
BilderBearbeiten
StädtepartnerschaftenBearbeiten
Varese unterhält Partnerschaften seit 2003 zur rumänischen Stadt Alba Iulia in Siebenbürgen und seit 1957 zur französischen Stadt Romans-sur-Isère in der Region Auvergne-Rhône-Alpes.
EhrenbürgerBearbeiten
Am 6. Juni 2013 entschied der Gemeinderat von Varese mit der Mehrheit von Lega Nord und PdL dem ehemaligen Diktator Benito Mussolini die Ehrenbürgerschaft zu belassen.[2]
SportBearbeiten
2008 fanden, wie schon 1951, in Varese die UCI-Straßen-Weltmeisterschaft der Radrennfahrer statt. Pallacanestro Varese war in den 1970er-Jahren der dominierende Verein im europäischen Basketball und gewann fünfmal den Landesmeisterpokal. Seit 2009 spielt er wieder in der Serie A. Außerdem ist der Serie B-Fußballverein AS Varese 1910 hier ansässig. Die Ruder-Europameisterschaften 2012 fanden auf dem Lago di Varese statt.
Söhne und Töchter der StadtBearbeiten
- Giacomo Beretta (* 1992), Fußballspieler
- Flaminio Bertoni (1903–1964), Automobildesigner und Künstler
- Giovanni Bizzozero (* um 1760–nach 1817), Glockengießer[3]
- Giulio Bizzozero (1846–1901), Pathologe
- Simona Bonafè (* 1973), Politikerin
- Laura Bono (* 1979), Musikerin und Komponistin
- Lilli Carati (1956–2014), Filmschauspielerin
- Carlo Carcano (1891–1965), Fußballspieler und -trainer
- Gabriele Colombo (* 1972), Radrennfahrer
- Francesco De Tatti (* um 1490–vor 1532), Maler
- Stefano Garzelli (* 1973), Radrennfahrer
- Giovanni Giudici (* 1940), katholischer Geistlicher und Altbischof von Pavia
- Paride Grillo (* 1982), Radrennfahrer
- Pasquale Macchi (1923–2006), römisch-katholischer Bischof, Sekretär Papst Pauls VI.
- Pietro Antonio Magatti (1691–1767), Maler
- Roberto Maroni (* 1955), Politiker
- Mario Monti (* 1943), ehemaliger Ministerpräsident und EU-Kommissar
- Daniele Nardello (* 1972), Radrennfahrer
- Attilio Nicora (1937–2017), Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche, Präsident der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls
- Aldo Nove (* 1967), Schriftsteller
- Franco Ossola (1921–1949), Fußballspieler
- Andrea Peron (* 1971), Radrennfahrer
- Pier Paolo Pozzi (* 1964), Jazzmusiker
- Francesco Scardamaglia (1945–2010), Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmregisseur
- David Witteveen (* 1985), österreichischer Fußballspieler
- Stefano Zanini (* 1969), Radrennfahrer
LiteraturBearbeiten
- Silvano Colombo: Profilo dell’architettura religiosa del Seicento. Varese e il suo territorio. Bramante Editrice, Milano 1970; Idem: Tesori d’arte nel territorio della Provincia di Varese. Bramante Editrice, Milano 1971; Idem: Varese: vicende e protagonisti. Edison, Bologna 1977; Idem: In giro per Varese. Editrice Lativa, Varese 1979; Idem: Il Sacro Monte di Varese. Lativa, Varese 1985.
- Celestino Trezzini: Varese. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 7, Ungelt – Villardvolard., Attinger, Neuenburg 1921, S. 197 (Digitalisat).
- Marino Viganò: Varese. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. Juni 2015.
WeblinksBearbeiten
- Website der Stadt
- Varese (italienisch) auf tuttitalia.it/lombardia/
- Varese (italienisch) auf lombardia.indettaglio.it/ita/comuni/va
- Varese (italienisch) auf comuni-italiani.it
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2017.
- ↑ Lucia Landoni: Mussolini resta cittadino onorario. La Repubblica, 7. Juni 2013, abgerufen am 7. Juni 2013.
- ↑ Giovanni Bizzozero auf archive.org/stream (abgerufen am 30. Dezember 2016).