Normalkosten sind in der Betriebswirtschaftslehre und insbesondere in der Kostenrechnung eine Kostenart, die als Durchschnittskosten aus den Istkosten vergangener Rechnungsperioden abgeleitet werden.

Allgemeines Bearbeiten

Über den Begriff der Normalkosten gibt es in der Fachliteratur einen unterschiedlichen Meinungsstand. Albert Schnettler sah 1949 in den Normalkosten „aus den Durchschnittskosten früherer Abrechnungszeiträume mit Korrekturen rationaler Wirtschaftsführung“ abgeleitete Kosten.[1] Erich Kosiol verstand 1979 unter Normalkosten „mittlere durchschnittliche oder nivellierte Kosten, die aus anderen Kosten abgeleitet werden“.[2] Günter Wöhe versteht darunter, dass „bestimmte Kosten nicht mit ihren tatsächlichen, sondern mit durchschnittlichen Mengen und Preisen angesetzt werden“.[3]

Normalkosten werden jedenfalls aus den Istkosten vergangener Rechnungsperioden hergeleitet.[4] Ihre Ermittlung kann verfeinert werden, wenn lediglich vergangene Istkosten, die einen ähnlichen Beschäftigungsgrad aufweisen, herangezogen werden.[5]

Ermittlung Bearbeiten

Normalkosten   sind das Produkt aus der Ist-Beschäftigung   mit einem konstanten Normalkostensatz  :[6]

 .

Die Kosteneinflussgrößen dürfen keinen starken Schwankungen unterliegen.[7] Deshalb müssen bei der Erhebung Extremwerte (etwa Überbeschäftigung, Unterbeschäftigung) ausgesondert werden, optimal ist die Auswahl von Istkosten mit Normalbeschäftigung. Aus den Istkosten sind zudem jene Kosten periodengerecht aufzugliedern, die nicht dauerhaft im Produktionsprozess anfallen wie Urlaubsgeld, Reparaturkosten oder Abgaben.[8]

Verwendung Bearbeiten

Die Normalkosten werden der Kalkulation zugrunde gelegt, wenn die Istkosten stark schwanken und somit die Preiskalkulation häufig angepasst werden müsste.[9] Da es in der Praxis keine Normalkostenrechnung in ihrer reinen Form gibt, wird anstatt dessen in der Istkostenrechnung mit Normalkosten gerechnet.[10]

Wirtschaftliche Aspekte Bearbeiten

Normalkosten wurden ursprünglich gebildet, indem für eine Kostenstelle aus Istkosten vergangener Rechnungsperioden der Durchschnittswert errechnet wurde und dieser durch die Summe der Bezugsobjekte (etwa Fertigungsstunden) dividiert wurde,[11] wobei Änderungen der Kostenstruktur zunächst unberücksichtigt blieben. Adolf Müller definierte sie als „statische Werte aus den Istkosten vergangener Abrechnungsperioden“.[12]

Sind die Istkosten höher als die Normalkosten, liegt eine Kostenüberdeckung vor, umgekehrt eine Kostenunterdeckung.[13] Für die Kostenkontrolle eignen sich weder die Istkosten noch die Normalkosten.[14]

Abgrenzungen Bearbeiten

Plankosten sind Kosten, bei denen die Menge und Preise der für eine geplante Ausbringung benötigten Produktionsfaktoren ebenfalls Plangrößen sind. Sollkosten sind dagegen die Kostenvorgaben für die jeweilige Ist-Beschäftigung in einer Kostenstelle. Plan- und Sollkosten stimmen nur dann überein, wenn die Ist-Beschäftigung mit der Plan-Beschäftigung identisch ist. Istkosten sind die während des Produktionsprozesses innerhalb einer Rechnungsperiode tatsächlich entstandenen Kosten. Standardkosten sind die auf einen standardisiert hergestellten Kostenträger der Serienfertigung bezogenen Plankosten.[15]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Albert Schnettler, Das Rechnungswesen industrieller Betriebe, 1949, S. 220
  2. Erich Kosiol, Kostenrechnung der Unternehmung, 1979, S. 97
  3. Günter Wöhe/Ulrich Döring, Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 14. Auflage, 1981, S. 1086; ISBN 978-3800646876
  4. Hans-Ulrich Küpper, Normalkosten, in: Wolfgang Lück (Hrsg.), Lexikon der Betriebswirtschaft, 1983, S. 832 f.; ISBN 3-478376246
  5. Helmut Sellien/Reinhold Sellien, Gablers Wirtschafts-Lexikon, Band 4, 1980, S. 476
  6. Wolfgang Becker/Stefan Lutz, Gabler Kompakt-Lexikon Modernes Rechnungswesen, 2002, S. 196
  7. Hans-Ulrich Küpper, Normalkosten, in: Wolfgang Lück (Hrsg.), Lexikon der Betriebswirtschaft, 1983, S. 832 f.
  8. Helmut Sellien/Reinhold Sellien, Gablers Wirtschafts-Lexikon, Band 4, 1980, S. 476
  9. Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft, 2014, S. 404
  10. Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft, 2014, S. 404
  11. Wolfgang Kilger, Flexible Plankostenrechnung, 1977, S. 40
  12. Adolf Müller, Istkosten-, Normalkosten- und Plankostenrechnung in vergleichender Betrachtung, in: Der Betrieb, 1952, S. 537 ff.
  13. Helmuth Jost, Kosten- und Leistungsrechnung, 1992, S. 250
  14. Helmuth Jost, Kosten- und Leistungsrechnung, 1992, S. 146
  15. Wolfgang Hossenfelder/Frank Schreyer, DV-Controlling bei Finanzdienstleistern, 1996, S. 59 f.