Nordkoreanisch-portugiesische Beziehungen

zwischenstaatliches Verhältnis von Nordkorea und Portugal

Die nordkoreanisch-portugiesischen Beziehungen beschreiben das zwischenstaatliche Verhältnis von Nordkorea und Portugal. Die Länder unterhalten seit 1975 direkte diplomatische Beziehungen.[1]

Nordkoreanisch-portugiesische Beziehungen
Lage von Nordkorea und Portugal
Korea Nord Portugal
Nordkorea Portugal

Die Beziehungen sind sehr schwach ausgebildet. Es gibt keine gegenseitigen diplomatischen Vertretungen und keinen bilateralen Handel, zudem belastet das nordkoreanische Kernwaffenprogramm und dessen Raketentests auch die nordkoreanisch-portugiesischen Beziehungen.[2]

Im Jahr 2015 waren weder Bürger Nordkoreas in Portugal[3] noch portugiesische Staatsbürger in Nordkorea registriert.[4]

Geschichte Bearbeiten

Vermutlich waren portugiesische Seefahrer die ersten Europäer, die bis zur Koreanischen Halbinsel reisten. Der portugiesische Händler João Mendes ging Anfang des 17. Jahrhunderts in Tongyeong an Land und gilt seither als erster Portugiese in Korea.[5]

Laut dem Vertrag von Saragossa lag die koreanische Halbinsel zwar in der Portugal zugewiesenen Sphäre, jedoch konzentrierte sich das portugiesische Kolonialreich auf die Sicherung und Ausweitung des Indienhandels und der aufkommenden Beziehung zu Japan.

Nach der Gründung der Demokratischen Volksrepublik Korea 1948 und dem folgenden Koreakrieg (1950–1953) blieb das portugiesische, antikommunistisch ausgerichtete Estado-Novo-Regime auf Distanz zum neuen Staat.

Eine Änderung trat nach dem Ende der portugiesischen Diktatur mit der Nelkenrevolution 1974 ein, ohne dass es jedoch zu einer wesentlichen Annäherung kam.

Am 22. April 1975 nahmen beide Länder direkte diplomatische Beziehungen auf. Als erster portugiesischer Botschafter in Nordkorea akkreditierte sich am 21. Juni 1976 Mário Viçoso Neves, Portugals Vertreter in Moskau.[1] Eine eigene Botschaft eröffnete Portugal nicht. Auch Nordkorea richtete keine eigene Vertretung in Portugal ein.

Der portugiesische Außenminister Augusto Santos Silva schloss sich im Januar 2016 den internationalen Protesten gegen die nordkoreanischen Atomtests an. Er zeigte sich sehr besorgt über die nordkoreanische Bedrohung des internationalen Friedens und er erwartete eine einstimmige Verurteilung durch die Vereinten Nationen. Dabei erwähnte Silva auch die fehlenden Interessen Portugals in Nordkorea, wo es keine portugiesischen Bürger und keinen bilateralen Handel gebe, im Gegensatz zu Südkorea, das zudem als direkter Nachbar Nordkoreas besonders bedroht sei.[2]

Diplomatie Bearbeiten

Portugal unterhält keine eigene Botschaft in Nordkorea, das zum Amtsbezirk der portugiesischen Botschaft in Südkorea gehört.[6]

Auch Nordkorea unterhält keine Vertretung in Portugal, sondern lässt sich hier über seinen Botschafter in der spanischen Hauptstadt Madrid vertreten.

Gegenseitige Konsulate bestehen ebenfalls nicht.[7]

Wirtschaft Bearbeiten

Zwischen Nordkorea und Portugal findet aktuell kein zählbarer Handel statt. So weist die portugiesische Außenhandelskammer AICEP in ihren Statistiken Zahlen zu weltweit allen Ländern aus, mit denen Portugal Handel treibt, ohne zu Nordkorea Zahlen anzugeben. Für Nordkorea zuständig ist die AICEP-Niederlassung in Südkorea.[8]

Kultur Bearbeiten

Es besteht wenig Austausch zwischen nordkoreanischen und portugiesischen Einrichtungen, auch nicht mit dem portugiesischen Kulturinstitut Instituto Camões.

Die portugiesische Gruppe Madredeus trat 1989 in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang auf.[9]

Sport Bearbeiten

 
Vor dem Spiel Nordkorea-Portugal während der WM 2010 in Südafrika

Die nordkoreanische Fußballnationalmannschaft und die portugiesische Nationalelf sind bisher zweimal aufeinander getroffen (Stand Februar 2017), beide Male in Weltmeisterschafts-Endrunden, jeweils mit portugiesischen Siegen.[10] Bekannt wurde das dramatische Viertelfinale bei der WM 1966 in England: Beide Mannschaften galten als Überraschungsteams und Sympathieträger, insbesondere Außenseiter Nordkorea, das nach 25 Minuten überraschend mit 3:0 führte, als Eusébio danach vier Treffer erzielte und ein weiteres Tor vorbereitete, so dass Portugal mit 5:3 ins Halbfinale einzog.[11]

Athleten aus Nordkorea und aus Portugal treffen hauptsächlich bei internationalen Wettbewerben wie Weltmeisterschaften oder den Olympischen Spielen zusammen.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Nordkoreanisch-portugiesische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Übersicht über die diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea, diplomatisches Institut des portugiesischen Außenministeriums, abgerufen am 4. Mai 2019
  2. a b Portugal critica teste nuclear "condenável a todos os títulos" [„Portugal kritisiert Nukleartest als "in jeder Hinsicht zu verurteilen"“], Artikel vom 6. Januar 2016 der portugiesischen Zeitung Diário de Notícias, abgerufen am 7. April 2017
  3. Offizielle Ausländerstatistiken nach Distrikt, portugiesische Ausländer- und Grenzbehörde SEF, abgerufen am 2. April 2017
  4. Webseite zur nordkoreanisch-portugiesischen Migration beim portugiesischen wissenschaftlichen Observatório da Emigração, abgerufen am 2. April 2017
  5. Aussagen des ehemaligen portugiesischen Botschafters in Seoul zu den europäisch-koreanischen Beziehungen im Nordkorea-Blog der portugiesischen Journalistin Rita Colaço, abgerufen am 7. April 2017
  6. Liste der Auslandsvertretungen Portugals, portugiesisches Außenministerium, abgerufen am 7. April 2017
  7. Liste der Konsulate Nordkoreas und Liste der Konsulate Portugals auf www.embaixadas.net, abgerufen am 7. April 2017
  8. Übersicht der AICEP-Statistiken zu allen Ländern mit aktiven Handelsbeziehungen zu Portugal ohne Nennung Nordkoreas, Website der portugiesischen Außenhandelskammer AICEP, abgerufen am 7. April 2017
  9. Jorge P. Pires: Madredeus - Um Futuro Maior. Temas & Debates / Círculo de Leitores, Lissabon 1995 (ISBN 972-759-008-X), Text und Foto Nr. 6, Fotoseiten zwischen S. 128 und S. 129
  10. siehe Liste der Länderspiele der portugiesischen Fußballnationalmannschaft#Länderspielbilanzen
  11. Roland Gööck (Red.): VIII. Weltmeisterschaft England 1966. C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh 1966, S. 272ff