Nazi-Konzentrationslager

Film von George Stevens (1945)

Nazi-Konzentrationslager, Originaltitel Nazi Concentration Camps, ist ein vom United States Army Signal Corps und vom United States Counsel for the Prosecution of Axis Criminality 1945 produzierter Dokumentarfilm über die Situation in den Konzentrationslagern nach der Ankunft alliierter Truppen. Neben der amerikanischen Dokumentation Der Nazi-Plan und dem einstündigen sowjetischen Film Die von den deutsch-faschistischen Invasoren in der UdSSR verübten Gräueltaten[1] war diese Dokumentation filmisches Beweismittel der Anklage im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Bei diesem Prozess wurden erstmals filmische Beweismittel eingesetzt.

Film
Titel Nazi-Konzentrationslager
Originaltitel Nazi Concentration Camps
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1945
Länge 59 Minuten
Stab
Regie George Stevens
Produktion U.S. Army Signal Corps / U.S. Counsel for the Prosecution of Axis Criminality
Musik Keine
Kamera diverse
Besetzung
Aufnahmen von:
 
Leiche eines KZ-Häftlings mit Brille verfangen im Stacheldraht. Dieser Mann wurde während des Massakers von Abtnaundorf ermordet. Dieses Bild wird in Nahaufnahme in der ersten Sequenz des Films zum KZ-Außenlager Leipzig-Thekla gezeigt.

Gezeigt und kommentiert werden Aufnahmen von Leichen sowie Überlebenden in den Konzentrationslagern nach der Ankunft alliierter Truppen. Weiterhin werden zu Demonstrationszwecken auch Foltermethoden des KZ-Personals nachgestellt und die Konfrontation deutscher Zivilisten mit den KZ-Gräueln. Die Aufnahmen stammen u. a. aus dem KZ-Außenlager Hannover-Ahlem, KZ-Außenlager Leipzig-Thekla, KZ-Außenlager Penig, Zwangsarbeitslager Ohrdruf, Auffanglager Breendonk, KZ-Außenlager Boelcke-Kaserne, KZ Mauthausen, KZ Buchenwald, KZ Bergen-Belsen, KZ Dachau und der NS-Tötungsanstalt Hadamar (Aktion T4).[2]

Vor- und Abspann

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Im Vor- und Nachspann wird eine Schrifttafel mit folgendem Inhalt gezeigt:[2]

NAZI CONCENTRATION CAMPS / August 28, 1945 / This is an official documentary report compiled / from films made by military photographers / serving with the allied Armies as they advanced / into Germany. The films were made pursuant / to an order issued by General / Dwight D. Eisenhower, supreme commander, / allied expeditionary forces. / Robert H. Jackson / United States Chief of Counsel

Zusätzlich werden nach dem Vorspann beglaubigte Schriftstücke mit eidesstattlichen Erklärungen der Kameramänner eingeblendet.[3]

Beweismittel im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess

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Die drei Filmrollen umfassende Dokumentation Nazi-Konzentrationslager wurde als Beweismittel 2430-PS, Exhibit USA 79 durch Thomas J. Dodd von der Executive Trial Counsel for the United States seitens der Anklage im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess vorgelegt und am 29. November 1945 dort erstmals gezeigt. Zusätzlich wurde dem Gericht eine Niederschrift des Originalkommentars übergeben, der als Complete Text of Narration in Nazi Concentration Camps veröffentlicht wurde.[2] Nach der Aufführung des Films herrschte unter den Angeklagten im Gerichtssaal Stille. Ein amerikanischer Gerichtspsychologe befragte am Abend nach der Aufführung des Films Angeklagte in ihren Zellen zu den gezeigten Aufnahmen. Die Reaktionen reichten von Kränkung seitens Hermann Göring, Ungläubigkeit seitens Joachim von Ribbentrop bis hin zu der Aussage von Karl Dönitz: „Was hatte ich in Gottes Namen mit diesen Dingen zu tun?“[4] Einige der Angeklagten wie Hans Frank und Walther Funk verloren völlig die Fassung und weinten vor Scham und Angst.[5]

Weitere Informationen zur Dokumentation

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Literatur

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  • Kurt Hellmer: That Justice Be Done. Der Film, den Schacht und Göring sehen werden. In: Aufbau. (New York, NY), Jg. 11, Ausgabe 42, 9. Oktober 1945
  • N.N.: Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof. Nürnberg, 14. November 1945 bis 1. Oktober 1946. Amtlicher Text. Deutsche Ausgabe., Bd. 30, Urkunden und anderes Beweismaterial. Nummer 2239 – PS bis Nummer 2582 – PS, Nürnberg: Sekretariat des Internationalen Militärgerichtshofs, 1948.
  • Stuart Fox: Jewish Films in the United States. K.G. Hall, New York 1976.
  • Charles Lawrence Gellert: The Holocaust, Israel, and the Jews: Motion Pictures in the National Archives. National Archives Trust Fund Board / National Archives and Records Administration, Washington DC 1989
  • Sheba F. Skirball: Films of the Holocaust. An Annotated Filmography of Collections in Israel. Garland, New York, NY 1990.
  • Jeanpaul Goergen: „Atrocity films“ – Aufklärung durch Schrecken. In: Filmblatt, (Berlin), Jg. 10, Nr. 28, Herbst 2005.
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Einzelnachweise

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  1. russisch Кинодокументы о зверствах немецко-фашистских захватчиков / Kinodokumenty o swerstwach nemezko-faschistskich sachwattschikow, wiss. Transliteration Kinodokumenty o zverstvach nemecko-fašistskich zachvatčikov
  2. a b c d e Eintrag unter „Nazi Concentration Camps“ in der Cinematographie des Holocaust des Fritz Bauer Instituts
  3. David Kleingers: Film und Nürnberger Prozesse: Beweislast im bewegten Bild. In: Spiegel Online vom 21. November 2005
  4. Zeitgeschichte – Papst Guido: Voller Eigenlob zelebriert das ZDF seine Geschichtsreihe über „Hitlers Helfer“ als Mediencoup. Kritiker sehen eine Menge alter Hüte. In: Der Spiegel, Ausgabe 4 von 20. Januar 1997, S. 173.
  5. Telford Taylor: Die Nürnberger Prozesse, ISBN 3-453-09130-2, S. 228.
  6. Nuremberg: its Lesson for Today – The 2009 Schulberg/Waletzky Restoration (pdf; 160 kB)