Mozartit

sehr seltenes Mineral, Calcium-Mangan-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen

Mozartit ist ein extrem selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung CaMn[OH|SiO4][3] und ist damit chemisch gesehen ein Calcium-Mangan-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Strukturell gehört Mozartit zu den Inselsilikaten.

Mozartit
Mozartit (dunkelrot) zusammen mit Namansilit (hellrot) in Matrix aus der Cerchiara Mine bei Borghetto di Vara, Provinz La Spezia (Ligurien), Italien (Sichtfeld 4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1991-016[1]

IMA-Symbol

Moz[2]

Chemische Formel CaMn[OH|SiO4][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Inselsilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/B.23
VIII/B.23-015

9.AG.60
52.04.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-disphenoidisch; 222
Raumgruppe P212121 (Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19
Gitterparameter a = 7,22 Å; b = 8,69 Å; c = 5,84 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert[4]; 6[5][6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,63(4); berechnet: 3,68[4]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität muschelig; spröde[4]
Farbe rötlichbraun bis tiefrot
Strichfarbe rot
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,840(5)[5]
nβ = 1,855(5)[5]
nγ = 1,920(5)[5]
Doppelbrechung δ = 0,080[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = gemessen: 50° bis 52,8°; berechnet: 54°[5]
Pleochroismus Stark: X= gelbbraun, Y= gelb, Z= rotorange[5]

Mozartit entwickelt nur selten hypidiomorphe (teilgestaltige) und nach der a-Achse gestreckte, kurzprismatische Kristalle von etwas mehr als vier Zentimeter Länge mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Meist findet er sich in Form von körnigen Mineral-Aggregaten und Einschlüssen in anderen Mineralen. Die durchsichtigen Kristalle sind von rötlichbrauner bis tiefroter Farbe und hinterlassen auch auf der Strichtafel einen roten Strich.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

 
Letztes zu seinen Lebzeiten gemaltes Porträt Mozarts. Maler: Johann Georg Edlinger

Erstmals entdeckt wurde Mozartit 1991 im Bergwerk „Cerchiara“ (Cerchiara Mine) im Val di Vara (deutsch Varatal) nahe den Gemeinden Borghetto di Vara und Pignone in der norditalienischen Region Ligurien. Wissenschaftlich beschrieben und publiziert wurde das Mineral erstmals 1993 durch Riccardo Basso, Gabriella Lucchetti, Livio Zefiro und Andrea Palenzona, die es nach dem herausragenden Musiker und Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) benannten.

Begründet wurde die unkonventionelle Wahl des Namens damit, dass das Mineral im 200. Todesjahr des Musikers entdeckt wurde und unter anderem nach den Worten des Mineralogen Alfred Whittaker eine enge Verbindung der geologischen und mineralogischen Wissenschaften mit Mozarts Musik – vor allem mit seiner letzten Oper Die Zauberflöte – bestehe.[7] Die Oper sei zu einer Zeit komponiert worden, als sich die Geologie aus der Mineralogie, die Chemie aus der Alchemie, die Astronomie aus der Astrologie und die Mathematik aus der Numerologie entwickelt habe. Wenig bekannt sei auch die Zusammenarbeit Mozarts mit den Wissenschaftlern seiner Zeit, vor allem mit den Mineralogen Ignaz von Born und Sir Carl Ludwig Giesecke.[8]

Das Typmaterial des Minerals wird an der Universität Genua in Italien aufbewahrt.[4]

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Mozartit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen (Neso-Subsilikate)“, wo er zusammen mit Cebollit, Chantalit und Vuagnatit die unbenannte Gruppe VIII/B.23 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mozartit ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Inselsilikate mit zusätzlichen Anionen; Kationen in meist [6]er- und > [6]er-Koordination“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Vuagnatit die „Vuagnatitgruppe“ mit der System-Nr. 9.AG.60 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mozartit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und O, OH, F und H2O“ ein. Und auch hier ist er zusammen mit Vuagnatit in der „Vuagnatitgruppe“ mit der System-Nr. 52.04.02 innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und O, OH, F und H2O mit Kationen in [6] und/oder > [6]-Koordination“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Mozartit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19 mit den Gitterparametern a = 7,22 Å; b = 8,69 Å und c = 5,84 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Mozartit bildet sich im metamorphosierten Mangan-Lagerstätten. Als Begleitminerale treten unter anderem Calcit, Hausmannit, Pektolith und Quarz auf.

Mozartit gehört zu den sehr seltenen Mineralbildungen, von denen bisher nur wenige Proben existieren, die an bisher (Stand 2015) vier bekannten Fundorten gesammelt wurden. Neben seiner Typlokalität Cerchiara Mine in Italien kennt man das Mineral noch aus der Kamisugai Mine in der Präfektur Ehime auf der japanischen Insel Shikoku sowie die Wessels Mine bei Hotazel und die N'Chwaning II Mine bei Kuruman in den Manganfeldern der Kalahari in der südafrikanischen Provinz Nordkap.[9]


Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Riccardo Basso, Gabriella Lucchetti, Livio Zefiro, Andrea Palenzona: Mozartite, CaMn(OH)SiO4, a new mineral species from the Cerchiara Mine, Northern Apennines, Italy. In: The Canadian Mineralogist. Band 31 (1993), S. 331–336 (PDF 484,2 kB)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Mozartite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 557.
  4. a b c d Mozartite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 69,3 kB)
  5. a b c d e f g Mindat - Mozartite
  6. Webmineral - Mozartite
  7. Riccardo Basso, Gabriella Lucchetti, Livio Zefiro, Andrea Palenzona: Mozartite, CaMn(OH)SiO4, a new mineral species from the Cerchiara Mine, Northern Apennines, Italy. In: The Canadian Mineralogist. Band 31 (1993), S. 331–336 (PDF 484,2 kB)
  8. Alfred Whittaker: Mineralogy and Magic Flute. In: Mitteilungen der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft Band 143 (1998), S. 107–134 (PDF 655,1 kB)
  9. Fundortliste für Mozartit beim Mineralienatlas und bei Mindat