Moabit hilft

Bürgerinitiative im Bereich der Flüchlingshilfe

Moabit hilft! ist eine Bürgerinitiative zur Unterstützung von Flüchtlingen in Berlin-Moabit. Das Nachbarschaftsnetzwerk erlangte bundesweite Bekanntheit im Rahmen der Berichterstattung zur Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015 und über Missstände bei der Asylaufnahmestelle des Landesamts für Gesundheit und Soziales Berlin sowie zu einer von einem freiwilligen Helfer frei erfundenen Geschichte über einen toten Flüchtling in Berlin.

Moabit hilft
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 2013/2015 (Bürgerinitiative/Verein)
Sitz Berlin
Zweck Unterstützung von Flüchtlingen
Vorsitz Diana Henniges, Ronja Lange[1]
Mitglieder 24 (Dez. 2015)[2]
Website moabit-hilft.com

Geschichte Bearbeiten

Die Initiative gründete sich im Sommer 2013 zur Unterstützung von Flüchtlingen, die in Moabit in einer neu eröffneten Notunterkunft und einem bereits länger bestehenden Flüchtlingsheim lebten. Laut Aussage der Iniatorin Diana Henniges waren die Erfahrungen in Berlin-Hellersdorf, „wo es massive Proteste gegen eine Flüchtlingsunterkunft, aber auch sehr viel örtliche Unterstützung für die Ankömmlinge gab“, Auslöser für die Gründung.[3][4]

Überregionale Bekanntheit erlangte Moabit hilft durch das Engagement am Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) seit Sommer 2015 im Rahmen der Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015. Dort habe sich zuvor, so Susanne Memarnia in Die Tageszeitung, über Monate die humanitäre Situation der wartenden Flüchtlinge zugespitzt, bis Moabit hilft seinen Hilfseinsatz startete und dadurch auch die Öffentlichkeit auf die Situation an der zentralen Aufnahmeeinrichtung aufmerksam machte.[5]

Im Herbst 2015 wurde der Verein Moabit hilft gegründet[6][2] und im Januar 2016[7] ins Vereinsregister eingetragen (e. V.).

Diana Henniges war als Gründerin und Sprecherin von Moabit hilft Gast in mehreren Talkshows (u. a. Anne Will in Das Erste,[8] Maybrit Illner im ZDF[9]). Moabit hilft prangerte die Zustände am LAGeSo an, wies auf angebliches Versagen von Behörden hin, forderte Rücktritte und warnte vor möglichen Toten. So wurde der Verein deutschlandweit bekannt und angesehen. Einige ehemalige Helfer nennen Henniges uneinsichtig, ihr Auftreten „autokratisch“ und sprechen von Machtkämpfen wie in einer Sekte.[10]

Ende Januar 2016 verbreitete der Verein die Lüge eines Ehrenamtlichen weiter, ein junger Syrer sei während des tagelangen Wartens vor dem LaGeSo gestorben, und machte die dortigen Zustände für den Tod verantwortlich.[4] Innerhalb kurzer Zeit hatte sich die Behauptung über soziale Medien weiter verbreitet,[11] war von Presse und Politikern überregional aufgegriffen worden und hatte zu einer großen Aufregung in Berlin geführt.[11][12] Der Verein verlor durch die Ereignisse erheblich an Glaubwürdigkeit.[10] In den folgenden Wochen intensivierten sich Bedrohungen gegen Mitarbeiter des Vereins.[13]

An der Lehrter Straße hat Moabit Hilft seit Anfang 2016 ein Vereinsheim, in dem unter anderem Deutschkurse angeboten werden. Laut eigenen Angaben werden die Angebote täglich von mehr als 50 Menschen besucht. Zusätzlich betreibt der Verein auf dem Gelände des LaGeSo nach wie vor eine Anlaufstelle für Flüchtlinge, bei der Spenden ausgegeben werden.[14] Der Verein hat 30 Mitglieder, davon die Hälfte Flüchtlinge und aus den Mitteln der Stiftung werden viereinhalb Stellen und 20 Minijobs finanziert. Der Verein wird kontinuierlich von Dutzenden ehrenamtlichen Helfern unterstützt.[15]

Ziele Bearbeiten

Die erklärten Ziele von Moabit hilft sind:

  • „den Flüchtlingen in Moabit mit materiellen, sozialen sowie alltagspraktischen Hilfeleistungen zur Seite zu stehen“, so auch Flüchtlinge „zu Ärzten und bei Amtsgängen zu begleiten, sie bei der Wohnungssuche zu unterstützen und Hilfe bei Umzügen zu leisten“,
  • „die Bevölkerung zu informieren und in Hilfsprojekte einzubinden, um Vorurteile und Ängste abzubauen“ und
  • die „Vernetzung lokaler Institutionen mit Ehrenamtlichen für die Flüchtlingshilfe“ nebst Pflege des Erfahrungsaustauschs „und Kooperationen mit anderen regionalen wie überregionalen Institutionen der Flüchtlingshilfe“.[16]

Literatur Bearbeiten

  • „Wir lassen da nicht locker“. Interview mit Diana Henniges von „Moabit hilft“. In: Rainer Balcerowiak: Faktencheck Flüchtlingskrise: Was kommt auf Deutschland noch zu? Edition Berolina, Berlin 2015, ISBN 978-3-95841-030-5, S. 75 ff.
  • Katja Kipping: Eine Schicht bei „Moabit hilft“. In: Dieselbe: Wer flüchtet schon freiwillig? Die Verantwortung des Westens oder warum sich unsere Gesellschaft neu erfinden muss. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-86489-634-7 (epub).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. http://www.moabit-hilft.com/kontakt
  2. a b Frederik Bombosch: Streit um Flüchtlingshilfe – Neue Initiative „Die Basis“ macht „Moabit hilft“ Konkurrenz. In: Berliner Zeitung, 11. Dezember 2015, abgerufen am 28. Juli 2016: „Moabit hilft wurde 2013 als Nachbarschaftsnetzwerk gegründet. Der Verein befindet sich noch immer in Gründung. Die Eintragung ins Register stehe aber kurz bevor, sagt die Vorsitzende Diana Henniges. Derzeit gebe es 24 Mitglieder. Nach internen Querelen war bereits im November eine größere Gruppe ausgetreten.“
  3. „Wir lassen da nicht locker“. Interview mit Diana Henniges von „Moabit hilft“. In: Rainer Balcerowiak: Faktencheck Flüchtlingskrise: Was kommt auf Deutschland noch zu? edition berolina, 2015.
  4. a b Anne Lena Mösken: „Moabit hilft“ in Berlin: Sollten die Lageso-Helfer das Feld räumen? In: Berliner Zeitung. 10. Februar 2016, abgerufen am 27. Juli 2016.
  5. Susanne Memarnia: Flüchtlingschaos beim Lageso: Helfer bekommen Hilfe. In: taz.de. 22. August 2015, abgerufen am 27. Juli 2016.
  6. Frederik Bombosch: Flüchtlingsinitiative Berlin – Freiwillige von „Moabit hilft“ kommen an ihre Grenzen. 12. November 2015, abgerufen am 28. Juli 2016: „Zur Erschöpfung und dem Ärger mit der Behörde kommen nun auch noch interne Querelen. Nur anderthalb Monate nach seiner Gründung hat sich der Verein ‚Moabit hilft‘, der die Freiwilligen unterstützen soll, bereits gespalten.“
  7. Amtsgericht Charlottenburg, Aktenzeichen VR 34664 B, Neueintragungen vom 18. Januar 2016, Bekanntmachung am 19. Januar 2016.
  8. Bürgerproteste gegen die Flüchtlingspolitik – Werden sie ernst genug genommen? (Memento vom 4. Oktober 2016 im Internet Archive) In: Anne Will, ARD, Sendung vom 2. Dezember 2015 („Diana Henniges – Gründerin und Sprecherin von ‚Moabit hilft!‘“).
  9. Millionen auf der Flucht – Wie schaffen wir das? (Memento vom 28. Juli 2016 im Internet Archive) In: Maybrit Illner, ZDF, Sendung vom 18. September 2015, abgerufen am 29. Juli 2016 („Diana Henniges, Flüchtlingshelferin, Berlin ‚Moabit hilft‘“).
  10. a b Lorenz Vossen: „Moabit hilft“ am Lageso – zwischen Gehen und Bleiben. In: Berliner Morgenpost. 3. April 2016, abgerufen am 27. Juli 2016.
  11. a b Gereon Asmuth: Angeblich toter Flüchtling in Berlin: Helfer hat alles nur erfunden. In: taz.de. 28. Januar 2016, abgerufen am 27. Juli 2016.
  12. Ingo Salmen, Bodo Straub, Kai Portmann, Ralf Schönball, Thomas Loy und Sabine Beikler: Erfundener Tod eines Flüchtlings vom Lageso: Helfer räumen Fehler ein und fühlen sich „verraten“. In: tagesspiegel.de. 28. Januar 2016, abgerufen am 27. Juli 2016.
  13. Drohungen gegen „Moabit hilft“. In: RBB Online. 4. Februar 2016, abgerufen am 27. Juli 2016.
  14. Aleksandar Zivanovic: Flüchtlinge in Berlin: So schwierig ist die Arbeit des Vereins „Moabit hilft“. In: berliner-zeitung.de. 13. Dezember 2016, abgerufen am 13. Dezember 2016.
  15. Thomas Lackmann: Bürgerinitiative „Moabit hilft“. Zu Besuch bei den streitbaren Helfern vom Lageso. In: Der Tagesspiegel, 29. Juli 2016, abgerufen am 13. Dezember 2016.
  16. Die BürgerInneninitiative „Moabit hilft!“ – Wer wir sind Website von Moabit hilft e. V., abgerufen am 29. August 2018.