Mina Klabin Warchavchik

brasilianische Landschaftsgestalterin

Mina Klabin Warchavchik (* 3. Oktober 1896 in São Paulo; † 14. Februar 1969 ebenda) war eine brasilianische Landschaftsgestalterin.[1][2] Sie war eine Pionierin der modernen Landschaftsarchitektur in Brasilien.[3]

Leben Bearbeiten

 
Mina Klabin als Kind (Bildmitte) mit den Eltern und den jüngeren Geschwistern, 1900er Jahre.

Klabin stammte aus einer Familie von litauischen Juden.[1] Sie war die älteste Tochter von Bertha Obstand und Maurício Freeman Klabin, dem Gründer des brasilianischen Großunternehmens Klabin, S.A.[4] Sie hatte zwei Schwestern, Luisa und Eugenia (Jenny), die später den Künstler Lasar Segall heiratete. In ihrer Familie waren weitere brasilianische Persönlichkeiten wie ihr Cousin Horácio Lafer, der brasilianischer Finanz- und Außenminister war.[4]

Klabin bekam in der wohlhabenden bürgerlichen Familie eine breite, europäische Bildung mit Fremdsprachenerziehung und Auslandsreisen. Sie heiratete den Architekten Gregori Warchavchik (1896–1972) dem sie finanzielle Ressourcen mit in die Ehe brachte und durch den sie weiteren Zugang zur modernen Kunst und Kultur in Brasilien bekam.[5] Das Paar hatte zwei Kinder, Mauris Ilia und Anna Sonia Klabin Warchavchik.[1]

Zusammen mit Roberto Burle Marx und Flávio de Carvalho gilt Klabin als eine Begründerin der modernen Landschaftsgestaltung (paisagismo moderno) in den 1920er Jahren in Brasilien.[5][2][3] Klabin verantwortet bei den Bauten ihres Mannes das Landschaftsdesign. Es steht immer in direktem Zusammenhang mit der Architektur von Warchavchik, wobei die diskursiven und formalen Aspekte des Baus, die vom modernistischen Imaginären geleitet werden, wieder aufgegriffen werden. Sie verwendete einheimische, tropische Arten und vollzog einen Bruch mit den in Europa gängigen Parametern des Gartenbaus. Insbesondere sind die Kakteenarrangements (z. B. mit Mandacarús) zu nennen, ein symbolisches Element, das auf das Repertoire der modernen Nationalmalerei verwies.[6]

Das Ehepaar Klabin war fest in die moderne kulturelle Szene São Paulos eingebunden. Im Haus der beiden in der Santa-Cruz-Straße wurde auf Anregung von Mário de Andrade im November 1932 die SPAM (Sociedade Pró-Arte Moderna) gegründet, eine Gruppe von Künstlern aus verschiedenen Bereichen, im Einklang mit der Ideologie der Moderne und des Modernismus, und Teilen der Elite von São Paulo, mit dem Ziel, die Kunst bei Treffen und Partys zu fördern.[7][8]

Gartenanlagen Bearbeiten

1928 baute sich das Architektenpaar im Stadtteil Vila Mariana in São Paulo ein Haus, die heute so genannte Casa Modernista da rua Santa Cruz, wobei Mina Klabin den Garten gestaltete und den Bau wohl auch finanzierte. Der Entwurf ihres Mannes Gregori Warchavchik gilt als erstes Wohnhaus des Modernismus in Brasiliens. Es war Mina, die in den gemeinsamen Bauten durch die Verwendung brasilianischer, tropischer Pflanzen den Modernismus von Warchavchik um das „National-Brasilianische“ ergänzte.[9] Mit Umbauten wohnte die Familie bis 1970 dort. 1984 wurde der Komplex vom Conselho de Defesa do Patrimônio Histórico, Arqueológico, Artístico e Turístico (CONDEPHAAT) des Bundesstaats São Paulo gelistet, gefolgt vom Conselho Municipal de Preservação do Patrimônio Histórico, Cultural e Ambiental da Cidade de São Paulo (CONPRESP) und dem Instituto do Patrimônio Histórico e Artístico Nacional (IPHAN). Im Jahr 2000 wurde es rastauriert und im Jahr 2008 der Stadt São Paulo übernommen.[10]

Klabins jüngere Schwester Jenny war seit 1925 mit dem Künstler Lasar Segall verheiratet. Das Projekt für das Haus dieser Familiengruppe wurde ebenfalls von Warchavchik, in direkter Partnerschaft mit Segall, entworfen und von Klabin landschaftlich gestaltet.[6][11]

1930 entstand die Casa da rua Itápolis.[6][11] Es ist eine Filmaufnahme erhalten, die anlässlich der Einweihung 1930 Inneres und Garten des Hauses zeigt und die im Kontext des Dokumentarfilms Architectura modernista em S. Paulo steht.[12] Unter den im Film gezeigten Persönlichkeiten ist, eine Seltenheit, der Schriftsteller Mário de Andrade zu sehen.

Ebenfalls von ca. 1930 ist die Casa da rua Bahia mit Gärten in drei Ebenen und mit geometrischen Mustern.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Mina Klabin Warchavchik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Paulo Valadares: Educação Judaica no Brasil. Lafer-Klabin de Poselvja: Empreendedores e Intelectuais Brasileiros. In: Boletim do Arquivo Histórico Judaico Brasileiro. Nr. 45, Oktober 2011, ISSN 1519-1109, S. 36–40 (org.br [PDF]). Educação Judaica no Brasil. Lafer-Klabin de Poselvja: Empreendedores e Intelectuais Brasileiros (Memento des Originals vom 5. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ahjb.org.br
  2. a b Tatiana Perecin: Azaléias e mandacarus: Mina Klabin Warchavchik, paisagismo e modernismo no Brasil. Dissertation, Escola de Engenharia de São Carlos da Universidade de São Paulo, São Carlos 2003.
  3. a b Aracy A. Amaral Tarsila: Tarsila cronista. Editora da Universidade de São Paulo, 2001, ISBN 978-85-314-0607-2, S. 37, FN 55 (com.br).
  4. a b Jacques Marcovitch: Pioneiros e empreendedores: a saga do desenvolvimento no Brasil. Volume 2. Editora da Universidade de São Paulo, 2003, ISBN 978-85-314-0891-5 (https://books.google.com.br/books?id=zbdFlpZmdOYC&lpg=PA193&dq=%22Mina%20Klabin%22&hl=pt-BR&pg=PA193#v=onepage&q&f=false Seiten=193 ff).
  5. a b Ana Carolina Carmona-Ribeiro und Bianca Nascimento Carboni: Mina Klabin and modern landscape design in Brazil. In: Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes. Band 39, Nr. 2, 2019, S. 154–174, doi:10.1080/14601176.2018.1486947.
  6. a b c Julia Daudén: Os jardins de Mina Klabin Warchavchik: modernidade pública e privada. ArchDaily Brasil, 11. Juni 2019, abgerufen am 7. März 2021.
  7. Sociedade Pró-Arte Moderna (São Paulo, SP). In: Enciclopédia Itaú Cultural de Arte e Cultura Brasileiras. Itaú Cultural, São Paulo 2021, ISBN 978-85-7979-060-7 (org.br).
  8. Maria Lúcia Alexandrino Segall: O Museu Lasar Segall na década de 70: da contemplação estética à Casa de Cultura e Resistência. Editora da Universidade de São Paulo, 1991, ISBN 978-85-314-0046-9, S. 31 f. (com.br).
  9. Hugo Segawa: Architecture of Brazil: 1900-1990. Springer Science & Business Media, 2012, ISBN 978-1-4614-5431-1, S. 39 (com.br).
  10. MCSP/Casa Modernista. Museu da Cidade de São Paulo, abgerufen am 7. März 2021.
  11. a b Romullo Baratto: Em foco: Gregori Warchavchik. ArchDaily Brasil, 2. April 2019, abgerufen am 7. März 2021.
  12. Raro registro de Mário de Andrade em vídeo. FLIP - Festa Literária Internacional de Paraty, abgerufen am 7. März 2021.