Martin Wehrle

deutscher Journalist, Sachbuchautor und Karriereberater

Martin Wehrle (* 17. März 1970 in Löffingen) ist ein deutscher Journalist, Sachbuchautor und Karriere­berater.

Martin Wehrle (2018)

Leben Bearbeiten

Martin Wehrle besuchte die Akademie für Publizistik in Hamburg, von der er 1993 den Reportagepreis verliehen bekam,[1] und war stellvertretender Chefredakteur der Angler-Zeitschrift Blinker.[1] In dieser Zeit siegte er bei der Europameisterschaft im Hechtangeln.[2] Später leitete er zwei Abteilungen in einem MDAX-Konzern.[3] Ehe er den zweiten Bildungsweg einschlug, hatte Wehrle seine Berufslaufbahn mit 18 Jahren in einer Gemeindeverwaltung als Beamtenanwärter begonnen.[4]

Anfang der 2000er Jahre machte er sich als Karriereberater selbstständig und veröffentlichte 2003 das Buch Geheime Tricks für mehr Gehalt.[5] In den folgenden Jahren schrieb er weitere Bücher zu den Themen Karriere und Gehalt, beispielsweise Die Geheimnisse der Chefs. Im Jahre 2007 verfasste Wehrle mit Uwe Kamenz Professor Untat, das unter anderem von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als „Universalangriff auf das deutsche Hochschulsystem“ eingestuft wurde.[6] Es löste eine Debatte über Nebentätigkeiten von Professoren aus.[7][8] Im Jahre 2011 erschien Ich arbeite in einem Irrenhaus, das zu einem der meistverkauften Wirtschaftsbücher in Deutschland wurde.[9] Der Stern beurteilte es als das „ultimative Trostbuch für genervte Mitarbeiter“.[10] Im Jahre 2012 fand es mit dem Bestseller Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus seine Fortsetzung.[11]

Die Bücher von Wehrle basieren laut Spiegel Online auf der Sicht seiner Kunden und seiner eigenen Erfahrungen als Führungskraft, die satirisch zugespitzt würden.[12] Er leitet eine Karriereberater-Akademie in Hamburg und hat nach eigener Aussage die erste Ausbildung für Karriereberater in Deutschland realisiert.[13] Von 2010 bis 2017 war er als Kolumnist für Die Zeit tätig,[14] über den Irrsinn Büro schrieb er 2012 eine Titelgeschichte für den Stern.[15]

Wehrle kritisiert, dass die Reallöhne in Deutschland, insbesondere im Niedriglohnsektor, zwischen 1991 und 2016 deutlich gesunken sind, während sich zur gleichen Zeit die Unternehmensgewinne der Kapitalgesellschaften verdreifacht hätten.[16] Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, schlägt er vor, dass der Staat von großen Unternehmen einen Solidaritätsbeitrag verlangen sollte, um ein Grundeinkommen zu finanzieren.[16] Außerdem unterstützte Wehrle die Einführung des Entgelttransparenzgesetzes.[17]

Prozess um Leserbrief Bearbeiten

Im Jahre 1992 hatte die Badische Zeitung einen seiner Leserbriefe veröffentlicht, der die nächtliche Abschiebung einer asylsuchenden Familie durch die Polizei mit Gestapo-Methoden verglich.[18][19] Die Behörden sahen sich in den Äußerungen in ihrer Ehre verletzt; Wehrle wurde zunächst vom Amtsgericht Titisee-Neustadt und später vom Landgericht Freiburg wegen Beleidigung verurteilt. Das Bundesverfassungsgericht hob die Entscheidungen mit Verweis auf die Meinungsfreiheit auf, die in den vorhergehenden Urteilen nicht ausreichend berücksichtigt worden sei.[20][21]

Publikationen (Auszug) Bearbeiten

Ratgeber Bearbeiten

  • Ich arbeite in einem Irrenhaus: Vom ganz normalen Büroalltag. Econ, Berlin 2011, ISBN 978-3-430-20097-4.
  • Bin ich hier der Depp? Wie Sie dem Arbeitswahn nicht länger zur Verfügung stehen. Mosaik, München 2013, ISBN 978-3-442-39251-3.
  • Sei einzig, nicht artig! So sagen Sie nie mehr ja, wenn Sie nein sagen wollen. Mosaik, München 2015, ISBN 978-3-442-39283-4.
  • Viel Fleiß, kein Preis. Warum Frauen im Berufsleben oft den Kürzeren ziehen. Goldmann, München 2017, ISBN 978-3-442-17678-6.
  • Der Klügere denkt nach: Von der Kunst, auf die ruhige Art erfolgreich zu sein. Mosaik, München 2017, ISBN 978-3-442-39284-1.
  • Den Netten beißen die Hunde: Wie Sie sich Respekt verschaffen, Grenzen setzen und den verdienten Erfolg erlangen. Mosaik, München 2021, ISBN 978-3-442-39377-0.

Romane Bearbeiten

Fachbücher Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Stefanie Köhler: Marotten springen auf Mitarbeiter über. In: Stuttgarter Nachrichten. 30. April 2011.
  2. Wenn bei der Arbeit Stress und Frust entstehen. In: SWR1. Südwestrundfunk, 15. Juni 2012, abgerufen am 9. April 2014.
  3. Martin Wehrle. Deutschlands erster Gehaltscoach. Econ Referenten-Agentur, abgerufen am 9. April 2014.
  4. Martin Wehrle: Sei einzig, nicht artig! Hrsg.: Goldmann. Mosaik, München 2015, ISBN 978-3-95891-024-9, S. 14.
  5. Clemens von Frentz: Gehaltspoker: „Timing ist alles“. In: manager magazin online. 15. Februar 2003, abgerufen am 8. Mai 2015.
  6. Etliche unter euch sind nicht frei von Korruption. Uwe Kamenz und Martin Wehrle zählen die schwarzen Schafe unter den deutschen Hochschullehrern. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 60, 12. März 2007, S. 37 (Rezension: Sachbuch).
  7. Faule Professoren? Die Arbeitsmoral der Forscher gerät wieder einmal ins Zwielicht. In: Süddeutsche Zeitung. 5. März 2007.
  8. Jens Mühling: Die Professoren-Hasser. Faul, geldgeil: Ein Buch rechnet mit Deutschlands Hochschullehrern ab. In: Der Tagesspiegel. 16. März 2007, S. 30.
  9. Die meistverkauften Wirtschaftsbücher in Deutschland. In: Handelsblatt. 3. Juni 2011, S. 72.
  10. Kulturmagazin Buch. In: Stern. Nr. 33, 11. August 2011, S. 120–121.
  11. Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus. Beste Platzierung(en). In: buchreport. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Mai 2014; abgerufen am 24. April 2014 (Die Wirtschaftsbestseller).
  12. Jochen Leffers (jol): Superstars, kreative Chaoten, Nichtskönner. In: Spiegel Online. 18. April 2011, abgerufen am 29. April 2014.
  13. Teurer Etikettenschwindel. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010, abgerufen am 24. April 2014.
  14. Artikel von Martin Wehrle. In: Zeit Online. Abgerufen am 9. April 2014 (Autorenregister).
  15. Thomas Osterkorn: Stromberg ist überall. In: Stern. 27. September 2012 (Editorial).
  16. a b Martin Wehrle: Darum kann unbegrenzter Urlaub böse enden. In: Focus Online. 8. Oktober 2018, abgerufen am 27. Mai 2021.
  17. Manuela Schwesig: Gerechtigkeit kommt nicht von allein. In: Die Zeit. 14. Juli 2016 (zeit.de [abgerufen am 10. März 2023]).
  18. Hanno Kühnen: Erlaubte Polemik. Karlsruhe urteilt: Jeder soll sagen können, was er denkt. In: Die Zeit. Nr. 15, 1992 (zeit.de [abgerufen am 8. Mai 2020]).
  19. Freie Meinungsäußerung. In: Die Tageszeitung: taz. 26. März 1992, ISSN 0931-9085, S. 4 (taz.de [abgerufen am 6. November 2023]).
  20. Helmut Kerscher: Kränkender Leserbrief muß nicht strafbar sein. In: Süddeutsche Zeitung. 26. März 1992.
  21. juris. Wissen, das für Sie arbeitet. | juris. Abgerufen am 6. November 2023.