Marie Kahle-Kessler
Marie Kahle-Kessler (geb. Kessler auch Keßler; * 17. November 1844 in Weißenfels; † 10. August 1896 in Berchtesgaden) war eine deutsche Schauspielerin.
Leben
BearbeitenFamilie
BearbeitenMarie Kahle-Kessler war die Tochter des Schauspielers Albert Kessler; ihr jüngerer Bruder war der spätere Schauspieler und Präsident der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger Oscar Kessler (* 9. März 1846 in Detmold; † 6. März 1923 in Berlin)[1].[2]
Am 20. Juni 1880 heiratete sie auf Helgoland den Schauspieler Richard Kahle; an dem anschließenden Dinner nahm unter anderem auch der Gouverneur von Helgoland Henry Berkeley Fitzhardinge Maxse teil.[3]
Seit 1895 bewohnte das kinderlose Ehepaar ihre Villa im Grunewald in der Wernerstr. 13.[4]
Sie verstarb während eines Genesungsaufenthaltes in Berchtesgaden und wurde auf dem Luisenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt.
Werdegang
BearbeitenUnter Anleitung ihres Vaters begann Marie Kahle-Kessler 1859 in Flensburg ihre schauspielerische Laufbahn.
Sie war von 1860 bis 1864 am Hoftheater (siehe Niedersächsisches Staatstheater Hannover) in Hannover und wurde dort durch Carl Devrient künstlerisch gefördert, bevor sie von 1864 bis 1866 ein Engagement am Deutschen Landestheater (siehe Ständetheater) in Prag erhielt. In Prag wurde sie von Friedrike Herbst (1803–1866)[5] weiter dramaturgisch ausgebildet. Bis zu ihrem Engagement in Berlin gastierte sie in St. Petersburg, Stettin und Halle.
Am 29. Januar 1866 hatte sie erstmalig als bezähmte Widerspenstige in Der Widerspenstigen Zähmung von William Shakespeare ihren Auftritt im königlichen Schauspielhaus in Berlin, in dem sie bis zu ihrer Pensionierung auftrat. Weitere Rollen hatte sie später noch als Adelheid Runeck in Die Journalisten von Gustav Freytag und als Alwine in Der Störenfried[6] von Roderich Benedix.
Von 1866 bis 1876 trat sie als jugendliche Liebhaberin, unter anderem im April 1868 als Ariadne in dem Stück Phädra[7] des Prinzen Georg von Preußen, von 1876 bis 1886 als Salondame, unter anderem als Magdalena in Maria und Magdalena[8] von Paul Lindau, und von 1886 bis 1896 als humoristische Mutter auf und folgte damit der 1886 verstorbenen Minona Frieb-Blumauer.
Bis zu ihrem 25-jährigen Dienstjubiläum am Schauspielhaus spielte sie in 215 verschiedenen Rollen.[9]
Von 1888 bis 1895 war sie als Schauspielerin Teil des Hofes von Kaiser Wilhelm II.[10] und verkehrte privat unter anderem mit Theodor Fontane.[11]
Sie beendete ihre schauspielerische Karriere als Herzogin in dem Lustspiel Die Welt, in der man sich langweilt[12] von Édouard Pailleron.
Am 1. Mai 1896 wurde sie auf eigenen Wunsch pensioniert und bei dieser Gelegenheit zum Ehrenmitglied des königlichen Schauspielhauses ernannt.
Ihren Nachruf verfasste der Theaterkritiker Paul Schlenther.
Literatur
Bearbeiten- Marie Kahle-Kessler. In: Kunst. In: Berliner Börsen-Zeitung vom 12. August 1896. S. 14 (Digitalisat).
- Marie Kahle-Kessler. In: Berliner Tageblatt vom 12. August 1896. S. 2 (Digitalisat).
- Marie Kahle-Kessler. In: Hannoverscher Kurier vom 12. August 1895. S. 5 (Digitalisat),
- Marie Kahle-Kessler. In: Kunst und Wissenschaft. In: Berliner Börsen-Zeitung vom 13. August 1896. S. 5 (Digitalisat).
- Marie Kahle-Kessler. In: Münchner neueste Nachrichten vom 14. August 1896. S. 3 (Digitalisat).
- Marie Kahle-Kessler. In: Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, I. Band. Berlin, 1897. S. 294–296 (Digitalisat).
- Marie Kahle-Kessler. In: Neuer Theater-Almanach, 8. Jahrgang. Berlin, 1897. Gemäldegalerie und S. 181 (Digitalisat).
- Marie Kahle-Kessler. In: Theodor Fontane: Causerien über Theater. Berlin, 1905. S. 337–339 (Digitalisat).
- Marie Kahle-Kessler. In: Paul Schlenther: Botho von Hülsen und seine Leute. 1883. S. 17–18 (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Marie Kahle-Kessler. In: Frauenpersönlichkeiten in Berlin Friedrichshain / Kreuzberg.
- Keßler, Marie. In: Indexeintrag: Deutsche Biographie.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Paul S. Ulrich: Deutschsprachige Theater-Almanache: Register / German-language Theater Almanacs: Index (1772–1918). Hollitzer Wissenschaftsverlag, 2023, ISBN 978-3-99094-134-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Berliner Börsen-Zeitung, Abendausgabe - Mittwoch, 07.03.1923 - S. 2. In: Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 28. September 2024.
- ↑ Hamburgischer Correspondent : Morgen-Zeitung d. Börsen-Halle - Donnerstag, 24.06.1880 - S. 12 "Theater, Kunst und Wissenschaft". In: Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 28. September 2024.
- ↑ Wochenblatt: hrsg. von mitgliedern des Architektenvereins zu Berlin. S. 344–346. Deutsche Verlags-Anstalt., 1893 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Herbst, Friederike. In: biographien.ac.at. 2003, abgerufen am 28. September 2024.
- ↑ Roderich Benedix: “Der” Störenfried: Lustspiel in vier Aufzügen. Kolbe, 1861 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Georg (Preußen Prinz): Dramatische Werke. Heinrich Struck, 1870 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Paul Lindau: Maria und Magdalena: Schauspiel in vier Acten. Stilke, 1872 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Neuer Theater-Almanach für das Jahr 1992. F.A. Günther, 1892 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Praktiken der Monarchie. Abgerufen am 29. September 2024.
- ↑ Theodor Fontane: Th. Fontanes Briefe an Seine Familie. BoD – Books on Demand, 2012, ISBN 978-3-95507-493-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Edouard Pailleron: Die Welt, in der man sich langweilt : Lustspiel in drei Acten. Wien : Adolph W. Künast, 1889 (archive.org [abgerufen am 28. September 2024]).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kahle-Kessler, Marie |
ALTERNATIVNAMEN | Kessler, Marie (Geburtsname); Keßler, Marie; Kahle, Marie; Kahle-Keßler, Marie |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 17. November 1844 |
GEBURTSORT | Weißenfels |
STERBEDATUM | 10. August 1896 |
STERBEORT | Berchtesgaden |