Marguerite Perey

französische Chemikerin und Physikerin

Marguerite Catherine Perey (* 19. Oktober 1909 in Villemomble; † 13. Mai 1975 in Louveciennes) war eine französische Chemikerin und Physikerin.

Leben Bearbeiten

Pereys Vater war Müller und sein Tod hinterließ die Familie in finanziellen Schwierigkeiten, was Perey zur Aufgabe ihres Traumes vom Medizinstudium zwang.[1] Perey studierte Chemie an der Ecole d'Enseignement Technique Feminine mit dem Diplomabschluss 1929. Pereys Karriere begann nach ihrem Diplomabschluss im Oktober 1929 als chemisch-technische Assistentin am Radiuminstitut (Institut du Radium) in Paris.[2] Sie hatte das Privileg, als persönliche Laborassistentin von Marie Curie zu arbeiten.[2] Bei ihrem Vorstellungsgespräch im Labor traf Perey auf Curie persönlich und hielt sie aufgrund ihres unauffälligen Auftretens und ihrer Kleidung zunächst für eine Sekretärin.[1] Curie war jedoch eine hoch angesehene Persönlichkeit in Frankreich, traf sich mit US-Präsidenten und brachte die Röntgen-Technologie direkt an die Frontlinien des Ersten Weltkriegs.[1] Sie begann ihre Karriere am Radiuminstitut bereits rechts früh, bevor sie überhaupt eine formale höhere Ausbildung begonnen hatte.[1] Sie arbeitete bis 1946 am Radiuminstitut, in der Zeit bis 1934 als Assistentin Curies. Während ihrer Zeit am Institut widmete Perey den größten Teil ihres wissenschaftlichen Lebens der Erforschung der radioaktiven Familie des Actiniums.[2] Unter der Leitung von Curie und später unter André Debierne und Irène Joliot-Curie arbeitete sie intensiv an der Reinigung und Konzentration von Actinium.[2]

Im Jahr 1939 entdeckte Perey das erste Isotop des Elements 87, das später als Francium bekannt wurde, während sie an Actinium arbeitete.[2] Sie entdeckte damit das letzte zu der Zeit unentdeckte natürlich vorkommende Element, ein Element aus der Gruppe der Alkalimetalle, als ein kurzlebiges radioaktives Zerfallsprodukt des Actiniums. Die Entdeckung gelang ihr durch die Hinzufügung von Cäsiumchlorid zu Actinium, wodurch unerwartete Strahlung emittiert wurde, und konnte die Existenz des neuen Elements durch eine Reihe von Tests beweisen.[1] Einen ersten Vermerk hierüber enthielt ihr Notizbuch am 7. Januar 1939. Zwei Tage später, am 9. Januar, erhielt die französische Académie des sciences eine Nachricht über die Entdeckung.[3] Das neue Element wurde zunächst Actinium-K genannt und erhielt 1946 den Namen Francium zu Ehren des Geburtslandes der Entdeckerin.

Nach ihrer Entdeckung wurde Perey zur Fortsetzung ihres Studium an der Sorbonne ermutigt und dabei durch ein Stipendium des Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) unterstützt.[2] Sie erwarb zwischen 1942 und 1945 drei Zertifikate und verteidigte 1946 erfolgreich ihre Doktorarbeit über das Element 87, Actinium K.[2]

Anschließend war sie drei Jahre Leiterin des Radiuminstituts in Paris, bevor sie 1949 auf einen Lehrstuhl für Radiochemie an der Universität Straßburg berufen wurde. Hier gründete sie ein Labor am Centre de Recherches Nucléaires gründete.[2]

In ihren späteren Jahren warnte Perey ihre Studenten eindringlich vor den negativen Folgen der Strahlenexposition und erlebte, wie Strahlungsdetektoren Alarm schlugen, als sie Labore betrat.[1] Pereys eigenes Leben wurde jedoch durch die fortschreitende Strahlenkrankheit überschattet, die sie sich während ihrer Forschungsjahre zugezogen hatte.[2] Sie hatte viel Zeit in Räumen verbracht, in denen radioaktives Material gelagert wurde, 1929 sogar in ihrem Wohnraum. So zog sie sich erhebliche Strahlungsschäden zu, die später Krebs bei ihr auslösten.[4] Um 1960 wurde bei ihr Knochenkrebs diagnostiziert, der sie das Augenlicht und eine Hand kostete.[5] Die Pianistin konnte sich darum im Alter auch nicht mehr ihrer Musik widmen.[4] Sie starb 1975 nach einem langen Kampf mit der Krankheit.[2]

Auszeichnungen Bearbeiten

Als erste Frau wurde sie als korrespondierendes Mitglied am 12. März 1962 in die Académie des sciences aufgenommen, eine Ehre, die ihrer Mentorin Curie noch verwehrt wurde.[6][2]

Im Jahr 1960 wurde sie Offizier der Ehrenlegion und erhielt den Großen Preis der Stadt Paris. 1964 erhielt sie den Lavoisier Preis der Academie des sciences und die Silbermedaille der französischen chemischen Gesellschaft. 1974 wurde sie Kommandeur des Ordre national du Mérite.

Ausgewählte Publikationen Bearbeiten

  • Marguerite Perey, « Sur un élément 87, dérivé de l'actinium », C.R. Hebd. Seances Acad. Sci. 208:97-99 (1939) Volltext
  • Marguerite Perey et Jean-Pierre Adloff, « Sur la descendance de l'actinium k : 22387Fr », Journal de Physique et Le Radium, 17(7):545-547 (1956) doi:10.1051/jphysrad:01956001707054500

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f Veronique Greenwood: My Great-Great-Aunt Discovered Francium. And It Killed Her. In: nytimes.com. 3. Dezember 2014, abgerufen am 24. April 2024 (englisch).
  2. a b c d e f g h i j k Adloff, J. P., & Kauffman, G. B. (2005). Francium (Atomic Number 87), the last discovered natural element. Chem. Educ, 10(5), 387-394.
  3. chemeducator.org: Francium (Atomic Number 87), the Last Discovered Natural Element (Memento vom 15. Juni 2013 im Internet Archive), abgefragt am 8. Januar 2011.
  4. a b Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S. 372.
  5. Artikel der New York Times vom 7. Dezember 2014.
  6. Les Membres de l'Académie des sciences depuis sa création (en 1666).