Marc Friedrich

deutscher Sachbuchautor

Marc Friedrich (* 1975 in Waiblingen) ist ein deutscher Sachbuchautor im Bereich Wirtschaft und Finanzen.

Leben Bearbeiten

Friedrich studierte an der Hochschule Aalen internationale Betriebswirtschaftslehre. Danach arbeitete er für verschiedene Unternehmen in Argentinien, USA und Großbritannien.[1] Mit seinem Geschäftspartner Matthias Weik gründete er 2009 eine Vermögenssicherungsgesellschaft. Sie halten Vorträge zu Themen wie Industrie 4.0, Digitalisierung, Kryptowährung oder Blockchain.[2] Friedrich und Weik sind Autoren einer von Dirk Müller gegründeten Plattform.[3] Ebenso sind sie als Redner des Handelsblattes gelistet,[4] Friedrich war bis Anfang 2021 bei Focus Online tätig.[5]

Positionen Bearbeiten

Wirtschaft Bearbeiten

Laut Friedrich und Weik habe das Finanzsystem nur eine mathematisch begrenzte Lebensdauer und sei „seit 2008 auf der Intensivstation“. Die Politiker würden sich nicht trauen, sich gegen das Geld- und Finanzsystem zu stellen und es würde somit künstlich am Leben gehalten werden. Dies würde durch immer neues Geld, das die EZB in das System pumpe, verschuldet und der Crash würde damit in die Zukunft verschoben werden. Im Vergleich zur Weltwirtschaftskrise sei die heutige Situation noch fragiler und unsicherer. So gebe es heute viel mehr Schulden und das Geld befinde sich unreguliert im System.[6]

In einem Spiegel-Gespräch von Anfang April 2020 mit dem Ökonomen Peter Bofinger und anlässlich der Corona-Pandemie empfahl er: „Das System als ganzes ist marode, aber Sie trauen sich nicht, den Stecker zu ziehen. Ich würde den Patienten friedlich einschlafen lassen. … Warum soll man einen Patienten am Leben erhalten, der nur noch Schmerzen hat?“[7]

Rezeption Bearbeiten

Einordnung und Kritik Bearbeiten

Friedrich wird von verschiedenen Wirtschaftsjournalisten als „Crash-Prophet“ eingeordnet.[8][9] Laut Werner Grundlehner von der Neuen Zürcher Zeitung gebe es fünf typische Merkmale für solche Crash-Propheten, zu denen er auch Friedrich zählt: „Ihre Argumente sind simpel und auf den ersten Blick logisch; ihre Prophezeiungen sind Teil ihres Geschäftsmodells; in Fachkreisen nimmt sie keiner ernst; sie sind Medienstars; ihre Lösungen sind scheinbar einfach.“ Grundlehner vergleicht dies mit einer Strategie beim Roulette: „Ich setzte jedes Mal auf die grüne Null und verliere meistens. Wenn dann aber die Kugel auf der Null liegen bleibt, veranstalte ich einen Riesenhallo und erzähle allen von der Verfünfunddreißigfachung des Einsatzes. Zahlreiche Besucher im Kasino werden mich als erfolgreichen Spieler in Erinnerung behalten.“[10]

Laut Harald Freiberger von der Süddeutschen Zeitung sei der Ton solcher Crash-Propheten, zu denen er auch Friedrich zählt, „illiberal“. Es gebe zudem „eine Nähe zu Rechtspopulismus und Verschwörungstheorien, manchmal auch zu Nationalismus“.

Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung warf Friedrich „Demagogie und Schwarzmalerei“ vor, seine Thesen entbehrten jeder wissenschaftlichen Grundlage.[11]

Der Journalist Andreas Pflüger schreibt in der Stuttgarter Zeitung, dass Friedrich und Weik Fachleute seien, die ihre Behauptungen mit Daten, Zahlen und Fakten belegen. Ebenso seien weite Teile ihrer Prognosen schon eingetroffen, wie „die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, Strafzinsen auf Sparkonten, die Garantiezinssenkung bei Lebensversicherungen, der Brexit, Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten, die Selbstdemontage der Volksparteien oder das Erstarken extremer politischer Kräfte.“[12]

Faktenchecks Bearbeiten

Markus Neumann kam im Nachrichtenmagazin Focus in einem Faktencheck zu dem Ergebnis, dass die Vorhersagen der „Crash-Propheten“ Weik und Friedrich „einer näheren Überprüfung nicht stand“ halten. Er untersuchte 2020 das erste Buch der beiden Autoren aus dem Jahr 2012.

Dort sagten sie etwa ohne konkrete Zeitangabe, aber mit den Schätzungen „zwei Wochen, zwei Monate oder zwei Jahre“ den größten Crash aller Zeiten voraus. Auch sieben Jahre später war das noch nicht eingetreten.

Sie sagten aus, dass die Staatsschulden weiter ansteigen würden. Laut dem Internationalen Währungsfonds sanken diese hingegen. Sie sagten auch deutlich höhere Inflationsraten in der Euro-Zone voraus, tatsächlich sank die Inflationsrate.

Sie rieten vom Kauf von Indexfonds ab und bezeichneten diese als „Irrsinn“. Tatsächlich konnten Anleger mit MSCI-World-Indexfonds in dieser Zeit eine Rendite von 170 Prozent erzielen. Wer hingegen, wie von den Autoren empfohlen, sein Geld in Gold anlegte, verlor 11,5 Prozent seines Kapitals.[13]

Sachwertefonds Bearbeiten

Seit 2017 sind Friedrich und Weik mit Investmentfonds aktiv und betreiben den „Friedrich & Weik Wertefonds“.[14] Friedrich und Weik geben an, davon auszugehen, dass das Zeitalter des Papiergeldes zu Ende gehe und das Zeitalter der Sachwerte beginne. Weil man Sachwerte nicht drucken könne wie Geld, und Sachwerte immer Krisen überstanden hätten,[15] gründeten sie einen „Sachwertfonds“.

Das Verbrauchermagazin Finanztest kam im Januar 2020 hingegen zu der Bewertung, dass der Fonds am gemessenen Anspruch der Autoren „unzureichend“ sei. Der Fonds wurde Anfang 2017 aufgelegt und hatte bis Anfang 2020 eine Rendite von 4,4 Prozent erzielt. Im gleichen Zeitraum stiegen die globalen Aktienmärkte um etwa 38 Prozent und der Goldpreis um etwa 29 Prozent. Der Fonds sei in Bezug auf die Managementgebühren zudem „relativ teuer“.[16][17][18][19][20]

Dem Argument, der „Wertefond“ sei nicht auf Rendite, sondern Werteerhalt in Krisen ausgelegt, wird dieser nicht gerecht: Während der Corona-Krise sank der Fonds-Wert um −13,5 Prozent, während einfache ETFs deutlich weniger abrutschten. So hatte der Fonds Lyxor MSCI World UCITS ETF im selben Zeitraum nur ein Minus von 11,35 Prozent und schnitt damit besser ab. Auch in der positiven Entwicklung zeigt ein ETF im Vergleich zum „Wertefonds“ bessere Werte: Nur 17,83 Prozent im Zeitraum seit der Auflegung bis zum 9. Juli 2023 beim „Wertefonds“ stehen einer Entwicklung von plus 65,32 Prozent beim ETF im selben Zeitraum gegenüber.[21][22] Abzuziehen sind weiterhin die im Vergleich deutlich höheren Kosten für den Anleger beim „Wertefonds“.[23]

Publikationen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Interview – „Kapitalismus an sich ist ja nicht schlecht“. Abgerufen am 29. März 2020.
  2. Marc Friedrich – 1 Buch – Perlentaucher. Abgerufen am 29. März 2020.
  3. Dirk Müller: Matthias Weik und Marc Friedrich. Abgerufen am 29. März 2020.
  4. Friedrich und Weik – Handelsblatt Redner Agentur. Abgerufen am 29. März 2020.
  5. FOCUS Online: Experten – Finanzen. Abgerufen am 29. März 2020.
  6. FOCUS Online: Crash-Propheten warnen: Weltwirtschaft rast Richtung Abgrund. Abgerufen am 29. März 2020.
  7. Der Spiegel, 4. April 2020, S. 18–20: Spiegel-Streitgespräch.
  8. Die Masche der Crash Propheten in faz.net
  9. Crashpropheten haben immer Recht in welt.de
  10. Das Geschäft mit der Angst in nzz.ch
  11. Crash-Propheten im Crash-Test in sueddeutsche.de
  12. Andreas Pflüger: Friedrich und Weik hätten gerne unrecht in Stuttgarter-Zeitung.de 11. November 2019, abgerufen am 11. Januar 2020.
  13. Markus Neumann: Crash-Propheten Weik und Friedrich: Ihre Thesen im Check. In: Focus Online. 10. Januar 2020, abgerufen am 11. Januar 2020.
  14. Ist der Wertefonds sein Geld wert? ARD, 17. Januar 2020, abgerufen am 17. Januar 2020.
  15. Erstes Sachwertfonds (Memento vom 17. April 2017 im Internet Archive) in Sachwertmagazin
  16. Fonds von Finanzcrash-Gurus liefert lausige Rendite. Spiegel (Magazin), 17. Januar 2020, abgerufen am 17. Januar 2020.
  17. Wertefonds schwächelt nicht nur bei Rendite. Stiftung Warentest, 17. Januar 2020, abgerufen am 17. Januar 2020.
  18. Die Welt: Stiftung Warentest zerpflückt „Wertefonds“ der Crash-Propheten, vom 22. Januar 2020.
  19. Stern: Stiftung Warentest zerreißt Finanzcrash-Fonds von Bestseller-Autoren, vom 20. Januar 2020.
  20. Handelsblatt: Verbraucherschützer wettern gegen „Wertefonds“ von Crash-Propheten, vom 22. Januar 2020.
  21. Börse Frankfurt: Entwicklung des sogenannten "Wertefond", vom 9. Juli 2023.
  22. Börse Frankfurt: Entwicklung eines ETF, vom 9. Juli 2023.
  23. Börse Frankfurt: Verwaltungsgebühr des "Wertefond", Stand vom 9. Juli 2023.