Die Zeitschrift Finanztest (früher FINANZtest) ist ein Verbrauchermagazin. Das Heft gehört neben der Zeitschrift test und dem Internetauftritt test.de zu den drei Marken der Stiftung Warentest.

Finanztest

Fachgebiet Verbraucheraufklärung im Bereich Finanzdienstleistungen
Sprache Deutsch
Verlag Stiftung Warentest, Berlin (Deutschland)
Erstausgabe 1991
Erscheinungsweise monatlich
Verkaufte Auflage 211.000[1] Exemplare
Chefredakteur Matthias Thieme
Weblink www.test.de
ISSN (Print)

Daten zu Finanztest Bearbeiten

Finanztest existiert seit 1991. Entwickler der Zeitschrift und Gründungs-Chefredakteur war der Wirtschaftsjournalist Werner W. Klingberg.[2] Die Verbraucherzeitschrift erscheint seit 1997 monatlich, derzeit in einer durchschnittlichen verkauften Auflage von 211.000 Exemplaren. Davon werden rund 183.000 Exemplare an Abonnenten geliefert und rund 28.000 am Kiosk verkauft.[1] Die Publikation ist anzeigenfrei, um ihre Unabhängigkeit von den Anbietern zu gewährleisten.

Die Zeitschrift Finanztest gliedert sich in fünf Themenblöcke: Recht und Leben, Geldanlage und Altersvorsorge, Bauen und Wohnen, Steuern, Gesundheit und Versicherungen. Sie veröffentlicht Tests von Finanzdienstleistungen wie Versicherungen, Geldanlageprodukten und Krediten und gibt Rat zu steuerlichen und rechtlichen Fragen. Ein Serviceteil vergleicht Monat für Monat verzinste Sparangebote, Aktien und Investmentfonds, außerdem Kredite, etwa zur Immobilienfinanzierung und für den Autokauf.

In der Pressemitteilung der Stiftung Warentest zum 20-jährigen Jubiläum von Finanztest heißt es, die Zeitschrift „hat es in dieser Zeit zum erfolgreichsten deutschen Wirtschaftsmagazin gebracht“.[3] Die Zeitschrift wird laut einer Analyse des Instituts für Demoskopie Allensbach jeden Monat von 1,24 Millionen Menschen gelesen.

Trotz seiner hohen Auflage fehlt das Magazin in vielen Listen der meistverkauften Wirtschaftsmagazine. Sie stützen sich auf Daten der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern IVW.[4] Die IVW erfasst nur Publikationen, die als Werbeträger dienen. Die Zeitschrift Finanztest gehört nicht dazu, weil sie anzeigenfrei ist.

Zusätzlich zum Monatsmagazin veröffentlicht Finanztest mehrmals im Jahr unter der Marke Finanztest Spezial Sonderhefte, diese widmen sich zum Beispiel den Themen Steuern, Immobilien, Altersvorsorge, Versicherungen und Geldanlage.[5] Im Dezember erscheint jedes Jahr das Finanztest-Jahrbuch mit Kurzversionen der Tests und Themen des Jahres.

Alle Tests und Berichte können auch online – zum Teil kostenpflichtig – abgerufen werden.[6] Dort bietet Finanztest im Rahmen sogenannter Produktfinder auch ständig aktualisierte Daten für Investmentfonds und gesetzliche Krankenkassen an.

Chefredakteure Bearbeiten

Arbeitsweise und Wirkung Bearbeiten

Die Daten und Testurteile, die in Finanztest veröffentlicht werden, gehen auf die Arbeit von Wissenschaftlern aus dem eigenen Hause zurück. Die Tester untersuchen die Finanz- und Versicherungsangebote mit wissenschaftlichen Methoden.[8] Ob Autoversicherung, Riester-Rente oder Investmentfonds – im Jahr 2021 erschienen 82 Untersuchungen von Finanzdienstleistungen in Finanztest.

Da immer wieder Unternehmen nicht getestet werden wollen und deshalb die Auskunft verweigern, geht die Stiftung Warentest bei ihren Untersuchungen für Finanztest seit 1997 neue Wege, die sie weniger abhängig von den untersuchten Firmen machen. Die Wissenschaftler werten zum Beispiel auch Geschäftsberichte und Datenbanken aus, greifen auf private Informationsanbieter zurück und setzen freie Mitarbeiter als Testkunden ein.[9][10]

Geschulte Tester werden speziell auch für viele Tests von Dienstleistungen eingesetzt. Im Jahr 2010 testete Finanztest mit ihrer Hilfe zum Beispiel die Anlageberatung der Banken und den Service der gesetzlichen Krankenkassen (Finanztest 8/2010 und 9/2010). Im Jahr 2009 waren Testkunden unterwegs, um Gebühren beim Geldabheben im Ausland zu erfassen und um die Qualität von Versicherungsvermittlern zu testen.[11]

Die Tests zeigen Wirkung auf Anbieter und Politik. „Bei Finanzdienstleistungen sind verbraucherunfreundliche Produkte wie einige Tarife privater Krankenversicherer nach schlechten Noten vom Markt verschwunden und die Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen haben nach wiederholter Kritik kundenfreundlichere Bedingungen für den Abschluss einer Versicherung akzeptiert“, berichtete der Vorstand der Stiftung Warentest, Werner Brinkmann, in der Pressekonferenz zum Jubiläum 40 Jahre Stiftung Warentest am 3. Dezember 2004.[12]

2010 waren Susanne Meunier und Beate-Kathrin Bextermöller mit ihrem Beitrag „Berufsunfähigkeit: Selten nach Wunsch“ (veröffentlicht in Finanztest Juli 2010) Preisträger beim Helmut-Schmidt-Journalistenpreis.[13][14]

Im Dezember 2010 kündigte Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner an, dass sie verdeckte staatliche Ermittler zur Bankenkontrolle einsetzen will. Vorangegangen waren diesem Schritt mehrere Untersuchungen in Finanztest, in denen die Stiftung Warentest verdeckte Testkunden in Anlageberatungen bei Banken geschickt hatte.[15][16]

Werbung mit Testergebnissen Bearbeiten

Vom 1. Juli 2013 an ist die Werbung mit Testergebnissen der Stiftung Warentest kostenpflichtig. Die Lizenz für Werbung auf dem Produkt, in Werbematerialien, Anzeigen und im Internet kann für ein Jahr zum Preis von 8.500 Euro, für zwei Jahre zum Preis von 12.000 Euro erworben werden. Einschließlich TV- und Kinowerbung beträgt das Nutzungsentgelt für ein Jahr 20.000 Euro, bei der Laufzeit von zwei Jahren sind es 33.000 Euro. Vor Juli 2013 wurden lediglich 500 Euro Bearbeitungsgebühr fällig.[17]

Mit der Lizenzvergabe hat die Stiftung Warentest das gemeinnützige Unternehmen RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung beauftragt.[18]

Da diese Logos eine große Werbewirkung haben, werden sie von manchen Anbietern missbräuchlich verwendet.[19]

Finanztest ist dem Vorwurf ausgesetzt, das ab 1. Juli 2013 gültige Lizenzmodell schaffe den Anreiz, möglichst vielen Produkten möglichst gute Noten zu geben.[20] Die Stiftung Warentest begründete die Einführung mit der Bekämpfung von missbräuchlicher und veralteter Werbung mit Testsiegeln. Von den Einnahmen finanziert sie eine systematische Missbrauchskontrolle und Nachtests.[21]

Riester-Rente – Fehler und Folgen Bearbeiten

2002 hatte die Stiftung Warentest Versicherungsangebote für die Riester-Rente falsch berechnet und in Finanztest veröffentlicht. Daraufhin wurde die Auflage zurückgezogen, der Test wiederholt und mit korrekten Ergebnissen in der Folgeauflage erneut veröffentlicht. Die korrekten Ergebnisse wurden zudem kostenlos im Netz zur Verfügung gestellt. Es war das erste Mal in der damals fast 40-jährigen Geschichte der Stiftung Warentest, dass eine ihrer Zeitschriften mit Testergebnissen zurückgezogen werden musste.

Hermann-Josef Tenhagen als Chef der Redaktion entschuldigte sich öffentlich für den Fehler.[22][23] Das Folgeheft mit den korrigierten Informationen war mit über 100.000 am Kiosk verkauften Exemplaren der bestverkaufte Titel im Jahr 2002.[24]

Seit 2005 veröffentlicht Finanztest Jahr für Jahr aktuelle Tests zu Riester-Rentenversicherungen, Riester-Fondssparplänen und Riester-Banksparplänen. Seit Einführung der Wohn-Riester-Förderung testen die Finanzexperten der Stiftung Warentest auch Riester-Darlehen und Riester-Bausparverträge für Finanztest.[25]

Im Jahr 2007 verkaufte sich das Dezember-Heft von Finanztest zur Riester-Rentenversicherung fast 100.000 Mal am Kiosk.[26] Unter allen Tests von Finanzdienstleistungen sorgte dieser Test im Jahr 2007 für die größte Resonanz, denn die Untersuchung zeigte, dass die Höhe der späteren Rente stark von der Qualität des Angebotes abhängt.[27]

Sonderhefte Bearbeiten

  • Stiftung Warentest (Hrsg.): Finanztest Spezial. Anlegen mit ETF. Stiftung Warentest, Berlin 2021, ISSN 1438-8650.

Jahrbücher Bearbeiten

  • Stiftung Warentest (Hrsg.): Finanztest Jahrbuch 2022. Mehr als 100 Tests und Reports. Stiftung Warentest, Berlin 2021, ISBN 978-3-7471-0440-8.

Weitere Veröffentlichungen (Auszug) Bearbeiten

  • René Reichelt, Annika Krempel: Finanzen verstehen. 100 Infografiken zu Geldanlagen, Steuern und Versicherungen. 2. Aufl., Stiftung Warentest, Berlin 2023, ISBN 978-3-7471-0444-6.
  • Stefanie Kühn, Markus Kühn: Handbuch Geldanlage. Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co., 4. Aufl., Stiftung Warentest, Berlin 2023, ISBN 978-3-7471-0611-2.
  • Beate Backhaus: Vererben und Erben, 13. Aufl., Stiftung Warentest, Berlin 2022, ISBN 978-3-7471-0308-1.
  • Thomas Hammer: Existenzgründung. In zehn Schritten zum Erfolg, 3. Aufl., Stiftung Warentest, Berlin 2024, ISBN 978-3-7471-0653-2.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b test.de – Auflagenzahlen Finanztest, aufgerufen am 19. Februar 2021.
  2. Werner W. Klingberg neuer Konzernsprecher der Bahn. In: www.presseportal.de. news aktuell GmbH, 12. Juni 2002, abgerufen am 27. Februar 2021.
  3. 20 Jahre Finanztest, Erfolgstitel feiert Jubiläum, Pressemitteilung der Stiftung Warentest vom 13. Dezember 2010.
  4. Verkaufte Auflage der Wirtschaftsmagazine in Deutschland im 4. Quartal 2009 (Memento des Originals vom 5. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.horizontstats.de
  5. Finanztest Spezial Vorsorge-Set: Damit im Ernstfall alles geregelt ist, test.de vom 22. November 2013, abgerufen am 7. Oktober 2014.
  6. test.de.
  7. Führungswechsel: Neuer Chefredakteur für Finanztest, test.de vom 4. Dezember 2020, abgerufen am 19. Februar 2021
  8. Wer steckt hinter „Finanztest“? In: stern.de.
  9. Versicherer boykottieren Stiftung Warentest, Berliner Morgenpost, 15. Februar 1997, Seite 21.
  10. Gefürchtete Tester, Berliner Morgenpost, 15. Februar 1997, Seite 2.
  11. Jahresbericht 2009, Stiftung Warentest.
  12. Pressekonferenz: 40 Jahre Stiftung Warentest, Werner Brinkmann, Vorstand der Stiftung Warentest, 3. Dezember 2004.
  13. Helmut-Schmidt-Journalistenpreis: Preisträger 2010, abgerufen am 30. Juli 2020.
  14. Journalistenpreis: Klare Worte (Memento vom 21. Dezember 2012 im Internet Archive), test.de, abgerufen am 11. September 2012.
  15. Verdeckte Ermittler sollen Banken testen, Die Welt, 28. Dezember 2010, Seite 9.
  16. Miese Noten für die Banken, Münchner Merkur, 28. Dezember 2010, Seite 2.
  17. Firmen sollen für das Siegel künftig zahlen, Der Tagesspiegel, abgerufen am 17. Mai 2013.
  18. Werbung: Stiftung Warentest fordert Gebühren für Gütesiegel, Spiegel online, abgerufen am 17. Mai 2013.
  19. test.de – Missbrauch, aufgerufen am 19. September 2010.
  20. Berufsunfähigkeitsversicherungen: Versicherungsmakler blamiert Finanztest. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  21. Werbung mit Testurteilen: Was sich ändert und warum (Memento vom 10. Dezember 2014 im Internet Archive). In: test.de vom 15. Mai 2013.
  22. Eklatante Fehler: Stiftung Warentest ruft Riester-Heft zurück, SPIEGEL Online, abgerufen am 12. September 2015.
  23. Stiftung Warentest zieht „Finanztest“-Heft zurück, bei welt.de, 27. August 2002.
  24. Hardy Prothmann: Gewinn-Kurs, Wirtschaftsjournalist 06/2002, Seite 30.
  25. Alle Riester-Sparformen im Vergleich
  26. Stiftung Riester-Test, Süddeutsche Zeitung, 30. Mai 2008.
  27. Jahrespressekonferenz der Stiftung Warentest am 29. Mai 2008, Rede des Vorstands Werner Brinkmann.