Luehea

Gattung der Familie Malvengewächse (Malvaceae)

Luehea ist eine Pflanzengattung in der Unterfamilie Grewioideae innerhalb der Malvengewächse (Malvaceae). Sie kommt mit 15–20 Arten von Bäumen und Sträuchern in den Tropen und Subtropen von Mittel- und Südamerika vor.

Luehea

Luehea divaricata

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Malvenartige (Malvales)
Familie: Malvengewächse (Malvaceae)
Unterfamilie: Grewioideae
Gattung: Luehea
Wissenschaftlicher Name
Luehea
Willd.

Beschreibung Bearbeiten

Vegetative Merkmale Bearbeiten

Die Luehea-Arten sind Bäume oder große Sträucher. Die Stammbasis weist bei manchen Arten Brettwurzeln auf. Die wechselständigen Blätter sind kurz gestielt. Die paarweise angeordneten Nebenblätter fallen früh ab. Die einfachen, ungeteilten Blattspreiten sind elliptisch, länglich-eiförmig oder länglich-verkehrteiförmig und am Rand meist gezähnt oder gesägt. Sie besitzen 3–8 Paare von Seitennerven, von denen das basale Paar besonders kräftig entwickelt ist. Die jungen Zweige, die Blattstiele und die Spreitenunterseiten sind mehr oder weniger dicht mit Sternhaaren bedeckt.

Blütenstände Bearbeiten

Die gestielten Blüten stehen einzeln oder in wenigblütigen zymösen bis reichblütigen thyrsischen bis rispigen Blütenständen. Diese sind endständig oder blattachselständig angeordnet. Die Deckblätter im Blütenstand sind hinfällig.

Blüten Bearbeiten

Die radiärsymmetrischen, fünfzähligen, zwittrigen Blüten sind je nach Art unterschiedlich groß. Durch besonders große Blüten zeichnet sich Luehea candida mit bis zu 55 mm langen Kronblättern aus, relativ kleine Blüten hat beispielsweise Luehea seemannii mit 6,5–11(–13) mm langen Kronblättern. Die Blüten besitzen einen Außenkelch aus 6–19 länglichen bis linealischen Hochblättern. Diese sind frei oder unterschiedlich lang miteinander verbunden, bleiben aber nicht auf Dauer verwachsen. Sie sind hinfällig oder bleiben noch länger erhalten. Die fünf länglichen bis lanzettlichen, in der Knospe klappigen Kelchblätter sind frei oder am Grund kurz miteinander verwachsen. Sie fallen nach dem Blühen ab. Die fünf freien, weißen, gelb oder rosa gefärbten Kronblätter sind länger als der Kelch. Sie decken einander in der Knospe dachziegelig und sind am Grund zu einer großen, fleischigen, unterschiedlich geformten Nektardrüse verdickt. Die zahlreichen Staubblätter sind am Grund kurz zu fünf oder zehn Bündeln verwachsen. Selten sind diese Bündel zu einer kurzen Staubblattröhre verbunden. Die äußeren Staubblätter sind meist zu fädigen Staminodien ohne Staubbeutel reduziert. Diese Staminodien können manchmal – etwa bei Luehea conwentzii – auch fehlen oder sie sind wie beispielsweise bei Luehea grandiflora zu kronblattartigen Gebilden verschmolzen. Die Staubfäden sind an der Basis flaumig bis weiß zottig oder wollig behaart. Die Staubbeutel sind beweglich an ihrem Rücken (dorsifix) dem Staubfaden angeheftet. Sie sind in der Knospe gerade und intrors, also mit ihren Pollensäcken zum Blütenzentrum hin gewandt, drehen sich aber beim Aufblühen nach außen und werden hufeisenförmig. Die beiden parallelen, entlang ihrer ganzen Länge miteinander verwachsenen Theken öffnen sich durch Schlitze der Länge nach. Der oberständige, sitzende oder seltener sehr kurz gestielte, fünffächerige Fruchtknoten enthält in jedem Fach an der zentralwinkelständigen Plazenta zahlreiche Samenanlagen. Der einfache Griffel ist dick, gegen die Spitze zu etwas verbreitert und besitzt eine kopfige, scheibenförmige oder gelappte Narbe.

 
Luehea grandiflora
 
Luehea seemannii, Zweig mit Früchten
 
Luehea sp., Früchte und Samen

Früchte und Samen Bearbeiten

Die holzigen, zylindrischen oder ellipsoidalen Kapselfrüchte öffnen sich von der Spitze her unvollständig auf höchstens ¾ ihrer Länge fachspaltig in fünf Klappen. Die zahlreichen kleinen Samen haben eine krustige Samenschale und sind oben in einen großen Flügel verbreitert. Sie enthalten ein fleischiges Endosperm. Der Embryo ist gerade und besitzt flache, blattförmige Kotyledonen.

Chromosomen Bearbeiten

Beide bisher untersuchten Arten stimmen in ihrer Chromosomenzahl miteinander überein. Sowohl Luehea candicans als auch Luehea ochrophylla haben einen diploiden Chromosomensatz mit 2n = 36.[1]

Verbreitung Bearbeiten

Das Verbreitungsgebiet der Gattung Luehea reicht von Mexiko bis in den Norden Argentiniens.

Taxonomie Bearbeiten

Die Gattung Luehea wurde 1801 von Carl Ludwig Willdenow in der Namensform Lühea beschrieben.[2] Die Erstbeschreibung umfasste nur die Typusart Luehea speciosa. Ein älteres Homonym ist Luehea F.W.Schmidt, ein Name aus dem Jahr 1793, der sich mit der Typusart Luehea ericoides (L.) F.W.Schmidt (= Stilbe ericoides (L.) L.)[3] auf die südafrikanische Gattung Stilbe bezieht. Um die Prioritätsregel nicht zur Anwendung kommen zu lassen, musste der Name Luehea Willd. daher als Nomen conservandum geschützt werden.[4] Alegria Moc. & Sessé ex DC. und Brotera Vell. sind Synonyme.

Etymologie Bearbeiten

Die Gattung Luehea ist nach Friedrich Carl Emil von der Lühe (1751–1801) benannt,[2] einem aus Holstein stammenden k. k. wirklichen Kämmerer, niederösterreichischen Regierungsrat und vormaligen dänischen Kammerherrn.[5]

Arten Bearbeiten

Die folgende Liste umfasst 18 Arten. Sie beruht auf einer Kompilation von derzeit in regionalen Artenlisten und Floren akzeptierten Arten und ist möglicherweise unvollständig.

Wissenschaftlicher Name Verbreitung[6] Anmerkungen
Luehea candicans Mart.[7][8][9] Bolivien, Brasilien, Paraguay, nordöstliches Argentinien 2 Varietäten
Luehea candida (Moc. & Sessé ex DC.) Mart.[10][11] Mexiko bis Panama, nördliches Kolumbien, Venezuela, östliches Paraguay (?)
Luehea conwentzii K.Schum.[8] südöstliches Brasilien
Luehea crispa Krapov.[8] zentrales Brasilien (Goiás)
Luehea cymulosa Spruce ex Benth.[11][12][13][7][8] Amazonien: Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Peru, Bolivien, nördliches Brasilien
Luehea divaricata Mart.[7][8][9] zentrales und östliches Brasilien, südliches Bolivien, Paraguay, Uruguay, nordöstliches Argentinien
Luehea fiebrigii Burret[7][9] Bolivien, nordwestliches Argentinien, Paraguay
Luehea grandiflora Mart.[13][8] Brasilien, Peru, Bolivien, östliches Paraguay
Luehea herzogiana R.E.Fr.[7] Bolivien
Luehea microcarpa R.E.Fr.[9] Paraguay, nordöstliches Argentinien
Luehea ochrophylla Mart.[8] Brasilien
Luehea paniculata Mart.[13][7][8] Surinam, Brasilien, Peru, Bolivien, Paraguay, nordöstliches Argentinien
Luehea rufescens A.St.-Hil.[8] südöstliches Brasilien
Luehea seemannii Triana & Planch.[10] südl. Mexiko bis Panama, nördliches Kolumbien, nordwestliches Venezuela
Luehea speciosa Willd.[10][11][13][7][8] Mexiko bis Panama, Kuba, Kolumbien bis Französisch-Guayana, Peru, Bolivien, Brasilien Syn.: Luehea alternifolia (Mill.) Mabb.
Luehea splendens Rusby[7] westliches Bolivien
Luehea steinbachii Burret[7] Bolivien
Luehea tomentella Rusby[7] Bolivien

Quellen Bearbeiten

  • Bayer, C.; Kubitzki, K. 2003: Malvaceae. In: K. Kubitzki (Hrsg.): The families and genera of Vascular Plants. Volume V. Flowering Plants: Dicotyledons: Malvales, Capparales and Non-betalain Caryophyllales. Springer, Berlin, Heidelberg, New York. ISBN 3-540-42873-9. S. 225–311. – Vorschau bei der Google-Buchsuche
  • Macbride, J. F. 1956: Tiliaceae. Linden Family. In: Flora of Peru. Field Mus. Nat. Hist., Bot. Ser. 13(3A/2): 413–442. – Luehea – Online.
  • Meijer, W. 2001: Tiliaceae Juss. In: Stevens, W. D.; Ulloa Ulloa C.; Pool, A.; Montiel, O. M. (Hrsg.): Flora de Nicaragua. Monogr. Syst. Bot. Missouri Bot. Gard. 85. ISBN 0-915279-95-9. – Luehea – Online
  • Robyns, A. 1964: Family 114. Tiliaceae. In: Woodson, R. E. & Schery, R. W. (Hrsg.): Flora of Panama. Part VI. Ann. Missouri Bot. Gard. 51: 1–35. – Luehea – Online

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Goldblatt, P.; & Johnson, D. E. (Hrsg.): Luehea. In: Tropicos.org: Index to Plant Chromosome Numbers (IPCN). Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 1. Mai 2012.
  2. a b Willdenow, C. L. 1801: Drei neue Pflanzen-Gattungen. Ges. Naturf. Freunde Berlin Neue Schriften 3: 403–412, tab. 4–6. – Online
  3. Pearson H. H. W. 1901: II. Stilbe, Berg. In: Thiselton-Dyer W. T. (Hrsg.): Flora Capensis. Vol. 5(1). Acanthaceae to Proteaceae. S. 183–186. – Online
  4. Luehea. In: Index Nominum Genericorum database. Smithsonian Institution, abgerufen am 1. Mai 2012.
  5. L. 1801: Wien, den 21. März 1801. Der Neue Teutsche Merkur. 1801, 2. Bd., S. 50–54. – Vorschau bei der Google-Buchsuche
  6. Luehea. In: TROPICOS. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 1. Mai 2012.
  7. a b c d e f g h i j Luehea. In: Tropicos.org: Bolivia Checklist. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 1. Mai 2012.
  8. a b c d e f g h i j Luehea. In: Lista de Espécies da Flora do Brasil 2012. Jardim Botânico do Rio de Janeiro, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 1. Mai 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/floradobrasil.jbrj.gov.br (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. a b c d Tiliaceae. (ZIP; 10 kB) In: Catálogo de las Plantas Vasculares de la República Argentina. II. Instituto de Botánica Darwinion, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Juli 2007; abgerufen am 1. Mai 2012.
  10. a b c Luehea. In: Tropicos.org: Flora Mesoamericana. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 1. Mai 2012.
  11. a b c Dorr L. J., Meijer W. 2005: Tiliaceae. In: Steyermark J. A., Berry P. E., Yatskievych K., Holst B. K. (Hrsg.): Flora of the Venezuelan Guayana. Vol. 9. Rutaceae–Zygophyllaceae. Missouri Botanical Garden Press, St. Louis. ISBN 1-930723-47-4. S. 343–362.
  12. Luehea. In: Tropicos.org: Catalogue of the Vascular Plants of Ecuador. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 1. Mai 2012.
  13. a b c d Luehea. In: Tropicos.org: Peru Checklist. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 1. Mai 2012.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Luehea – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Luehea. In: Germplasm Resources Information Network (GRIN). United States Department of Agriculture (USDA), ARS, National Genetic Resources Program, National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland, abgerufen am 1. Mai 2012.