Richard Garriott

US-amerikanischer Computerspielentwickler
(Weitergeleitet von Lord British)
Richard Garriott
Richard Garriott
Land USA/Großbritannien
Organisation Weltraumtourist
ausgewählt 28. September 2007
Einsätze 1 Raumflug
Start 12. Oktober 2008
Landung 24. Oktober 2008
Zeit im Weltraum 11d 20h 35min
ausgeschieden Oktober 2008
Raumflüge

Richard Allen Garriott de Cayeux (* 4. Juli 1961 in Cambridge, England als Richard Allen Garriott) ist ein Computerspiel-Entwickler und Weltraumtourist.[1]

Richard Garriott (2006)

Garriott gilt als Pionier unter den Computerspiel-Designern, der vor allem durch seine Ultima-Computer-Rollenspiel-Serie bekannt wurde, in denen er die Nicknamen Lord British und General British benutzte. Er hat sowohl die britische als auch die US-amerikanische Staatsangehörigkeit.[1]

Nach seiner Heirat am 1. Juli 2011 fügte er den Familiennamen seiner Frau de Cayeux seinem eigenen Familiennamen an.[2][3]

Leben Bearbeiten

Richard Garriott wurde in England geboren, weil sein Vater Owen Garriott eine Gastprofessur an der University of Cambridge innehatte.[4][5] Owen Garriott hatte sich als Wissenschaftsastronaut bei der NASA beworben, und als er 1965 angenommen wurde, zog die Familie in die USA zurück, so dass Richard im Umfeld von Astronauten aufwuchs. Er wollte wie sein Vater Astronaut werden, was er jedoch wegen eines Augenfehlers nicht erreichen konnte. In den späten 1970er Jahren begann Richard mit dem hobbymäßigen Programmieren von Computerspielen auf einem Computer seiner High-School.

Seinen Spitznamen „British“ erhielt er aufgrund seiner angeblich britischen Sprechweise bereits zu Schulzeiten.[6]

Beruflicher Werdegang Bearbeiten

Ultima Bearbeiten

Mit 19 Jahren programmierte er als letztes Hobbyprojekt sein Computerspiel Akalabeth, das zugleich das erste seiner Spiele war, welches vom Besitzer des Computerladens vertrieben wurde, in dem Garriott jobbte, weil es so interessant schien. Von den acht verkauften Kopien landete eine bei der Firma California Pacific. Daraufhin wurde Garriott nach Kalifornien eingeladen. Das Spiel bekam eine neue Verpackung und erschien auf 5,25″-Diskette. Akalabeth, welches später auch unter dem Spitznamen „Ultima 0“ bekannt wurde, verkaufte sich über 30.000 Mal, was für damalige Verhältnisse ein außerordentlicher Erfolg war. 1980 erschien Ultima, eines der ersten von Anfang an für den kommerziellen Vertrieb geplanten Computer-Rollenspielen, für den Apple II. Der zweite Teil Ultima II erschien 1982 bei Sierra On-Line.

Origin-Gründung Bearbeiten

Nach Streitigkeiten mit Sierra gründete Garriott seine eigene Firma, Origin Systems, später einfach „Origin“. Ab dem vierten Teil der Ultima-Serie unterschied sich Ultima von den damals gewöhnlichen Hack-&-Slay-Rollenspielen, indem es moralische Entscheidungen vom Spieler verlangte und das im Fantasy-Genre häufige simple Schwarz-Weiß-Denken zunehmend hinter sich ließ.[7] Bis 1999 entwickelte Garriott insgesamt zehn Ultima-Spiele, diverse Ableger der Serie, sowie eines der ersten Massively Multiplayer Online Role-Playing Game, Ultima Online. Zudem war er auch an der Entwicklung der anderen Origin-Spiele, wie etwa Bioforge, beteiligt. Ab Ultima VI von 1990 verlegte er sich dabei von der eigenen Programmierung ganz auf die Gestaltung. 2000 verließ er Origin nach Streitigkeiten mit dem Management von Electronic Arts, die Origin 1992 aufgekauft hatten.

NCsoft-Austin-Gründung Bearbeiten

Er gründete danach die neue Firma NCsoft Austin,[7] die seit 2001 eine enge Kooperation mit der südkoreanischen Firma NCsoft einging. Später war er als Executive Producer für die Entwicklung des Spieles Tabula Rasa zuständig. Sein Bruder Robert Garriott übernahm die Position des CEO von NCsoft Nordamerika.

Mit der Einstellung von Tabula Rasa kam es auch zu Unstimmigkeiten zwischen Garriott und dem Entwicklungsstudio, welche letztendlich vor Gericht geklärt wurden. Eine vorgeblich von Richard Garriott stammende Nachricht kündigte November 2008 an, NCsoft verlassen zu wollen[8]. Garriott bestritt jedoch später der Verfasser zu sein[9] und klagte gegen NCsoft über eine Summe von 24 Millionen USD[10] wegen der Umstände seines Abganges von NCsoft.[11] Im Juli 2010 wurden Garriott vom Austin District Court 28 Millionen USD zugesprochen.[12][13]

Portalarium-Gründung Bearbeiten

Im Februar 2010 gab Garriott die Gründung eines neuen Spieleentwicklungs-Unternehmens namens Portalarium bekannt, das Spiele für das soziale Netzwerk Facebook entwickeln wird.[14]

Shroud of the Avatar Bearbeiten

Ab März 2013 sammelte Garriott mithilfe der Crowdfunding-Plattform Kickstarter Geld für sein Fantasyepos Shroud of the Avatar: Forsaken Virtues. Als angestrebter Betrag wurde eine Million US-Dollar angegeben.[15] Das Ziel wurde mit 1,9 Millionen Dollar deutlich übertroffen. Das Onlinerollenspiel erschien im März 2018.

Sonstiges Bearbeiten

Am 8. November 2005 beschloss die AIAS, Richard Garriott in ihre Hall Of Fame aufzunehmen.

Richard Garriott pflegt seinen Ruf als Exzentriker und Mittelalter-Fan und lebt heute in einem mit Geheimgängen und Fallen gespickten Haus in Austin, Texas. Er nennt das Haus „Britannia Manor“. Zu finden sind in diesem Haus auch Skelette, ausgestopfte Vögel, konservierte Gehirne und Föten. Er ist langjähriges Mitglied der Gesellschaft für kreativen Anachronismus.

Er ist Funkamateur, sein Rufzeichen ist W5KWQ.[16][17]

Garriott ist nicht nur in virtuellen Welten, sondern auch im echten Leben ein passionierter Entdeckungsreisender. Er ist bereits auf den Boden der Tiefsee getaucht, er hat die Antarktis auf der Suche nach Meteoriten durchmessen und ist mit einer MiG an die Grenze zum Weltall geflogen.

Am 12. Oktober 2008 startete Garriott als sechster Weltraumtourist an Bord des Raumschiffs Sojus TMA-13 zur Internationalen Raumstation. Die Landung erfolgte 12 Tage später an Bord von Sojus TMA-12. Ursprünglich wollte er der erste Weltraumtourist sein, musste sein Ticket aber an Dennis Tito verkaufen, nachdem er beim Platzen der Dotcom-Spekulationsblase 2001 sein gesamtes Vermögen verloren habe.[18]

Spiele Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Richard Garriott – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Jonathan Amos: Honour given to 'UK astronauts'. BBC, 3. Juli 2009, abgerufen am 10. November 2014 (englisch): „He is the son of US astronaut Owen Garriott, and although he has spent much of his life in America, he was actually born in Cambridge and carries a British passport.“
  2. Emily Quigley: Newsmakers: Richard Garriott to marry in France. 13. Juni 2011, abgerufen am 10. November 2014 (englisch).
  3. Richard Garriott de Cayeux: By the way... Hence forth call me "Dr Richard Garriott de Cayeux"! Got married. 2. August 2011, abgerufen am 11. Oktober 2014 (englisch).
  4. Jonathan Sale: Passed/Failed: An education in the life of Richard Garriott, private astronaut and computer games developer. The Independent, 29. Mai 2008, abgerufen am 10. November 2014 (englisch).
  5. Richard Garriott in der Encyclopedia Astronautica, abgerufen am 11. Oktober 2014 (englisch).
  6. ryan.p: Gaming Gods: Richard Garriott. TheGamersHub, 11. Mai 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. November 2014; abgerufen am 10. November 2014 (englisch).
  7. a b Kyle Ackerman: Interview with Richard Garriott, Executive Producer, NCSoft Austin. frictionlessinsight.com, 17. März 2002, abgerufen am 10. April 2011 (englisch).
  8. An Open Letter From General British. 21. November 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Februar 2009; abgerufen am 22. November 2011 (englisch).
  9. Garriot NCsoft complaint. (PDF) 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Februar 2011; abgerufen am 23. November 2011 (englisch).
  10. Luke Plunkett: Richard Garriott Suing NCsoft For $24,000,000. kotaku.com, abgerufen am 23. November 2011 (englisch).
  11. Richard Garriott Sues NC Soft Over Millions in Stock Options. gamepolitics.com, abgerufen am 23. November 2011 (englisch).
  12. AJ Glasser: Lord British wins $28 million in NCsoft lawsuit. gamepro.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Oktober 2010; abgerufen am 23. November 2011 (englisch).
  13. Kirk Ladendorf: Garriott wins $28 million jury award in NCsoft suit. statesman.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. September 2011; abgerufen am 23. November 2011 (englisch).
  14. Richard Garriott comes down to earth with Facebook game startup Portalarium (Memento vom 9. Februar 2012 im Internet Archive)
  15. Wilhelm Zsolt: "Ultima"-Schöpfer meldet sich mit Rollenspiel "Shroud of the Avatar" zurück. In: derstandard.at. 11. März 2013, abgerufen am 11. März 2013.
  16. Richard, W5KWQ, zurück von der ISS. In: darc.de. 24. Oktober 2008, abgerufen am 11. März 2013.
  17. W5KWQ in der Datenbank der Federal Communications Commission (FCC)
  18. The Moth and the World Science Festival Present Richard Garriott: The Overview Effect (ab 0:07:21) auf YouTube, 15. Dezember 2011, abgerufen am 26. Juni 2019.