Lisinopril ist ein Arzneistoff der Gruppe der ACE-Hemmer, der insbesondere zur Behandlung der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck) und der Behandlung der Herzinsuffizienz eingesetzt wird. Sein Wirkprinzip beruht auf der Hemmung des Angiotensin-konvertierenden Enzyms (ACE).

Strukturformel
Strukturformel von Lisinopril
Allgemeines
Freiname Lisinopril
Andere Namen
  • (all-S)-1-[6-Amino-2-(1-carboxy-3-phenyl-propyl)amino-hexanoyl]pyrrolidin-2-carbonsäure (Dihydrat)
  • (all-S)-1-{6-Amino-2-[(1-carboxy-3-phenylpropyl)amino]hexanoyl}pyrrolidin-2-carbonsäure (IUPAC)
Summenformel
  • C21H31N3O5 (Lisinopril)
  • C21H31N3O5·2H2O (Lisinopril-Dihydrat)
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 278-488-1
ECHA-InfoCard 100.071.332
PubChem 5362119
ChemSpider 4514933
DrugBank DB00722
Wikidata Q412208
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C09AA03

Wirkstoffklasse

ACE-Hemmer

Wirkmechanismus

Hemmung des Angiotensin Converting Enzymes

Eigenschaften
Molare Masse
  • 405,49 g·mol−1 (Lisinopril)
  • 441,52 g·mol−1 (Lisinopril-Dihydrat)
Schmelzpunkt

159–160 °C (Lisinopril)[2]

Löslichkeit

gut löslich in Wasser (97 mg·ml−1) und Methanol (14 mg·ml−1), schlecht löslich (jeweils < 0,1 mg·ml−1) in Ethanol, Aceton, Acetonitril, Chloroform und Dimethylformamid (Lisinopril·Dihydrat) [3]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[4]

Dihydrat

Gefahr

H- und P-Sätze H: 360D​‐​373
P: 202​‐​260​‐​280​‐​308+313​‐​405​‐​501[4]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Lisinopril ist ein ACE-Hemmer der zweiten Generation. Er besitzt eine Tripeptidstruktur, die aus den natürlichen α-Aminosäuren (S)-Prolin und (S)-Lysin und einem unnatürlichen Homologen der α-Aminosäure (S)-Phenylalanin besteht.

Lisinopril ist neben Captopril eine der beiden Substanzen aus der Wirkstoffklasse der ACE-Hemmer, deren Zink komplexierende Gruppe direkt wirkt und kein Prodrug (mit Ethanol veresterte Carboxygruppe) ist.[5] Gegenüber Enalapril und Ramipril liegt ein weiterer Unterschied darin, dass das Alanin des Tripeptids durch Lysin ausgetauscht wurde.

Pharmakologie

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Anwendungsgebiete

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Lisinopril wird in der Monotherapie und in Zwei- oder Dreifachkombinationen bevorzugt mit Diuretika oder Calciumantagonisten zur Therapie der Hypertonie sowie in Monotherapie und Zweifachkombinationen mit Diuretika zur Behandlung der symptomatischen Herzinsuffizienz eingesetzt, wobei es in Kombinationen zu synergistischen Effekten der Substanzen kommt. Des Weiteren hat sich eine Wirksamkeit in der Reinfarktprophylaxe für bis zu 6 Wochen nach einem Herzinfarkt gezeigt. Durch die nephroprotektiven Eigenschaften (Nierenschutz) ist ebenfalls ein Einsatz bei Patienten mit Bluthochdruck bei Diabetes mellitus Typ II und beginnenden Nierenerkrankungen (z. B. Nephropathie) möglich und angezeigt.[6][7]

Wirkmechanismus

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Lisinopril führt als Inhibitor des Angiotensin Converting Enzymes zu einer verminderten Bildung von Angiotensin II aus Angiotensin I. Diese verminderte Bildung von Angiotensin II bedingt eine Abnahme des Tonus der Blutgefäße und damit eine Abnahme des Blutdruckes. Ebenfalls führt die Abnahme des Angiotensin-II-Spiegels zu einer Verringerung der Aldosteron-Freisetzung aus der Nebennierenrinde und somit zu einer Beeinflussung des Wasserhaushalts (siehe auch Renin-Angiotensin-Aldosteron-System). Auf zellulärer Ebene kann ein Rückgang der durch Angiotensin II vermittelten mitogenen Effekte an Zellen des Herzens, die insbesondere nach einem Herzinfarkt zu ungünstigen Veränderungen (Remodeling) führen, beobachtet werden.

Nebenwirkungen

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Die meisten Nebenwirkungen von Lisinopril werden mit einem durch ACE-Hemmer bedingten verlangsamten Abbau und Kumulation von Bradykinin in Verbindung gebracht. Dazu zählen Hautreaktionen, wie z. B. Exantheme und Nesselsucht, ferner auch Angioödeme. Schwere allergische Hautreaktionen werden hingegen nur sehr selten beobachtet.

Zu den Nebenwirkungen der Atemwege zählen trockener Husten, Heiserkeit und Halsschmerz. Asthmaanfälle und Atemnot können ebenfalls, wenn auch selten, auftreten.

Als Folge der Hauptwirkung von Lisinopril kann es zu einer übermäßig starken Blutdrucksenkung kommen. Infolgedessen können gelegentlich Schwindel, Kopfschmerz und Benommenheit beobachtet werden. Von schweren Herz-Kreislaufereignissen, wie Angina Pectoris, Herzinfarkt und Synkope, wurde nur in Einzelfällen berichtet.

Durch Eingriff in den Wasser- und Elektrolythaushalt können gelegentlich funktionelle Nierenfunktionsstörungen beobachtet werden. Eine Proteinurie (Ausscheidung von Proteinen im Harn) wurde hingegen nur selten beobachtet.

Da Lisinopril in der Schwangerschaft u. a. Wachstums- und Knochenbildungsstörungen beim Kind verbunden mit einer erhöhten Sterblichkeit hervorrufen kann, darf es in dieser Zeit nicht eingenommen werden und sollte durch andere geeignete therapeutische Maßnahmen ersetzt werden.

Wechselwirkungen

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Lisinopril verstärkt die blutzuckersenkende Wirkung von Insulin und oralen Antidiabetika sowie die blutbildverändernden Wirkungen von Immunsuppressiva.

Durch Eingriff in den Wasser- und Elektrolythaushalt kann die Ausscheidung von Elektrolyten verlangsamt werden, was insbesondere bei der Therapie mit Lithium und kaliumsparenden Diuretika beachtet werden sollte.

Bei Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln sollte eine verstärkte Blutdrucksenkung berücksichtigt werden.

Wirkstärken

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Lisinopril steht in folgenden Wirkstärken zur Verfügung:

  • als Monopräparat – 2,5 mg, 5 mg, 10 mg und 20 mg
  • in Kombination mit Hydrochlorothiazid – 10/12,5 mg und 20/12,5 mg[7]

Handelsnamen

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Monopräparate

Acerbon (D), Acemin (A), Acetan (A), Prinil (CH), Zestril (CH), zahlreiche Generika (D, CH)

Kombinationspräparate

Acelisino (A), Acercomp (D, A), Co-Acetan (A), Prinzide (CH), Zestoretic (CH), diverse Generika mit der Vorsilbe „Co-“ sowie dem Anhängsel „comp“, „HCT“, „mite“ oder „plus“ (D, A, CH)[8][9][10]

Geschichte

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Lisinopril wurde bei Merck & Co von Arthur A. Patchett u. a. entwickelt. Es wurde 1978 patentiert für Merck & Co und 1987 in den USA als Medikament gegen Bluthochdruck zugelassen.[11] Es entstand durch systematische Variation der Struktureinheiten von Enalaprilat durch Addition von Aminosäuren, in diesem Fall Lysin, das dem Wirkstoff auch seinen Namen gab. Da Merck (die es als Prinivil vermarkteten) gleichzeitig Enalapril auf dem Markt hatten, trat man Lisinopril in einem Tauschgeschäft mit einem im frühen Stadium befindlichen Aldosereduktase-Inhibitor als potentielles Diabetes-Medikament (es kam nicht in klinische Tests und wurde aufgegeben) an Zeneca ab, die es unter dem Markennamen Zestril vertrieb.[12] Es wurde ein Blockbuster für den Nachfolger AstraZeneca. 2002 liefen die US-Patente aus.

Einzelnachweise

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  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Lisinopril-Dihydrat: CAS-Nr.: 83915-83-7, EG-Nr.: 627-033-9, ECHA-InfoCard: 100.155.382, PubChem: 5362118, ChemSpider: 4514932, Wikidata: Q47495698.
  2. a b c Eintrag zu Lisinopril. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 12. September 2024.
  3. Maryadele J. O’Neil (Hrsg.): The Merck Index. An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals. 14. Auflage. Merck & Co., Inc., Whitehouse Station NJ 2006, ISBN 0-911910-00-X, S. 956.
  4. a b Datenblatt Lisinopril bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 12. September 2024 (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Name nicht angegeben
  5. Ernst Mutschler, Gerd Geisslinger, Heyo K. Kroemer, Peter Ruth, Monika Schäfer-Korting: Mutschler Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. Mit einführenden Kapiteln in die Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie. 9., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8047-1952-1.
  6. www.Leitlinien.net AWMF-Leitlinien-Register Nr. 046/001 Entwicklungsstufe: 2 (Hypertonie).
  7. a b ABDA-Datenbank (Stand: 15. Juli 2008) der DIMDI.
  8. Rote Liste online, Stand: Oktober 2009.
  9. AM-Komp. d. Schweiz, Stand: Oktober 2009.
  10. AGES-PharmMed, Stand: Oktober 2009.
  11. Fischer, Ganellin (Hrsg.),Analogue-based drug discovery, Wiley-VCH, 2006, S. 467.
  12. David R. Glover: Vie D'or: Memoirs of a Pharmaceutical Physician, Matador 2015, S. 76, google books