Der Leonardo AW249 ist ein Kampfhubschrauber des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo, der den Agusta A129 der italienischen Streitkräfte ersetzen wird. Gemeinsam mit dem AW149 teilt sich der AW249 Getriebe, Rotorblätter und Teile des Triebwerks.

Leonardo AW249

AW249 während eines Testfluges.
Typ Mehrzweckkampfhubschrauber
Entwurfsland

Italien Italien

Hersteller Leonardo
Erstflug 12. August 2022[1]

Beschreibung Bearbeiten

Im Vergleich zu seinem Vorgänger AW129 soll er überlebensfähiger sein, eine größere Offensivfähigkeit haben, für größere Autonomie gerüstet sein und die neuesten verfügbaren digitalen Kommunikations- und Gefechtsfeldmanagementsysteme nutzen.

Das Missionssystem wird serienmäßig in der Lage sein, unbemannte Luftfahrzeuge (UAV) fernzusteuern und zahlreiche Hilfsmittel zur Situationserkennung zu integrieren, um die Arbeitsbelastung des Piloten zu reduzieren und die Sicherheit zu erhöhen. Der AW249 soll über eine offene Architektur verfügen, die die Integration von Missionssystemen verschiedener Anbieter in die Bordavionik erleichtert.

Der AW249 soll mit elektrooptischen Gegenmaßnahmen und anderen Selbstverteidigungssystemen wie dem DIRCM (Direct InfraRed Counter Measures) ELT\577 QUIRIS und dem Radarwarnempfänger ELT\162 ausgestattet werden.

Leonardo stellt in Aussicht, dass der Hubschrauber schwerer zu orten sein wird als sein Vorgänger und sowohl über einen verringerten Radarquerschnitt als auch über eine unterdrückte Infrarotsignatur verfügen soll.

Darüber hinaus soll die AW249 geringere Betriebskosten aufweisen als die A129, was der Hersteller durch den Einsatz neuerer Technologie und Designverbesserungen erreichbar will – aber auch durch Gleichteile und gemeinsame Baugruppen mit den Mehrzweckhubschraubern AW139 und seiner Militärversion dem AW149.

Auf Anforderung des italienischen Verteidigungsministeriums wurde besonderer Wert auf den Einbau verschiedener bewährter Systeme gelegt: So kommen zB. die von OTO Melara (heute Teil von Leonardo S.P.a) in Lizenz produzierte 20-mm-Kinnkanone TM197B, das Toplite-Zielsystem und Panzerabwehrraketen der Spike-Lenkwaffenfamilie des israelischen Herstellers Rafael zum Einsatz;

gegen Bedrohungen aus der Luft die bewährte und weitverbreitete FIM-92 Stinger-Rakete.

Eine Waffenauswahl, die besonders im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen aber auch Interoperabilität mit anderen europäischen oder NATO-Streitkräften von Vorteil sein dürfte.

Entwicklungsstand Bearbeiten

Im Januar 2017 vergab die italienische Armee einen Auftrag im Wert von 487 Millionen Euro (515 Millionen US-Dollar) an Leonardo S.p.A. für die Entwicklung eines Nachfolgers des bewährten Kampfhubschraubers Agusta A129 Mangusta.[2]

Auf der Dubai Airshow im November 2017 gab Leonardo an, aktiv nach Partnern für eine Zusammenarbeit beim AW249-Projekt zu suchen; ein spekulierter Kandidat war die staatliche Turkish Aerospace Industries, die separat ihren eigenen Nachfolger des von Mangusta abgeleiteten TAI T129 Atak-Hubschraubers entwickelt, der als TAI T929 Atak 2 bezeichnet wird.[3] Im Juli 2018 unterzeichneten Leonardo und die Polish Armaments Group eine Absichtserklärung über die Zusammenarbeit bei der Lieferung des AW249 für das polnische Kruk-Kampfhubschrauberprogramm und spekulierten über die Nutzung ihrer Tochtergesellschaft PZL-Świdnik für die lokale Produktion von Teilen des Drehflüglers.[4] Die Zusammenarbeit könnte mehrere Aspekte des AW249 umfassen, darunter die Entwicklung, Herstellung und den Lebenszyklus-Support.

Zum Zeitpunkt dieses Eintrages (Juli 2023) existieren 5 Prototypen, die im Flug getestet und an denen die Systemintegration durchgeführt und erprobt wird.

Aufgrund des durch Ukrainekrieges und die damit verbundene Abgabe von Mil Mi24 Hubschraubern an die Ukraine sieht das polnische Verteidigungsministerium inzwischen die zeitnahe Beschaffung von Kampfhubschraubern AH1 Viper oder AH64 Apache aus amerikanischer Fertigung vor.

Die Beschaffung / weitere Unterstützung der AW249 durch Polen erscheint daher zur Zeit unklar.

Technische Daten Bearbeiten

  • Besatzung: 2
  • Zuladung: >1,800 kg
  • Maximales Abfluggewicht (MTOW): 7,500–8,000 kg (16,535–17,637 lb)
  • Triebwerke: 2 × Gasturbinen General Electric CT7-8E6, mit einer Leistung von jeweils 1,900 kW (2,500 WPS)

Flugleistungen:

  • Reisegeschwindigkeit: 259 km/h (140 kn)
  • Dienstgipfelhöhe: 6,100 m (20,000 ft)
  • Die Flugdauer wird mit drei Stunden angegeben.

Typische Bewaffnung Bearbeiten

 
20-mm-Maschinenkanone M197
  • eine 3-läufige 20-mm-Gatlingkanone vom Typ TM-197B in einem schwenkbaren Kinnturm am unteren Rumpf vor dem Cockpit
  • Panzerabwehrrakete: Spike
  • Luft-Luft-Raketen: FIM-92 an den Spitzen der Stummelflügel
  • 4 Waffenpylone für Panzerabwehrlenkwaffen, Zusatztanks, umgelenkte 70mm Raketen, oder sonstiges Zubehör unter den Stummelflügeln[5]

Literatur Bearbeiten

  • Leonardo AW249. In: AIR International, April 2021, S. 50–51

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. The New AW249 Attack Helicopter Flies For The First Time. In: theaviationist.com. Abgerufen am 23. Januar 2023 (englisch).
  2. Dominic Perry: Italy presses ahead with AW129 attack helicopter replacement. In: FlightGlobal.com. 16. Januar 2017, abgerufen am 22. Februar 2023 (englisch).
  3. Dominic Perry: Additional nations could join with Italy for new attack helicopter. In: FlightGlobal.com. 15. November 2017, abgerufen am 22. Februar 2023 (englisch).
  4. Jaroslaw Adamowski: With $414M helicopter deal inked, Leonardo preps for another sale to Poland. In: DefenseNews.com. 4. September 2019, abgerufen am 22. Februar 2023 (englisch).
  5. Włoski śmigłowiec szturmowy nowej generacji AH-249 [ANALIZA]. In: Defence24. Archiviert vom Original am 18. November 2017; abgerufen am 22. Februar 2023 (polnisch).