Der Landkreis Krefeld, bis 1872 Kreis Krefeld, war bis 1929 ein Landkreis im Regierungsbezirk Düsseldorf der preußischen Rheinprovinz. Sitz des Kreises war Krefeld, auch nachdem die Stadt 1872 aus dem Kreis ausgegliedert wurde und einen eigenen Stadtkreis bildete. Im Jahre 1925 hatte der Landkreis Krefeld 46.722 Einwohner.[1]

Verwaltungsgeschichte Bearbeiten

Der Kreis Krefeld wurde 1816 im Wesentlichen aus dem Gebiet der in der Franzosenzeit eingerichteten Kantone Uerdingen und Krefeld gebildet. Dabei bestand der Canton Uerdingen aus den Bürgermeistereien Bockum, Fischeln, Friemersheim, Langst, Lank, Linn, Osterath, Strümp, Süchteln, Uerdingen und der Canton Crefeld aus Crefeld, Neersen, Süchteln, Willich und einem Teil des Cantons Neersen.[2]

Die Bürgermeisterei Süchteln wechselte 1818 in den Kreis Kempen. Die Bürgermeisterei Neersen wurde 1819 in den Kreis Gladbach umgegliedert; gleichzeitig wechselte die Bürgermeisterei Klein-Kempen aus dem Kreis Gladbach in den Kreis Krefeld.[3] Sie wurde 1840 in Bürgermeisterei Anrath umbenannt. Die Bürgermeistereien Langst und Strümp wurden 1842 in die Bürgermeisterei Lank eingegliedert.[4] Durch die Gemeindeordnung für die Rheinprovinz erhielten 1845 alle Orte, die einen eigenen Haushalt führten, den Status einer Gemeinde.[5] Krefeld und Uerdingen, die beiden Städte des Kreises, unterlagen seit 1856 der Rheinischen Städteordnung. Der Kreis war danach wie folgt gegliedert:[6]

Bürgermeisterei Städte und Gemeinden
Anrath Anrath
Friemersheim Bliersheim, Friemersheim, Hohenbudberg-Kaldenhausen, Rumeln
Bockum Bockum, Oppum, Rath-Vennikel, Verberg
Krefeld Krefeld (Stadt)
Linn Linn
Fischeln Fischeln
Uerdingen Uerdingen (Stadt)
Lank Gellep-Stratum, Ilverich, Langst-Kierst, Lank, Latum, Nierst, Ossum-Bösinghoven, Strümp
Osterath Osterath
Willich Willich

In der Folgezeit kam es zu folgenden Änderungen der Verwaltungsgliederung:

  • Die Bürgermeisterei Friemersheim wurde 1857 an den Kreis Moers abgegeben.[7]
  • Die Stadt Krefeld schied 1872 aus dem Kreis aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Der Kreis hieß seitdem Landkreis Krefeld.
  • Die Gemeinde Rath-Vennikel wurde 1886 in Traar umbenannt.[8]
  • Linn wurde am 3. August 1901 in die Stadt Krefeld eingemeindet.
  • Bockum und Verberg wurden 1902 zur Gemeinde Bockum-Verberg zusammengeschlossen.
  • Bockum-Verberg und Oppum wurden am 15. Oktober 1907 in die Stadt Krefeld eingemeindet. Gleichzeitig wurde die Gemeinde Traar zu einer eigenen Bürgermeisterei erhoben.[9]
  • Lank und Latum wurden am 1. April 1910 zur Gemeinde Lank-Latum zusammengeschlossen.
  • Hohenbudberg, Teil der Gemeinde Hohenbudberg-Kaldenhausen im Kreis Moers, wurde 1927 in die Stadt Uerdingen eingegliedert.

Mit dem Gesetz über die kommunale Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebiets vom 1. August 1929 wurde der Landkreis Krefeld aufgelöst. Fischeln, Gellep-Stratum, Traar und ein Teil Benrads wurden in die Stadt Krefeld eingegliedert. Der südliche Teil von Kaldenhausen (Hagschinkel) wurde in die Stadt Uerdingen eingegliedert. Zeitgleich wurden die beiden Städte zum gemeinsamen Stadtkreis und Stadt Krefeld-Uerdingen am Rhein vereinigt. Alle übrigen Gemeinden kamen zum neuen Kreis Kempen-Krefeld.

Die Bezeichnung Kreis Krefeld existiert heute noch in einigen Sportligen.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Anmerkung: Die Gemeinden sind nicht alphabetisch angeordnet, sondern nach der Zugehörigkeit zu den damaligen Bürgermeistereien und den heutigen Kommunen; außerdem nach Ausscheiden aus dem Kreis, je früher eine Gemeinde den Kreis verlassen hat, desto weiter oben steht sie.

Gemeinde Bürgermeisterei (1857) heute zur Stadt 1815/16 1832 1867 1885 1895 1910
Bliersheim Friemersheim Duisburg 187 157 1 1 1 1
Friemersheim Friemersheim Duisburg 471 492 1 1 1 1
Hohenbudberg-Kaldenhausen Friemersheim Duisburg 631 717 1 1 1 1
Rumeln Friemersheim Duisburg 501 535 1 1 1 1
Krefeld Krefeld Krefeld 13.1992 19.0402 53.945 1 1 1
Linn Linn Krefeld 874 956 1.292 1.449 1.760 1
Bockum Bockum Krefeld 708 904 1.907 2.826 4.802 1
Oppum Bockum Krefeld 332 422 623 1.064 2.065 1
Verberg Bockum Krefeld 404 553 794 862 917 1
Rath-Vennickel / Traar3 Bockum Krefeld 901 1.064 1.487 1.593 1.645 2.010
Fischeln Fischeln Krefeld 1.200 1.493 3.980 6.072 6.509 9.017
Uerdingen Uerdingen Krefeld 1.9064 2.2184 3.116 3.923 5.238 9.757
Gellep-Stratum Lank Krefeld 375 427 511 529 595 856
Ilverich Lank Meerbusch 257 275 369 341 308 300
Langst-Kierst Lank Meerbusch 353 366 353 343 343 372
Lank Lank Meerbusch 550 709 778 795 809 2.3615
Latum Lank Meerbusch 587 753 736 757 784
Nierst Lank Meerbusch 291 328 379 344 326 367
Ossum-Bösinghoven Lank Meerbusch 290 378 503 465 438 609
Strümp Lank Meerbusch 426 481 499 514 519 655
Osterath Osterath Meerbusch 1.217 1.480 2.104 2.418 2.620 3.756
Anrath6 Anrath Willich 1.788 2.056 3.695 4.071 3.420 4.970
Willich Willich Willich 2.253 2.382 4.275 5.426 5.345 6.485
Summe 29.701 38.186 81.346 33.792 38.443 41.515

1: gehört nicht mehr zum Kreis Krefeld
2: Bürgermeisterei Krefeld. Stadt Krefeld: 1815/16 9.839 Ew., 1832 15.015 Ew.
3: bis 1886 Rath-Vennickel; 1815/16 Rath 352 Ew., Vennickel 549 Ew.; 1832 Rath 393 Ew., Vennickel 671 Ew.
4: Bürgermeisterei Uerdingen. Stadt Uerdingen: 1815/16 1.844 Ew., 1832 2.146 Ew.
5: Gemeinde Lank-Latum
6: bis 1840 Kleinkempen genannt

Geographie Bearbeiten

Der Kreis Krefeld lag am linken Rheinufer. Er grenzte um 1900 im Norden an den Kreis Moers, im Osten an den Landkreis Düsseldorf, im Süden an den Landkreis Neuss, im Südwesten an den Landkreis Gladbach und im Westen an den Kreis Kempen. Innerhalb der Kreisgrenzen lag der Stadtkreis Krefeld. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zu den Städten Krefeld, Duisburg, Willich (Kreis Viersen) und Meerbusch (Kreis Neuss).

Die nachfolgende Tabelle gibt den Flächeninhalt der Bürgermeistereien des Kreises im Jahre 1867 an.

Bürgermeisterei Fläche
Anrath 753,93 ha
Bockum 3544,24 ha
Fischeln 1601,34 ha
Krefeld (Stadt) 2074,41 ha
Lank 4458,66 ha
Linn 701,18 ha
Osterath 1207,59 ha
Willich 3692,94 ha
Uerdingen (Stadt) 562,06 ha
Gesamt 18596,35 ha

Landräte Bearbeiten

 
Landrat Karl Limbourg

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Michael Rademacher: /krefeld. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  2. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf 1816, S. 13
  3. territorial.de: Kreis Krefeld
  4. GenWiki: Amt Lank
  5. Gemeindeordnung für die Rheinprovinz 1845, §1
  6. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1885
  7. Amtsblatt der Regierung Düsseldorf 1857
  8. Amtsblatt der Regierung Düsseldorf 1886
  9. krefeld-traar.de