Lüdendorf

Straße in Treuenbrietzen, Brandenburg

Lüdendorf ist ein bewohnter Gemeindeteil der Stadt Treuenbrietzen im Landkreis Potsdam-Mittelmark im Land Brandenburg.[1]

Lüdendorf
Koordinaten: 52° 2′ N, 12° 52′ OKoordinaten: 52° 2′ 21″ N, 12° 51′ 56″ O
Höhe: 100–110 m ü. NHN
Eingemeindung: 1974
Eingemeindet nach: Treuenbrietzen
Ortsansicht
Ortsansicht

Geografische Lage Bearbeiten

Lüdendorf liegt rund 6,3 km südlich der historischen Altstadt von Treuenbrietzen. Westlich liegt der Treuenbrietzener Ortsteil Dietersdorf, südwestlich der weitere Ortsteil Feldheim mit seinem Gemeindeteil Schwabeck sowie südlich mit Danna ein Ortsteil der Gemeinde Niedergörsdorf. Im Südosten liegt mit Lindow ein weiterer Ortsteil der Gemeinde, gefolgt von Frohnsdorf, wiederum ein Ortsteil von Treuenbrietzen. Die Wohnbebauung konzentriert sich um den historischen Ortskern; die umgebenden Flächen sind überwiegend bewaldet.

Geschichte Bearbeiten

14. bis 18. Jahrhundert Bearbeiten

Im Jahr 1335 erschien ein Tyle de lud(er)stop in Treuenbrietzen; das Gassendorf wurde im Jahr 1466 als dorfstete czu Ludersdorff erstmals urkundlich erwähnt. Es gehörte vor(?) 1466 bis nach 1652 der Familie von Seelen, wurde 1466 allerdings bereits als wüste Dorfstätte bezeichnet. Dort entstand Ende des 16. Jahrhunderts eine Schäferei, die 1683 ebenfalls wüst gefallen war. Sie erschien als Die Marck liedensdorf, schefferey liedelsdorf in den Akten. Die Gemarkung war mittlerweile vor 1668 von der Familie von Bindauf übernommen worden, die sie bis 1729 hielten. In dieser Zeit wurde das Dorf als Alte Seele, wüste Schefferey bezeichnet (1683) – in Anlehnung an die letzten Besitzer Seele. Um 1728 entstand erneut(?) ein Vorwerk. Im Jahr 1729 ging das Dorf an die Familie von Kötteritz, die es bis 1751 hielten. Anschließend ging Lüdendorf an die aus Franken stammende und mit Amtsfunktionen in Potsdam ausgestattete Familie von Buchholtz, Gutsbesitzer in Rietz. In einer Akte wurde berichtet, dass im Jahr 1777 keine anderen als die nötigen Wohn- und Wirtschaftsgebäude vorhanden waren.

19. Jahrhundert Bearbeiten

Die Familie von Buchholtz setzte sich in den Jahren 1802/1810 für eine Wiederbelebung der Ortschaft ein. Sie warben 14 Kossäten und sieben Häusler an, um Arbeitskräfte für das Vorwerk zu gewinnen. In dieser Zeit entstand auch eine Windmühle (1808). Lüdendorf entwickelte sich zu einem kleinen Dorf mit 24 Wohnhäusern (1834). Die Bezeichnung änderte sich im Jahr 1841 zu Lüdendorf oder alte Seele. Ein Jahr später kam es zu einem Rezess über die Umwandlung der Ackerflächen, die von den Kossäten in Lüdendorf bearbeitet wurden. Damit sollte der zuvor gezahlte Naturalfruchtzehnt in eine Geldrente umgewandelt werden.[2] Im Jahr 1843 kam es zu einem weiteren Rezess zwischen dem Rittergutsbesitzer Rietz, dem Vorwerk und den Kossäten und Häuslern, mit dem Streitigkeiten um gegenseitige Hütungsdienstbarkeiten beigelegt werden sollten.[3] Dorf und Kolonie bestanden im Jahr 1858 aus einem öffentlichen, 27 Wohn- und 68 Wirtschaftsgebäuden. Sie war in Summe 2982 Morgen (Mg) groß. Davon entfielen 1262 Mg auf Acker, 1100 Mg auf Weide, 600 Mg auf Wald und 20 Mg auf die Gehöfte. In den Jahren 1862 bis 1863 kam es zu einem Prozess des Rittergutsbesitzers von Buchholz gegen den Kossäten Christian Friedrich aus Lüdersdorf.[4] Im Jahr 1872 bestanden Dorf, Kolonie und Gemeindebezirk mit dem Wohnplatz Gut sowie das Gutshaus mit dem Gutsbezirk. Bei einem weiteren Rezeß wurden Forstentschädigungsrenten behandelt, die sich aus dem Rittergut ergaben.[5] 1879 war das Rittergut Lüdendorf nicht mehr kreistagsfähig, dem Besitzer stand somit kein Sitz im Kreistag zu, so die Nachweisung im erstmals publizierten General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer der Provinz Brandenburg. Die Gesamtgröße betrug 564 ha, davon waren 203 ha Forsten. Des Weiteren gehörte eine Brennerei zum Gut.[6]

20. Jahrhundert Bearbeiten

Zur Jahrhundertwende gab es im 163 Hektar großen Dorf 33 Häuser sowie im 589 Hektar großen Gutsbezirk das Gutshaus. Bis mindestens 1901 gehörte das Gut der Familie des Hans von Buchholtz (1834–1901) und seiner Ehefrau Elisabeth Siecke, die aus Berlin stammte und 1912 in Leutzsch bei Leipzig starb. Die Nachfahren konnten Lüdendorf nicht mehr betreiben, der Sohn Günther von Buchholtz wurde Domänenpächter in Schlesien, der Sohn Erik von Buchholtz war Oberregierungsrat und Landeskulturwart i. R. im westfälischen Minden.[7][8] Spätestens 1906/1907 war dann bereits der Staatsfiskus Eigentümer des in einem Forstgut umgewandelten Besitzes Lüdendorf, mit 589 ha, mit einem Anteil vom Rittergut Rietz, hinzu 79 ha, geworden. Betreut wurde das Gut durch den Kgl. Förster Redetzki, als Verwalter.[9] Im Jahr 1928 wurden alle Teile südöstlich der Chaussee Treuenbrietzen-Wittenberg mit der Gemeinde Lüdendorf vereint. Die umfasste die Jagen 138 bis 185. Der verbleibende Rest in Form des Chausseekörpers der Chaussee Treuenbrietzen-Wittenberg sowie die Jagen 213 bis 219 kamen zur Gemeinde Rietz. Bis 1931 war Lüdendorf, mittlerweile Landgemeinde, auf 33 Wohnhäuser mit 35 Haushaltungen angewachsen. Nach dem Tod des Pfarrer und Schriftstellers Gotthilf Schnee kam es ab dem Jahr 1936 zu einer Zwangsversteigerung seines Grundstücks in Lüdendorf.[10] Im Jahr 1939 gab es vier land- und forstwirtschaftliche Betriebe mit 20 bis 100 Hektar, 14 Betriebe zwischen 10 und 20 Hektar, sechs zwischen 5 und 10 Hektar sowie drei Betriebe zwischen 0,5 und 5 Hektar.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten sieben Einwohner insgesamt 11,09 Hektar (aus Lüdendorf?). Im Jahr 1958 gründete sich eine LPG vom Typ I mit 13 Mitgliedern und 57,98 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Sie wuchs bis 1960 auf 49 Mitglieder und 227 Hektar Fläche an und ging 1973 in eine LPG Typ III über. Sie bestand im genannten Jahr neben der Revierförsterei Rietz-Lüdendorf. Ein Jahr später wurde Lüdendorf ein Ortsteil der Stadt Treuenbrietzen.

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Einwohnerentwicklung in Lüdendorf von 1817 bis 1971
Jahr 1817 1837 1858 1871 1885 1895 1905 1925 1939 1946 1964 1971
Einwohner 91 128 145 131 und 16 (Gut) 173 und 18 139 und 10 148 und 6 134 137 173 114 103

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Stallgebäude in der Dorfstraße 35
  • Das Stallgebäude in der Dorfstraße 35 steht unter Denkmalschutz.
  • Das Gutshaus wurde vermutlich Anfang/ Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Es diente nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Flüchtlingsunterkunft, später als Dorfkonsum. Das Haus gelangte 2008 in Privatbesitz, wurde saniert und wird seit dieser Zeit zu Wohnzwecken genutzt.
  • Ein 34 km langer Wanderweg führt an zahlreichen Findlingen entlang.

Wirtschaft und Verkehr Bearbeiten

  • Im Ort gibt es eine Tierpension, ein Bekleidungsgeschäft, einen Handel mit Kfz-Teilen sowie ein Gasthaus.
  • Nach Nordosten besteht eine Verbindung zur Bundesstraße 102 sowie über Schwabeck eine Verbindung zur Bundesstraße 2. Die Buslinie 549 verbindet den Ort mit Treuenbrietzen und Pechüle.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lüdendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

  • Peter R. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil V: Zauch-Belzig. Erstauflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1992. Nachdruck: Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2011, S. 240–241. ISBN 978-3-941919-82-2.
  • Stadt Treuenbrietzen (Hrsg.): Lüdendorf, Infotafel am Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr, August 2021.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stadt Treuenbrietzen, in: Dienstleistungsportal des Landes Brandenburg, Stand 29. August 2021.
  2. 24 Zauch-Belzig 694; Lüdendorf: Rezeß über die Umwandlung des von den Ackerländereien der Kossäten in Lüdendorf an die Pfarre in Haseloff zu entrichtenden Naturalfruchtzehnts in eine Geldrente; 1842.07.08 (Akte), Bestand des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (ff. BLHA genannt), Stand 29. August 2021.
  3. 24 Zauch-Belzig 692; Lüdendorf: Rezeß über die Aufhebung der zwischen dem Rittergut Rietz, dem Vorwerk und den Kossäten und Häuslern in Lüdendorf gegenseitigen Hütungsservitute; 1843.11.24 (Akte), Bestand des BLHA, Stand 29. August 2021.
  4. 5D Treuenbrietzen 30; Prozess des Rittergutsbesitzers von Buchholz zu Rietz gegen den Kossäten Christian Friedrich zu Lüdendorf wegen eines Grenzstreites zu Lüdendorf; 1862–1863 (Akte), Bestand des BLHA, Stand 29. August 2021.
  5. 24 Zauch-Belzig 693; Lüdendorf: Rezeß über die Ablösung der auf dem Rittergut Lüdendorf für die Grundbesitzer in Rietz haftenden Forstentschädigungsrenten; 1879.04.30 (Akte), Bestand des BLHA, Stand 29. August 2021.
  6. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 232–233, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1930. in: "Der Gotha". 22. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1929, S. 110–112.
  8. Güter-Adreßbuch der Provinz Brandenburg. 1907. Verzeichnis sämtlicher Güter mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche, etc. Handbuch der Königlichen Behörden der Provinz. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. in: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band VII, 1. Auflage, Band Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Zauch-Belzig, Selbstverlag Paul Niekammer, Stettin 1907, S. 118 f.
  9. Ernst Seyfert: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1914. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts, Handbuch der Königlichen Behörden. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. in: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band VII, 2. Auflage, Band Regierungsbezirk Potsdam. Kreis Zauch-Belzig, Reichenbach`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S. 202 f.
  10. 5E AG Trbr 99; Zwangsversteigerung des dem Kunstmaler Gotthilf Schnee gehörenden Grundstücks in Lüdendorf (Grundbuch Lüdendorf Band 1 Blatt 28); 1936–1943 (Akte), Bestand des BLHA, Stand 29. August 2021.
  11. Margarete von Bucholtz (1862–1947), in: Sächsische Biografie, Hrsg. Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, Stand 2. Februar 2024.
  12. Margarete von Bucholtz (Psdn. Margarete von Buch), Literaturport, Hrsg. Literarisches Colloquiums Berlin e.V., Ld. h. m. kl. Fehler behaftet. Stand 2. Februar 2024.
  13. Sie ist die Tochter des Gutsbesitzers Hans von Buchholtz-Lüdendorf und der Elisabeth Siecke. 1930 war Sie wohnhaft in Leipzig, Seum(e)straße 41.
  14. Ihre gleichnamige Nichte Margarete von Bucholtz, geb. Oct. 11, 1924 (Liebsen), Nachfahrin der Lüdendorfer Gutsbesitzer, war eine erfolgreiche Sportlerin, u. a. Deutsche Meisterin im Hochsprung, angetreten für den Verein Stuttgarter Kickers, Hrsg. Athletics Podium. Stand 2020. Vgl. Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 1951.