Kriterium für vollständige Unimodularität

Kriterium für die vollständige Unimodularität ganzzahliger Matrizen

In der Kombinatorischen Optimierung, einem der Teilgebiete der Kombinatorik, findet man einige Kriterien für die vollständige Unimodularität ganzzahliger Matrizen. Ein besonders nützliches dieser Kriterien geht auf eine Arbeit des französischen Mathematikers Alain Ghouila-Houri aus dem Jahre 1962 zurück.[1]

Kriterium Bearbeiten

Das Kriterium lässt sich angeben wie folgt:[2]

Eine Matrix   ist genau dann vollständig unimodular, wenn es für jede Teilmenge   eine Zerlegung
 
gibt derart, dass für jeden Index   die Beziehung
 
erfüllt ist.

Korollar Bearbeiten

Das Kriterium von Ghouila-Houri lässt sich umsetzen in ein Kriterium für bipartite Graphen:[3]

Die Inzidenzmatrix   eines endlichen ungerichteten Graphen   ist vollständig unimodular genau dann, wenn   bipartit ist.

Weiteres Kriterium Bearbeiten

Ein anderes wichtiges Kriterium für die vollständige Unimodularität ganzzahliger Matrizen – welches auch zum Beweis des Kriteriums von Ghouila-Houri herangezogen werden kann[1] – hatten schon A.J. Hoffman und J.B. Kruskal im Jahre 1956 geliefert. Darin wird die vollständige Unimodularität ganzzahliger Matrizen in Verbindung gebracht mit Ganzzahligkeitseigenschaften der zugehörigen Polyeder. Im Einzelnen gilt nämlich der folgende Satz:[4][5]

Eine Matrix   ist genau dann vollständig unimodular, wenn für jeden Vektor   sämtliche Eckpunkte des zu   gehörigen Polytops   ganzzahlige Koordinaten haben.

Anmerkungen Bearbeiten

  • Eine Matrix   heißt vollständig unimodular oder auch total unimodular, englisch totally unimodular, falls jede Unterdeterminante (und damit auch jedes Element) von   gleich 0 oder gleich 1 oder gleich −1 ist.[1].[4]

Literatur Bearbeiten

  • Martin Aigner: Diskrete Mathematik (= Vieweg Studium: Aufbaukurs Mathematik). 6., korrigierte Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2006, ISBN 978-3-8348-0084-8.
  • Alain Ghouila-Houri: Caractérisation des graphes non orientés dont on peut orienter les arětes de manière à obtenir le graphe d'une relation d'ordre. In: Comptes Rendus Hebdomadaires des Séances de l'Académie des Sciences. Band 254, 1962, S. 1370–1371 (MR0172275).
  • A. J. Hoffman , J. B. Kruskal: Integral boundary points of convex polyhedra In: Linear Inequalities and Related Systems. In: Annals of Mathematics Studies. Band 38, 1956, S. 223–246 (MR0085148).
  • Bernhard Korte, Jens Vygen: Kombinatorische Optimierung: Theorie und Algorithmen. 3. Auflage. Springer Spektrum, Berlin 2018, ISBN 978-3-662-57690-8, S. 122 ff.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Bernhard Korte, Jens Vygen: Kombinatorische Optimierung. 2018, S. 122 ff.
  2. Korte/Vygen, op. cit., S. 124
  3. Korte/Vygen, op. cit., S. 125
  4. a b Martin Aigner: Diskrete Mathematik. 2006, S. 319
  5. Korte/Vygen, op. cit., S. 122