Kid Icarus (Computerspiel)

Computerspiel

Kid Icarus (japanisch 光神話 パルテナの鏡 Hikari Shinwa: Parutena no Kagami) ist ein Computerspiel des Unternehmens Nintendo aus dem Jahr 1986. Es ist das erste Spiel der Kid-Icarus-Reihe und erschien ursprünglich für das Famicom Disk System (FDS) in Japan. In anderen Teilen der Welt wurde das Spiel für das Nintendo Entertainment System (NES) veröffentlicht. Die FDS-Version bietet Speicherstände, die für das NES enthält stattdessen ein Speicherpasswort-System. Später erschien eine Umsetzung für den Game Boy Advance, emulierte Versionen für die Virtual Console der Wii und Wii U sowie für das Nintendo Classic Mini: Nintendo Entertainment System, sowie eine überarbeitete Portierung für den Nintendo 3DS.

Kid Icarus
Entwickler Nintendo R&D1
Tose
Publisher Nintendo
Veröffentlichung Famicom Disk System:
JapanJapan 19. Dezember 1986[1]
Nintendo Entertainment System:
Nordamerika Mai oder Juli 1987
Europa 15. Februar 1988[2]
Plattform Famicom Disk System, Nintendo Entertainment System, Nintendo 3DS
Genre Actionspiel, Jump ’n’ Run
Spielmodus Einzelspieler
Steuerung NES-Controller
Medium Diskette, Modul, digitale Distribution
Sprache Japanisch, Englisch
Altersfreigabe
USK
USK ab 0 freigegeben
USK ab 0 freigegeben
PEGI
PEGI ab 7 Jahren empfohlen
PEGI ab 7 Jahren empfohlen

Handlung Bearbeiten

Kid Icarus spielt in der Fantasy­welt Angel-Land, die an die griechische Mythologie angelehnt ist.[3] Die Hintergrundgeschichte erzählt von einer Zeit, als Menschen und Götter in Harmonie miteinander lebten und als Angel-Land von zwei Göttinnen beherrscht wurde: der Göttin des Lichtes Palutena und der Göttin der Finsternis Medusa. Während Palutena die Menschen mit Licht beglückte und ihnen so half, ihr Saatgut zu kultivieren, verachtete Medusa die Sterblichen und nutzte ihre Finsternis dazu, die Ernten der Menschen zu vernichten und diese aus Spaß mit ihrem magischen Blick zu versteinern. Rasend vor Wut verwandelte Palutena mit Hilfe ihrer göttlichen Kräfte Medusa in ein schreckliches Ungeheuer und verbannte sie auf ewig in die finstersten Tiefen der Unterwelt.

Medusa wollte nicht in ihrem Exil verharren. Sie scharte eine Armee von Monstern und bösen Geistern aus der Unterwelt um sich, um Rache an Palutena zu nehmen. Sie machte sich auf zum Palast am Himmel und ein Krieg zwischen ihrer Armee und den Wächtern Palutenas brach aus. Palutenas Wächter wurden geradezu überrumpelt und die Göttin des Lichtes wurde gefangen genommen. Medusa entwendete mit den drei heiligen Schätzen, dem Spiegelschild, den Lichtpfeilen und den Flügel des Pegasus, die drei mächtigsten Relikte der Welt aus dem Palast und vertraute sie ihren stärksten Untertanen an.

Besiegt und eingesperrt gibt es nur eine Hoffnung für Palutena: den Engel Pit, einen jungen Bewohner Angel-Lands, der Hauptmann ihrer Palastgarde und ihr loyalster Diener ist. Pit wurde von Medusa in den Tiefen der Unterwelt eingekerkert. Mit ihrer letzten Kraft schickt Palutena ihm einen magischen Bogen. Damit kann Pit sich aus seinem Verlies befreien, aus der Unterwelt flüchten, durch die Menschenwelt reisen, zum Himmel emporsteigen und dabei die drei heiligen Schätze zurückerlangen. Mit seiner durch die Schätze neu erlangte Kraft fällt Pit in den Palast am Himmel ein und besiegt Medusa. Er befreit Palutena und bringt Angel-Land den Frieden zurück.

Spielprinzip Bearbeiten

Kid Icarus’ Spielweise ist vergleichbar mit der von Metroid, da beide Spiele die gleiche Spiel-Engine nutzen. Das Spiel besitzt Elemente aus mehreren Spielen seiner Zeit, in etwa Super Mario Bros., The Legend of Zelda und Metroid. In der Nintendo-Power-Ausgabe 204 wird über Pit geschrieben, dass er folgendes kann: „Jump like Mario, collect items like Link, and shoot enemies like in Metroid“ (Springen wie Mario, Gegenstände Sammeln wie Link und Schießen wie in Metroid). Zudem gibt es eine Welt, die wie ein Arcade-Shooter aufgebaut ist. Zusätzlich kann man eine Sekundärwaffe haben: den Hammer. Dieser erlaubt es, versteinerte Soldaten Palutenas wieder zu befreien. Diese helfen dann im Kampf gegen die Endgegner aus. Herzen, die man durch das Besiegen von Gegnern gewinnen kann, kann man in Geschäften und auf dem Schwarzmarkt für Gegenstände ausgeben, die im weiteren Verlauf hilfreich sein können. Durch Training mit Zeus kann man stärker werden und mächtige Gegenstände gewinnen. Pit kann nicht fliegen, da seine Flügel im Kerker verkümmert sind. Nur die Flügel des Pegasus lassen ihn fliegen.

Entwicklungs- und Veröffentlichungsgeschichte Bearbeiten

Kid Icarus wurde von der internen Entwicklungsabteilung Nintendo Research & Development 1 in Zusammenarbeit mit dem Auftragsentwickler Tose produziert.[4][5] Gunpei Yokoi fungierte als Produzent, Satoru Okada übernahm die Regie und Toru Osawa entwickelte das Spielkonzept. Die Musik wurde von Hirokazu Tanaka komponiert.[6][5] Kid Icarus lag dieselbe Spiel-Engine wie Metroid zugrunde, die sowohl seitlichen als auch senkrechten Bildlauf ermöglichte. Beide Spiele hatten ein Passwortsystem, wodurch man die Spiele nicht auf einmal durchspielen musste. Metroid wurde jedoch erfolgreicher als Kid Icarus und entwickelte sich daraufhin zu einer der bekanntesten Marken von Nintendo, während Kid Icarus trotz großen Erfolges vorläufig nur eine Fortsetzung namens Kid Icarus: Von Mythen und Monstern für Nintendos tragbaren Game Boy erhielt; 2012 erschien Kid Icarus: Uprising.[7]

Für das Forschungsprojekt Our Mythical Childhood … The Reception of Classical Antiquity in Children‘s and Young Adults‘ Culture in Response to Regional and Global Challenges der Universität Warschau untersuchte Nanci Santos die Einflüsse der griechischen Mythologie auf Kid Icarus. Der Held des Spiels Pit ähnele dem griechisch-mythologischen Heroen Perseus, der in den Sagen der Bibliotheke des Apollodor die Gorgone Medusa tötet. Der Name Palutenas sei ein Verweis auf die Göttin Pallas Athena, die Perseus dazu anleitet, Medusa zu enthaupten, und ihm dazu einen ehernen Spiegelschild überlässt.[8] Der Übersetzer Clyde Mandelin merkte an, dass zur Herkunft des Namens von Palutena unter anderem neben Pallas Athena auch auf deren Parthenon-Tempel und das griechische Wort παρθένα parthéna „Jungfrau“ verwiesen wird.[9]

Im Mai 2011 veröffentlichte das unabhängige Entwicklungsstudio Flip Industries "Super Kid Icarus",[10] ein inoffizielles Fanspiel im SNES-Stil.[11]

Rezeption Bearbeiten

Bewertungen
PublikationWertung
Power Play7/10

Das deutschsprachige Spielemagazin Power Play hob die hohe Komplexität des Spiels hervor. Redakteur Martin Gaksch lobte das Spielprinzip als „einleuchtend und logisch“, wenn auch wenig abwechslungsreich. Er kritisierte fernerhin die leicht monotone Grafik.[12]

Anmerkungen Bearbeiten

 
Der japanische Titel lautet übersetzt etwa „Lichtmythos: Palutenas Spiegel“ und benutzt für den Namen der Göttin Palutena bisweilen auch die lateinischen Buchstabierungen „Palthena“ und „Paltena“.[13][14]


 
Zum Teil auch aus dem Englischen direkt ins Deutsche übernommen als Angel Land und im Nachfolger mit Engel-Land übersetzt.[15][16]


 
Zum genauen Zeitpunkt der Veröffentlichung in Nordamerika gibt es widersprüchliche Quellen. Laut Markenregistrierung erschien das Spiel dort am 30. Mai 1987, laut einer Liste von Nintendo of America erst Juli 1987.[17][18]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 光神話 パルテナの鏡. In: ゲームサウンドミュージアム~ファミコン編~. Nr. 13. MegaHouse, 28. April 2004, SDEX-0022, Booklet-Innenseite.
  2. Bergsala: Swedish NES release list. In: Nesworld. Abgerufen am 10. Juli 2020.
  3. Nicolle Lamerichs: Productive Fandom: Intermediality and Affective Reception in Fan Cultures. Amsterdam University Press, 2018, ISBN 978-90-8964-938-6, WCS & Comic Markets 2012: Pilgrimage to Japan, S. 191, doi:10.5117/9789089649386.
  4. Ian Ferguson, Pat Contri: Ultimate Nintendo: Guide to the NES Library (1985–1995). Hrsg.: Pat Contri. 2016, ISBN 978-0-9973283-0-1, Kid Icarus, S. 171 (archive.org).
  5. a b やればやるほどディスクシステムインタビュー【前編】. In: Nintendo Dream. Nr. 118. Mainichi Communications, 6. August 2004, S. 96–103 (japanisch). ([1][2][3][4][5][6][7][8])
  6. Alexei Barros: Kid Icarus: O anjo da Nintendo que caiu do céu. In: Old!Gamer. Nr. 10. Editora Europa, São Paulo August 2012, S. 32 (portugiesisch, archive.org).
  7. Niels Uphaus: Test zu Kid Icarus - Nintendo Entertainment System, Wii, Wii U. In: ntower. 28. Juli 2013, abgerufen am 27. März 2019.
  8. Nanci Santos: Entry on: Kid Icarus (Series). In: Our Mythical Childhood Survey. Universität Warschau, 2018, abgerufen am 7. Juli 2020.
  9. Clyde Mandelin: How Palutena’s Name Works in Japanese and English. In: Legends of Localization. 12. Juni 2014, abgerufen am 5. Juli 2020.
  10. Flip Industries: Super Kid Icarus. Mai 2011, abgerufen am 25. März 2016 (englisch).
  11. Tom Goulter: Fan-made Super Kid Icarus imagines Pit on SNES. In: GamesRadar. 23. Juni 2012, archiviert vom Original am 19. Oktober 2013; abgerufen am 3. Dezember 2012 (englisch).
  12. Martin Gaksch: Kid Icarus. In: Power Play. Nr. 1, 1988, S. 100 (kultpower.de).
  13. 収録内容. In: ファミコン 20thアニバーサリー オリジナル・サウンド・トラックス VOL.1. Scitron Digital Contents, 7. Januar 2004, SCDC-00317, S. 1, Booklet.
  14. 光神話 パルテナの鏡. In: ゲームサウンドミュージアム~ファミコン編~. Nr. 13. MegaHouse, 28. April 2004, SDEX-0022, Booklet-Titelblatt.
  15. Super Smash Bros. Brawl. Nintendo, 27. Juni 2008, Trophäen-Übersicht: Palutena (434/544): „Göttin von Angel Land.“
  16. Die Geschichte von Kid Icarus. In: Kid Icarus: Von Mythen und Monstern Spielanleitung. Nintendo, Mai 1992, S. 3 (gameboyland.de [PDF]).
  17. Mary Coyle: Reg. No. 1,494,364. United States Patent and Trademark Office, 28. Juni 1988 (uspto.gov).
  18. NES Games. Nintendo, archiviert vom Original am 3. Februar 2004; abgerufen am 10. Juli 2020.