Kevin Carter

südafrikanischer Fotojournalist

Kevin Carter (* 13. September 1960 in Johannesburg; † 27. Juli 1994 ebenda) war ein südafrikanischer Fotojournalist. Er war Mitglied des Bang-Bang Club.

Kevin Carter

Seine bekannteste Arbeit ist das im März 1993 entstandene Foto The vulture and the little girl, das ein halb verhungertes, kleines sudanesisches Kind zeigt, hinter dem ein Kappengeier steht.

Das Foto des hungernden Kindes

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Umstände zu seiner Entstehung laut Carter

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Als Carter die Situation fotografierte, setzte sich ein Geier in die Nähe des Kindes, das Carter für ein Mädchen hielt. Nach eigenen Angaben wartete Carter, um ein besseres Foto zu bekommen, etwa 20 Minuten darauf, dass der Geier seine Flügel ausbreite. Als dies aber nicht geschah, verjagte er den Vogel, um das Kind zu schützen. Laut Carter hatte sich das Kind soweit erholt, dass es seinen Weg habe fortsetzen können.

Abweichende Schilderung der Umstände

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Der portugiesische Fotojournalist João Silva begleitete Carter in den Sudan. In einem Interview mit dem japanischen Journalisten und Autor Akio Fujiwara – veröffentlicht in Fujiwaras Buch The Boy who Became a Postcard (Ehagaki ni Sareta Shōnen) – schildert Silva die Umstände des prämierten Fotos anders.[1]

Laut Silva wurden Carter und Silva von Mitarbeitern der Vereinten Nationen im Rahmen der „Operation Lifeline Sudan“ eingeflogen. Am 11. März 1993 landeten sie im südlichen Sudan. Die UN sagte ihnen, man werde in 30 Minuten wieder abfliegen, nachdem die mitgebrachten Lebensmittel verteilt worden seien. Die Fotografen begaben sich auf Motivsuche. Die UN-Mitarbeiter begannen, das Getreide zu verteilen, und die Frauen des Dorfes kamen aus ihren Holzhütten zum Flugzeug. Silva machte sich auf die Suche nach Guerilla-Kämpfern, Carter blieb in der Nähe des Flugzeugs.

Laut Silva war Carter schockiert, da er zum ersten Mal konkret mit einer Hungersnot konfrontiert war. Carter machte also viele Bilder von verhungernden Kindern. Auch Silva begann, Kinder am Boden zu fotografieren, die aussahen, als würden sie weinen. Diese Bilder wurden nicht veröffentlicht. Die Eltern waren damit beschäftigt, die Lebensmittel vom Flugzeug entgegenzunehmen, und ließen ihre Kinder nur kurz allein, während ihnen die Nahrung ausgehändigt wurde. Zu diesen Kindern gehörte auch das Kind auf Carters Foto, hinter dem anschließend ein Geier landete. Um die beiden besser im Bild zu haben, näherte sich Carter sehr vorsichtig, um den Geier nicht zu verscheuchen, und machte ein Foto aus zehn Metern Entfernung. Er drückte noch mehrmals ab, dann flog der Geier weg.

Ein Sudanese gab Jahre später an, dass das fotografierte Kind sein Sohn Kong Nyong gewesen sei. Dieser habe die Hungersnot überlebt, sei aber einige Jahre vor der Aussage seines Vaters verstorben.

Reaktionen

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Das Bild ging, nachdem es zuerst in der New York Times veröffentlicht worden war, um die ganze Welt. Carter gewann daraufhin 1994 den Pulitzer-Preis. Nach Veröffentlichung und Auszeichnung des Fotos wurde Carter vorgeworfen, er habe die Situation für seinen eigenen Ruhm als Fotograf ausgenutzt.

Nach den kritischen Bewertungen zu seinem Foto wandte er sich vom Fotojournalismus ab, um als Naturfotograf zu arbeiten. Nur zwei Monate nach der Pulitzerpreisauszeichnung beging Kevin Carter durch eine Kohlenstoffmonoxidvergiftung in seinem Wagen, den er in der Nähe seines Elternhauses abgestellt hatte, Suizid. Er hinterließ eine siebenjährige Tochter.

Aus seinem Abschiedsbrief:

“I’m really, really sorry, … The pain of life overrides the joy to the point that joy does not exist. … [I’m] depressed … without phone … money for rent … money for child support … money for debts … money!!! … I am haunted by the vivid memories of killings & corpses & anger & pain … of starving or wounded children, of trigger-happy madmen, often police, of killer executioners … I have gone to join Ken* if I am that lucky.”

„Es tut mir sehr, sehr leid, … Der Schmerz des Lebens übersteigt die Freude in einem Maße, dass keine Freude mehr existiert. … [Bin] deprimiert … ohne Telefon … Geld für Miete … Geld für Unterhaltszahlungen … Geld für Schulden … Geld!!! … Mir gehen die lebhaften Erinnerungen nach, an Morde und Leichen und Wut und Schmerz, … an verhungernde und verwundete Kinder, an schießwütige Irre – oft Polizisten –, an Exekutierer von Killern … Ich bin gegangen, um — wenn ich Glück habe — bei Ken* zu sein.“

Kevin Carter: The Life and Death of Kevin Carter (Memento vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive) Time Magazine US Edition, 12. September 1994

* Ken Oosterbroek, ein befreundeter Fotojournalist, der am 18. April 1994 (zwei Tage nach der Bekanntgabe des Pulitzerpreises) bei Unruhen in Thokoza bei Johannesburg erschossen wurde.

Die Manic Street Preachers nahmen 1996 auf ihrem Album Everything Must Go ein Lied über Kevin Carter auf. Das Konzeptalbum Poets and Madmen von Savatage baut ebenfalls auf der Tragik Kevin Carters auf. Die im Booklet erzählte fiktive Geschichte von Jugendlichen, die den totgeglaubten Carter in einer verlassenen psychiatrischen Anstalt auffinden, nimmt ausdrücklich Bezug auf das Foto.

2004 drehte Dan Krauss einen Dokumentar-Kurzfilm mit dem Titel The Death of Kevin Carter: Casualty of the Bang Bang Club, der 2006 für den Oscar nominiert wurde.

Der chilenische Künstler Alfredo Jaar schuf 2006 die Installation The Sound of Silence, die in Form einer Videoprojektion das Leben und den Tod Kevin Carters darstellt.

In Steven Silvers Spielfilm The Bang Bang Club aus dem Jahre 2010 übernahm der Schauspieler Taylor Kitsch die Rolle des Kevin Carter.

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Einzelnachweise

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  1. The boy who became a postcard. buletinpillar.org (indonesisch), abgerufen am 1. Juni 2019