Kathrine Switzer

US-amerikanische Pionierin des Marathonlaufs für Frauen

Kathrine Switzer (Kathrine Virginia „Kathy“ Switzer; * 5. Januar 1947 in Amberg, Oberpfalz, Freistaat Bayern, damals Amerikanische Besatzungszone) ist eine US-amerikanische Pionierin des Marathonlaufs für Frauen, die heute als Buchautorin und Fernsehkommentatorin aktiv ist.

Kathy Switzer


Kathrine Switzer beim Berlin-Marathon 2011

Nation Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Geburtstag 5. Januar 1947 (77 Jahre)
Geburtsort AmbergDeutschland
Karriere
Bestleistung 2:51:37 h (Marathon)
Status aktiv
letzte Änderung: 5. Oktober 2018

Werdegang Bearbeiten

Als Tochter eines Majors der United States Army kam sie in Deutschland zur Welt. 1949 kehrte die Familie in die USA zurück.

Boston-Marathon 1967 Bearbeiten

Mit zwölf Jahren begann sie damit, jeden Tag eine Meile zu laufen, um als Hockey-Spielerin leistungsfähiger zu werden. Als Journalistik-Studentin an der Syracuse University trainierte sie mit dem männlichen Leichtathletik-Team. Sie erklärte dem Betreuer des Crosslauf-Teams Arnie Briggs, der selbst bereits 15-mal am Boston-Marathon teilgenommen hatte, dass sie bei diesem Rennen 1967 starten wolle. Zu dieser Zeit waren Frauen offiziell nur zu Wettkämpfen bis 800 m zugelassen. Da sie sich als „K. V. Switzer“ zusammen mit Briggs und Switzers Freund und späteren ersten Ehemann, dem Hammerwerfer Tom Miller, anmeldete, schöpfte niemand in der Organisation des Rennens Verdacht. Sie lief mit der Nummer 261.
Nach einigen Meilen entdeckte der Renndirektor Jock Semple am 19. April 1967 bei der 71. Auflage des Langstreckenklassikers in Boston, dass eine Frau eine offizielle Startnummer trug, und versuchte, Switzer die Nummer abzureißen. Jedoch kam Miller seiner Freundin zu Hilfe und stieß Semple zur Seite, sodass Switzer das Rennen fortsetzen konnte und nach vier Stunden und 20 Minuten das Ziel erreichte. Die Rangelei hatte sich direkt vor dem Pressebus abgespielt, so gingen die Fotos von diesem Vorfall um die Welt und lösten heftige Diskussionen um den Frauensport aus.[1][2][3][4] Switzer wurde zwar zwei Tage nach dem Lauf aus der Amateur Athletic Union ausgeschlossen, lief aber weiter inoffiziell Rennen.

Beim Boston-Marathon 1970 wurde sie Fünfte und 1971 Dritte.

1972 wurden dann erstmals Frauen offiziell in Boston zugelassen und Switzer wurde Dritte in 3:29:51 h. Im selben Jahr rief sie mit Fred Lebow, dem Begründer des New-York-City-Marathons, den Crazylegs Mini Marathon (heute New York Mini 10K) ins Leben, den ersten Straßenlauf nur für Frauen.

1973 wurde sie Vierte in Boston, Zweite beim New-York-City-Marathon und gewann den Maryland-Marathon.

Siegerin New-York-City-Marathon 1974 Bearbeiten

1974 wurde sie Fünfte in Boston und siegte sowohl in New York City als auch in Maryland. 1975 wurde sie Zweite in Boston mit ihrer persönlichen Bestzeit von 2:51:37 h und Siebte in New York City.

1977 überzeugte sie die Kosmetikfirma Avon mit dem Konzept einer internationalen Frauenlaufserie. Der von 1978 bis 1984 jährlich ausgetragene Avon-Marathon trug wesentlich dazu bei, dass der Frauenmarathon 1984 Teil der Olympischen Spiele wurde, wofür Switzer geworben hatte, seit sie 1972 als Journalistin bei den Olympischen Spielen von München akkreditiert war. 1987 heiratete sie zum dritten Mal, den neuseeländischen Literaturprofessor und Läufer Roger Robinson. Neben ihrer Tätigkeit als Lauforganisatorin wirkt sie als Buchautorin und Fernsehkommentatorin.

Anlässlich der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung ihrer Autobiografie lief sie 2011 beim Berlin-Marathon zum 39. Mal einen Wettkampf über die 42,195-km-Distanz.[5][6][7] Mit einer Zeit von 4:36:32 h belegte sie den 56. Platz in der Altersklasse W60.

Boston-Marathon 2017 Bearbeiten

50 Jahre nach ihrem Marathon-Debüt ging Switzer als 70-Jährige am 17. April 2017 erneut beim Boston Marathon an den Start und sie absolvierte die Strecke in 4:44:31 h.[8] Sie hatte vom Veranstalter die gleiche Startnummer bekommen wie 1967, die Nummer 261, welche seitdem nicht mehr vergeben wird.

„Über das Jubiläum bin ich total begeistert. 50 Jahre später machen Frauen fast die Hälfte des Feldes in Boston aus.“

Kathrine Switzer[9][10]

Veröffentlichungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Adelheid Schmidt-Thomé: Kathrine Switzer. In: dies.: Ich war die Erste. Bayerische Pionierinnen im Porträt. Allitera Verlag, München 2022, ISBN 978-3-96233-307-2, S. 112f.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Startnummer 261 – die verbotene Frau (17. April 2017)
  2. Heiko Oldörp: Kathrine Switzer: Die Marathon-Pionierin im Interview. In: Runner’s World. 15. April 2007
  3. Friedhard Teuffel: Das Recht zu laufen. In: Der Tagesspiegel. 11. Mai 2007
  4. Susanne Decker: Wissensfrage: Welche Frau überlistete das Organisationskomitee des Boston Marathons? In: Planet Wissen. 1. Juni 2009
  5. Michaela Widder: Pionierin läuft mit ihren «Enkelinnen». In: Mitteldeutsche Zeitung. 23. September 2011
  6. Ursula Thomas-Stein: In Freiheit laufen. In: Der Tagesspiegel. 23. September 2011
  7. K. Bühler: Marathon-Pionierin Kathrine Switzer: „Ich wollte zeigen, dass Frauen das schaffen“. 14. Januar 2020
  8. Offizielle Resultate. Abgerufen am 23. Juni 2017 (englisch).
  9. Frauen beim Marathon: Es begann mit einem Straßenkampf, Der Tagesspiegel am 18. April 2017, abgerufen am 19. April 2017
  10. Marathon-Pionierin läuft Topzeit mit 70 Jahren, Die Welt am 18. April 2017, abgerufen am 19. April 2017