Julius Wimmer

deutscher Bildhauer und Zeichner

Julius Wimmer (* 17. November 1932 in Düsseldorf-Urdenbach; † 9. März 2021 ebenda) war ein deutscher Bildhauer und Zeichner. Seine Skulpturen aus Stahl stehen in Düsseldorf und Hilden.

Leben und Wirken Bearbeiten

Julius Wimmer wurde am 17. November 1932 in Düsseldorf-Urdenbach geboren. Aus dem Holz der Urdenbacher Kämpe hat er bereits als 13-Jähriger einen filigranen Indianerkopf mit einem angeschliffenen Schraubenzieher geschnitzt.

Als Kind wurde er während des Zweiten Weltkrieges für drei Jahre zusammen mit den Geschwistern und mit ihrer Mutter in Erweiterte Kinderlandverschickung in Thüringen untergebracht.

Wieder zurück im Rheinland musste seine Mutter die Familie alleine durchbringen. Sein Vater war im Krieg gefallen. Daher gab es keinen „Platz für die Kunst oder Geld für ein Studium“.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Julius Wimmer bei den WEWAG-Wotanwerken (Westdeutsche Werkzeugmaschinen GmbH, in Düsseldorf-Holthausen) als Maschinenschlosser und Schweißer ausgebildet. Dort arbeitete er danach über 40 Jahre als Maschinenschlosser, Messwerkzeug-Revisor und Elektroschweißer.[2]

Schon während seiner Lehre begann er, sich mit Kunst und Kunstgeschichte zu befassen. Wimmer erinnerte sich: „Zu Weihnachten mussten die Lehrlinge ein Werkstück für eine Ausstellung anfertigen. Seinen Rauchtisch hatte er aufwendig mit einem kunstvollen Relief verziert.“ Mit diesem Blickfang entdeckte der Chef der WEWAG-Wotanwerke die künstlerische Gabe seines Lehrlings und vermittelte seinen Azubi zu Lehrstunden bei einem Bildhauer in Lohausen.[1]

In den Bildhauern Hans Sievers und Jupp Rübsam fand Wimmer Förderer und Lehrer. Parallel zu seiner Berufstätigkeit bildete er sich in den Jahren 1954–1956 an der Werkkunstschule Düsseldorf im Fach Aktzeichnen bei K. Weißenborn weiter. Er fertigte 56 Aktzeichnungen an. An der Werkkunstschule lernte er auch seine Frau, die Malerin Ruth Wimmer, kennen.

Julius Wimmer war Mitglied des Künstlervereins Malkasten, des Benrather Kulturkreises e.V. und des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V. (BBK-Düsseldorf), der die Berufsvertretung und zugleich Ausstellungsort für professionelle, bildende Künstlerinnen und Künstler in Düsseldorf ist.[3]

Als Wimmer 58 Jahre alt war, ging sein Arbeitgeber 1990 in Insolvenz. Erst ab dann konnte er sich vollständig auf sein künstlerisches Schaffen konzentrieren.[2]

Öffentliche und kirchliche Aufträge führten zu Arbeiten im öffentlichen Raum in Düsseldorf-Benrath, Düsseldorf-Urdenbach, Düsseldorf-Garath und in Hilden.

Werk Bearbeiten

Bei einem Kurs an der Werkkunstschule Düsseldorf schuf er 1955 den „meditierenden oder betenden Jüngling“, der mit seiner idealisierend abstrahierten Körperlichkeit erlöst aus dem Holzblock zu entschweben scheint.

Hierzu meinte er:[4]

„Die Natur zeigt uns, schaut man einmal genauer hin, auf wunderbarer Weise, wie sie aus dem scheinbaren Chaos Ordnung schafft und die interessantesten Formen und Konstruktionen hervorbringt. Insbesondere der Künstler kann ständig von ihr lernen. Für mich ist die Natur ein Lehrmeister, ein permanenter Anreger und Impulsgeber.“

Die Werke Wimmers bestehen aus den Facetten Zeichnungen, Holzplastiken, Stelen, Stahlarbeiten.

Während er seine ersten Arbeiten in Holz als Relief oder Stelen ausführte, kam später Stahl als Material seiner Skulpturen hinzu. Wie bei seinem Werk „Ikarus“ griff Wimmer auf die griechische Mythologie zurück. Zusätzlich schuf er häufig stilisierte Blütenformen. Er orientierte sich an der Natur, die er durch seine Werke überhöhen und in ihrer Ordnung darstellen wollte.[2][5]

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

Julius Wimmer blickte auf eine rege Ausstellungstätigkeit zurück, die im Jahr 1968 begann. Unter anderem präsentierte er sich und seine Arbeiten im Kunstpalast Düsseldorf, bei Gruppenausstellungen des BBK und des Malkastens Düsseldorf, in verschiedenen Galerien in Düsseldorf und Umgebung und bei zahlreichen Aktionen der „Kunstpunkte“. Er stellte zusammen mit seiner Frau Ruth Wimmer, der Malerin, mehrmals in der Orangerie Schloss Benrath (1994, 2000) aus.

Düsseldorf
Orangerie Schloss Benrath (1968, 1994, 2000)
Gemeinschaftsausstellung BBK (1976, 1983)
Jahresausstellung Düsseldorfer Künstler (1982)
Gruppenausstellung Malkasten (1975,1979, 1985)
Kunstpunkte Atelier An der Gänsestraße 27 (2017–2010)
Lohausen
Kunstwerkstatt alte Dorfschmiede (1995)
Hilden
Biennale Kleinplastik (1996)
Retrospektive, Gewerbepark Süd (2005)
Lünen
Galerie Rötger (1986)
Mönchengladbach
Galerie Augenblick (1985, 1987)
Musisches Zentrum (1991)
Rees
Rathaus (1997)

Bekannte Werke, zum Teil im öffentlichen Raum Bearbeiten

Foto Name Stadt-Stadtteil Standort
Lage
Datierung Beschreibung
 
Kleinplastiken Düsseldorf-Urdenbach Atelier: An der Gänsestraße 27

51° 8′ 46″ N, 6° 52′ 3,3″ O

Auferstehungs-Relief Düsseldorf-Urdenbach Herz-Jesu-Kirche

51° 8′ 59,9″ N, 6° 52′ 6,1″ O

 
Turmspringer Düsseldorf-Urdenbach Bürgerschützenverein, Drängenburger Str. 4

51° 8′ 42,9″ N, 6° 51′ 51,8″ O

1990 Am Bürgerschützenverein Düsseldorf-Urdenbach e.V. an der Drängenburger Straße 4 sitzt der Turmspringer im Garten. Erst wenn man das Bild um 180 Grad dreht, nimmt die Skulptur, die eines Turmspringers an.[6]
 
Ahornsamen Düsseldorf-Urdenbach Urdenbacher Allee 83 am Sana Krankenhaus

51° 9′ 6,3″ N, 6° 52′ 6,9″ O

1997 Die aufrechtstehenden Ahornsamen bestehen aus zwei aneinander gewachsene Blätter. Sie symbolisieren die Fruchtbarkeit des Lebens und gleichermaßen das Wiederentstehen von neuem Leben aus den Samen.

Das Werk ist aus vielen kleinen Edelstahlpartien zusammengesetzt. Die Schweißnähte betonen die Maserung des Samens.[7][8]

 
Blütenform Düsseldorf-Urdenbach Atelier, An der Gänsestraße 27

51° 8′ 46″ N, 6° 52′ 3,3″ O

2003
 
Stierkopf-Stele Düsseldorf-Urdenbach Grünfläche in Höhe der Robert-Hansen-Straße

51° 9′ 15,6″ N, 6° 52′ 9,2″ O

2017 Der Allgemeine Bürgerverein Urdenbach (ABVU) stellte den imposanten Stierkopf auf der Grünfläche in Höhe der Robert-Hansen-Straße auf.[1][9]
 
Phönix Düsseldorf-Benrath Sana Krankenhaus an der Urdenbacher Allee 83

51° 9′ 6,5″ N, 6° 52′ 16,1″ O

1988 Für den Feuervogel Phönix hat Wimmer die Flügel seiner Edelstahlskulptur als Flammen so gestaltet, dass sie nach oben zum Himmel schlagen.


 
Ikarus II Düsseldorf-Benrath vor dem S-Bahnhof an der Heubesstraße

51° 9′ 43,9″ N, 6° 52′ 39,8″ O

1994-11-25 Wie auch das mythologische Vorbild Ikarus drängt auch Wimmers 2,8 m hohe Ikarus Statue nach Freiheit. Die Ikarus-Figur stellt die menschliche Natur dar, durch Technik die Grenzen der menschlichen Natur zu überwinden. Der Standort vor dem Bahnhof in Düsseldorf-Benrath symbolisiert das Bedürfnis der Menschen reisen zu können.[3][10][11]
 
Eizelle Düsseldorf-Benrath/ Urdenbach Garten des Sana-Krankenhauses

51° 9′ 6,7″ N, 6° 52′ 17,6″ O

2000 Die Skulptur Eizelle ist im Park des Benrather Krankenhaus aufgestellt. Sie setzt sich mit dem Thema Geburt, Krankheit und Heilung auseinander. Im Zellkern weist die glatten Kugel zwei runde Ausschnitte auf. Für die äußere Membran schweißte Wimmer den Edelstahl aus vielen Einzelsegmenten mit Ringen zusammen.[12][13]
 
Blüte von Garath Düsseldorf-Garath Kurt-Schumacher-Straße

51° 8′ 35,3″ N, 6° 53′ 46,7″ O

1986 Aus acht Düsen strömt in dem Brunnen Wasser über die stilisierte Blüte mit ihren fünf Blütenblättern und dem Stempel. Die fünf Blütenblätter der 3 m hohen Skulptur sollen die zu Garath gehörenden fünf Stadtteile symbolisieren.[14][15]
Kerzenleuchter Düsseldorf-Garath Garather Kirche 1986
 
Blütenform Hilden Gerresheimer Straße 20, Weiterbildungszentrum Altes Helmholtz
51° 10′ 15,8″ N, 6° 55′ 47,9″ O
2004 Passend zum ehemaligen Helmholtz-Gymnasium und dem jetzigen „Kultur- und Weiterbildungszentrum (WBZ) Altes Helmholtz“ stellt die 2,5 m hohe Skulptur das Wachsen dar. Ursprünglich gehörten zu den Blütenblättern auch noch ein spitz zulaufender Blütenstab im Inneren dazu. Er wurde jedoch kurz nach dem Aufstellen gestohlen.[16]

Literatur Bearbeiten

  • Hildegard Tolkmitt: Julius Wimmer : Plastiken u. Zeichn., Orangerie Benrath, 4. – 26. April 1987. Hrsg.: Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf. Düsseldorf 1987, S. 1–23.
  • Kreismuseum Zons (Hrsg.): Julius Wimmer : Plastiken – Grafiken ; Kreismuseum Zons, 24.8. – 21.9.1984. Zons : Kreismuseum, Zons 1984, S. 1–20.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Sculptures by Julius Wimmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Beate Gostincar-Walther: Ein Leben für die Bildhauerei. In: Rheinische Post. 13. September 2017, abgerufen am 20. Februar 2024.
  2. a b c Beate Gostincar-Walther: Urdenbacher Künstler Julius Wimmer verstorben. In: Rheinische Post. 15. März 2021, abgerufen am 20. Februar 2024.
  3. a b Julius Wimmer, Informationen zum Künstler. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  4. Julius Wimmer, 2004
  5. Rheinbild.de: Zum Tod des Urdenbacher Künstlers Julius Wimmer. In: Video. 9. April 2021, abgerufen am 20. Februar 2024.
  6. Turmspringer (1990). In: d:kult online Objekte,. Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, abgerufen am 21. Februar 2024.
  7. Claudia Jansen: Ahornsamen (Julius Wimmer). Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 21. Februar 2024.
  8. Ahornsamen (1997). In: d:kult online Objekte,. Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, abgerufen am 21. Februar 2024.
  9. Julius Wimmers enthüllt Stier-Stele. In: Rheinische Post. 23. September 2017, abgerufen am 20. Februar 2024.
  10. Claudia Jansen: Ikarus (Julius Wimmer). Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 21. Februar 2024.
  11. Ikarus (1994). In: d:kult online Objekte,. Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, abgerufen am 21. Februar 2024.
  12. Claudia Jansen: Eizelle (Julius Wimmer). Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 21. Februar 2024.
  13. Eizelle (1988/2000). In: d:kult online Objekte,. Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, abgerufen am 21. Februar 2024.
  14. Claudia Jansen: Blüte von Garath (Julius Wimmer). Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 21. Februar 2024.
  15. Blüte vonGarath (1986). In: d:kult online Objekte,. Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, abgerufen am 21. Februar 2024.
  16. Julius Wimmer: „Blütenform“ In: ‚Stadt Hilden; Arbeitsgruppe Geoportal‘, abgerufen am 27. Oktober 2013.