Julius Erbslöh I.

deutscher Fabrikant und Kaufmann

Carl Julius Erbslöh I. (* 30. Januar 1814[Anmerkung 1] in Barmen, Rheinprovinz (heute Stadtteil von Wuppertal); † 2. Dezember 1880 ebenda) war ein deutscher Kaufmann, Fabrikant und Gründer des heute noch bestehenden Unternehmens Erbslöh-AG, das als eines der ersten in Deutschland – wenn nicht als erstes überhaupt –[1], die Verarbeitung des damals neuen Werkstoffes Aluminium im industriellen Maßstab aufnahm und später zu einem der bedeutendsten Hersteller von Aluminiumprofilen[1] aufstieg.

Portrait Carl Julius Erbslöh I. (Frederick Vezin, 1859–1933)
Portrait Carl Julius Erbslöh I.
Frederick Vezin, 1859–1933
Öl auf Leinwand
80 × 60 cm

Julius wurde 1814 als Sohn des Johann Arnold Erbslöh (1764–1834), einem Kaufmann für „holländische Waren, Pottasche und sonstige Winkelswaren“ und der Anna Maria Garnich (1780–1832)[2] geboren.

Ausbildung und Militär

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Julius Erbslöh besuchte in Barmen die Stadtschule und widmete sich dem Kaufmannsstande in Barmen und Hamburg. Nachdem er von 1833 bis 1834 als einjährig Freiwilliger bei der 2. Kompagnie des 16. Infanterie-Regiments in Düsseldorf gedient hatte, wurde er im Februar 1836 Landwehr-Offizier und war 1849 sechs Monate lang beim mobilen Landwehr-Bataillon Nr. 36 in Essen und 1850 Führer der von Elberfeld und Barmen kombinierten Kompagnie der Landwehr 2. Aufgebots.[3] In den Akten des Oberbürgermeisteramtes Barmen betreffend die Vorschläge und Ernennung der Landwehr-Offiziere steht in dem „Verzeichnis der sich zu Landwehr-Offizieren qualifizierenden Individuen“ am 16. Mai 1835:

„Erbslöhe, Julius, Kaufmann, Vice-Unteroffizier des 16. Infanterie-Regiments hat mehr wie 1000 Thaler Vermögen, Sprachkenntnisse französisch, Moralität sehr gut. Die Eltern sind todt.“

Kaufmann und Fabrikant

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C. Vedder: Wohnhaus und Fabrikationsgebäude der Familien Julius und August Erbslöh in Barmen-Wupperfeld (heute: Wuppertal), 1843
 
Stammwerk der Firma Julius und August Erbslöh an der Berliner Straße in Barmen-Wupperfeld, um 1900

Im Jahre 1838 wurde Julius Teilhaber an der Elberfelder Firma seines Bruders Peter Wilhelm Erbslöh, die sich nunmehr „Gebrüder Erbslöh“ nannte und ein Handelshaus für Manufakturwaren darstellte. In dieser Firma wirkte er bis 1871, nachdem er seinen Anteil an seine Neffen Ludwig Wilhelm und Carl Emil Erbslöh übergeben hatte.[4]

Weiterhin gründete Julius 1842 zusammen mit Carl Wolff eine Plättier-Fabrik in Barmen, die zwischenzeitlich als „Julius und August Erbslöh“ firmierte und heute noch als metallverarbeitende Erbslöh-AG in Neviges besteht. Sie kauften hierzu das Haus Schönenstraße 2, in dem früher eine Bandfabrik betrieben wurde. Das Haus hatte durch den dahinter fließenden Mühlengraben Wasserkraft und bestand aus einem großen Doppelhaus, das allein im ersten und zweiten Stock 24 Wohnräume hatte und in dessen einer Hälfte die Fabrikation betrieben wurde. Die andere Hälfte diente den Familien Julius und August Erbslöh lange als gemeinsame Wohnung.[5][6]

Rücksichtnahme und strenge Regeln, zum Beispiel in der Benutzung der verschiedenen Gartenplätze oder der gemeinsam gehaltenen Equipage, waren erforderlich. „Der Hof mit den Nebengebäuden, der Remise, dem Pferdestall, der Obstgarten, vor allem aber der Mühlgraben, der zwischen dem Haupthaus und dem Fabrikgebäude floss, waren ein idealer Abenteuerspielplatz für die Kinder. Kletterübungen am riesigen Wasserrad, das „Schützen“ der Stauvorrichtungen galten als Mut- und Kraftprobe. Freiwilliges und unfreiwilliges Bad in dem damals noch glasklaren Wasser war ein besonderer Spaß“[7]. Besonders prägend für den Werdegang von Julius’ Kindern, die zum Teil später mit der Leitung des Unternehmens betraut wurden, war die enge Verbindung von Haus und Fabrik nicht nur in räumlicher Hinsicht. Die Kinder nahmen selbstverständlich an den Festen und am Alltag der Arbeiter teil. Sie waren von klein auf in der Fabrik und in den Werkstätten zuhause. „Es war aber auch zu verführerisch, bald in der Schreinerei, bald in der Schmiede, bald in der Buchbinderei sich betätigen zu können und sich von den wohlwollenden Meistern zu mancherlei im späteren Leben nützlichen Handfertigkeiten anleiten zu lassen.“[8]

Zuletzt lebte nur noch Julius’ Witwe Adelheid in dem Hause, das später abgerissen wurde, um neuen Fabrikgebäuden Platz zu machen.

Ehrenämter, Mäzenatentum

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Von 1854 bis 1866 war Julius Erbslöh Mitglied des Gemeinderates und des städtischen Sparkassen-Vorstandes. Außerdem war er langjähriger Förderer und Repräsentant der lutherischen Gemeinde Barmen-Wupperfeld und diente derselben 1860/61 auch als Kirchmeister. Er war Mitglied der Kuratorien der Realschule, des Gymnasiums, der Filial-Töchterschule, Mitglied des Vorstandes der Oberbarmer Klein-Kinderschule und seit Gründung des Evangelischen Vereinshauses Vize-Präses des Verwaltungsrates.[9]

 
Adelheid Erbslöh, geb. Wesenfeld, 78-jährig

Am 1. September 1840[10] heiratete er die Schwester der Frau seines Bruders Peter Wilhelm, Adelheid Wesenfeld (20. Januar 1821 – 13. August 1904).[11] Sie war die Tochter des Apothekers und Fabrikanten Carl Ludwig Wesenfeld, der eine Schwefelsäure-Fabrik im sogenannten Clevertal in Oberbarmen am Ufer der Wupper betrieb, in der auch Friedrich Bayer, der Gründer der Bayer AG, lernte und die Stelle eines Direktors bekleidete.[12]

Carl Julius und Adelheid hinterließen neun Kinder, darunter den Eisenacher Kommerzienrat Albert Erbslöh und den Barmer Geheimen Kommerzienrat Julius Erbslöh II. Als Enkel traten der Maler Adolf Erbslöh, der Neurologe Friedrich Erbslöh, der Radarpionier Paul-Günther Erbslöh sowie der Unternehmer Siegfried Erbslöh in Erscheinung. Julius war auch mit dem Luftfahrtpionier Oskar Erbslöh, einem Großneffen, der bis zu dem Absturz mit seinem Luftschiff „Erbslöh“ die Firma „Gebrüder Erbslöh“ leitete, und der Familie des Unternehmers Hugo Schuchard verwandt.

Im 100. Geburtsjahr des Vaters und Großvaters Julius Erbslöh gründeten seine Nachkommen im Juni 1914 den heute noch bestehenden Familienverband Julius Erbslöh, der wiederum im Juni 2014 seinen 100. Geburtstag im Bergischen Land und in Wuppertal feierte.[13]

Quellen und Literatur

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  • Oberbürgermeisteramt Barmen: Akten betreffend die Vorschläge und Ernennung der Landwehr-Offiziere, Verzeichnis der sich zu Landwehr-Offizieren qualifizierenden Individuen, 16. Mai 1835.
  • Julius Erbslöh: Aufzeichnungen. Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Band XVI (1880), Barmen 1881, S. 243, Stadtbibliothek Wuppertal.
  • Gustav von Eynern: Nachrichten über die Familie Erbslöh, Buchdruckerei Lintz, Düsseldorf, 1905 (Stadtbibliothek Wuppertal, Signatur: BGV 2020.11.).
  • Ernst Walter Röhrig: Zur Geschichte der Familie Wesenfeld, 2 Bände, Barmen, 1929 (Stadtbibliothek Wuppertal Elberfeld).
  • Ewald Erbslöh: Erinnerungen an das alte Haus in Barmen-Wupperfeld. Feller & Steffen, Potsdam 1933. Nachdruck, Hannover 1982, und „Erbslöh-Archiv“, Familienverband Julius Erbslöh, Wuppertal.
  • Andreas Erbslöh: Familienverband Julius Erbslöh. Eine Zeitreise. Hannover 2014, ISBN 978-3-925658-22-8, S. 19–28.
  • Manfred Knauer: Julius & August Erbslöh. In: Hundert Jahre Aluminiumindustrie in Deutschland (1886–1986): Die Geschichte einer dynamischen Branche. De Gruyter Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-11-035127-9.
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Einzelnachweise

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  1. a b Knauer 2014, S. 50.
  2. Andreas Erbslöh 2014, S. 17
  3. Andreas Erbslöh 2014, S. 19
  4. von Eynern 1905, S. 39
  5. von Eynern 1905, S. 39
  6. Ewald Erbslöh 1933, S. 12
  7. Ewald Erbslöh 1933, S. 19
  8. Ewald Erbslöh 1933, S. 24
  9. von Eynern 1905, S. 39
  10. Ev. Pfarramt Wupperfeld, Heiratsregister Nr. 82/1840
  11. Ev. Pfarramt Wupperfeld, Taufregister Nr. 34/1821
  12. Röhrig 1929, Band I., S. 64
  13. Andreas Erbslöh 2014, S. 45

Anmerkungen

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  1. Das im Taufregister des Ev. Pfarramt Wupperfeld, Nr. 24/1818 wiedergegebene Geburtsdatum 2. Februar 1814 ist nach von Eynern falsch. Es handelt sich um das Taufdatum.