Johannes Klenkok

Theologe und Bekämpfer einiger Sätze des Sachsenspiegels

Johannes Klenkok, auch Klencke oder Clenke, (* um 1310 in Bücken bei Hoya; † 15. Juni 1374 in Avignon) war ein Theologe und Bekämpfer einiger Sätze des Sachsenspiegels.

Anfang einer Abschrift der Urfassung des Dekadikon von 1369

Leben Bearbeiten

Der Sohn des Burgmanns des Erzbischofs von Bremen in Thedinghausen[1] Heinrich Klenkok und seiner Gattin Margarete studierte ab etwa 1342 in Bologna kanonisches Recht. 1345 trat er in Herford in den Augustinerorden ein und absolvierte um 1346–51 in Prag seine theologische Ausbildung. Zwischen 1354 und 1356 hielt er in Oxford seine Sentenzenlesung und wurde dort am 5. August 1359 Magister der Theologie. Ab 1361 war er Studienregens seines Ordens in Erfurt und Magdeburg und ferner 1363–1368 Provinzial der sächsisch-thüringischen Ordensprovinz.[2]

Auf Veranlassung des Inquisitors Walter Kerlinger wandte er sich 1369 mit der Schrift Dekadikon gegen 10 Artikel des deutschen Rechtsbuchs Sachsenspiegel, weil sie nach seiner Ansicht die Rechte des Papstes beeinträchtigten bzw. die Anwendung unchristlicher Mittel zur Urteilsfindung vorsahen. Diese wollte Walter Kerlinger nach der Überlieferung an die Kurie weiterleiten, leitete sie jedoch an den Magdeburger Stadtrat weiter. Dieser war durch die Kritik an seinem Stadtrecht, einer Anlehnung an das Recht des Sachsenspiegels, aufgebracht. Der Rat sah dies als einen so wichtigen Vorfall an, dass er den aus 36 Mitglieder bestehenden dreifachen Rat und den Bürgerausschuss einberief. Dieser Rat der Stadt Magdeburg bestellte dann einige Mitglieder des Augustinerordens Klenkok ein und warf ihnen vor, dass einer ihrer Ordensgenossen:[3]

„auf die Zerstörung der Städte, Fürsten und Grafen des Sachsenlandes hinarbeite und ihnen Schmach und Schande antue“

Kullmann, Klenkok und die articuli reprobati, S. 14 zitiert nach Cohn, Der Kampf um den Sachsenspiegel

Der Rat der Stadt Magdeburg schickte weiterhin ein Schreiben an 400 Städte und Fürsten, die das Sachsensrecht anwandten und diffamierten Klenkok. So warfen sie dem Mönch vor, dass dieser in seiner Kritik vor allem von der im Sachsenspiegel vorgeschriebenen Erbunfähigkeit von Mönchen veranlasst wurde. Aber auch an Klenkok selbst erging ein Ratsschreiben, womit die Ratsherren zum Ausdruck brachten, dass sie über Klenkok erboster seien, als über den 1325 ermordeten Bischof Burchard.[3]

Nun reiste Klenkok weiter. Von Kullmann wird Klenkok dabei, da er in einem über die Mauer hinabgelassenen Korb die Stadt verlassen hatte, mit dem Apostel Paulus verglichen.[3] Klenkok reiste nach Halberstadt und überreichte das Werk, den Decadicon, auch dem Bischof von Halberstadt Albert von Rickmersdorf und dem Erfurter Rechtsgelehrten Herbord von Bischofsroda (Herbordus de Spangenberg). Bischof Albert ließ von den Augustinertheologen Rudolf Block und Jordan von Quedlinburg ein Gutachten einholen, das sich gegen Klenkos Vorgehen aussprach. (Diese erste Handschrift entdeckte Barthold Jacob Lintelo de Geer van Jutphaas in der Universitätsbibliothek Utrecht wieder.[4])

Nachdem der aufgebrachte Magdeburger Stadtrat ihn verbannt hatte, flüchtete er 1370 über Prag nach Olmütz, wo er die Freundschaft des dortigen Bischofs Johannes von Neumarkt genoss. Mit drei weiteren Schriften verteidigte er sich gegen die Magdeburger.

Im Mai 1371 nahm er am Generalkapitel seines Ordens in Florenz teil und begab sich dann an die Kurie in Avignon,[5] wo er seine letzten Lebensjahre als poenitentiarius papae verbrachte. Hier befasste er sich auch mit der Ketzerei des Reformpredigers Johannes Milicius.

1372 übermittelte er über seinen früheren Schüler Pierre de Vergne (Peter de Vernio; † 1403), der im Mai 1371 zum Kardinal von Santa Maria in Via Lata aufgestiegen war[6] eine erweiterte Liste von 21 errores an den Ende 1370 zum Papst erwählten Gregor XI. in Avignon. Am 8. April 1374 erließ der Papst die Bulle Salvator humani generis, mit der er 14 Sätze im Sachsenspiegel verurteilte. Diese 14 Sätze wurden als Articuli Reprobati bekannt. Ob diese Verurteilung jedoch aufgrund von Klenkoks Schriften geschehen ist, ist nicht bekannt, da die Bulle keinen Verweis auf Klenkok macht.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

  • Johannes Klenkok im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ernst Ludwig Rathlef: Geschichte der Grafschaften Hoya und Diepholz. Rump, 1767, S. 149 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Adolar ZumkellerJohannes Klenkok. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 440–442.
  3. a b c Hans Josef Kullmann: Klenkok und die articuli reprobati. 1969, S. 14–15.
  4. Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Zeitschrift. Germanistische Abteilung. 1.- Bd.; 1880-. Böhlau, 1880 (archive.org [abgerufen am 2. November 2022]).
  5. Digitale Bibliothek - Münchener Digitalisierungszentrum. In: daten.digitale-sammlungen.de. Abgerufen am 11. Januar 2015.
  6. Vergne, Pierre de. In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch), abgerufen am 29. November 2016.