Johann Abraham Schmierer

deutscher Komponist des Barock

Johann Abraham Schmierer (auch Schmirer, Schmicerer, Schmicorer, Schmikerer) (* 1661 in Augsburg; † 11. Juni 1719 ebenda)[1] war ein deutscher Komponist des Barock.

Leben und Werk Bearbeiten

Über seine Herkunft ist nichts bekannt. Schmierer war von 1673 bis 1680 „Diskantist“ (Chorknabe) im Augsburger Dom. Sodann studierte er mit einem Stipendium des Domkapitels zunächst an der Universität Dillingen Philosophie und sodann an der Universität Salzburg Rechtswissenschaft, wo er darin zum Doktor promoviert wurde. Eine Bewerbung um den Posten des Kapellmeisters am Dom von Augsburg blieb erfolglos. Später wurde er Direktor der Fuggerschen Stiftung in Augsburg.

Seine Bedeutung liegt in der Sammlung von insgesamt sechs Balletischen Parthyen (heute etwa mit „Tanz-Suiten“ zu bezeichnen), für Violine, Violette, Viola und Violone oder Cembalo, die unter dem Titel Zodiaci musici in XII Partitas balleticas, veluti sua Signa divisi Pars I 1698 in Augsburg erschienen. Ein zweiter Teil mit den „restlichen“ sechs Parthyen sollte 1710 erscheinen; davon ist weder etwas erhalten noch auch nur bekannt.

Als Autor wurde ein J. A. S. bezeichnet, es gab keinerlei Hinweise, wer sich hinter diesem Pseudonym verbarg (was auch damals ungewöhnlich war).

Bei der Neuherausgabe der Zodiaci in der Reihe Denkmäler deutscher Tonkunst (DDT) stellte der Herausgeber Ernst von Werra im Anschluss an Albert Göhler die These auf, hinter J.A.S. verberge sich Schmierer, was bis heute die allgemeine Auffassung sein dürfte. Ein (schon von v. Werra angesprochenes) Fragezeichen hieran hat Michael Robinson vergrößert, mit neuen Überlegungen gestützt und als möglichen Komponisten den Augsburger Domorganisten Johann Speth (von dem als einziges Werk Ars magna consoni et dissoni Augsburg 1693 bekannt und erhalten ist) benannt.[2] Wenn nicht unwahrscheinlicherweise neue Dokumente auftauchen, dürfte die Frage ungelöst bleiben, was auch kein Schaden ist, da beide „Kandidaten“ gleichermaßen praktisch unbekannt sind.

Die sechs Parthien gliedern sich in folgender Weise (Titel nach DDT):
I. in F-Dur: Ouverture – Entrée – Passacaille – Menuet – Ballet – Gique – Gavotte – Rondeau
II. in d-Moll: Ouverture – Allemande – Rondeau – Bourrée – Menuet – Gavotte – Gique – Plainte
III. in D-Dur: Ouverture – Entrée – Chaconne – Courante – Sarabande – Bourrée alternativement avec le Trio – Air
IV. in D-Dur: Ouverture – Allemande – Courante – Sarabande – Bourrée – Air – Ballet – Rondeau
V. in B-Dur. Ouverture – Allemande – Chaconne – Bourrée – Menuet – Gavotte – Gique – Rondeau
VI. in g-Moll: Ouverture – Entrée – Menuet – Bourrée – Melodie – Gavotte – Gique – Air.

Bedeutung Bearbeiten

Schmierer gehört wie Johann Sigismund Kusser, Johann Caspar Ferdinand Fischer, Agostino Steffani, Georg Muffat und Johann Fischer (der wie Schmierer aus Augsburg stammte) zu den sogenannten „Lullisten“, die Jean-Baptiste Lullys Kompositionsstil in Deutschland verbreiteten und populär machten; in dieser Reihe gehört er zwar zu den am wenigsten bekannten, er war trotzdem ein „fähiger Komponist“.[3]

Die Zodiaci sind darüber hinaus auch wichtig für die Geschichte der Suite in Deutschland,[4] weil sie – anders als manch andere – sorgfältig und übersichtlich angelegt sind. Jede Parthie beginnt mit einer Ouverture, es folgt immer eine Entrée oder eine Allemande. Dazwischen finden sich aber auch – für die Suite typisch – individuelle Abweichungen, zum Beispiel die Plainte oder die Melodie.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Im „New Grove“ gibt Adolf Layer die Personendaten wie hier wiedergegeben an; die MGG² (2005) folgt demgegenüber Layers älterem Artikel von 1963, der die Daten mit „* um 1660, † wohl nach 1700“ angibt.
  2. Robinson geht nicht auf die Frage ein, warum Speth, der Musiker von Beruf war und 1693 ein Werk in Druck gegeben hatte, sich hinter einem Pseudonym hätte verstecken sollen. Bei Schmierer, der „Verwaltungsbeamter“ und Doktor der Jurisprudenz war, leuchtet dies schon eher ein.
  3. Robertson S. 143
  4. Vgl. Robertson S. 143